Vom vergangenen Geschäftsjahr über die augenblickliche Situation der Branche bis hin zu erwarteten Entwicklungen und Chancen der nahen Zukunft spannte der Fachverbandsvorsitzende Manfred Stather den Bogen in seinen Ausführungen für die Delegierten. Während im Jahr 2011 im Wesentlichen die Bereiche Sanitär, Wartung und Kundendienst zum wirtschaftlichen Erfolg beigetragen haben, scheint demnach der Heizungsbereich im laufenden Geschäftsjahr Anschluss gefunden zu haben. Stather betonte jedoch, dass eine gute Auftragslage und gute Erträge nur mit marktgerechten Preisen gesichert werden könnten. „Eine Top-Qualität von Handwerkerleistungen hat einen Anspruch auf einen Top-Preis“, bekräftigte der Fachverbandsvorsitzende.
Für Nachwuchs werben
Eines der bestimmenden Themen der Verbandsarbeit ist die angespannte Nachwuchssituation nicht zuletzt aufgrund der erneuten Abnahme der Lehrlingszahlen um 2 %. „Wir tun uns immer schwerer, gute Lehrlinge zu finden, gerade auch, weil sich unser Berufsbild in den letzten Jahren stark gewandelt hat.“ So zeichne sich ein guter Mitarbeiter nicht nur durch handwerkliche Fähigkeiten aus, sondern auch durch technisches Verständnis und eine ausgeprägte Dienstleistungsbereitschaft, erläuterte Stather. Dass das SHK-Handwerk ein sehr zukunftsträchtiges Berufsfeld ist, will die neue Nachwuchskampagne des Zentralverbandes „Volles Rohr Zukunft“ deutlich machen, die in Baden-Württemberg mit Radiospots forciert wurde. Der Vorsitzende nahm aber auch die Innungen und Betriebe in die Pflicht: „Wir selbst müssen noch mehr tun, um dem Trend zu begegnen. Wir müssen in die Schulen gehen und mit Herzblut für unsere Berufe werben.“
Energiepolitik bietet Marktchancen
Zwar erwecke die derzeitige Politik den Eindruck, dass sie eher „Energiewände“ aufbaue als eine „Energiewende“ herbeizuführen, jedoch lehnte Stather jegliches Lamentieren ab. Es gehe darum, die Energiewende positiv zu sehen und auf die Chancen zu setzen, die sich für den SHK-Handwerksbereich daraus ergeben. Statt über den Sinn und Unsinn von Gesetzgebungen zu diskutieren, gelte es, schlichtweg mit den Kunden in Sachen Sanierung der Heizungsanlage ins Gespräch zu kommen. Der Kunde müsse quasi an die Hand genommen werden, um Wünsche und Anforderungen zu analysieren. „Angst nehmen und Lösungen anbieten“ laute die Devise. Denn gleichzeitig gehe es darum, Felder zu besetzen, bevor es andere Dienstleister tun, wie beispielsweise Energieversorger oder Energieberater. So müssten sich Betriebe frühzeitig positionieren, wenn es um den Einbau von BHKW gehe oder den Austausch von alten Umwälzpumpen durch Hocheffizienzpumpen. Stather wies in diesem Zusammenhang auf die Aktion „Tauschen – Pumpen – Profitieren“ hin, die der Fachverband in Kooperation mit dem Umweltministerium Baden-Württemberg und Pumpenherstellern initiiert hat. Diese Kampagne sollten die SHK-Betriebe aktiv bewerben und für sich nutzen.
Doch nicht nur der Markt „Energie und Umwelt“ biete Chancen, auch die Anforderungen an die Trinkwasserhygiene mit der novellierten Trinkwasserverordnung öffneten einen neuen Dienstleistungsbereich. Und so lautete der Appell des Verbandsvorsitzenden: „Innungen und Mitgliedsbetriebe müssen die sich bietenden Marktchancen aktiv ergreifen und dazu die Leistungen und Angebote ihrer Berufsorganisationen ausschöpfen. Damit heben sie sich vom Nichtmitglied ab und sind den berühmten Schritt voraus.“
Optimistisch wie nie zuvor
„Die Momentaufnahme der wirtschaftlichen Situation fällt deutlich positiv aus“, bestätigte Dr. Hans-Balthas Klein. Der Hauptgeschäftsführer untermauerte dies anhand der jüngsten Fachverbandsumfrage vom April 2012. „Etwa 95 % aller Betriebe gehen von einer gleich bleibenden oder besseren wirtschaftlichen Situation aus – das ist das beste Ergebnis, das in einer April-Umfrage jemals gemessen wurde.“ Bestätigt werde dies durch die neueste Umfrage des Zentralverbandes, nach der Baden-Württemberg erneut im Spitzenfeld liegt, was die momentane Wirtschaftslage und die Erwartungen der SHK-Betriebe angeht.
Kooperation und Weiterbildung
Geschäftsführer Dietmar Zahn ging auf die gemeinsamen Aktivitäten des Fachverbandes und Landesinnungsverbandes des Schornsteinfegerhandwerks im Hinblick auf das Schornsteinfegerhandwerksgesetz ein. In Reutlingen, Stuttgart und Ulm seien bisher acht Lehrgänge entsprechend der getroffenen Vereinbarungen durchgeführt worden. Mit der Absolvierung des Kurses erhält der SHK-Betrieb einen Teileintrag für das Schornsteinfegerhandwerk, der dazu berechtigt, Messungen und Überprüfungen an Feuerstätten gemäß der 1. BImSchV bzw. der KÜO durchzuführen. Generell sei jedoch zu beobachten, dass das Interesse der Schornsteinfegermeister an den Schulungsmaßnahmen für die Wartung von Feuerstätten eher gering ist, ebenso wie das Interesse der SHK-Betriebe an den Schulungen zur BImSch-Messung bzw. Durchführung der KÜO-Arbeiten. „Somit kommt einer Zusammenarbeit zwischen SHK- und Schornsteinfegerbetrieben vor Ort eine große Bedeutung zu“, so Zahn. Der Fachverband habe hierzu gemeinsam mit dem LIV Schornsteinfegerhandwerk Empfehlungen zum Abschluss von Kooperationsmaßnahmen ausgearbeitet (siehe SBZ 14, Seite 34).
Ämter und Ehrungen
Bernd Simon, Obermeister der Innung SHK Tuttlingen und Vorstandsmitglied des Fachverbandes, bekleidet seit dem Frühjahr ein zusätzliches Amt. Als Handwerkermarken-Botschafter für Baden-Württemberg stellte Simon den Mitgliedern die aktuellen Aktivitäten des Qualitäts- und Leistungsverbundes vor.
Feierlich wurde es dann auch noch. Im Rahmen der Delegiertenversammlung, dem höchsten Verbandsgremium, wurde dem Ehrenpräsidenten des Zentralverbandes, Bruno Schliefke, die Ehrennadel in Gold verliehen. Vorsitzender Stather sagte in seiner Laudatio, Schliefke sei als Präsident des Zentralverbandes von 2000 bis 2009 verantwortlich dafür gewesen, dass die Interessen der SHK-Berufsorganisation nach außen hervorragend vertreten wurden und gleichzeitig die Zusammenarbeit mit dem Fachverband Baden-Württemberg „erfolgreich, offen, partnerschaftlich und harmonisch“ erfolgte. Auch die langjährige Partnerschaft zwischen dem Fachverband SHK Sachsen und dem Fachverband Baden-Württemberg sei auf Schliefkes Engagement zurückzuführen.
Engagiert zeigten sich die zahlreich nach Freiburg angereisten Mitglieder nicht nur in den Versammlungen und Fortbildungsveranstaltungen, sondern auch in Gesprächen untereinander. Das in Baden-Württemberg organisierte SHK-Handwerk hat in Freiburg wieder unter Beweis gestellt, dass es für die Herausforderungen der Zukunft gut gerüstet ist.