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Baden-Württemberg als Branchenprimus, Teil 2

Verbandstag im Europapark

Inhalt

Zwiespältig“ charakterisierte Manfred Stather, Vorsitzender des Fachverbandes die wirtschaftliche Entwicklung beim diesjährigen Verbandstag. Die Branche hat ein hartes Jahr hinter sich: Umsatzeinbußen von neun Prozent im Jahr 2007 bei einem weiteren Anstieg der rolleneingetragenen Betriebe. Der Preisdruck wächst. Der seit 2008 wieder anziehende Konjunktur wirkten die fortlaufenden Gesetzesänderungen und ein sich abzeichnender Fachkräftemangel entgegen.

Gutes Image bei der Politik

Bestimmendes Thema der vergangenen Monate: die Novellierung des Schornsteinfeger-Gesetzes. Der Referentenentwurf vom September 2007 gab den Startschuss für umfangreiche Aktivitäten. In Gesprächen und Stellungnahmen prangerte der Fachverband die Wettbewerbsverzerrung zu Lasten der SHK-Betriebe in der geplanten vierjährigen Übergangszeit an. „In Baden-Württemberg waren wir überzeugend“, fasste Stather die Ergebnisse dieser beispielslosen Interessenvertretung zusammen. Der baden-württembergische Wirtschaftsminister vertrat die Interessen des SHK-Handwerks in Berlin und viele der angesprochenen Bundestagsabgeordneten stimmten der Argumentation des Fachverbandes zu.

In den anderen Bundesländern und auf Bundesebene verlief die Diskussion weniger erfolgreich. Neben dem fehlenden Erfolg in den anderen Ländern, sorgt sich die Verbandsführung auch um die Unterstützung aus den eigenen Reihen. Mehr Mitgliedsbetriebe hätten die Chance nützen können, ihren Bundestagsabgeordneten direkt anzuschreiben, vor Ort den Boden zu bereiten. „Wir müssen wie eine Eins hinter dem Verband stehen“, forderte Stather die Mitglieder beim Verbandstag auf. Der Bundesverband plane eine Klage in Karls­ruhe, falls der vorliegende Gesetzesentwurf so verabschiedet wird, zeigte Dietmar Zahn, Geschäftsführer des Fachverbandes, den weiteren Weg auf.

Erfolgreich vertrat der Fachverband die Interessen des SHK-Handwerks auch beim Erneuerbaren Wärmegesetzes Baden-Württemberg. Nach seiner Intervention nahm die Landes­regierung Kachelöfen und Pellets­heizungen als regenerative Energien in den Gesetzestext auf. „Der Fachverband hat ein gutes Image bei den Gesprächspartnern von Politik und Wirtschaft“, stellten Stather und Klein klar.

Harald Höflich, Informationszentrum Energie des Wirtschaftsministeriums, vermittelte in seinem Ausblick „Energiepolitik bis 2020“ den Teilnehmern einen Eindruck auf das kommende Szenario. Demnach wird die erneuerbare Energie, die Steigerung der Energieeffizienz und die Senkung der Treibhausgase in den nächsten Jahren die Energiepolitik bestimmen. Sowohl die europäische als auch die Bundes- und Landesgesetzgebung setzen sich in diesen Bereichen sehr hohe Ziele und dem Bürger genaue Prozentzahlen. Im Gegenzug ­böten sich große Chancen für das SHK-Handwerk. Sensibilisiert durch die ständige öffentliche Diskussion, animiert durch staatliche Zuschüsse und gesetzlich reglementiert, steige der Beratungsbedarf und zwangsläufig das Modernisierungspotenzial.

Ausweitung des ­Aufgabenspektrums

Klar definierte neue Aufgabengebiete wachsen der Berufsorganisation durch die Organisationsreform des Handwerks in Baden-Württemberg zu. Mit der Reform werden die Aufgabengebiete zwischen Kammern und Fach­organisationen neu geregelt. Innungen bzw. Fachverbände sind künftig über die reine Grundsatzberatung hinaus für die Fragen des Arbeits- und Tarifrechtes zuständig. Dabei gelte allerdings zu beachten, betonte Klein, dass nur Innungsmitglieder von den Berufsorganisationen beraten werden könnten. Vor einer fachlichen Auskunft stände daher der Innungsbeitritt, eventuell in Form einer Schnuppermitgliedschaft. „Die Neuordnung fordert uns heraus, ist aber gleichzeitig eine erfolgsversprechende Möglichkeit neue Mitglieder zu gewinnen“, warb der Hauptgeschäftsführer für eine engagierte Umsetzung der Reform.

Preisgestaltung: ­Freundlich und fair?

Elektronische Medien gewinnen an Bedeutung. Diese Tatsache bringe den einzelnen SHK-Betrieb verstärkt in die Bredouille, betonte der Vorsitzende. Verbraucher recherchierten im weltweiten Netz Preise, forderten diese beim örtlichen Handwerksbetrieb ein oder bestellten Ware direkt per Mauklick und orderten nur noch einen kostengünstigen Einbau. „Zwei deutliche Probleme zeichnen sich hier ab!“ Die im Internet angebotene Ware könne zwielichtiger Herkunft sein, Haftungsansprüche verfielen und der installierende Betrieb würde zum Handlanger degradiert. Die angegebenen Preise bezögen sich nur auf das Gerät und nicht auf die Montage­leis­tung. Damit liege der aus dem Internet gezogene Preis immer unterhalb der vom SHK-Betrieb kalkulierten Kosten. „Mit solchen Preisen gefährdet der Betrieb seine Existenz“, stellte Stather klar.

Zwangsläufig gerieten allerdings durch den schnellen und problemlosen Preisvergleich die kalkulierten Bruttopreise in einen Preissog. Einige Großhändler pass­ten sich dem Druck an und korrigierten die Preise nach unten. Die Folge: Sie gefährden die für die SHK-Betriebe notwendige Preisspanne, die der Stundenverrechnungssatz nicht abdecke. „Bruttoendpreise gehören in die Verantwortung des ausführenden SHK-Betriebes“. Der Vorsitzende forderte von den Großhändler solidarisches Verhalten. „Der Kunde beauftragt schließlich den Betrieb und nicht den Handel.“

Klare Kompetenzregelungen beansprucht der Fachverband im Seminarangebot. Stather plädierte für eine enge Kooperation zwischen Herstellern, Großhändlern, Versorgungsunternehmen und der Berufsorganisation. Allerdings müsse die Berufsorganisation die Federführung bei allen betriebswirtschaftlichen oder rechtlichen Seminarangeboten haben, während bei technischen Themen oder Produktneuheiten die Partner im Vordergrund ständen.

Bild in der Öffentlichkeit

Erfolgreiche Interessenvertretung beinhaltet eine erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit und die Teilnahme an shk-relevanten Veranstaltungen. Das Resümee der Verbandsspitze zeigte, dass diese Aufgabe 2007 verstärkt und erfolgreich wahrgenommen wurde. Der Fachverband ist ideeller Träger der IFH/Intherm. 2008 konnte diese SHK-Messe wiederum ­ihren Spitzenplatz verteidigen und ausbauen. Anstiege bei den Besuchern, der vermieteten Fläche und den Ausstellern dokumentierten den Spitzenrang der Nürnberger Messe.

Alternative Heizmethoden und die Frage, wie sich der Energieverbrauch mittelfristig drosseln lässt, standen beim ersten landesweiten Energietag im Vordergrund. Wie 2007 forderte der Fachverband Innungen und Mitgliedsbetriebe auf, sich an der Neuauflage des Aktionstages, der von der Landesregierung ini­tiiert wird, zu beteiligen. „Die Themen des Energietages, sind die Themen des SHK-Handwerkes“, erklärten die Referenten: Heizungsmodernisierung und -optimierung, Steigerung der Effizienz und die Frage, wie sich regenerative Energien integrieren lassen – „hier dürfen wir nicht abseits stehen“. Landesweit stehen diese Themen beim zweiten Energietag am 13. und 14. September auf der Agenda.

„Wir checken für Deutschland“ – unter dieser Dachkampagne fasst die Bundesorganisation zahlreiche Einzelaktivitäten stringent zusammen. In dem klaren Werbekonzept werden alle SHK-Gebiete abgedeckt. Die verschiedenen Werbemittel stehen über eine Internetplattform zur Verfügung.

Blick zurück nach vorn

Die Haltung einiger Innungsbetriebe konterkariere die steigende Akzeptanz des Fachverbandes in der Öffentlichkeit und bei den relevanten Ansprechpartnern, konstatierte Stather. Die nachlassende Motivation bei überregionalen Veranstaltungen – z.B. dem eingestellten SHK-Tag „Wohlfühlen“ – teilzunehmen, vermindere die politische und gesellschaftliche Akzeptanz. Die Maßnahmen des Fachverbandes zur Mitgliederwerbung – in Meis­terschulen, Informationsmaterial downloadbar – müssten vor Ort eine vehemente Unterstützung erfahren. Der Fachverband und die Innungen seien künftig politisch und technisch noch mehr gefordert. Die Interessen des Gewerks müssten gegenüber dem Gesetzgeber noch klarer formuliert werden.

Engagement und Einsatz standen bei den Ehrungen nicht in Zweifel. Der Fachverband bedankte sich bei Alois Baumann (SHK-Innung Mannheim) für ­seine mehrjährige Tätigkeit im ­Technischen Ausschuss Klempnerei und bei Marc Majlath (SHK-Innung Bruchsal) für sein Engagement in der Tarifkommission SHK. Mit Horst Fuller (Innung Karlsruhe) verlässt ein „Urgestein“ den Rechnungsprüfungsausschuss. Fuller blickte beim Verbandstag auf einen 33-jährigen Einsatz zurück, bevor er in den wohlverdienten Ruhestand ging.