Durch ETIM lassen sich Produktdaten einheitlich digital aufbereiten und strukturieren. Dubletten werden erkennbar reduziert und Artikel nahezu widerspruchsfrei beschrieben. Darüber hinaus umfasst eine ETIM-Klassifikation die Zuteilung bis auf Merkmalsebene und trägt damit einer sehr wichtigen Anforderung der Gebäudedatenmodellierung (BIM) Rechnung: Nur in BIM-Modellen, die u. a. auf klassifiziertem Content beruhen, lassen sich Daten in allen Arbeitsprozessen reibungslos einsetzen. „Das ETIM-Datenmodell ist dafür ein bewährtes und geeignetes Werkzeug“, erklärt die Arge Neue Medien. Als Mitglied des ETIM e. V. vertritt sie die Belange der ihr angeschlossenen Mitglieder, die sich ebenfalls bei der Frankfurter Institution engagieren.
Gleichzeitig unterstützt sie zusammen mit DG Haustechnik und ZVSHK den seit 2017 in der SHK-Branche geltenden gleichnamigen Standard. Seine Vorteile: Durch Bereitstellung der Produktdaten in einer Klassifizierung nach ETIM sparen Hersteller und Geschäftspartner Zeit und Geld, denn gesuchte Artikel sind intern und extern eindeutig identifizier- und auffindbar. Beim Fachhandel vereinfachen sich Katalogerstellung und Kundenberatung.
Vielzahl offener Fragen
Für die Industrie ist die Nutzung eines Klassifizierungssystems laut Arge meist mit einer internen Neu- bzw. Umorganisation verbunden. Die Basis dafür sollte bestenfalls eine umfassende, sorgfältige Dokumentation der eigenen Prozesse und Strukturen sein. Allein daraus, berichtet Geschäftsführer Konrad Werning, sowie auch aus der Benennung einer einzelnen Abteilung als zentrale Anlaufstelle für das Thema resultiere eine Vielzahl offener Mitgliederfragen.
Dazu gesellten sich Bedenken, ob vorhandene Kapazitäten künftig ausreichten, die mit der Klassifizierung verbundenen späteren Ansprüche an die Datenpflege überhaupt bewältigen zu können. Andere Mitglieder wiederum nutzten bereits ein modernes Produktions- und Informationssystem. Dadurch seien sie in der glücklichen Lage, alle Anforderungen schon zum jetzigen Zeitpunkt vollständig abzudecken.
Datenpflege ist Unternehmensaufgabe
So oder so zieht der Einsatz eines Klassifizierungsmodells fast immer eine abteilungs- und unternehmensübergreifende Definition und Einordnung von Produkten nach sich. In dem Punkt decken sich die Expertenmeinungen. ETIM bietet daher einen geeigneten Anlass, die Datenpflegemechanismen im Unternehmen einmal insgesamt unter die Lupe zu nehmen. „Aus diesem Grund ist Datenpflege auch keine Aufgabe für Hilfskräfte, sondern ein Auftrag an das ganze Unternehmen“, mahnt etwa Wolfgang Brenner, der mit seiner Firma CPS Consulting die Arge im Komplex Produktdatenmanagement nebst Klassifizierung berät.
ETIM 7.0 umfasst erstmals den Sektor SHK, und das mit rund 2500 Klassen. Darin enthalten sind die fünf Bereiche Sanitärarmaturen, Wannen, Sanitärkeramik, Duschabtrennungen und Badausstattung. Fachgruppen arbeiten fortwährend an der bedarfsorientierten Modelloptimierung. Um aktiv am Standard mitzuwirken, ist eine Mitgliedschaft im ETIM e. V. Voraussetzung. „In der Arge organisierte Unternehmen können davon nur profitieren“, sagt Brenner. Und auch Werning empfiehlt den Schritt: „Auf diese Weise gelingt es, die eigenen Datenbelange in Form von Klassen und entsprechenden technischen Merkmalen mit hoher Sicherheit einzubringen.“ Erwartungsgemäß weise das für SHK geltende Datenmodell noch Lücken auf.
Datenqualitätsrichtlinie mit ETIM und www.arge-etim.de
In die aktuelle Datenqualitätsrichtlinie ist der neue Klassifizierungsstandard selbstverständlich schon eingebunden. Geprüft wird, ob die Identifikation nach Klassen der ETIM-Version und der Nomenklatur entspricht. Zur Übertragung für Onlinekataloge über das SHK-Branchenportal stehen die Formate XML, CSV und Excel zur Verfügung. Wer (noch) keine Produktdaten klassifiziert, für den gibt es als Hilfsmittel eine Attribute-Tabelle. Über sie lassen sich erweiterte Eigenschaften und Ausprägungen eines Artikels ein- und weitergeben.
Ebenfalls zum Mitgliederservice und nicht zuletzt zur Vorbereitung einer gemeinsamen Vorgehensweise gehört(e) neben der Durchführung zweier Workshops im Vorfeld der SHK Essen eine spezielle Informations- und Austauschplattform. Unter www.arge-etim.de erhält man nach einmaliger Registrierung einen Einblick in die Struktur des Datenmodells. Ein downloadbarer ETIM-Viewer bildet dafür die relevanten Artikelgruppen, -klassen und -merkmale ab.
Gemäß Brenner wird für eine Entscheidung pro ETIM eine weitere Sache maßgebend: Es müsse ein passendes Instrument zur Implementierung in nachgelagerte Systeme gefunden werden, Excel reiche da nicht. Vielmehr bedürfe es einer speziellen Software oder eines Pflegetools in Form von Zusatzmodulen oder Konvertern. Unter dem Motto: „wenn ETIM, dann richtig“, rät der IT-Fachmann außerdem, eine Product-Information-Management-Anwendung in die Überlegungen einzubeziehen. PIM kann in größeren Unternehmen eine Softwarelösung zur Ressourcenplanung (ERP) ergänzen. Ferner lassen sich Katalog- und Produktinformationen zentral und damit effizient verwalten und für zahlreiche Aufgaben in Marketing- und (inter)nationalen Vertriebskanälen bereitstellen.
Webinare und beratende Hilfestellung
Wie es weiter heißt, muss ein PIM-System diverse Voraussetzungen erfüllen. Daher sollten Unternehmen eine Anschaffung erst nach der Bestimmung aller abteilungsübergreifenden Anforderungen vornehmen und darauf achten, dass das Programm einen Bezug zur Datenqualitätsrichtlinie der SHK-Branche hat. Aufgrund der Komplexität der Materie denkt man in der Paderborner Geschäftsstelle über Webinare nach, in denen sich die Anbieter präsentieren können. Darüber hinaus steht die Arge ihren Mitgliedern im Rahmen des ETIM-Projektes beratend zur Seite.
Info
ETIM und BIM
ETIM: Das ist eine Initiative zur Standardisierung des elektronischen Austausches von Produktdaten. ETIM stand ursprünglich für Europäisches Technisches Informationsmodell bzw. Elektrotechnisches Informationsmodell. Nach der Aufnahme weiterer Branchen sowie der Verbreitung über Europa hinaus steht das E in ETIM heute nicht mehr für einen konkreten Begriff. Der Standard ist speziell an die Anforderungen ausgewählter Branchen (wie SHK) ausgerichtet und erlaubt das einheitliche technische Beschreiben von Gütern sowie die Zuordnung zu einer Produktklasse. Produkte werden hierarchiefrei Artikelklassen zugeordnet.
BIM: Der Begriff Building Information Modeling (kurz: BIM, deutsch: Bauwerksdatenmodellierung) beschreibt eine Methode der optimierten Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden und anderen Bauwerken mithilfe von Software. Dabei werden alle relevanten Bauwerksdaten digital modelliert, kombiniert und erfasst. Das Bauwerk ist als virtuelles Modell auch geometrisch visualisiert (Computermodell). Building Information Modeling findet Anwendung sowohl im Bauwesen zur Bauplanung und Bauausführung als auch im Facility-Management.
Info
Der aktuelle Arge-Vorstand
Am 5. Juni 2018 hat die turnusgemäße Mitgliederversammlung der Arge Neue Medien stattgefunden. Der Veranstaltung in Düsseldorf wohnten 109 Teilnehmer aus 71 Unternehmen von insgesamt 104 Mitgliedern bei. Neben dem Rechenschaftsbericht von Vorstand und Geschäftsführung zum zurückliegenden Geschäftsjahr stand ein Ausblick auf die laufenden bzw. bevorstehenden Aktivitäten und Projekte auf dem Programm. Das Augenmerk lag zudem auf Fachvorträgen aus verschiedenen Gremien, einem Architekten-Gastreferat zu BIM sowie nicht zuletzt auf satzungsgemäßen Vorstandswahlen, die lediglich eine Veränderung brachten: Stellvertreter von Frank Wiehmeier (Grundfos), den das Plenum als Vorsitzenden bestätigte, ist nun Dr. Tillmann von Schroeter (Vaillant). Er nimmt den Platz von Jörg Loew (Burgbad) ein, der dem Vorstand ab sofort als einfaches Mitglied angehört. Dirk Gellisch (Viega), Hendrik Kampmann (Kampmann), Volker Mauel (Reflex), René Müller (Duravit) und Thilo Pahl (Bette) bleiben in ihren Ämtern. Ebenso behält Dirk Lückemann (Schell) seinen Posten als Rechnungsprüfer.