Nachhaltigkeit ist als wichtiges Thema in der sogenannten Mitte der Gesellschaft angekommen – nicht nur als Gewissensfrage, sondern auch als Ausdruck des aktuellen (politisch korrekten) Lifestyles. Der CO2-Fußabdruck wird zu einem repräsentativen Aspekt unseres gesellschaftlichen wie unseres individuellen Selbstbildes. Ressourcenschonung ist daher in allen Bereichen angesagt, auch und gerade im Badezimmer, wo ein Drittel des täglichen Trinkwasserbedarfs für Duschen, Baden und Körperpflege verwendet wird. Für die Toilettenspülung wandert ein weiteres Viertel in die Klärwerke.
Immerhin ist Deutschland auf dem richtigen Weg: Seit seinem Höhepunkt 1991 sank der Pro-Kopf-Wasserverbrauch laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) von 147 auf durchschnittlich 123 l pro Tag. Gleichzeitig macht uns das nach den letzten Dürrejahren selbst im regenverwöhnten Deutschland zurückgehende Grundwasser bewusst, dass Wasser eine kostbare Ressource ist.
Ressource Wasser im Badezimmer schonen
Der bewusste Umgang mit Wasser ist die einfachste Möglichkeit, um sich im Badezimmer nachhaltig zu verhalten. Denn nicht nur der reine Verbrauch des Wassers, sondern auch seine energieaufwendige Erwärmung schlägt in jedem Haushalt sowohl kostenanteilig als auch in der Nachhaltigkeitsbilanz merklich zu Buche. In erster Linie gehört zum Wassersparen, darauf zu achten, Armaturen nicht unnötig laufen zu lassen, und vielleicht lieber zu duschen, als ein Bad zu nehmen. Die deutsche Sanitärindustrie macht sich laufend Gedanken darüber, wie im Bad Wasser einzusparen ist – sei es am Waschtisch, in der Dusche oder auch in der Toilette.
Neben dem bewussten Verhalten kann der Wasserverbrauch auch durch moderne Sanitärprodukte reduziert werden, und zwar ohne großen Aufwand und Komfortverlust. So sind in modernen Armaturen, Hand- oder auch Kopfbrausen wassereinsparende Elemente meist schon standardmäßig integriert. Perlatoren – auch Strahlregler genannt – sind dafür das bekannteste Beispiel. Sie sind kostengünstig, einfach zu installieren und verringern die Wassermenge, die durch die Armatur läuft, indem sie dem Wasserstrahl etwas Luft beimischen. Auch viele ältere Armaturen können damit nachgerüstet werden.
Auch Schwall-, Seiten- und Kopfbrausen werden heute mit optimierten, wassersparenden Strahlbildern angeboten. Die beliebten Kopfbrausen können auch mit optimiertem Wasserstrahlbild einen üppigen Monsunregen simulieren, so dass selbst regelmäßig Genuss-Duschende kein allzu schlechtes Gewissen haben müssen. Auch Wassersparkartuschen, die an herkömmlichen Einhebelmischern eingesetzt werden, helfen beim Wassereinsparen, indem sie im Hebelweg einen Widerstand bewirken und ein unbedachtes Öffnen bis zum Anschlag verzögern. Im öffentlichen, aber auch zunehmend im privaten Bereich helfen berührungslose Armaturen, Wasser einzusparen. Selbst das Vollbad kann ressourcenschonender gestaltet werden, da sich mit Innenraum-optimierten Badewannen die für den Wellnesseffekt nötige Wassermenge deutlich reduzieren lässt.
Energiesparende Installationen
Am Waschtisch oder in der Dusche eignen sich Einhebelmischer besonders gut zur Einsparung von Wasser, da der Wasserdurchlauf schneller geöffnet und geschlossen werden kann. Zudem haben sie einen grundsätzlichen Energiespareffekt, da hier die gewünschte Temperatur zügiger eingestellt werden kann als mit Zweigriffarmaturen. Und schließlich helfen berührungslose Armaturen auch in immer mehr heimischen Badezimmern beim bewussten Umgang mit Wasser und Energie: Sensoren übernehmen die elektronische Steuerung des Wasserflusses und stellen ihn automatisch an und ab; hierbei kann die Temperatur oft sogar voreingestellt werden. Das Wasser fließt also nur dann, wenn es wirklich benötigt wird.
Bei Thermostatarmaturen, die an der Badewanne oder in der Dusche installiert werden können, werden die Wasser-Höchsttemperatur und die Durchschnittstemperatur festgelegt, die dank des eingebauten Messfühlers konstant gehalten wird. Damit wird nicht nur eine mögliche Verbrühgefahr vermieden – die Zeit, in der unnötig Wasser fließt, bis die gewünschte Temperatur erreicht ist, wird auch auf ein Minimum reduziert.
Das WC als Top-Wassersparer
Heutige Spülkästen sind in der Regel mit einer Wasserstopptaste ausgerüstet, die während des Spülens manuell zum Stoppen des Wasserflusses betätigt wird, oder verfügen direkt über eine Kurzspültaste. Bei dieser 2-Mengen-Spültechnologie lassen sich im Vergleich zu konventionellen Spülsystemen bis zu 50 % Wasser einsparen. Während bei Betätigung der großen Taste 6 l Wasser durch die Toilette gespült werden, sind es bei der kleinen Taste nur ca. 3 l Wasser pro Spülung.
Gleichzeitig tragen die von den Badherstellern vorangetriebenen Technologien in puncto effektiverer Spülung innerhalb der WC-Schüssel nicht nur dazu bei, den Wasserverbrauch im Bad weiter zu senken, sondern machen die Toilette auch hygienischer und einfacher zu reinigen. Vor allem spülrandlose WCs erleichtern die Reinigung ungemein, da durch den fehlenden Spülrand alle Bereiche einfach erreicht und gesäubert werden können. Das wiederum minimiert den Gebrauch von umweltschädlichen, teilweise sehr aggressiven Reinigungsmitteln.
Und auch das Dusch-WC macht sich in einem nachhaltigen Badezimmer gut und eignet sich vor allem für diejenigen, die auf gesteigerte Hygiene und Komfort Wert legen und dafür auch gelegentlich auf Feuchtpapier zurückgreifen. Das ist nämlich nicht nur aus Umweltschutzgründen problematisch, sondern birgt auch für die Kanalisation und die Klärwerke ein gesteigertes Verstopfungsrisiko: Es muss aufwendig aus dem Abwasser geharkt und verbrannt werden. Zudem besteht Feuchtpapier aus Kunststofffasern wie Polymeren oder Polyester – es löst sich also nicht einfach im Wasser auf und belastet die Umwelt nachhaltig. Mit einem Dusch-WC kann auf solche Vliesstoffe verzichtet und der Klopapierverbrauch ganz allgemein gesenkt werden. Zudem ist die Reinigung mit Wasser, wie sie beim Dusch-WC erfolgt, auch viel schonender.
Recycelbare Materialien und Vermeidung von (Plastik-)Müll
Beim Thema Sustainable Bathroom geht es nicht nur um die Einsparung von kostbaren Ressourcen, technisch komplexe Produkte und modernste Technologien. Ein anderer Weg zum nachhaltigen Badezimmer besteht darin, langjährig nutzbare Produkte zu verwenden, die aus natürlichen oder auch recycelbaren Materialien bestehen.
Nicht nur bei Kosmetik und Hygieneartikeln lässt sich Plastikmüll vermeiden, sondern auch bei der Badezimmerausstattung mit Sanitärprodukten und Badmöbeln. Dabei geht es längst um weit mehr als um die Fragen „Holz oder Kunststoff?“ und „Keramik oder Mineralguss?“, denn das Thema ist komplex.
Auch Aspekte wie Transport, Regionalität und Wiederverwendbarkeit müssen berücksichtigt werden. Der Einsatz von recyclingfähigen Materialien rückt dabei immer mehr in den Fokus einer nachhaltigen Badezimmerplanung. Die Vorteile von Sanitärkeramik oder Stahl-Emaille sind ihre lange Haltbarkeit und 100-prozentige Wiederverwertbarkeit. Bei der Produktion von Sanitärprodukten wird heute insgesamt mehr auf Sortenreinheit und trennbare Materialien geachtet, um das Recycling zu erleichtern und die Entwicklung einer „Circular Economy“ (Kreislaufwirtschaft) zu ermöglichen.
Der Einsatz von natürlichen Materialien, wie zum Beispiel Ökoputz, Naturstein oder Holz, unterstützt eine nachhaltige Badgestaltung. Auch bei Badezimmermöbeln lohnt es sich, darauf zu achten, aus welchen Materialien sie bestehen, ob ihre Produktion frei von Giftstoffen erfolgte oder ob sie sogar einer klimaneutralen Herstellung entstammen. Gütesiegel und Ökolabels wie das Goldene M, der Blaue Engel, Möbel Made in Germany, FSC, PEFC u. a. helfen dabei, umweltfreundliche und qualitativ hochwertige Produkte zu finden.
Nachhaltige Produkte und langlebiges Design
Ausgehend von der durchschnittlichen Nutzungsdauer eines Badezimmers von 15 bis 20 Jahren erscheint es sinnvoll, bei der Badausstattung darauf zu achten, dass Ersatzteile und austauschbare Komponenten unbegrenzt lieferbar sind. Da Planung, Lieferung und Montage eines Badezimmers oder einzelner Sanitärmodule in Deutschland oft aus einer Hand durch einen Fachhandwerker erfolgen, werden dadurch Lieferbarkeit sowie Garantieleistungen gewährleistet. So können mögliche Reparaturen und Erneuerungen ohne viel Aufwand für Mensch und Umwelt durchgeführt werden und ein Badezimmer lange schön erhalten bleiben. Am Ende ist eben auch eine möglichst lange Nutzungsdauer von Produkten im Badezimmer eine wichtige Nachhaltigkeitskomponente, garantiert durch langlebiges Design und hohe Produktqualität.
Im Idealfall kann sich das Badezimmer mit den je nach Lebensabschnitt wechselnden Anforderungen auch verändern, wenn die Planung dies von Anfang an berücksichtigt. Dazu gehören technische Ausstattungen für elektrische Bauteile genauso wie mögliche Ergänzungen durch Griffe und eine barrierefreie Planung, aber auch eine ästhetisch neutrale Gestaltung der Grundausstattung. Dabei bilden die Sanitärprodukte, metaphorisch gesprochen, eine Art weiße Leinwand bzw. Plattform zur Inszenierung des Bades durch seine Nutzer und Nutzerinnen. Persönliche Stilpräferenzen und modische Aktualität werden dann eher durch den Einsatz von Accessoires oder durch eine (teilweise) Renovierung von Wand und Boden erzielt.
Eine komplette Branche ist auf „Grün“ eingestellt
Die Beschäftigung mit einem nachhaltigen Badezimmer kann auch nicht vollkommen losgelöst vom Handwerk und der Badplanung erfolgen. Zu sehr sind Sanitärprodukte für die Ausstattung mit technischen Systemkomponenten miteinander verbunden. Der nachhaltigen Badplanung kommt daher in den nächsten Jahren eine zunehmende Verantwortung zu. Und auch der dreistufige Vertriebsweg in Deutschland gewährleistet mehr als nur die umfängliche Bereitstellung an nachhaltigen Produkten, denn das Thema Nachhaltigkeit spielt auch bei der Logistik, der Verpackung, der Verfügbarkeit von Ersatzteilen sowie beim Service eine zunehmende Rolle. „Das Thema Nachhaltigkeit wird auch für unsere Branche ein Katalysator in allen Bereichen sein“, sagt Jens J. Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS, Bonn). „Wir sehen nicht nur eine zunehmende Nachfrage nach nachhaltig geplanten Badezimmern seitens der Bauherren, sondern auch eine Optimierung der Prozessketten mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit bei allen Marktteilnehmern. Die ISH 2023 war daher ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Sustainable Bathroom.“
Das nachhaltige Badezimmer ist letztendlich ein zukunftsorientiertes Konzept, das smarte, Wasser und Energie sparende Produkte, umweltschonende Industrieproduktion, nachhaltige Materialien, zukunftsorientierte Badplanung und ein langlebiges Design optimal kombiniert.
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