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Corporate Design bis ins stille Örtchen: optisch schön gestaltete  WCs für Geschäftsräume

Inhalt
  • Verbindende Elemente planen: Farb- und Materialkonzept weiterführen.
  • Details nutzen: Gleiche dekorative Beleuchtung in Arbeitsräumen und auf dem WC.
  • Innere Werte vermitteln: Auch Sanitärräume zeitgemäß und inklusiv denken.
  • Wie bei jeder Bau- und Gestaltungsaufgabe sollten Maßnahmen in Sanitärräumen aus Sicht der späteren Nutzenden entschieden werden. Wie setzt sich die Belegschaft zusammen? Gibt es gesetzliche Anforderungen zur Barrierefreiheit? Ist es sinnvoll, WCs für verschiedene Gruppen räumlich zu trennen? Können Bedarfe über Umfragen und Kontaktpersonen innerhalb der Firma vertraulich ermittelt werden?

    WCs in der Produktion oder für Kundenbesuche im Showroom mögen jeweils unterschiedlich ausgestattet und gestaltet sein. Wenn Mitarbeitende mit dem Rad zur Arbeit kommen, ist eine Dusche willkommen. Gehören Geschäftstermine mit längerer Anreise zum Tagesgeschäft? Dann wird das WC sicher gern als komfortabler privater Rückzugsraum zur Erfrischung angenommen. Arbeitende Eltern und vor allem stillende Mütter – sofern sie nicht zu 100 % im Homeoffice arbeiten – freuen sich über einen Wickeltisch oder einen zusätzlichen abschließbaren Ruheraum. In Firmen mit wichtigen Geschäftsterminen kann es hilfreich sein, in einem großen Spiegel öfter den Sitz der Kleidung zu überprüfen.

    Aus der Nutzerperspektive heraus ergeben sich also Anforderungen für die Ausstattung, zum Beispiel: genügend Platz, Spinde, Sitzgelegenheiten, Ablagemöglichkeiten und Kleiderhaken, Spender für Desinfektionsmittel und Frauenhygiene, passendes Licht.

    Was für Grafik, Printprodukte, Autobeklebung und Kleidung eines Unternehmens schon lange üblich ist – nämlich ein zusammenfassendes Corporate Design Manual mit Gestaltungsregeln –, kann auch für die Innenarchitektur einer Firma eine hilfreiche Leitlinie sein. Und sofern die Ausstattung des WCs, z. B. in einer fertig ausgebauten Mietfläche, nicht schon vorgegeben ist, lassen sich Farben und Gestaltungselemente leicht weiter in den WC-Räumen fortführen. Dies erfordert kaum Mehraufwand: Accessoires und Spender werden statt in Chrom oder Weiß in einer passenden Akzentfarbe bestellt, Wandflächen greifen Farbtöne aus den Büroräumen wieder auf.

    Die Holmberg GmbH & Co. KG, ein mittelständischer Hersteller für elektroakustische Geräte, zeigt sich den Besuchern im großzügigen, hellen Empfangs- und Wartebereich offen und entgegenkommend. Die wichtigsten Produkte werden in Vitrinen, auf Wandbildern und Bildschirmen präsentiert. Die Blautöne des Firmenleitbildes sind mit klarem Weiß und warmen Beigetönen in Boden und Sitzmöbeln kombiniert. Für weit gereiste Gäste wurde besonderer Wert auf ein angenehmes Besucher-WC gelegt. Ein großer, natürlich belüfteter und belichteter Raum mit Gepäckablage und Sitzbank sowie einem Waschtisch aus durchgehendem, weißem Mineralwerkstoff versprechen Bequemlichkeit.

    Bild: Emmanuel Decouard

    Die Holmberg GmbH & Co. KG, ein mittelständischer Hersteller für elektroakustische Geräte, zeigt sich den Besuchern im großzügigen, hellen Empfangs- und Wartebereich offen und entgegenkommend. Die wichtigsten Produkte werden in Vitrinen, auf Wandbildern und Bildschirmen präsentiert. Die Blautöne des Firmenleitbildes sind mit klarem Weiß und warmen Beigetönen in Boden und Sitzmöbeln kombiniert. Für weit gereiste Gäste wurde besonderer Wert auf ein angenehmes Besucher-WC gelegt. Ein großer, natürlich belüfteter und belichteter Raum mit Gepäckablage und Sitzbank sowie einem Waschtisch aus durchgehendem, weißem Mineralwerkstoff versprechen Bequemlichkeit.

    Aber auch wenn die Sanitärräume schon fertig ausgebaut sind, lassen sich mit kleinen Kniffen große Effekte erzielen: Schon absichtlich gewählte farbige Handtücher oder passende Bildmotive schlagen die Brücke zu den übrigen Räumen. Wie zum Beispiel in der Arztpraxis Viviano in Berlin. Sie hat sich auf Reisemedizin spezialisiert. Ein echter Propeller wurde mit einer Fototapete kombiniert und ist Blickfang im Wartebereich. Der Besitzer sammelte außerdem Flug- und Reise-Werbeplakate aus den 50er-Jahren. Diese ziehen sich als Leitgedanke wie ein roter Faden durch die gesamte Praxis – so auch im ansonsten neutral und wertig ausgestatteten Patienten-WC.

    Weiteres Beispiel: Als die Knime AG als Start-up ihre ersten Räume einrichtete, legten die Auftraggeber bereits Wert auf eine zum Corporate Design passende Gestaltung. Mit kleinem Budget wurden passende Möbel und Elemente ausgewählt. Das Konzept wurde in den WCs durch farbige Handtücher schlicht, aber effektvoll weitergeführt.

    Die Art, wie WCs behandelt und gedacht werden, zeigt auch die Werte des Unternehmens auf. Baulich und akustisch solide abgetrennte WC-Kabinen vermitteln im Gegensatz zu halboffenen, leichten Trennsystemen Wertigkeit und besonderen Komfort. Hier spüren die Menschen Wertschätzung und Respekt vor ihrer Privatheit. Es ist fast jedem unangenehm, sich in intimsten Situationen mit allen damit verbundenen Geräuschen Kollegen und Kolleginnen, Vorgesetzten oder sogar Verhandlungspartnern auszusetzen.

    Barrierefreiheit sollte nicht nur eine Frage gesetzlicher Vorschriften sein. Sofern ein rollstuhlgerechtes WC von Anfang an mitgedacht oder zumindest platzmäßig vorbereitet werden kann, sind aufwendige Nachrüstungen nicht nötig. Rollstuhlgerechte Lösungen sind schon längst ästhetisch ansprechend umsetzbar. Dass Barrierefreiheit auch gut aussehen kann, zeigt das Mandanten-WC in einem Notariat. Der unterfahrbare Halbeinbau-Waschtisch wurde mit einer Echtholzplatte kombiniert, die sich als Ablage fortsetzt. Die Personal-WCs in der Bürofläche wurden im gleichen Design umgesetzt.

    Zunehmend erhöht sich die Sensibilität für Genderfragen. Manche Firmen entscheiden sich entgegen gesetzlichen Vorgaben bereits für ­Unisex-WCs, um etwa Transgender-Personen einen geschützten Raum zu bieten und sie nicht vor unangenehme Entscheidungen zu stellen. Hier ist jedoch Vorsicht geboten: Sofern es weiterhin gemeinsame Waschräume gibt, fühlen sich nicht alle Menschen mit dieser Lösung wohl. Intime Anforderungen, wie die Nutzung von Menstruationstassen, sind bereits in konventionellen Damen-WCs nicht würdevoll umsetzbar. Schon schlicht beim Nachschminken möchte sich manche (oder auch mancher) nicht gern beobachten lassen. Perfekt, wenn auch aufwendiger ist es daher, wenn jedes WC eine eigene funktionale und akustisch abgeschlossene Einheit bildet – inklusive Waschtisch, Abfallbehälter und Spiegel. Dies ist in kleineren Firmen oft mit wenig wirtschaftlichem Aufwand möglich, da die Gesamtzahl der geforderten T­oiletten gering ist. In größeren Firmengebäuden lässt sich vielleicht eine ergänzende kleine Anzahl solcher „All-in“-Räume an ausgewählten Stellen einplanen.

    Die Bedeutung der Toilette als privater Rückzugsraum, in dem man ganz für sich ist, sollte nicht unterschätzt werden. Gerade in Zeiten von Desksharing, offenen Bürolandschaften, aber auch bei fordernden und termingetriebenen ­Arbeiten in Fabrikhallen und Logistikzentren, ist das „stille Örtchen“ genau das. Ein Zeichen der Menschenwürde und Wertschätzung.

    Bild: Emmanuel Decouard

    Bild: Emmanuel Decouard

    In den eigenen Räumen hat das Planungsbüro „­raumdeuter“ eine Werkstattatmosphäre realisiert: Wände blieben unbehandelt, die Akustik wird mit Holzwolleplatten perfektioniert und Elektroinstallationen sind sichtbar und kontrastreich in Schwarz montiert. Auch hier zieht sich das Konzept bis in das WC. Neben einer Dusche bietet der Raum genügend ­Bewegungsfläche für Menschen im Rollstuhl – ­Haltegriffe können nachgerüstet werden, der Waschtisch ist bereits ­unterfahrbar. Vielleicht noch selten, aber von Weltoffenheit und der Akzeptanz bestimmter ­Nutzeranforderungen ­zeugen bei einem Unternehmen ­zusätzlich alternative WC-Formen, etwa Hock-Lösungen bei einer besonders inter­national geprägten Belegschaft.

    Bild: Emmanuel Decouard

    In den eigenen Räumen hat das Planungsbüro „­raumdeuter“ eine Werkstattatmosphäre realisiert: Wände blieben unbehandelt, die Akustik wird mit Holzwolleplatten perfektioniert und Elektroinstallationen sind sichtbar und kontrastreich in Schwarz montiert. Auch hier zieht sich das Konzept bis in das WC. Neben einer Dusche bietet der Raum genügend ­Bewegungsfläche für Menschen im Rollstuhl – ­Haltegriffe können nachgerüstet werden, der Waschtisch ist bereits ­unterfahrbar. Vielleicht noch selten, aber von Weltoffenheit und der Akzeptanz bestimmter ­Nutzeranforderungen ­zeugen bei einem Unternehmen ­zusätzlich alternative WC-Formen, etwa Hock-Lösungen bei einer besonders inter­national geprägten Belegschaft.
    Dass Barrierefreiheit auch gut aussehen kann, zeigt das Mandanten-WC in einem Notariat. Der unterfahrbare Halbeinbau-Waschtisch wurde mit einer Echtholzplatte kombiniert, die sich als Ablage fortsetzt.

    Bild: Emmanuel Decouard

    Dass Barrierefreiheit auch gut aussehen kann, zeigt das Mandanten-WC in einem Notariat. Der unterfahrbare Halbeinbau-Waschtisch wurde mit einer Echtholzplatte kombiniert, die sich als Ablage fortsetzt.
    In der barrierefreien Musterwohnung in der Sredzkistraße in Berlin, einem Projekt der „SelbstBau ­Mietergenossenschaft e.G.“, beinhaltet das Gesamtgestaltungskonzept auch einen umlaufenden ­Kontraststreifen. Dieser unterstützt Menschen mit Sehbeeinträchtigungen bei der Orientierung. In den Bädern ­wurde das Element mit farbig passenden Mosaikfliesen umgesetzt.

    Bild: Emmanuel Decouard

    In der barrierefreien Musterwohnung in der Sredzkistraße in Berlin, einem Projekt der „SelbstBau ­Mietergenossenschaft e.G.“, beinhaltet das Gesamtgestaltungskonzept auch einen umlaufenden ­Kontraststreifen. Dieser unterstützt Menschen mit Sehbeeinträchtigungen bei der Orientierung. In den Bädern ­wurde das Element mit farbig passenden Mosaikfliesen umgesetzt.
    Für die „GR² GmbH“, einen Zulieferer der Glasindustrie, wurde eine alte, entkernte Fabrikhalle zu einer Bürofläche mit ­angeschlossenem Lager ausgebaut. Bei diesem Projekt ging es darum, den Charme des alten Industriegebäudes auch in den Innenräumen wieder aufleben zu lassen. So wurden in der neuen Gestaltung historische Bauelemente (Türen und Fenster) in neuen Trockenbauwänden mit einem umlaufenden Sockel in Patinagrün kombiniert. Schwarz ­lackiertes ­Metall bei Leuchten, Kabelkanälen und Möbeln kontrastiert mit weißen Wänden. Für die Beleuchtung im Bad ­wurden die gleichen historisch anmutenden Metallpendelleuchten wie in der Bürofläche verwendet und um historisierende ­Wandleuchten ergänzt. Das grüne Sockelpaneel aus den Büroräumen setzt sich im WC als Farbe fort und ist dort – in Lack ausgeführt – gleichzeitig Spritzschutz.

    Bild: Emmanuel Decouard

    Für die „GR² GmbH“, einen Zulieferer der Glasindustrie, wurde eine alte, entkernte Fabrikhalle zu einer Bürofläche mit ­angeschlossenem Lager ausgebaut. Bei diesem Projekt ging es darum, den Charme des alten Industriegebäudes auch in den Innenräumen wieder aufleben zu lassen. So wurden in der neuen Gestaltung historische Bauelemente (Türen und Fenster) in neuen Trockenbauwänden mit einem umlaufenden Sockel in Patinagrün kombiniert. Schwarz ­lackiertes ­Metall bei Leuchten, Kabelkanälen und Möbeln kontrastiert mit weißen Wänden. Für die Beleuchtung im Bad ­wurden die gleichen historisch anmutenden Metallpendelleuchten wie in der Bürofläche verwendet und um historisierende ­Wandleuchten ergänzt. Das grüne Sockelpaneel aus den Büroräumen setzt sich im WC als Farbe fort und ist dort – in Lack ausgeführt – gleichzeitig Spritzschutz.

    Autorin

    Inga Ganzer
    ist Geschäftsführerin bei „raumdeuter GbR Planungsbüro für Innenarchitektur“ mit Sitz in Berlin.

    Bild: Finn Eidam, kowerk

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