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Wasser marsch!

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Väter und Mutter haben diese Erfahrung schon gemacht: Beim Babypopo reicht ein Wisch mit dem Tuchlein und der Hintern ist sauber. Das ändert sich allerdings im Laufe eines Lebens. Mit zunehmendem Alter wird Hygiene hier aufwendiger: Das viele Sitzen, Darmträgheit durch ballaststoffarme Ernährung, Bewegungsmangel und ungesunde Dauersitzungen auf der Toilette verwandeln die zarten Hinterteile der Jugend in furchig-zerkluftete Problemzonen. Auch wenn ein Dusch-WC natürlich optimierte Hygiene für alle verspricht: Die Kundschaft bewegt sich eher in der zweiten Lebenshälfte.

Frisches Wasser statt Papier

Es kommt noch dicker: Proktologen – die Mediziner des Hinterteils – gehen davon aus, dass ein Großteil der Mitteleuropäer irgendwann mit der Diagnose Hämorrhoiden konfrontiert wird, geschätzte 70 bis 80 Prozent. Abhängig vom individuellen Krankheitsbild kann der Stuhlgang zur Qual werden – mit Sicherheit wird die Reinigung des Rektums aber komplizierter. Wird hinzuaddiert, dass mit fortschreitendem Lebensalter die Wahrscheinlichkeit fur die Symptome ansteigt und die Beweglichkeit zunehmend eingeschränkt wird, dann lässt sich leicht eine Zielgruppe fur den Nutzen „Dusch-WC“ identifizieren. Sie ist absolut identisch mit all jenen, die als typische Kunden im professionellen SHK-Vertriebsweg kaufen: Alter jenseits der 40 Jahre, eigene Wohnung oder Immobilie, kaufkraftstärker als der Durchschnitt – und dabei, sich das Bad und das WC fur die zweite Lebenshälfte einzurichten.

In einigen asiatischen Märkten, ganz sicher aber in Japan, haben sich die Dusch-WCs durchgesetzt. In vielen Regionen der Erde wird zudem generell frisches Wasser dem Klopapier vorgezogen oder als Unterstützung gereicht. Doch während in Asien für Dusch-WCs Preise von mehreren Hundert Euro aufgerufen werden, können ähnliche Dusch-WCs in Mitteleuropa schon mal ein paar Tausend Euro kosten. Eine Befragung des SHK-Demoskopen „Querschiesser“ hat 2015 ergeben, dass der hohe Preis vom Handwerk als wesentliches Absatz-Hindernis gesehen wird.

In Sachen Ausstattung hat sich das Dusch-WC über die Jahre zur hygienischen Vielzweckwaffe entwickelt, viele Produkteigenschaften wurden aus den asiatischen Märkten ubernommen. Eine Sitzheizung mag in zugigen japanischen Toiletten gerechtfertigt sein. In einem deutschen Bad ist sie purer Luxus. Auch die Idee von der papierlosen Toilette hat die Praxis ad Absurdum gefuhrt: Der Warmlufttrockner, der die Hinterteile nach der Dusche abtrocknen soll, arbeitet vielen Benutzern zu langsam.

Offensichtlich will auch kaum jemand auf das Kontrollwischen mit WC-Papier verzichten. Hinzu kommen eine Fülle von Funktionen, die das Dusch-WC zu einem wertvollen Investitionsobjekt machen können: Viel Komfort zum folgerichtig auch komfortablen Preis.

Ein Schweizer hat’s erfunden

Nachdem es dem Schweizer Büromaschinenkonstrukteur Hans Maurer im Jahre 1956 nachts von einem Dusch-WC träumte, soll er beim Frühstück seiner Frau Lilly gesagt haben: „Wir fliegen bald zum Mond, aber wir tun es in dreckigen Unterhosen“. Das mit dem Mond wurde Wirklichkeit, die Antwort von Maurer auf die dreckigen Unterhosen, der Closomat, erwies sich in der Praxis als ähnlich ambitioniertes Projekt wie die Mondlandung: Rund 10 000 patentierte Dusch-WCs soll Maurer zwischen 1961 und 1976 vornehmlich in der Schweiz verkauft haben. In der Hochzeit um das Jahr 2000 hatte die Firma 60 Mitarbeiter und machte 21 Millionen Franken Umsatz, wie der Zürcher Tagesanzeiger zum Tode des 95-jährigen Hans Maurer im Jahr 2013 mitteilte. Nach Ablauf des Patentschutzes hatte es der Erfinder dann mit echten Größen zu tun: Geberit trat mit ansehnlichen Modellen in den Markt ein und in Japan tauchten Kopien des Closomaten auf, die den Markt dort eroberten.

Heute haben viele Keramik- und Sanitärhersteller Dusch-WCs im Angebot. Die Technik ist meist komplex, was nicht zuletzt an der Elektronik liegt. Der Grund mag in der Evolution des Ur-Dusch-WCs von Hans Maurer liegen: Wasser wurde in einem Tank erwärmt und Richtung Gesäß gepumpt. Und wenn schon mal Strom liegt – daraus wurden elektrische Trockner, automatisch öffnende WC-Sitze, Geruchsabsaugung bzw. Filterung, Fernbedienung. Und aus Japan kam noch die Sitzheizung. Wenn alle Fachwelt jetzt der Hausautomation das Wort redet, wird häufig vergessen, dass hier von verzahnten Systemen die Rede ist – und nicht von Einzellösungen. Denn gegen die macht sich mittlerweile eine gesunde Skepsis breit. Die Funkthermostate, die mit der geleerten Batterie auch ihren Speicher leeren, kennen viele. Sie erinnern an den Videorekorder mit jahrein jahraus blinkendem Zahlenband – der nach Stromausfall neu programmiert werden will. Fakt ist deshalb: Der Verbraucher erwartet, dass Einrichtungsgegenstände des Bades – also auch Dusch-WCs – so lange halten wie das Bad selbst. Doch die Elektronik hat ganz eigene Produktlebenszyklen, wie uns das Mobiltelefon lehrt.

Optik wie ein echtes WC

Doch zur Elektronik gibt es kaum eine Alternative: Während die Marktführer, allen voran Geberit und die Verfolger von Duravit oder Villeroy & Boch die Formensprache optimieren und daran arbeiten, dass das Produkt mehr und mehr aussieht wie ein echtes WC ohne Hightech-Anmutung, arbeiten von unten zahlreiche No-Name-Anbieter daran, den Preis zu demokratisieren. So sind im Internet Dusch-WCs schon ab 300 Euro erhältlich – Derivate von asiatischen Modellen mit vielen Tasten und Funktionen. Als markantes Qualitätsmerkmal für die Markenprodukte spricht noch immer die abgestimmte Keramik, die integrierte Technik und eine Lösung für verdeckt angebrachte Schläuche und Kabel. Aber es stellt sich schon die Frage, ob die No-Names auch diese Bastion über kurz oder lang erobern.

Es gibt Sonderwege, die sich im weitesten Sinne aus der europäischen Tradition der Reinigung mit Wasser ableiten lassen. In Finnland und auch in der Türkei bedient man sich frischen Wassers, um zusätzliche Hygiene mit wenig technischem Aufwand zu schaffen. Auf diese Idee satteln Hersteller wie zum Beispiel Tece auf: Statt Strom gibt es warmes Wasser aus der Leitung, statt Pumpe den Druck der Haus-Warmwasserversorgung und statt Hightech einen Thermostaten, den jeder Installateur seit 40 Jahren von der Dusche kennt. Ob nun Hightech oder Lowtech: In den vergangenen Jahren wurden viele Werbemillionen investiert, um diesen Markt zu wecken. Immer noch sind die Marktanteile überschaubar, sollen in Deutschland bei rund einem Prozent, in der Schweiz bei sieben Prozent liegen. Weil die Regel gilt, dass der Verbraucher nur aus eigener Erfahrung klug wird, hängen in vielen Ausstellungen und auch auf den Gäste-WCs des Groß- und Einzelhandels die Testmuster. So ein Produkt muss man selbstverständlich „besessen“ haben, um sich dafür zu begeistern. Probieren geht über Prospekte studieren.

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Von Aufsatz bis Taharet

Auf den nächsten Seiten stellt die SBZ aktuell verfügbare Dusch-WC-Modelle vor. Dabei wird zwischen mehreren Ausführungen unterschieden: Integrierte Dusch-WCs, Aufsätze mit passgenauer Keramik, universelle Aufsätze und Taharet-WCs.

  • Seite 22: Integrierte Dusch-WCs
  • Seite 26: Aufsätze + Keramik
  • Seite 30: universelle Aufsätze
  • Seite 34: Taharet-WCs

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Glossar zum Dusch-WC

  • WC-Deckel Softclose: Der WC-Deckel besitzt eine geräuschlose Absenkautomatik. Antippen genügt und der Deckel senkt sich gebremst ab.
  • Intensivfunktion: Die stärkste einstellbare Stufe der Dusch-Funktion.
  • Oszillierender Strahl: Vor- und Zurückbewegung des Duscharms und in der Folge Bewegung des Strahls.
  • Pulsierender Strahl: Auf- und Abschwellende Strahlstärke des Duschstrahls.
  • Duschkopfreinigung: Der Duscharm wird vor und nach jeder Benutzung mit Wasser umspült und dadurch gereinigt.
  • Geruchsabsaugung: Schlechte Gerüche werden abgesaugt und nach Außen geleitet.
  • Geruchsfilterung: Schlechte Gerüche werden durch einen Filter geleitet und an der Rück- oder Unterseite der Keramik zurück in den Raum geführt.
  • Funktion thermische Desinfektion: Das gesamte wasserführende System wird mehrere Minuten lang mit 70 Grad heißem Wasser durchgespült.
  • Funktion chemische Desinfektion: Hier wird eine chemische Lösung dem wasserführenden System zugeführt.

Autor

Arne Hettrich ist freiberuflicher Fachjournalist und Fotograf. Er arbeitet für das Pressebüro Bilder-und-Buchstaben und war u. a. viele Jahre Chefredakteur einer Technik-Fachzeitschrift für Hoteliers.www.fnoxx.de