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FREIE WÄRME

Wirtschaftlichkeitspflicht für Fernwärme

In vielen Städten und Gemeinden werden Nah- und Fernwärme als uneingeschränkte Problemlösung gesehen, wenn es um die energetische Zukunftsplanung der Kommunen geht. Dabei haben Studien belegt, dass Nah- und Fernwärmenetze mit geringer Anschlussdichte, langen Wärmelieferstrecken, sinkendem Energieverbrauch in Neubauten oder durch energetische Gebäudemodernisierungen in Sanierungsgebieten zunehmend unattraktiv sind. Oftmals wird dann seitens der Wärmenetzbetreiber versucht, diese wirtschaftlichen Defizite mit  Verbrennungsverboten, Anschluss- und Benutzungszwängen zu kompensieren. Die Bewohner sind dann an langjährige Wärmelieferverträge gebunden. In der Gemeinde Unterwössen (Chiemgau) wurde nun die Umsetzung eines Fernwärmenetzes auf Eis gelegt, auch wenn sich der Gemeinderat ursprünglich für das Projekt ausgesprochen hatte.

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Befragungen der Verbraucher zum Projekt hatten laut OVB online ergeben, dass diese nur ein geringes Anschlussinteresse haben. In seinem Sachstandsbericht informierte der Unterwössener Bürgermeister bereits im Juni den Gemeinderat darüber, dass immerhin 41 Absagen von 66 in Frage kommenden Gebäudeinhabern eingingen. Lediglich zehn Einwohner hätten eine verbindliche und neun eine mündliche Zusage gegeben, sechs waren unentschlossen, so das Oberbayerische Volksblatt in seiner Onlineausgabe.

Jetzt, nach einer erneuten Wirtschaftlichkeitsüberprüfung durch zwei unabhängige Sachverständige, wurde Unterwössen als „nicht optimales Wärmeversorgungsgebiet“ eingestuft. Schon vor vier Monaten vermutete der Bürgermeister, dass die relativ breite Ablehnung in der Bevölkerung an vielfach neu installierten Heizungen, einer relativ langen vertraglichen Bindung von 15 Jahren und an der offenen Preisentwicklung bei der Fernwärme liegen könnte. Auch seien die Kosten für das Nahwärmeprojekt nicht unerheblich gewesen. Von den 1,7 Millionen Euro Gesamtkosten hätte die Gemeinde abzüglich der Subventionen und Anschlusskosten langfristig 1,3 Millionen Euro und kurzfristig noch 200.000 Euro aufbringen müssen.

„Unterwössen ist kein optimales Nahwärmeversorgungsgebiet“, lautete das Fazit des Architekten, der eines der beiden Gutachten auf Basis einer Machbarkeitsstudie der Gemeinde erstellte. Er habe vor allem Bedenken wegen der zu geringen Anschlussdichte, der beträchtlichen Umbaukosten für die Abnehmer und der langfristigen Bindung an die Wärmelieferanten. Der zweite Gutachter, ein Energieberater beim unabhängig prüfenden Verein Centrales Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie- Netzwerk in Straubing, sagte, dass die angedachte Fernwärmeversorgung nicht uneingeschränkt als positiv bewertet werden kann, wenn durch zu wenig Abnehmer und gleich bleibende Kosten die Einnahmen nebst Fördermitteln drastisch sinken.

Für die Allianz Freie Wärme ist das Beispiel rund um die Gutachten und Entscheidungen in Unterwössen richtungsweisend. Johannes Kaindlstorfer, Sprecher der Allianz Freie Wärme, sagt dazu: „Die Verantwortlichen in Unterwössen haben vernünftig und richtig entschieden. Die Wirtschaftlichkeit von Nah- und Fernwärmeprojekten muss unbedingt gegeben sein, damit Betreiber und Bürger nicht in eine Kostenfalle tappen. Außerdem dürfen den Bürgern keine Zwänge oder Verbote auferlegt werden, um auf Umwegen zu schwarzen Zahlen zu kommen“.

 

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