Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Mehr Mut!

Wir haben allen Grund, positiv und mutig in die Zukunft zu schauen“, sagte der Verbandsvorsitzende Joachim Butz in seiner Ansprache an die Teilnehmer. Zum Beispiel beim Thema fehlender Nachwuchs und dem daraus resultierenden Fachkräftemangel. Als Belege führte er ins Feld: die Ausbildungsinitiative „Zeit zu starten“ des Zentralverbands SHK, Signale vonseiten der Politik, den „Akademisierungswahn“ einzudämmen, und die Bereitschaft des Landes Baden-Württemberg, 80 % der Internatskosten für die Landesfachklassen der Gewerke Klempnerei, Ofen- und Luftheizungsbau und Behälter- und Apparatebau zu übernehmen.

Einen weiteren Punkt seiner Ausführung widmete er zudem den jungen Menschen, die als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind: „Bei der Suche nach Berufsnachwuchs zählt für das Handwerk nicht, woher potenzielle Auszubildende kommen, sondern wohin sie wollen“, sagte Joachim Butz in Überlingen. Von etwa 1000 Flüchtlingen hätten in diesem Jahr rund 460 eine Ausbildung im Handwerk begonnen. Darin stecke aber noch viel mehr Entwicklungspotenzial, „besonders, wenn auch die Flüchtlinge aus der Flüchtlingswelle 2015 nach der nötigen Vorqualifikation insbesondere bei der Sprache bei unseren Betrieben aufschlagen“, führte der Vorsitzende aus.

Dabei machte Butz aber deutlich, dass nur eine vollwertige Ausbildung weiterhelfen könne: „Um die vielfältigen Herausforderungen der Haus- und Gebäudetechnik zu meistern, benötigen wir Fachkräfte: Menschen mit fundierter Ausbildung und keine mit Schmalspurausbildung. Fachkräftemangel hin oder her, mit uns wird es keine ‚Ausbildung light‘ geben.“

Betriebe strategisch auf die Zukunft ausrichten

Mut tut gut – auch beim Thema Unternehmensführung. Joachim Butz griff das Motto zur öffentlichen Mitgliederversammlung deshalb auch im Zusammenhang mit einer auf die Zukunft gerichteten strategischen Ausrichtung der Handwerksbetriebe auf. Mit Digitalisierung, Energiewende und demografischem Wandel nannte er gleich drei Trends, denen sich kein SHK-Unternehmer entziehen kann: „Sie können Chance, Herausforderung oder unter Umständen auch Risiken für das Handwerk sein.“ Der Baden-Württembergische Handwerkstag hat dazu jetzt ein Projekt ins Leben gerufen. „Perspektiven und Dialog Handwerk 2025“ soll die Auswirkungen diskutieren und Handlungsempfehlungen für die Politik, für Handwerksorganisationen und Betriebe entwickeln, der Fachverband SHK bleibt hier am Ball.

Ganz sicher am Ball bleiben will die Berufsorganisation auch bei diesem Thema: Wie Handwerksbetriebe ihre Rolle in der digitalisierten Welt finden. Dabei dreht sich alles vor allem darum, wer den Kontakt zum Endkunden hält. „Für die Kunden ist es wichtig, dass die Beratungs-, Planungs- und Verkaufskompetenz bei ‚ihrem‘ Handwerker des Vertrauens liegt“, betonte der Vorsitzende in seinen Ausführungen. Als Handwerker dürfe man deshalb aber keine Scheu zeigen vor neuen, digitalen Wegen.

Gleichzeitig appellierte Butz jedoch an alle Beteiligten im dreistufigen Vertrieb: „Eine faire und zielführende Marktpartnerschaft mit einer sinnvollen Aufgabenteilung reicht über digitale Grenzen hinaus.“

Bei den Klimaschutzzielen mitreden

Mut tut gut – dem Motto folgend wurde die Berufsorganisation in der Vergangenheit nie müde, den Zusammenhang von Energiewende und Wärmewende zu betonen. Mit Erfolg, wie Joachim Butz zum Verbandstag verkünden durfte: „Die Politik hat endlich erkannt, dass die richtige Formel lautet: Energiewende = Wärmewende.“ Es sei eben nicht förderlich, allein den Stromsektor zu favorisieren. Wie wichtig das SHK-Handwerk für die Energiewende und den Klimaschutzplan 2050 werden kann, das wurde am Verbandstag in einer Podiumsdiskussion mit dem baden-württembergischen Umweltminister Franz Untersteller ausgiebig besprochen (siehe dazu auch SBZ 18-2017, ab Seite 42: „Gegenwart und Zukunft im Blick“).

Zur Umsetzung der Klimaschutzziele nannte der Verbandsvorsitzende drei wichtige Forderungen:

  1. Der Einbau neuer Heizungsanlagen muss in Baden-Württemberg auch nach dem Jahr 2020 noch gefördert werden.
  2. Die Gasinfrastruktur wie auch die Gasversorgung von Gebäuden und Wohnungen muss beibehalten werden.
  3. Der Klimaschutzplan 2050 darf keine „Revolution“ sein, er muss eine „Evolution“ sein.

Mit Bezug zur Energiewende und zum Klimaschutzplan 2050 versäumte es Joachim Butz aber nicht, auch Kritik am Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWärmeG) in Baden-Württemberg zu äußern: „Hier im Land läuft der Heizungsbereich – insbesondere die Sanierung alter Anlagen – weiterhin eher schleppend.“ Der Grund: „Nach Rückmeldung unserer Betriebe sehen die Hauseigentümer die Anforderungen des Erneuerbare-Wärme-Gesetzes eher kritisch und zögern den Heizkesseltausch so lange wie möglich heraus.“

Wie Butz weiter mitteilte, plane das Umweltministerium, das Gesetz nun evaluieren zu lassen, um die Hintergründe der eher niedrigen Modernisierungsrate zu ermitteln. Der Fachverband SHK Baden-Württemberg hat sich dazu aber bereits Gedanken gemacht. Der Vorsitzende stellt in Überlingen einige Änderungsvorschläge vor, um das Gesetz „marktfreundlicher“ zu gestalten:

  • beispielsweise die Einführung eines Effizienzbonus von 5 % bei Einbau eines energieeffizienten Heizkessels
  • oder das Streichen der „unsäglichen“ Leistungsgrenze von 50 kW Nennwärmeleistung für die Anerkennung von Bioöl und Biogas.

Damit nicht genug, sollten Verbraucher auch weitere Anreize erhalten: „Anknüpfend ist es dann Aufgabe des Landes, mit einer Motivationskampagne die Hausbesitzer über das EWärmeG zu informieren und für die Sanierung ihrer Heizungsanlagen zu sensibilisieren“, schlug Joachim Butz guten Mutes vor.

Mutig neue Themen aufnehmen und angreifen

Mit „Mut tut gut“ war zur öffentlichen Mitgliederversammlung auch der Beitrag des Gastreferenten Johannes Warth überschrieben. Der selbsternannte „Ermutiger“ nahm sein Publikum mit auf eine kleine Erlebnisreise, wobei der Weg das Ziel war: „Gerade in der heutigen Zeit benötigen wir mehr denn je Ermutigung, um das Gute zu sehen und daraus folgend zu säen.“ Mal die Augen öffnend, mal zum Nachdenken anregend zeigte er auf humorvolle Weise Wege und Möglichkeiten auf, die eigentlich jeder gehen bzw. nutzen könnte.

Bei so viel Themen über Mut galt es in Überlingen aber, nicht die Kernaufgabe des SHK-Handwerks und der Berufsorganisation zu vernachlässigen: „Wasser ist unser Auftrag, genauso wie Wärme und Luft. Dafür stehen wir als organisiertes SHK-Handwerk mit allen Innungen und Betrieben in der Vergangenheit, heute und auch in der Zukunft“, schloss Joachim Butz seine Ausführungen zur öffentlichen Mitgliederversammlung ab.

Info

Ehrungen

Die öffentliche Mitgliederversammlung nutzte der Fachverband SHK Baden-Württemberg, um verdiente junge und ältere Mitglieder auszuzeichnen. Im Einzelnen waren dies:

Ehrennadel in Silber:

Achim Thiel, Balingen-Frommern(Sanitär-, Heizungs-, Klima-, Flaschner-Innung Zollern-Alb)

Peter Stelzer, Elllwangen (SHK Innung Aalen)

Landessieger im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks 2016:

  • Dominik Hertenberger, Anlagenmechaniker SHK
  • Katharina Ebi, Ofen- und Luftheizungsbauerin
  • Kevin Kirr, Behälter- und Apparatebauer

Info

Wirtschaftskraft in Zahlen

Mut macht derzeit die positive wirtschaftliche Entwicklung im SHK-Handwerk Baden-Württemberg. 2016 haben 47 250 Beschäftigte einen Umsatz von 5,5 Milliarden Euro erwirtschaftet, das entspricht einem Plus von 3,6 %.

Besonders positiv fällt dabei auf, dass sowohl die Zahl der Beschäftigten um 1,2 % gestiegen ist als auch die Gesamtzahl der Lehrlinge um 3,9 % in allen vier Ausbildungsberufen.

Für dieses Jahr geht der Fachverband SHK Baden-Württemberg von einem Wachstum in Höhe von 2 % aus.