Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Randgruppe zur ISH entdeckt

Bad-Accessoires für Linkshänder

Inhalt

Die Sanitärindustrie hatte sie bisher buchstäblich „links liegen gelassen“, die Linkshänder. Dieser Lapsus ist mit Ende der SHK-Fachmesse ISH 2019 korrigiert. Die Branche hat das Marktpotenzial erkannt und erste Produkte nur für Linkshänder vorgestellt. Das betrifft in erster Linie die Badausstattung, etwa Accessoires wie linkshändergerechte WC-Bürsten und Toilettenpapierhalter. Aber z. B. auch Drückerplatten werden modifiziert angeboten. Im nächsten Schritt sollen Waschtische, Spiegelschränke und WC-Sitze für diese neu entdeckte Randgruppe entworfen werden.

„Endlich kümmert sich die Sanitärindustrie um die arg benachteiligte Randgruppe der Linkshänder“, heißt es aus den Reihen der Vereinigung Linkshänder e. V. zu den jüngsten Nachrichten. Linkshänder sind eine Minderheit. Wie viele es genau gibt, weiß niemand. In Deutschland soll es zwischen 10 und 15 Prozent geben. Den meisten Studien zufolge gibt es unter Männern mehr Linkshänder als unter Frauen. Der Markt dürfte sich in den kommenden Jahren mit zweistelligen Zuwachsraten entwickeln und damit äußerst interessant werden, heißt es aus dem innersten Zirkel der Sanitärwirtschaft.

Wer als Rechtshänder selbst nicht betroffen ist, kann das Elend der Linkshänder im Bad kaum erahnen. Man sitzt auf dem WC und erleichtert sich, um danach die allgemein bekannten Schritte anzugehen. Für Rechtshänder kein Problem. Für Linkshänder jedoch beginnt nach einer solchen Sitzung regelmäßig eine Odyssee. Papierrollenhalter z. B. sind in Deutschland eigentlich flächendeckend nur für Rechtshänder ausgelegt. Linkshänder (abgekürzt LHer, was in Fachkreisen englisch ausgesprochen wird: ell-ejhtscher) wurden bisher völlig alleingelassen in herkömmlichen rechtshänderorientierten Bädern.

Drei Produktreihen

Die Sanitärindustrie vergab Forschungsaufträge an namhafte Institute, Hochschulen und Designwerkstätten. Insgesamt sind laut den einschlägigen Verbänden mehr als 23 Millionen Euro in die Linkshänderforschung geflossen, wie unser Informant herausgefunden hat. Mit zum Teil sehr respektablen Ergebnissen. Drei wesentliche Produktreihen wurden zur ISH vorgestellt.

Papierrollenhalter sind seit der diesjährigen Präsentation in Frankfurt nun in der Linkshänderversion lieferbar. Gleichzeitig können WC-Bürsten mit entsprechenden Vorrichtungen ergänzt werden, demnächst sind sie ebenfalls in einer LH-Variante verfügbar. Außerdem gibt es eine Reihe Betätigungsplatten, die für die Benutzung durch die angesprochene Minderheit ausgelegt sind.

Die marktreifen Exponate der Hersteller wurden auf der ISH in Frankfurt mit Stolz präsentiert. Auf den Linkshänderzug aufgesprungen sind nach gewissenhafter Recherche dieser Zeitschrift unter anderem Viega und Geberit, Grohe und Mepa, Keuco und Villeroy & Boch. Die schaulustigen Installateure und Anlagenmechaniker, zumeist offensichtlich Rechtshänder, waren jedenfalls begeistert von den gezeigten neuen Produkten. O-Ton eines Installateurs aus dem Berliner Umland: „Scheiße, is det jut!“ Wie aus gut unterrichteten Quellen bekannt wurde, planen erste Großhandelshäuser bereits, Ausstellungskojen ausschließlich für LH-Kunden zu zeigen.

Für die Zukunft

Aufgrund des nun verfügbaren Angebots geht die Sanitärwirtschaft davon aus, dass auch die bisher eher schamhaft zurückgelassenen LHer sich outen und vor allem kaufen werden. Es wird voraussichtlich ein riesiger Nachholbedarf an Badmodernisierungen in den nächsten Monaten gedeckt werden müssen. Dies wird angesichts des Fachkräftemangels im Handwerk zwar schwierig, verspricht aber sehr gute Umsätze und Gewinne. Einzige Einschränkung: Die Produkte sind nur am 1. April verfügbar.