Mit dem Slogan der ZDH-Kampagne „Die Welt war noch nie so unfertig. Pack mit an!“, forderte der Fachverband-Vorsitzende Joachim Butz die Delegierten gleich zu Beginn der Versammlung dazu auf, die Themen und Herausforderungen im SHK-Bereich anzupacken: „Die Betonung liegt dabei auf gemeinsames Anpacken, denn ansonsten werden andere das für uns erledigen“, so Butz.
Zwar blicke das SHK-Handwerk optimistisch in die Zukunft: „Die wirtschaftliche Situation ist einigermaßen positiv. Mit der Energiewende und den Anforderungen des demografischen Wandels bieten sich Chancen für engagierte SHK-Handwerker“, so Butz. Doch im Hinblick auf ausreichend qualifizierte Fachkräfte müsse die gesamte Branche aktiv werden. Schätzungen des Fachverbandes zufolge gibt es in den SHK-Handwerken in Baden-Württemberg derzeit ca. 4.000 Stellen, die sofort besetzt werden könnten – Lehrstellen nicht eingerechnet. Die Betriebe hätten zunehmend Probleme, geeignete Mitarbeiter zu finden. „Das Fachkräfteproblem ist kein theoretisches Konstrukt, sondern überaus real.“
Den Schlüssel gegen den Fachkräftemangel hielten die Betriebe selbst in der Hand. „Indem wir den Nachwuchs selbst finden und ausbilden, sichern wir die Zukunft unseres Handwerks.“ Aus diesem Grund habe der Fachverband seine Anstrengungen auf diesem Gebiet weiter erhöht, jüngst durch die Wiederholung eines Workshops zur Nachwuchsgewinnung, aber auch mit der Gründung der Fachgemeinschaft „Top-Ausbilder im SHK-Handwerk Baden-Württemberg“.
Angesichts seiner Wiederwahl als Verbandsvorsitzender gab Butz einen Ausblick auf die Schwerpunkte für die nächste Wahlperiode. „Vor allem anderen müssen die Anstrengungen im Nachwuchsbereich verstärkt werden. Dies ist eine komplexe Aufgabe, zu deren Lösung es kein Patentrezept gibt.“ Butz kritisierte, dass einerseits das duale Ausbildungssystem als Erfolgsgeschichte gepriesen werde, andererseits die Politik aber die Akademisierung fördere. „Die duale Ausbildung muss als adäquate Alternative zum Studium wahrgenommen werden!“.
Am Image arbeiten
Das SHK-Handwerk sei gefordert, den zukunftsträchtigen und hochtechnisierten Beruf ins rechte Licht zu rücken, am Image des SHK-Handwerks zu arbeiten und die Betriebe als Arbeitgeber attraktiv zu machen. Günter Hanninger, Referatsleiter Recht und Bildung, subsummierte dies in seinem engagierten Vortrag „Baustelle SHK-Ausbildung“: „Lassen Sie die jungen Leute den Beruf erleben.“ Er zeigte den Delegierten Ansatzpunkte auf, an welchen Stellen im Schul- und Bildungssystem Potenziale bestehen, geeignete Lehrlinge zu finden. SHK-Betriebe müssten zukünftig noch flexibler agieren. Hanninger berichtete, dass der Zentralverband in naher Zukunft eine neue bundesweite Nachwuchskampagne auflegen wird.
Auch der Stärkung der Berufsorganisation will Butz weiterhin Gewicht geben: „Ganz zentral ist die Erhöhung der Mitgliederzahlen und damit die Stärkung unseres Organisationsgrades. Eine erfolgreiche Verbandsarbeit braucht eine starke Basis ganz nach dem Motto ‚Nur gemeinsam sind wir stark‘!“. Bisherige Anstrengungen zeigten erste Wirkungen: 2014 konnte erstmals seit vielen Jahren eine gleichbleibende Mitgliederzahl verzeichnet werden. Dennoch lautete der Appell des Verbandsvorsitzenden an die Innungen, ihre Bemühungen auf dem Gebiet der Mitgliederwerbung weiter zu erhöhen.
Zu guter Letzt werde es in den nächsten Jahren außerdem darum gehen, für die Mitgliedsbetriebe nach neuen und zukunftsfähigen Marktfeldern Ausschau zu halten und die Unternehmer für die Veränderungen im Beschaffungsmarkt fit zu machen.
Erfolge der Interessenvertretung
Ein großes Augenmerk richtete sich während der beiden Tage auch auf die Novelle des Erneuerbare-Wärme-Gesetzes (EWärmeG). Während Geschäftsführer Dietmar Zahn den Mitgliedern die fachlichen Details fundiert näherbrachte, wies Vorsitzender Butz darauf hin, dass die aktive Mitarbeit des Fachverbandes maßgeblich dazu beigetragen habe, dass das EWärmeG handwerksgerecht ausgestaltet wurde. Sowohl die Impulse für das vereinfachte Nachweisverfahren als auch für das Baukastensystem bei den Erfüllungsoptionen habe die Berufsorganisation eingebracht. Zahn berichtete, dass das Umweltministerium derzeit an einem elektronischen Nachweistool arbeitet, mit dem die Nachweisführung einfacher erfolgen kann.
Als weiteren Beleg erfolgreicher Interessenvertretung durch die Berufsorganisation führte Butz den Paragrafen 102 der Gemeindeordnung an, dessen mittelstandsfeindliche Änderung abgewendet werden konnte (näheres dazu in SBZ 14/2015). Dies sei, so Butz, durch gemeinsame politische Überzeugungsarbeit erreicht worden – bei den Landtagsfraktionen, in den Ministerien wie auch auf kommunaler Ebene durch die Innungen.
Gefordert werde das SHK-Handwerk nun an anderer Stelle: Baden-Württemberg habe eine negative Spitzenposition inne, was kommunale Eingriffe in Form von Anschluss- und Benutzungszwängen an eine Nah- und Fernwärmeversorgung oder Verbrennungsverbote betrifft. Keinesfalls spreche man sich grundlegend gegen Wärmenetze aus, jedoch müssten sich Eigentümer eigenständig für die individuell passende Heizung entscheiden können. Daher hat der Fachverband gemeinsam mit anderen Verbänden das „Aktionsbündnis Baden-Württemberg für individuelles Heizen“ ins Leben gerufen, welches sich für maßgeschneiderte und individuelle Heizlösungen engagiert.
Die Einsatzgrenzen solcher Wärmenetze zeigte Professor Dr. Dieter Wolff von der Ostfalia Hochschule Wolfenbüttel auf, der die Studienergebnisse der Fakultät für Versorgungstechnik vorstellte (siehe Beitrag „Nah- und Fernwärmenetze – Aus- oder Rückbau?“ aus SBZ 20/2011). Wolff machte deutlich, unter welchen Bedingungen Wärmenetze und Kraft-Wärme-Kopplung aus technischer und wirtschaftlicher Sicht effizient zu betreiben sind. Wohnflächenbezogene Verteilungsverluste zwischen 5 kWh/m2 a und 50 kWh/m2 a seien „nicht die Ausnahme, sondern die Regel“.
SHK-Betriebe sind gefordert
Geschäftsführer Dietmar Zahn informierte über aktuelle technische Fragen. So besteht ab dem 26. September 2015 für SHK-Betriebe im Rahmen der Ökodesign- und Verbrauchskennzeichnungs-Richtlinie die Verpflichtung, bestimmte Wärmeerzeuger und Speicher bzw. Verbundanlagen bereits im Angebot mit einem entsprechenden Datenblatt und Energielabel zu versehen. Fachverband-Referatsleiter Albrecht Oesterle empfahl in diesem Zusammenhang die bundesweiten Informationsveranstaltungen des ZVSHK und des Deutschen Großhandelsverbandes (DGH) sowie die vom Fachverband gemeinsam mit dem SHK-Großhandel organisierte Veranstaltungsreihe in verschiedenen baden-württembergischen Städten.
Gleichermaßen fundiert informierte Zahn zur UBA-Positiv-Liste. Das Umweltbundesamt hatte am 10. April 2015 die Bewertungsgrundlage für metallene Werkstoffe im Kontakt mit Trinkwasser veröffentlicht. Diese enthält eine Positivliste von metallenen Werkstoffen, die in der Trinkwasserinstallation eingesetzt werden dürfen. Der Leiter des Referates Technik zeigte die Fristen und Übergangsregelungen auf und gab den Betriebsinhabern wichtige Handlungsempfehlungen an die Hand.
Neustart und Abschied
So häufig wie lange nicht mehr mussten die Delegierten ihre Stimmkarten erheben, standen doch zahlreiche Neuwahlen an. Joachim Butz wurde als Vorsitzender des Fachverbandes einstimmig für die nächsten vier Jahre bestätigt. Als stellvertretende Vorsitzende wurden Wolfgang Friedrich (Innung Göppingen), Jürgen Walter (Innung Ulm/Alb-Donau) und Bernd Simon (Innung Tuttlingen) gewählt. Volker Werling wurde als ausscheidendes Vorstandsmitglied in Anerkennung seiner vielfältigen Verdienste von den Delegierten zum Ehrenvorstandsmitglied ernannt. Auf Vorschlag des Vorstandes hat die Mitgliederversammlung das ausscheidende Vorstandsmitglied Volker Werling in Anerkennung seiner vielfältigen Verdienste beim Verbandstag in Karlsruhe zum Ehrenvorstandsmitglied ernannt. Volker Werling gehörte seit 1996 dem Vorstand des Fachverbandes an, davon 14 Jahre als stellvertretender Vorsitzender. Darüber hinaus wurden sowohl die Ausschüsse Berufsbildung und Betriebswirtschaft als auch der wirtschaftspolitische Ausschuss für die Tarifbereiche SHK und OL neu gewählt.
Auch für die Geschäftsführung des Fachverbandes erfolgten wichtige Weichenstellungen. Wolfgang Becker wurde mit Wirkung zum 1. Januar 2016 als zukünftiger Hauptgeschäftsführer gewählt, wenn der langjährige Hauptgeschäftsführer Dr. Hans-Balthas Klein am 31. Dezember 2015 in den Ruhestand geht.
Auf dem Verbandstag verabschiedete der Fachverband SBZ-Chefredakteur Dirk Schlattmann, der die Geschicke der Berufsorganisation seit 25 Jahren redaktionell begleitet hat und im Oktober des Jahres eine andere berufliche Aufgabe übernimmt. Als Dankeschön überreichte ihm Vorsitzender Butz ein Geschenk und wünschte ihm für das neue Aufgabenfeld viel Erfolg.
Die Akteure