Startpunkt der Veranstaltung bildete ein Eröffnungsvortrag von Prof. Dr. Wolfgang Seiler zum Thema „Der Klimawandel in Süddeutschland – Chancen und Herausforderungen für das Handwerk“, der den Teilnehmern wertvolle Impulse für die strategische Ausrichtung ihrer Unternehmen lieferte. Prof. Seiler zeigte neben den zu erwartenden klimatischen Auswirkungen konkrete Handlungsfelder auf. Das Fazit des hochemotionalen Vortrags lautete: „Wir können die Energiewende schaffen – wir müssen nur wollen!“
Novellierte EnEV im Anmarsch
Weiter ging es mit Andreas Müller, dem stv. Hauptgeschäftsführer des ZVSHK. Er stellte die Entwicklung der Anforderungen der Energieeinspar-Verordnung (EnEV) und die zukünftigen Maßgaben vor. Bis zum Jahr 2020 soll die Energieeffizienz um mindestens 20 % gesteigert, eine Verringerung der Treibhausgas-Emission um 20 % erreicht werden und ein Ausbau der erneuerbaren Energien im Wärmemarkt in Deutschland auf 18 % erfolgen. Derzeit werde die Novelle der EnEV 2009 vorbereitet, die 2012/2013 veröffentlicht werden soll. Dabei zeichne sich ab, dass ab dem Jahr 2020 für Neubauten höhere Anforderungen beim Primärenergiebedarf bestehen; es wird hier von „Fast Nullenergiegebäuden“ gesprochen, so Müller. Der Energieausweis soll mit einer Registrierungsnummer rechtsverbindlich werden. In Verkaufs- und Vermietungsanzeigen sollen die Aussagen des Energieausweises, wie Primärenergiebedarf veröffentlicht werden.
Das Kraftwerk Haus
Professor Dr. Norbert Fisch von der Technical University Braunschweig gab mit seinem Vortrag zum Thema „Kraftwerk Haus – Wie heizen und lüften wir zukünftig?“ einen interessanten Einblick unter dem Motto „Was bewegt uns in Forschung und Praxis?“ Die Entwicklung gehe aus seiner Sicht von einer heute eher zentralen Energieversorgung hin zu einer zukünftigen dezentralen Energieversorgung, in dem intelligente, energieeffiziente Gebäude in intelligente Netze integriert sind und miteinander kommunizieren. Anhand von zwei erstellten Gebäuden stellte er beispielhaft den Weg vom energieverbrauchenden zum energieerzeugenden Gebäude vor, dem Netto-Plus-Energiehaus.
TVO fordert die Betriebe
Dietmar Zahn, Geschäftsführer beim Fachverband, ging auf die Umsetzung der Trinkwasserverordnung und die Marktchancen für die SHK-Betriebe ein. Die Praxis zeige, so Zahn, dass die Überprüfung von Trinkwasserinstallationen auf Legionellen vorgenommen werde und bereits Sanierungen mit zum Teil erheblichen Investitionen erforderlich wurden. Nach der TVO müssen sogenannte „Großanlagen“, aus denen Wasser im Rahmen einer gewerblichen oder öffentlichen Tätigkeit abgegeben wird, auf Legionellen untersucht werden. Darunter fällt z.B. ein Wohngebäude mit vermieteten Wohnungen, in dem ein Warmwassererzeuger mit über 400 Liter oder einer Warmwasserleitung mit einem Inhalt von über 3 Litern vorhanden ist.Der Fachverband stellt Unterlagen, Musterbriefe usw. zum Download bereit.
Prof. Dr. Rudolf Schricker nahm die Zuhörer mit seinem Vortrag zum Thema „Moderne Badgestaltung – Wohlfühloase im Zeichen der Zeit“ mit auf eine Zeitreise. Die Einstellung gegenüber dem Badezimmer habe sich in den letzten Jahren stark verändert, so Schricker. Es geht letztlich um die Frage, wie ist der Quantensprung vom funktionalen Bad hin zum Erlebnisbad zu schaffen? Dies bedeute, wir benötigen zunächst eine neue Badekultur und der Badplaner muss sich verstärkt mit den Bedürfnissen, Erwartungen und Hoffnungen der Nutzer im Hinblick auf das Wohlbefinden auseinandersetzen. Dabei geht es, so Schricker, nicht nur um die Badewanne oder das Waschbecken und die Toilette, sondern um Raum, Licht, Gerüche, Musik, die Oberflächen der Materialien und um die Wassernutzung in all ihren Facetten.
Betriebswirtschaftliche Highlights
Rechtsanwalt und Steuerberater Dr. Hubert Humm berichtete über die Neuerungen der elektronischen Steuererklärung und das notwendige Verfahren zur Erstellung der E-Bilanz, die spätestens für Wirtschaftsjahre, die ab dem 1.1.2013 beginnen, verpflichtend ist. Hierbei seien wesentliche Vorbereitungen beim Steuerberater bzw. bei selbstbuchenden Betrieben notwendig, da die Anzahl der zu übermittelnden Informationen deutlich ansteige. Er wies auch auf den bereits heute möglichen Datenzugriff bei Betriebsprüfungen und die dabei vom Betrieb zu beachtenden Vorsichtsmaßnahmen hin, um keine „nicht erforderlichen Daten“ ans Finanzamt zu übermitteln. Andrea Eigel von der Kaleidoskop Marketing-Service GmbH referierte unter dem Titel „Mitarbeiter finden und binden“ über die demografische Zeitenwende und die Entwicklung der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Der wahre Schatz jedes Unternehmens sind die Mitarbeiter, die gehalten und kontinuierlich fortentwickelt werden müssten. Zahlreiche Motivationsmöglichkeiten wurden von der Referentin ebenso angesprochen wie die Chancen neue Mitarbeiter zu gewinnen. Achim Fischer-Erdsiek, vom Versicherungsmakler Dr. Schmid & Erdsiek beschäftigte sich ausführlich mit den versicherungsrechtlichen Risiken, die bei Arbeiten im Bereich der erneuerbaren Energien und als Generalunternehmer auftreten können und schlug entsprechende Versicherungsmöglichkeiten vor. Dr. Ragnar K. Willer, Geschäftsführer des SHK-Betriebes Willer GmbH in Ludwigshafen referierte über Social-Marketing im SHK-Handwerk, das heißt über die Kommunikation mit bestehenden und potenziellen Kunden mittels aktueller Kommunikationsmedien bzw. -kanäle. Ausgangspunkt jeder Aktivität im Web 2.0 sei eine gut gepflegte und ansprechende Website. Werkzeuge wie Twitter, Facebook usw. gibt es in allen Variationen. Wichtiger jedoch als die Werkzeuge seien die Möglichkeiten zur Interaktion und Einbeziehung der erreichten Menschen in eine vertiefte ansprechende Kommunikation, so Willer.
Tipps rund ums Recht
Günter Hanninger, Referatsleiter Recht und Bildung im Fachverband, legte den Zuhörern nahe, sich aktiver um ihre eigene Rechtsposition im Zusammenhang mit der Ausführung eines Werkvertrages zu kümmern. Die am Bau Beteiligten sind zwar alle in irgendeiner Form eingebunden, um ein Bauwerk fertigzustellen. Sie machen dies allerdings auf der Grundlage unterschiedlicher Rechtsquellen, so dass keineswegs gewährleistet ist, dass die eigene Haftung für Material, einen Regressanspruch in gleichem Umfang auslöst. Hinzukommt, dass „Vertragstexte“ durchaus unterschiedlicher Qualität sind. Individuell verhandelte Vereinbarungen haben Vorrang vor Allgemeinen Geschäftsbedingungen, wozu übrigens auch die VOB/B gehört. Hanningers Rat: Einerseits sich nicht mit dem Hinweis auf AGBs ins Bockshorn jagen lassen (evtl. unwirksam), andererseits sich im Klaren sein, dass die wichtigen Vertragsinhalte, wie Zahlungspläne, individuell ausgehandelt gehören.
Rechtsanwalt Norbert König, Fachanwalt für Bau und Architektenrecht, brachte den Teilnehmern das Thema „Anmelden von Bedenken – aber richtig“ nahe. Gleich anfangs gab er den Zuhörern mit auf den Weg „Keine falsche Scheu vor der Anmeldung von Bedenken“, denn: Mängel entstehen zu 40 % aus Sorglosigkeit am Bau. Ein verantwortungsbewusster Auftraggeber wird eine begründet vorgetragene Bedenkenanmeldung nicht missverstehen. Allerdings sind für eine wirksame Bedenkenanmeldung gewisse Kriterien zu erfüllen, wie Frist, Inhalt, Form und richtiger Adressat. Nicht zu vergessen auch die Dokumentation darüber, hat doch der Auftragnehmer – auch noch nach Jahren – die Beweislast hierfür. König: „Lieber eine Bedenkenanmeldung zu viel, als eine zu wenig.“
Internet kein rechtsfreier Raum
Rechtsanwalt Tobias Koppitz aus Berlin informierte die Besucher zu Internetrechtsfragen. Insbesondere ging er auf Abmahnfallen bei Betreiben einer Homepage oder eines Online-Vertriebsshops sowie auch bei Urheberrechtsverletzungen ein. Das Impressum auf einer Homepage müsse daher stets aktuell und vollständig und durch „zwei Klicks“ erreichbar sein. Dietrich Ditten, langjähriger Richter am Oberlandes- und Landgericht Stuttgart stellte die gesetzlichen Voraussetzungen für Gewährleistung im Bau- und Kaufrecht dar. Viel zu oft werde auch unterschätzt, dass die Beweislast für den Nachweis von Mängeln nach Abnahme nicht mehr beim Unternehmer, sondern beim Kunden liege und gerade dies für den Ausgang von Bauprozessen von besonderer Bedeutung sei.
Grenzen überwinden
Den perfekten Schlusspunkt der Veranstaltung setzte der Schweizer Extrembergsteiger und Abenteurer Thomas Ulrich mit seinem eindrucksvollen Motivationsvortrag zum Thema „Grenzen überwinden“, der die Teilnehmer mit beeindruckenden Bild- und Filmaufnahmen aus unterschiedlichen Expeditionen fesselte und mit dem Credo endete „Es gibt viel mehr Menschen, die kapitulieren, als Menschen, die scheitern – geben Sie nicht auf – kämpfen Sie für Ihre Ziele“.
Umrahmt wurde die Veranstaltung von Informationsständen der Sponsoren Duravit, Gentner Verlag, Junkers, Dr. Schmidt & Erdsiek, der GHM (Veranstalter der IFH/Intherm), sowie dem Deutschen Großhandelsverband Haustechnik e.V. Gruppe Südwest. Sowohl die positive Stimmung während der Veranstaltung selbst, als auch erste Auswertungen der Teilnehmerbefragungen zeigen, dass der Fachverband mit diesem Veranstaltungskonzept den Nerv der Teilnehmer getroffen hat. Die zwölf Referate boten komprimiertes praxisnahes Wissen in anschaulicher Form.
SBZ-Prädikat: Absolut lohnenswerte Veranstaltung mit interessanten Themen. Komplexer Wissenstransfer an nur einem Tag.