Nach einer Studie der Ostfalia-Hochschule Wolfenbütte1, werden Wärmenetze mit sinkendem Energieverbrauch durch energetische Gebäudesanierungen in Neubauten oder im Gebäudebestand zunehmend unattraktiver. Zumal die Endverbraucher grundsätzlich eine Vorliebe für moderne, individuelle Heizungstechniken oder Kamin- bzw. Kachelöfen haben.
Im baden-württembergischen Neckargemünd setzten die Stadtwerke im Jahr 2010 ein Nahwärmenetz in Betrieb, das sich für Anwohner und Betreiber zur Kostenfalle entwickelte. In der Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ) sorgte das Kleingemünder Neubaugebiet, ein Ortsteil der Stadt Neckargemünd, im vergangenen November unter der Schlagzeile „Teuerste Nahwärme Deutschlands?“ für Aufsehen.
Ursprünglich sollte die vor Ort gemäß Wärmesatzung und Anschlusszwang zu verwendende Nahwärme „umweltfreundlich, bequem, sicher, und nachhaltig, platz- und zeitsparend sein“ – schreibt das Blatt auf Basis der Stadtwerke- Informationen. Doch für einige Familien entwickelten sich die vermeintlichen Vorteile des Heizwerks zu einem finanziellen Ärgernis.
So erhielt eine junge Familie, die dort vor 14 Monaten ein Niedrigenergiehaus baute, die Jahresabrechnung von den Stadtwerken und staunte beim Blick auf die Zahlen nicht schlecht. 1.300 Euro entstanden für Heizung und Warmwasser, davon 700 Euro – mehr als die Hälfte – für die Grundgebühr. Nach Angaben des Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik BDH lägen die jährlichen Betriebskosten für eine dezentrale Lösung, etwa eine Gas-Brennwertanlage, ausgehend von 12.000 KW/h pro Jahr bei deutlich unter 1.000 Euro.
Wie es zu diesen Mehrkosten kam ist den Hausbesitzern unklar. Trotz einer Aufforderung durch die betroffene Familie, die Kosten transparent zu machen, lehnten das die Stadtwerke ab. Stattdessen hieß es, man erziele keinen Gewinn, sondern eher Verluste, eine Quersubventionierung sei also ausgeschlossen. Allerdings wäre die Bebauung mit einem noch in der Planung befindlichen Pflegeheim auch noch nicht komplett abgeschlossen und je mehr Häuser ans Netz gingen, desto rentabler würde das Heizwerk werden. Das Langzeitärgernis für die Bewohner bleibt wohl trotz aller Kritik bestehen, denn die Senkung der Endverbraucherpreise ist wohl erst einmal ausgeschlossen, weil diese offenbar schon auf Basis der Endsituation mit voller Auslastung kalkuliert sind. Und ein Anbieterwechsel ist für die Bewohner des Baugebiets nicht möglich. Hinweise der Hausbesitzer im Vorfeld, dass das Heizwerk viel zu groß sei, wurden offensichtlich nicht berücksichtigt.