Die Unheilsbringer vieler Klärwerke, nämlich MAP oder Magnesiumammoniumphosphat (Struvit) auf der einen Seite und Kalk im Wasser/Abwasser auf der anderen Seite machten auch der Anlage Winterhausen/Main erheblich zu schaffen. In Rohren, auf Pumpen und anderen wasserberührten Bauteilen wuchsen steinharte Krustationen auf. Sie ließen sich nur mit Hammer und Meißel entfernen. Seit Herbst 2013 dagegen haftet auf den Bauteilen, unter anderem auf den besonders neuralgischen Oberflächen der Bandpresse zur Entwässerung des Klärschlamms, nur noch eine relativ dünne Schicht aus lockeren Ablagerungen. Die lässt sich mit einem Hochdruckreiniger abspülen. An diesem Erfolg ist die elektromagnetische Klärschlammbehandlung mit dem Aqua-fair-Verfahren wesentlich beteiligt.
Strategie gegen MAP und Kalk
Das Klärwerk Winterhausen betreibt der „Zweckverband zur Abwasserbeseitigung im Raum Ochsenfurt“. Die Bandfilterpresse dort entwässert die eingedickte Lieferung aus den Faultürmen mit zwei sich keilförmig nähernden gelochten Siebbändern. Die quetschen das Wasser aus der zwischen ihnen liegenden Masse. Doch plagten die Maschine gleich zwei Attacken. Die erste resultierte aus der hohen Konzentration von Calcium und Magnesium in dem bis 40-grädigen (°dH) Trinkwasser der Region. Diese Härtebildner finden sich demzufolge auch im Abwasser wieder. Die zweite bestand in MAP.
Die Klärwerker in dem Betrieb nahe Würzburg gehen heute gegen die massiven Störungen mit zwei Maßnahmen vor: Erstens dosieren sie ein MAP-Flockungsmittel in den Rohschlamm, Struvit blüht jetzt nicht mehr in ursprünglicher Üppigkeit. Zweitens: Die Kalkablagerungen reduzieren sie erfolgreich mit induktiver elektromagnetischer Wasserbehandlung. Positive Erfahrungen mit der Technologie in Klärwerken in Holland hatten sie dazu ermutigt.
Die Theorie ist die: Unter den Wechselfeldern einer künstlich erzeugten Induktion bauen sich im Wasser/Abwasser Calciumcarbonat-Kristalle als Vehikel für Kalk und MAP auf, sogenannte Nanokristalle. Sie richten sich in Strömungsrichtung aus. Der Überschuss an der Kalk- und MAP-Fracht im Wasser/Abwasser krallt sich an diesen Keimen fest. Die unerwünschten Inhaltsstoffe verbacken nicht zu Krustationen auf Oberflächen, sie werden ausgeschwemmt.
So sieht die Installation aus
Im Betriebsgebäude in Winterhausen wickelten die Techniker um einen Abschnitt der Abwasserleitungen DN 100 sechs Spulenpaare. Die bauen das elektromagnetische Feld zur Bildung von Nanokernen im Klärschlamm auf. Fließgeschwindigkeit des Abwasserstroms ist 3 l/s. Die Spulen befinden sich auf einem eingepassten Edelstahlrohr im Netz. Das normale, „magnetische“ Eisen scheidet aus. Es würde das Magnetfeld abschirmen.
Der Erfolg am Main sieht so aus, dass es jetzt ausreicht, alle zwei Wochen mit 100 bar die allergischen Bauteile zu entkalken und zu „entstruviten“, statt mühselig alle paar Tage mit schweren Werkzeugen anrücken zu müssen. Könnte es nicht sein, dass die in Winterhausen eingeführte MAP-Vorfällung alleine für das gute Ergebnis sorgt? Der stellvertretende Betriebsleiter Bruno Schlarp verneint. „Wir hatten das Aqua-fair-Gerät für 14 Tage abgeschaltet. Schon nach einer Woche waren die harten Ablagerungen wieder da. Wir mussten aufwendig reinigen. Mit der Inbetriebnahme des Elektromagnetismus bildete sich wieder die lediglich mehlige Schicht. Damit können wir leben.“
Die gleiche Erfahrung hatten die Holländer gemacht. In einer Veröffentlichung stellen sie fest: „Während einer Stromstörung wuchs das Struvit wieder schnell. Nach Behebung der Störung und nachdem die Nanokristall-Technologie eine Weile normal gearbeitet hatten, wurden die Pumpen erneut inspiziert. Diese waren sauber. Daraus folgern wir, dass die Elektromagnete funktionieren.“ Weitere Infos unter