An Dachschrägen hat sich schon manch einer gestoßen – im übertragenen Sinn sogar den Kopf zerbrochen. Dann, wenn es an die Gestaltung eines Bades geht. Das SBZ-Planungsbeispiel zeigt, wie das in einem schmalen Raum mit Dachschräge gelingen kann.
Für eine Badsanierung gibt es keine Altersbegrenzung. Denn warum sollte man sich nicht auch noch in hohem Alter ein neues Bad gönnen? Wie jung und frisch das ausfallen kann, zeigt dieses Beispiel. Man glaubt es kaum, aber der Bauherr war 82 Jahre alt!
Aufgabe Badplanung: Das gab es zu beachten
Das Bad sollte im Obergeschoss des Hauses in einem schmalen Raum mit Dachschräge eingebaut werden. Die Anschlüsse waren bereits vorgerichtet, die Position der einzelnen Elemente stand somit fest. Die Aufgabe bestand also vor allem in der Material- und Produktauswahl sowie der Detailplanung. Die Ausführung übernahm der Innenausbaubetrieb der Familie in Eigenregie. Und wie bei einem solchen Betrieb naheliegend, handelt es sich um ein Holzhaus. Daher besteht natürlich auch die Wand zwischen Bad und Flur aus Holz. Sie ist zur Badseite hin mit Queraussteifungen versehen. In dieser vorgegebenen Aufteilung findet der Handtuchheizkörper neben der Tür seinen Platz, auch er war bereits vorhanden.
Viel Stauraum mit geringer Tiefe
Angesichts der geringen Raumbreite wurde die Tiefe der Aussteifungen außerdem genutzt, um Stauraum zu schaffen. Im Bad sind weniger tiefe Regale und Schränke wesentlich praktischer als größere Tiefen. Für Toilettenartikel reichen Abmessungen von 15 bis 20 cm völlig aus. Auf dieser Fläche finden zwei Reihen Tiegel, Töpfchen und Flaschen hintereinander bequem ihren Platz.
Artikel, die dahinter in der dritten Reihe stehen, werden nur selten „hervorgekramt“ und auf Dauer vergessen. Etwas anderes ist es bei Handtüchern, dafür werden natürlich andere Tiefen benötigt. In diesem Fall mussten die Handtücher nicht untergebracht werden, sie sind im daneben liegenden Schlafzimmer verstaut.
Waschplatz zum Sitzen
Eine Ablageplatte aus Holz in U-Form dient als verbindendes Element am Waschplatz. Sie hat Tischhöhe und kann so auch im Sitzen genutzt werden. Der rechte Schenkel unterteilt die Einbauschränke, der linke Schenkel überdeckt den Warmwasserbereiter. Er kann aber auch als Schminkplatz oder praktische Ablage am WC genutzt werden.
Kompakt-WC für mehr Platz
Das WC ist mittig im Raum angeordnet – sicher keine ideale Position, aber in diesem Fall aufgrund der vorgegebenen Anschlüsse nicht anders machbar. Als Highlight wurde die Vorwand mit einem Glasmosaik belegt, so wird der Blick vom WC abgelenkt. Das Dachflächenfenster darüber bringt Tageslicht in den Raum und schafft zugleich die nötige Stehhöhe am WC. Um den Durchgang nicht unnötig zu verengen, wurde ein Kompakt-WC installiert.
Eindringen von Wasser ins Holz mit Stahlemaille verhindern
Im Duschbereich entschieden sich die Kunden für eine Duschtasse aus Stahlemaille. Sie ist nicht nur strapazierfähig und leicht zu reinigen, die geschlossene Oberfläche verringert auch das Risiko, dass Wasser in die Holzkonstruktion eindringt. Eine bodenebene und damit barrierefreie Ausführung war konstruktionsbedingt ohnehin nicht möglich.
Platz für die Waschmaschine
In der Planung hatte man eine durchgehende Sitz- und Ablagefläche in und vor der Dusche vorgesehen. Der Kunde entschied sich aus praktischen Gründen dann aber für eine andere Lösung: Neben der Dusche wurden Anschlüsse für eine Waschmaschine vorgerichtet. Geplant ist nämlich, dass eine Pflegekraft das Obergeschoss bezieht, sollte der Kunde „irgendwann später mal“ pflegebedürftig werden. Sie hat dann die Möglichkeit, ihre Waschmaschine im Bad unterzubringen. Bis dahin dient ein Hocker als Sitzplatz.
Licht für alle Fälle
Einbaustrahler in einer Blende vor den Einbauschränken bilden die Allgemeinbeleuchtung des Raumes. Sie haben ein warmes Licht und beleben die Glasfronten mit ihren Lichtkegeln. Der Spiegel über dem Waschbecken wurde exakt an die Schräge der Kopfwand angepasst und betont die Tiefe des Raumes. Er ist mit mattierten Streifen versehen, die hinterleuchtet sind. So entsteht ein blend- und schattenfreies Funktionslicht zum Schminken und Rasieren. Nach unten geht eine atmosphärische indirekte Beleuchtung, die auch das Waschbecken erhellt.
Holz trifft Glas
Aus der Farbigkeit des Mosaiks leitet sich der Farbton der Schrankfronten ab. Ebenso wie der Spritzschutz hinter dem Waschbecken bestehen sie aus rückseitig lackiertem Glas. Bei der Auswahl dieses Farbtons bewies der Kunde wirklich Mut. Der ursprüngliche Planungsvorschlag hatte einen helleren Ton aus dem Mosaik vorgesehen, er entschied sich aber für die kräftige Variante. Die Farbe vermittelt Frische und Sauberkeit und ist ein schöner Gegenpol zum Holz. Dazu kommt der Kontrast zwischen dem glatten, glänzenden Glas und den matten, strukturierten Holzoberflächen.
Wie zu erwarten, hat der Kunde keine Angst vor Holz im Bad. Daher ist neben der Ablage am Waschplatz und den Wänden auch der Boden aus Holz. Für Ablage und Schrankrückwände kam Bambus zum Einsatz, am Boden liegt Eiche. Farblich passen sich die Hölzer an die sichtbaren Sparren der Dachkonstruktion an. So ist ein Bad mit einer positiven, lebensfrohen Ausstrahlung entstanden – perfekt für einen schönen Lebensabend.
INFO
Die wichtigsten Merkmale des Planungsbeispiels:
Dieser Artikel ist eine Überarbeitung des Artikels „Alles gut bedacht“ von Birgit Hansen, erschienen in SBZ 12-2020.
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