Welche Schlussfolgerungen lassen sich aus dem SBZ-Praxistest 2025 ziehen? Sind Wirbel-, Vortex- oder Drehspüler herkömmlichen Systemen überlegen? Was bedeutet das in Bezug auf reduzierte Spülmengen? Zu diesen und anderen bedeutenden Punkten fürs SHK-Handwerk hat SBZ-Chefredakteur Dennis Jäger Philipp Akkawi befragt.
Eine gleichmäßige Wasserverteilung ist entscheidend.
SBZ: Herr Professor Akkawi, Sie haben die neuen Spülkonzepte, Vortex- bzw. Drehspülsysteme, im Labor getestet. Was war das Hauptziel Ihrer Untersuchungen und welche Kriterien waren für Sie besonders wichtig?
Philipp Akkawi: Unser Hauptziel war es, die Leistungsfähigkeit der neuen Spültechnologien systematisch zu analysieren. Dabei standen insbesondere die Reinigungswirkung und die Effizienz im Fokus – sowohl bei Standardspülmengen als auch bei der Kleinmengenspülung über die Spartaste. Zusätzlich haben wir Aspekte wie Spritzverhalten, Hygiene und Geräuschentwicklung untersucht, um eine umfassende Bewertung der Drehspülsysteme vorzunehmen. Letztlich ging es darum, einen objektiven Überblick über die am Markt erhältlichen Systeme zu gewinnen und ihre Eigenschaften vergleichend einzuordnen.
SBZ: Die Hygiene spielt bei modernen Toiletten eine immer größere Rolle. Wie bewerten Sie die Unterschiede in der Effektivität der verschiedenen Technologien?
Akkawi: Vergleicht man die Drehspüler mit bisherigen spülrandlosen WCs, verteilt sich das Wasser gezielter und gleichmäßiger im Becken, was die Spülleistung verbessert und Rückstände reduziert. Zudem fällt das Überspritzen geringer aus. Ein möglicher Nachteil könnte in der geringeren Nachlaufwassermenge im Vergleich zu bisherigen Technologien liegen. Die Nachlaufwassermenge bezeichnet die Wassermenge, die nach dem Verlassen des letzten Prüfkörpers aus der Keramik gemessen wird und maßgeblich die Schwemmwirkung in der anschließenden Grund- und Sammelleitung beeinflusst. Meiner Einschätzung nach stellt dies jedoch inzwischen ein eher geringes Problem dar, da mittlerweile die Leitungen in vielen Fällen normgerecht und entsprechend kleiner dimensioniert werden, wodurch sich der Abtransport der Fäkalien verbessert und die erforderliche Nachlaufwassermenge entsprechend reduziert werden kann, ohne die Funktionalität der Entwässerung wesentlich zu beeinträchtigen.
SBZ: Wie können wir sicherstellen, dass die Spülung wirklich alle Bereiche des WCs erreicht und eine gründliche Reinigung erfolgt?
Akkawi: Eine gleichmäßige Wasserverteilung ist entscheidend. Das Design der Spülkanäle und die Strömungsführung müssen so ausgelegt sein, dass das Wasser alle relevanten Bereiche erreicht. Moderne, randlose WCs bieten hier den Vorteil, dass keine versteckten Ablagerungszonen entstehen. Gleichzeitig müssen die Wasserführung und die Spülgeometrie genau aufeinander abgestimmt sein, um eine vollständige Reinigung sicherzustellen und ein Überspritzen möglichst auszuschließen. Einige Hersteller legen hier besonderen Wert darauf, das Überspritzen zu verhindern, und formen eine Schürze an den Rand des Beckens. Diese Schürze macht jedoch das Reinigen mit einem Schwamm oder der Toilettenbürste etwas aufwendiger. Wobei wir dies nicht in unserer Testreihe getestet haben.
Die neuen Spülsysteme bieten klare Vorteile in Bezug auf Reinigungsleistung und Hygiene und neigen weniger zum Überspritzen
SBZ: Ein häufiges Problem bei traditionellen Toiletten ist das Überspritzen des Wassers. Gab es dabei signifikante Unterschiede in der Spültechnik zwischen den Herstellern?
Akkawi: Ja, es gibt Unterschiede. Auch wenn diese nicht sehr groß sind. Grob lässt sich sagen, wer das Überspritzen nahezu ausschließen will, der setze auf eine Keramik mit einer kleinen Schürze am Rand der WC-Keramik. Die schlechtere Alternative wäre, die wasserberührte Fläche von der Keramikoberkante aus weiter nach unten zu ziehen. Entscheidend sind also die Formgebung und auf welcher Höhe die Wasserverteilung in der Keramik erfolgt. Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Drehspüler tendenziell weniger zum Überspritzen neigen.
SBZ: Ein Aspekt, der oft übersehen wird, ist der Geräuschpegel der Toilette bei der Benutzung. Sind die neuen Spültechnologien leiser als traditionelle Modelle?
Akkawi: Die Geräuschentwicklung muss differenziert betrachtet werden. In der Gebäudetechnik geht es primär darum, angrenzende Nutzungseinheiten vor Geräuschen aus der Installation zu schützen. Hier spielt vor allem der Körperschall eine Rolle – also minimale Vibrationen, die sich über die Bausubstanz ausbreiten und hörbar werden können. In Wohnsituationen mit einem En-suite-Badezimmer oder in Hotels ist hingegen auch die Luftschallausbreitung innerhalb der eigenen Nutzungseinheit relevant. Während unserer Tests wurden die Vortex- bzw. Drehspülsysteme subjektiv als leiser empfunden. Um das objektiv zu bewerten, haben wir einen Vergleichstest durchgeführt, bei dem der Maximalpegel aller getesteten Systeme erfasst wurde.
SBZ: Ein sehr wichtiger Punkt in Zeiten von Wassersparen ist die Effizienz bei reduzierter Wassermenge. Gibt es Unterschiede in der Spülleistung, wenn die Wassermenge verringert wird?
Akkawi: Die Spülleistung nimmt bei geringerem Wassereinsatz nicht bei allen Systemen gleichermaßen ab. Einige Vortex-Systeme konnten auch mit reduzierter Wassermenge eine gute Reinigungsleistung erzielen, da die Wasserführung optimiert ist. Hier zeigt sich, dass nicht allein die Wassermenge entscheidend ist, sondern vor allem die Strömungsdynamik im Spülprozess. Der Standard sollte bereits heute eine Spülmenge von 4 bis 4,5 l sein, auch wenn dies noch nicht überall umgesetzt wird.
Angesichts der zunehmenden Wasserknappheit ist es erstrebenswert, den Wasserverbrauch weiter zu senken, ohne die Spülleistung zu beeinträchtigen. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Wasserverbrauch in Deutschland liegt derzeit bei etwa 125 l pro Tag, wovon rund 33 l allein auf die WC-Spülung entfallen – das entspricht mehr als einem Viertel des täglichen Wasserverbrauchs. Eine weitere Reduzierung der Spülmengen könnte daher erheblich zur Wassereinsparung beitragen. Zukünftig könnten weiter verbesserte Strömungsführungen, optimierte Beckenformen und angepasste Leitungssysteme dazu beitragen, mit noch weniger Wasser eine ebenso effektive Spülung zu erreichen.
SBZ: Warum konnten manche Keramiken in Ihren Tests mit der gleichen Spülkraft bei weniger Wasser punkten?
Akkawi: Das liegt vor allem an der Optimierung der Beckenform und der Wasserführung. Eine gut durchdachte Spülgeometrie reduziert den Wasserbedarf, da Ablagerungen von vornherein erschwert werden. Zudem spielt die Anordnung der Wasserauslässe eine Rolle – sie beeinflusst, wie effizient das Wasser genutzt wird, um das gesamte Becken zu reinigen, und welcher Abwärtsimpuls gesetzt wird.
SBZ: Was halten Sie generell von den aktuellen Entwicklungen in der WC-Technologie?
Akkawi: Die Entwicklungen sind vielversprechend, da sie in Richtung verbesserte Hygiene, Wassereffizienz und Komfort gehen. Insbesondere randlose Designs, optimierte Wasserführungen und antibakterielle Beschichtungen tragen dazu bei, den Reinigungsaufwand zu minimieren und gleichzeitig ressourcenschonender zu arbeiten.
SBZ: Wo sehen Sie noch Potenzial für Verbesserungen?
Akkawi: Ein wichtiger Punkt ist die weitere Optimierung der Spültechnik, um auch bei sehr geringen Wassermengen eine maximale Reinigungsleistung zu erzielen. Wer sich heute für ein WC entscheidet, das mit möglichst wenig Wasser eine optimale Reinigungswirkung erzielt, spart über Jahrzehnte hinweg wertvolle Ressourcen. Auch in der Geräuschreduktion sehe ich noch Potenzial. Denn in unseren modernen, hochgedämmten Gebäuden ist der Umgebungsschallpegel geringer, wodurch wir Geräuschquellen im eigenen Wohnbereich stärker wahrnehmen.
Eine gut durchdachte Spülgeometrie reduziert den Wasserbedarf.
SBZ: Die klassischen Toilettenmodelle, wie Flachspüler und Tiefspüler, sind seit Jahrzehnten verbreitet. Inwiefern halten Sie die neuen Ausspültechnologien im Vergleich zu diesen traditionellen Systemen für überlegen? Was sind die wichtigsten Unterschiede?
Akkawi: Die neuen Spülsysteme bieten klare Vorteile in Bezug auf Reinigungsleistung und Hygiene und neigen weniger zum Überspritzen. Während klassische Tiefspüler häufig mit einer zentralen Wasserführung arbeiten, verteilen Vortex- und Drehspülsysteme das Wasser gezielt im gesamten Becken. Dadurch werden Ablagerungen minimiert und die Spülung erfolgt effizienter. Zudem ermöglichen diese modernen Systeme eine leisere und wassersparendere Nutzung, was sie traditionellen Spültechniken überlegen macht. Wer heute von einer hochwertigen Ausstattung spricht, kommt an den auch Rotationsströmung genannten Vortex- bzw. Drehspülsystemen nicht vorbei.
SBZ: Gibt es Nachteile oder Herausforderungen bei den neuen Spülsystemen im Vergleich zu Flach- oder Tiefspülern? Könnten diese Modelle in bestimmten Anwendungsbereichen oder für bestimmte Nutzergruppen weniger geeignet sein?
Akkawi: Ein Aspekt, den wir bisher noch nicht getestet haben, ist die Reinigung der WC-Keramiken im Alltag – sowohl mit der WC-Bürste bei Bedarf als auch bei der routinemäßigen Pflege in Krankenhäusern und Hotels. Einige der neuen Wassereintrittsöffnungen in den Keramiken lassen vermuten, dass es Bereiche gibt, die mit einer herkömmlichen runden WC-Bürste schwerer zu erreichen sind. Hier könnte die Geometrie der Keramik eine Rolle spielen und die Reinigung erschweren.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Oberflächenbeschichtung der Keramik. Moderne, hydrophobe Beschichtungen können Ablagerungen reduzieren und die Reinigung erleichtern, indem sie verhindern, dass Schmutz und Kalk haften bleiben. Allerdings gibt es vielleicht Unterschiede in der Langlebigkeit und Wirksamkeit dieser Beschichtungen, insbesondere im Zusammenspiel mit Reinigungsmitteln und mechanischer Beanspruchung. Dies wäre ein interessantes Feld für weitere Untersuchungen, um zu analysieren, wie verschiedene Oberflächenveredelungen die Reinigungsfreundlichkeit und Hygiene langfristig beeinflussen.
SBZ: Besten Dank, Herr Akkawi.
SBZ-Stand im Foyer 4.1: SBZ-Praxistest live auf der ISH
Sie heißen Aqua Blade oder Turbo Flush, Triple Vortex oder Silent Flush. Bei solch klingenden Bezeichnungen hüpft das Marketingherz vor Freude. Die WC-Hersteller haben in den vergangenen Jahren nicht nur eine neue Art des Ausspülens von WC-Keramiken etabliert, sondern auch das Marketing auf die Spitze getrieben. Aber wie gut sind die neuen „Drehspüler“ wirklich? Die SBZ ist der Frage nachgegangen und hat mit der Hochschule Esslingen einen SBZ-Praxistest aufgesetzt. 10 WC-Keramiken mit neuer Ausspültechnik kamen dabei auf den Prüfstand. Wie „turbo“ oder „silent“ sie wirklich sind, stellen wir in dieser SBZ-Ausgabe ab Seite 52 ausführlich vor. Außerdem zeigen wir die Testergebnisse und den Prüfstand zur Fachmesse ISH in Frankfurt am SBZ-Stand (zu finden im Foyer 4.1).
Zudem gibt es Montag bis Donnerstag jeweils um 14 Uhr einen Kurzvortrag am SBZ-Messestand. Thema:
Mutig zum Erfolg und mehr Umsatz durch überzeugende Badplanungen.
Der 20-Minuten-Vortrag vermittelt Grundlagen, um zu besseren Geschäften und zufriedeneren Kunden zu kommen. Die Teilnehmer des Vortrags erhalten das Buch „Badezimmer-Trends 2025“.
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