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Drei spannende Redner

Inhalt

Was verbindet diese Personen: Werner „Tiki“ Küstenmacher (Karikaturist und Autor), Günther Hermann Oettinger (EU-Kommissar für Haushalt und Personal, ehemals Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg) und Joachim Butz (Vorsitzender Fachverband SHK Baden-Württemberg)? Alle drei bereicherten durch ihre Auftritte die öffentliche Mitgliederversammlung zum Verbandstag 2018 des Fachverbands SHK Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Der inhaltliche Schwerpunkt lag dabei überwiegend auf SHK-branchenpolitischen Themen (Butz). Oettinger brachte die europäische Sichtweise auf das deutsche Handwerk allgemein ein. Er schreckte auch nicht davor zurück, in globalen Szenarien aufzuzeigen, dass Deutschland (und das deutsche Handwerk) durchaus Gefahr läuft, ins Hintertreffen zu geraten.

Was dafür oder vielmehr dagegen jeder einzelne Handwerksunternehmer bei sich tun könnte (oder gar sollte), das zeichnete Küstenmacher den Teilnehmern vor: nämlich überflüssigen Ballast abwerfen und sich aufs Wesentliche konzentrieren. Das Leben vereinfachen, privat wie beruflich. Ein Thema, das durchaus nicht leicht zu greifen ist.

SHK-Handwerk steht gut da

Auf die harten Fakten kam jedoch zuerst einmal Joachim Butz zu sprechen: „Die wirtschaftliche Situation des baden-württembergischen SHK-Handwerks lässt sich ganz einfach ausdrücken – nämlich in Zahlen. Unser Handwerk kann 2017 mit mehr Umsatz, mehr Beschäftigten und mehr Auszubildenden aufwarten. Ein Umsatz von 5,55 Milliarden Euro und ein Plus von 1,1 % bei der Zahl der Beschäftigten spiegelt die sehr gute wirtschaftliche Entwicklung wider.“ Diese Entwicklung zeigt sich auch im Nachwuchsbereich. Angesichts der Tatsache, dass die Zahl der Lehrlinge im Gesamthandwerk in Baden-Württemberg zurückgegangen ist, sei der Fachverband auch mit dem Plus von 1,3 % bei den Lehrlingen in den vier SHK-Ausbildungsberufen durchaus zufrieden, teilte der Vorsitzende mit.

Betriebe sind kein „Flaschenhals“

Eng einher mit der Personalfrage geht auch das Thema Auslastung in den Betrieben. Butz reagierte in Ludwigsburg auf die permanenten Behauptungen aus den Reihen anderer Branchenteilnehmer, das Handwerk habe sich durch den „Fachkräftemangel“ zum „Flaschenhals“ in der Auftragsabwicklung entwickelt: „Wir wehren uns ganz entschieden gegen die aktuelle Diskussion, Verbraucher müssten monatelang auf Handwerker warten. Wer immer solche Vorwürfe forciert – ob Politik und Verwaltungen, Medien, Großhandel oder Hersteller –, hat vielleicht ganz andere Absichten. Lassen Sie mich eines deutlich sagen: Das Handwerk ist gut im Geschäft, aber es ist nicht der Flaschenhals! Wir liefern!“

Dabei verwies er in seiner Ansprache auf andere Branchen, die viel eher von einem Problem sprechen müssten: „Zum Vergleich: Auf einen Neuwagen warten Kunden bis zu ein Jahr, die Lieferzeiten bei Küchen betragen teilweise sechs Monate. Und dabei handelt es sich um Industrieprodukte, nicht um gewerkeübergreifende technische Hausinstallationen. Und der Blick zur Medizin zeigt uns, dass man in einigen Regionen deutlich länger auf einen Arzttermin als auf einen Handwerker warten muss.“

Energiewende endlich beschleunigen

Alles andere als einfach scheint ebenfalls die Energiewende zu sein. Zwar sieht Joachim Butz gute Ansätze in Politik und Wirtschaft: „Inzwischen besteht Konsens, dass zur Erreichung der ambitionierten Klimaschutzziele und zur Realisierung der Energiewende ‚all electric‘ nicht heilsbringend ist und kein Weg am Wärmemarkt vorbeiführt. Trotzdem lässt die Umgestaltung unserer Energieversorgung eines vermissen: Dynamik!“

Er rechnet vor: „Schauen wir auf den Anlagenbereich, so blicken wir beispielsweise in Baden-Württemberg auf knapp eine Million Ölheizkessel, von denen rund 540 000 Exemplare 20 Jahre und älter sind. Bei den rund 700 000 Gasheizkesseln gehen wir von 370 000 ‚Methusalems‘ aus.“

Aber angesichts der trägen Modernisierungsrate in Deutschlands bzw. Baden-Württembergs Heizungskellern kommen ihm doch Zweifel: „Die Energiewende gelingt nur, wenn wir die Menschen in diesem Land mitnehmen. Und dies lässt sich wiederum nur bewerkstelligen, wenn die Energiewende für die Verbraucher finanzierbar und sozial verträglich initiiert wird. Akzeptanz schaffen wir mit technologieoffenen und ideologiefreien Ansätzen auf Basis marktwirtschaftlicher Prozesse. ‚Evolution statt Revolution‘ lautet die Devise.“ Das wünscht sich Butz auch im Zusammenhang mit dem Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWärme-Gesetz) in Baden-Württemberg. Hier müsse vor allem mehr in Richtung Image investiert werden: „Für unsere Betriebe heißt das, dass der Beratungsaufwand im Zusammenhang mit dem EWärme-Gesetz sehr hoch ist. Und der SHK-Profi leider sehr häufig der Überbringer der schlechten Botschaft. Deshalb sprechen wir uns dafür aus, die Anforderungen des EWärme-Gesetzes mit einer positiv besetzten Image- und Motivationskampagne in die Öffentlichkeit zu tragen.“ Weiter sprach Joachim Butz bei der öffentlichen Mitgliederversammlung auch die Bereiche an, in denen das SHK-Handwerk mit komplizierter Bürokratie überzogen wird. Neben der Datenschutz-Grundverordnung nannte er:

  • Wasserhaushaltsgesetz AwSV
  • unübersichtliche Schwellenwerte für Existenzgründer
  • die Ausweitung der Tachografenpflicht.

Digitale Grundkompetenz aufbauen

„Ihr Beruf verdient höchste Anerkennung“, sagte Günther Oettinger angesichts der Wissensbreite und -tiefe, über die das SHK-Handwerk verfügt. Im Grunde sei das ein Ingenieurberuf, verdeutlichte der EU-Kommissar. Und gerade deshalb sei bei der täglichen Praxis auch Effizienz gefragt. Als eine Basis dafür verwies er auf die Möglichkeiten der Digitalisierung. Und mahnte an: „Jeder braucht eine digitale Grundkompetenz.“ Die sei nötig, um als Handwerksunternehmer eben auch künftig regional wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

Die Bedeutung seiner Aussagen stellte der ehemalige Ministerpräsident sogleich auch in einen europäischen Kontext. Er offenbarte sich in Ludwigsburg als glühender Verfechter des europäischen Einheitsgedankens: „Wir brauchen ein starkes, gemeinsames Europa, um die Welt von morgen mitbestimmen zu können. Ohne Europa wird Baden-Württemberg auf dem Weltmarkt nicht mehr wahrnehmbar sein.“ Der wirtschaftliche Erfolg sei untrennbar mit den offenen Grenzen Europas verbunden.

Nicht zu viel auf einmal vornehmen

Grenzen überwinden, das war auch die Grundbotschaft von Werner „Tiki“ Küstenmacher. Er sprach in Ludwigsburg über sein Simplify-Prinzip, das man auch als „Reise vom Äußeren zum Inneren“ bezeichnet. Der Autor des Ratgebers „Simplify your life“ unterhielt die Teilnehmer in einer unnachahmlichen Mischung aus Vortragsrede und live gezeichneten Karikaturen zur Untermauerung des Gesagten. Dabei gab er seinen Zuhörern eine Grundregel des Aufräumens mit auf den Weg: „Nehmen Sie sich nicht zu viel vor.“

Sehr am Herzen lag ihm außerdem die Botschaft, dass man bei Entscheidungen und Bewertungen von Situationen nicht allein auf die subjektive Wahrnehmung vertrauen sollte: „Glauben Sie nicht all Ihren Emotionen. Der klare Blick des Verstands hilft dagegen.“ Eine Aussage, die so auch aus den Ansprachen seiner beiden Vorredner stammen könnte.