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Die zehn wichtigsten Badtrends 2015

Inhalt

Wer hätte vor 25 Jahren gedacht, dass das Bad im Raum-Kanon der Wohnung eine solch steile Karriere erfahren würde – vom reinen Funktionsraum zum Lifestyle-Vorzeigebad, vom Stiefkind des Architekten zur Paraderolle für den ambitionierten Badplaner? Das Badezimmer ist zum Aushängeschild des Hotelzimmers, des Hauses und inzwischen häufig auch der ganz normalen Wohnung geworden. Stellt sich die Frage: Welche Trends sind da für die nächsten Jahre zu erwarten? Trotz aller Euphorie über die positive Entwicklung des Badezimmers sind viele Entwicklungen in der breiten Masse deutscher Bäder noch nicht angekommen. Die folgenden zehn Trends deuten an, dass es mehr als nur eine Richtung gibt, in der Innovationspotenzial für das Bad liegt – und das nicht erst morgen, sondern schon heute.

Trend 1

Die neue Leichtigkeit des Sanitärdesigns

Produkte für das Badezimmer müssen stabil und für die Ewigkeit gebaut sein – dieser Anspruch hat auch heute noch Geltung, auch, wenn Bäder heute manchmal erstaunlich fragil und gar nicht mehr so robust wie einst wirken. Spätestens mit der ISH zieht eine neue Leichtigkeit ins Badezimmer ein. Die Realisation dieser neuen Produktkategorie steht in unmittelbarem Zusammenhang mit einer neuen Fertigungstechnologie einerseits und Materialinnovationen andererseits. So präsentierte der Keramik-Spezialist Laufen die in Zusammenarbeit mit dem deutschen Star-Designer Konstantin Gricic entwickelte und schon heute legendäre Kollektion Val. Das hierfür verwendete innovative Keramik-Gemisch ermöglicht extrem dünne und enge Radien. Und auf einmal wirken die Keramik-Waschtische leicht und kommen mit einer äußerst reduzierten Formensprache daher. Andere Keramik-Hersteller haben nachgezogen. Dabei scheint die Erfolgsgeschichte dieser minimalistischen Sanitärprodukte nicht nur am neuen Material zu liegen; vielmehr entsprechen scheinbar die innovativen Waschtische dem aktuellem Zeitgeist und Geschmack. Denn auch in anderen Produktbereichen lässt sich die neue Leichtigkeit feststellen.

Einer der Vorreiter sind der Badewannen-Spezialist Bette und das Designbüro Tesseraux und Partner: Eine offene Rahmenkonstruktion als Träger der Badewanne gibt den Blick auf die eigentliche (Innen-)Form der Stahl-Email-Wanne frei. Mit verschiedenen Farben und einer insgesamt sehr transparenten Optik werden ganz neue Interior Designs möglich. Auch die passenden Waschtischunterbauten und Ergänzungsmodule unterstützen den neuen Look. Hierbei können die Produkte ganz nach der Devise „weg von der Wand“ frei im Raum positioniert werden.

Sehr grafisch kommt auch die Kollektion Bowl des spanischen Badanbieters Inbani (Design Arik Levy) daher. Mit passenden Accessoires wirkt das Interior Design sehr leicht und dekorativ. Und mit dieser neuen Art der Badgestaltung kommt auch zusätzlich Farbe ins Badezimmer. Vor Jahren durch das Designerehepaar Ludovica und Roberto Palomba (Badewanne Kaos für Kos) als stilistischer Vorstoß initiiert, hat die neue Leichtigkeit im Bad nun mit neuer Keramik und Stahl-Email-Wannen gute Chancen, ein echter Renner zu werden.

SBZ-Radar: Die neue Leichtigkeit im Bad wird die Badplanung der nächsten Jahre in Europa prägen. Die schlanken, dünnen Keramik-Waschtische werden wohl erst einmal im Objektbereich bzw. im Hotel Karriere machen und sich dann, mit etwas Verzögerung, auch im privaten Bereich durchsetzen.

Trend 2

Black Celebration oder nachts sind alle Katzen grau

Nach einer langen weißen Phase im Interior Design und einer noch längeren Verweildauer von Weiß im Badezimmer setzt Schwarz wieder neue Akzente im Farbenspiel. Ob Hochglanz oder matt: Schwarz ist schick, neutral und passt ideal zu anderen Farben. Im Umfeld von schwarzen Möbeln oder Stoffen haben es Deko-Gegenstände oder andere Möbel besonders leicht, aufzufallen – sie leuchten regelrecht. Aber auch die Kombination von einem weißen Waschtisch und einem schwarzfarbigen Möbel-Unterbau kommt aktuell gut an.

Der neue Schwarz-Trend ist auch bei Stoffen zu erkennen, denen durch interessante Strukturen Leben eingehaucht wird. Wo viel Schatten ist, ist auch das Licht nicht fern: Im Kontrast der Nicht-Farben Weiß und Schwarz ergeben sich interessante Muster und Kombinationen. Weiß und Schwarz blicken schließlich auf eine lange Tradition zurück und wecken Erinnerungen an die Mode der 50er- und 60er-Jahre. Aber auch Grau-Abstufungen sind zu finden. Nur zeitlos sollten sie sein, die Formen, die heute Schwarz tragen.

SBZ-Radar: Eine schwarze Welle ist für das Bad wohl nicht zu erwarten, doch haben Trend-Entwicklungen im Interior Design oft auch Einfluss auf die Badgestaltung. Die Sanitärhersteller haben gut aufgepasst und bieten bereits zahlreiche Produkte in dieser Farb-Welt an. Von Weiß über verschiedene Grau-Abstufungen bis hin zu Schwarz ist alles erlaubt. Das Spiel mit den extremen Kontrasten macht Spaß und gefällt dem Bauherrn.

Trend 3

Manufaktur – das neue Ideal materieller Werte

Mit dem Gefühl der Entfremdung, das mit der Digitalisierung des Alltags aufkommt, wächst die Faszination für alles, was man anfassen kann und dessen Funktionsweise zu durchschauen ist. Der wahre Luxus sind heute nicht mehr Hightech, futuristisches Design, funktionelle Kunstfasern, goldene Wasserhähne oder elektrisch verstellbare Fernsehsessel. Wer heute repräsentieren oder einfach nur gut leben will, umgibt sich mit einfachen, aber qualitativ hochwertigen Dingen wie Massivholzmöbeln in klassischem Design, handgesäumten Bezügen und handgepolsterten Sofas; er bettet sich auf Wolle und Leder, sitzt auf echten Originalen und steht auf handgeknüpften Teppichen in modernem Design. Nicht umsonst wächst im digitalen Zeitalter die Faszination für mechanische Uhren, die eben nicht mit höchster Effizienz, sondern mit höchster Kunstfertigkeit und viel, viel Zeit hergestellt werden.

Bei all den Nullen und Einsen, die unser Leben durchorganisieren und auch noch für unsere Unterhaltung sorgen, sehnen wir uns nach durchschaubaren, nachvollziehbaren Zusammenhängen. So sehr uns die Blackbox der Digitalisierung fasziniert, so sehr wünschen wir uns den einfachen Schlüssel mit Bart, das selbstgebackene Brot, das selbst zusammengebaute Regal zurück. Der DIY-Trend, die Lust an Naturmaterialien, die wiederaufkeimende Camping-Bewegung und die aktuellen Trends von Country-Kitchen-Look bis Outdoor Living sind Indizien für die Sehnsucht nach authentischen sinnlichen Erlebnissen – und zwar gar nicht so sehr im Abenteuer-Urlaub, sondern zuhause im Garten, in der Küche, im Badezimmer.

Das Materielle wird angesichts der zunehmenden Virtualität im Alltagsleben zum sinnlichen Luxus, und die Wertschätzung des Handwerks steht für die Wiederentdeckung der Welt, die man berühren kann. Ein Produkt, dass perfekt zu diesem Trend passt, ist die von Arik Levy entworfene freistehende Badewanne „Meisterstück Emerso“ (180 x 80 cm) von Kaldewei. Mit hoher Rückenschräge und langem Bodenbereich bietet sie eine ergonomische, moderne Interpretation historischer Wannenformen. Der in sich gedrehte Wannenrand macht das Modell zu einer sich scheinbar endlos entwickelnden, fließenden Skulptur, die diagonale und horizontale Formen sinnlich verbindet. Die Wanne ist vollständig mit fugenloser, konischer Verkleidung, bündigem Ablaufdeckel und dezentem Überlauf aus Stahl-Email und in Handarbeit gearbeitet.

SBZ-Radar: Fast jeder Sanitär-Hersteller hat eine Manufaktur-Abteilung, in der Sonderanfertigungen nicht nur für das Objektgeschäft angefertigt werden können. Das Angebot reicht von der individuell angefertigten Duschabtrennung über Bade- und Duschwannen, maßflexible Waschtische aus Keramik (burgbad) bis zur Armatur. Das wird vom Installateur noch viel zu wenig eingesetzt. Das Handwerk kann mit diesem Trend punkten, plant und realisiert individuelle Bäder auf einem hohen handwerklichen Niveau.

Trend 4

Bühne frei für das Lifestyle-Bad

Soll es das kleine Schwarze sein? Oder doch lieber der klassische, gerade geschnittene Dreiteiler in Weiß? Vielleicht kombiniert mit Naturbraun oder eher mit Metallapplikation? Mal im Ernst: Auch im Badstudio müssen Berater manchmal einen Sinn für Mode und Menschen entwickeln.

Das Bad spricht Bände über seine Benutzer. Da gibt es Thomas, den spartanischen Typ Marke simpler Duschvorhang und einsamer Zahnputzbecher; nebenan wohnt Kati, deren pastellig-bunter Waschplatz überquillt von Tuben, Deko-Schalen und bis auf den Wannenrand wandernden Kerzenstümpfen; Hannelore im Erdgeschoss sammelt maritime Erinnerungsstücke in türkisblau-weißem Ambiente. Und Alex‘ Bad in sanften Sandtönen und einer Kommode im Vintage-Stil scheint grad einer Wohnzeitschrift entstiegen zu sein.

Singles können ihre Träume ohne Rücksicht auf andere Geschmäcker ausleben, und sie tun dies zunehmend unter Bezugnahme auf modische Einrichtungstrends. So manche Bad-Kollektion verkörpert ein entsprechend selbstbewusstes Lifestyle-Konzept. Auch die Differenzierung der Produktprogramme in Stilwelten wie etwa „Classic Style“, „Harmony Style“, „Modern Style“ oder „Nature Style“ (SBZ-Styleguide 13/2015) orientiert sich nicht nur an Wohnwelten, sondern auch an aktuellen Modeentwicklungen.

Viele Singles begrüßen dabei bewusst den Zeitbezug und damit auch das Prinzip permanenter Veränderung. Was noch vor kurzem als Weiß-in-Weiß der letzte Schrei war, benötigt inzwischen ein Update mit schwarzen Kontrasten, um dem Einrichtungstrend Back to Black Rechnung zu tragen. Nussbaumfarbige Hölzer sind zwar immer noch schön, doch so richtig schick ist es derzeit eher in pastelliger oder gekälkter Eiche. Oder in starken Farbakzenten. Besonders angesagt sind Metall-Akzente oder eine betont softe Formgebung, die sowohl retro als auch futuristisch interpretiert werden kann.

Mode und Lifestyle halten zunehmend Einzug ins Badezimmer, was beweist, wie sehr das Bad für uns zum Wohnraum geworden ist. Wir wollen uns in unserem Badezimmer zuhause fühlen und unsere ganz individuellen Zeichen setzen. Was liegt da näher, als dem Wunsch nach mehr Wohnlichkeit nachzukommen und Platz für Sitzmöbel, Fitnessgeräte und insgesamt mehr Bewegungsfreiraum zu schaffen? Bewegungsraum für spielende Kinder, Yoga-Übungen, Liegestützen, Bücherwürmer und Entspannungsstunden. Ein Raum der fast unbegrenzten Möglichkeiten, die noch entdeckt werden wollen.

SBZ-Radar: Der Mega-Trend zum wohnlichen Bad ist ungebrochen. Viele Alt-Badezimmer warten darauf, liebevoll renoviert und gemütlich inszeniert zu werden. Dazu passend werden auch immer mehr wasserfeste Parkettböden angeboten. Wohnliche Badmöbel und Deko-Gegenstände liegen in der Gunst der neuen Badbesitzer ganz vorne.

Trend 5

Gründlich sauber – Hygiene wird thematisiert

Kinder brauchen zur Ausbildung eines starken Immunsystems auch den Kontakt zu Schmutz und Keimen. Doch denken wir in diesem Zusammenhang lieber an Erde, Hundestreicheln oder den Kontakt mit Gleichaltrigen. Im Bad haben wir es lieber sauber und hygienisch – vor allem im Alter, wenn wir das Immunsystem weniger trainieren als schonen wollen.

Da scheint es ungünstig, dass Wasser, Dampf, Spritzwasser und viel heiße Luft im Badezimmer nicht nur zur wohligen Körperpflege beitragen, sondern dank des subtropischen Klimas auch für einen optimalen Nährboden für Keime und Bakterien sorgen können.

Dieser Tatsache und des Diskurses um Krankenhauskeime und Grippe-Epidemien eingedenk wächst der Wunsch nach noch mehr Sauberkeit im Bad. Natürlich sieht die hygienische Vorsorge im privaten Badezimmer anders aus als im öffentlichen Bereich, doch warum macht man sich nicht auch zuhause die Vorzüge und Errungenschaften moderner Sanitärtechnik zunutze?

Einen Wendepunkt in der allgemeinen Hygienekultur können wir aktuell in Europa beobachten. Denn während in Asien und in den USA hygienische Oberflächen und Produkte schon selbstverständlich sind, steigt die Nachfrage an innovativen Keramik- oder Glas-Oberflächen, spülrandlosen WCs oder Dusch-WCs hierzulande mit einiger Verzögerung – dafür aber sprunghaft im Objektbereich und zunehmend auch im privaten Badezimmer.

Dabei steht für Familien wohl das WC als potenzieller Keim- und Bakterienträger im Mittelpunkt der Hygiene-Maßnahmen. Hier kann an drei Stellen angesetzt werden: Mit der Wahl einer hygienischen Keramik-Oberfläche oder eines entsprechend ausgerüsteten WC-Sitzes lässt sich Verschmutzungen entgegenwirken. Die neuartigen Oberflächen sind zum Teil mit der als Lotus-Effekt bekannten Nano-Technologie ausgestattet und sollen Anhaftungen vermeiden. Mit der innovativen Keramikglasur HygieneGlaze will Duravit einen neuen Hygienestandard setzen. Bei dieser Neuentwicklung soll es sich um keine oberflächliche Beschichtung handeln, sondern um eine zeitlich nahezu unbegrenzt antibakteriell wirkende Keramikglasur, die mit Metallionen (auf Zink-Zinn-Basis) angereichert ist. Des Weiteren wollen die aktuell viel diskutierten spülrandfreien WCs mit ebendiesem Spülrand auch einem potenziellen Lieblingsort für Keime und Bakterien ein Ende setzen. Mittlerweile bieten die meisten Keramik-Hersteller diese WC-Variante an. WC-Steine müssen auch nicht mehr über dem Toilettenrand hängen; der Stein kann genauso gut unsichtbar in der Vorwandinstallation neben dem WC-Drücker platziert und hier problemlos nachgefüllt werden. Auch die Toiletten-Sitze werden immer sauberer – mit hygienischen Materialien wird der Kampf gegen Keime aufgenommen. Dusch-WCs schließlich gehen noch einen Schritt weiter: Hier geht es um die Körperhygiene an sich. Entsprechende Modelle sind nun schon von mehreren Anbietern auf dem Markt und versprechen Hygiene- und Bedienkomfort, die sich deutlich vom bisherigen Standard unterscheiden.

Plane, hygienische Oberflächen von Dusch-Ebenen und Waschtischen, wahlweise auch mit antimikrobieller Beschichtung, reduzieren nochmals die Angriffsfläche für Keime und Bakterien im Bad. Auch berührungslos bedienbare Armaturen sind eine nicht nur aus hygienischen Gründen sinnvolle Option für den Privatbereich. Neben der Minimierung potenziell ansteckender Schnittstellen mit anderen Familienmitgliedern helfen sie, Wasser zu sparen und machen – vor allem den jüngeren Familienmitgliedern – außerdem noch Spaß.

SBZ-Radar: „Gründlich sauber“ ist ein Trend mit Potenzial zur Erhöhung des Deckungsbeitrages. Nicht nur Mütter wollen ihre Kinder vor zu vielen Umwelteinflüssen schützen, auch die Väter haben Spaß an einer berührungslosen WC-Betätigung. Es sind die kleinen Ausstattungsextras, die das Leben erleichtern und ein gutes Gefühl vermitteln. Die Autoindustrie hat das schon lange erkannt.

Trend 6

Wasser, Licht und Wärme: auf Knopfdruck und per Fingerzeig

Drehen und hebeln ist out – an Waschtisch und Dusche wird heute gedrückt. Die kleine Technologie-Revolution im Bad bestimmte zur ISH viele Neuheiten aus dem Armaturenbereich. Und auch die berührungslose Technik zur Auslösung und Steuerung war überall präsent und zieht ins private Spa ein.

Vorreiter in Sachen Digitalisierung des Badezimmers ist, mit zahlreichen Innovationen im Bereich digitale Steuerung von Wasser, zweifelsohne Deutschland. Neben der konkreten Ansteuerung von unterschiedlichen Wasseranwendungen, Programmen und Individualfunktionen in Dusche & Co. nimmt auch das Thema Licht im Bad Fahrt auf. Licht wird dank moderner LED-Technik von Badplanern gerne gezielt zur Emotionalisierung des Raumes genutzt und hebt die Raumqualität auf eine höhere Ebene. Strom brauchen mittlerweile auch zahlreiche berührungslos angesteuerte Armaturen. Viele der Neuheiten werden per Knopfdruck bedient. Dies ist nicht nur in Sachen Ergonomie eine runde Sache. Die Strahlart an der Handbrause wird mit einem einzelnen Knopf gewechselt (Hansgrohe), die Temperatur kann an der Armatur geregelt werden (Hansa), die Wasseraustrittsstelle kann unabhängig von der Bedienung positioniert werden (WC, Waschtischarmatur etc.) und an der Thermostat-Armatur muss man mit verseiften Händen nicht mehr umständlich die Temperatur regeln – auch das kann nun per Knopfdruck geregelt werden.

Weitere Technik kommt per App und Spiegelschrank ins Bad: mittlerweile lässt sich auch die Badewanne per App befüllen, wenn man sich dem Ende der Jogging-Runde nähert (Dornbracht). Und auch der morgendliche Wetterbericht erscheint heute schon auf vielen Spiegelschränken (Burgbad).

SBZ-Radar: Der Einzug der Technik ins Bad ist nicht nur Spielerei, sondern trägt zur Erfüllung ganz konkreter (Alltags-)Bedürfnisse bei. Der Handwerker kann sich hier profilieren und einen Mehrwert bei der Badplanung schaffen. Allerdings wird damit auch das Wissen um die Mindestanforderungen und die sachgerechte Installation eine Selbstverständlichkeit.

Trend 7:

Gesund durch Anwendungen im Bad

Wissenschaftliche Untersuchungen haben einmal mehr bestätigt, dass das Medium Wasser eine positive Wirkung bei mehr Erkrankungen hat als bisher gedacht. Die aktuelle Wiederbelebung der Kneipp-Kultur wird auch Einfluss auf das private Bad nehmen. Bei konsequenter Umsetzung dieser Philosophie empfiehlt sich sogar der Einbau von zwei Badewannen bzw. Becken, um Kalt/Warm-Wechselbäder perfekt durchführen zu können. Gesundheitsbewusste Hausbesitzer sollten sich daher bei der Badplanung rechtzeitig über die Möglichkeiten der Wasseranwendungen informieren.

Kaldewei bietet für seine Wannen ein System an, mit dem das Bad zu einem Entspannungserlebnis mit kosmetischer Wirkung für die Haut werden soll: Skin Touch verspricht Entspannung und Tiefenpflege. Mikrofeine Luftbläschen stimulieren die Hautzellen. Durch die natürliche Kraft des Sauerstoffs im Wasser soll Skin Touch wie ein Jungbrunnen wirken – die Haut soll sich nach dem Baden geschmeidiger und glatter anfühlen. Das Ergebnis ist nach Aussage des Sanitärspezialisten ein samtweiches, jüngeres Hautgefühl, das auch nach dem Bad spürbar anhält. Für den Beauty-Effekt reichert Skin Touch das Wasser mit feinen Luftbläschen an, die bis zu 100-mal kleiner sein sollen als die Luftblasen eines konventionellen Whirlsystems. Die einströmenden Luftbläschen erinnern an eine zarte Bademilch, die sich gleichmäßig in der Wanne verteilt. Sie sollen dafür sorgen, dass sich die Haut auch ohne Badezusätze samtweich und geschmeidig anfühlt.

Mit der neuen Duschanwendung Comfort Shower bereichert Dornbracht den Spa-Bereich um eine Wassererfahrung im Sitzen: Verschiedene Auslassstellen und Strahlarten fügen sich auf Knopfdruck zu wohltuenden Szenarien, während die sitzende Körperhaltung eine besonders tiefgehende Entspannung erzielen soll. Comfort Shower ist optional erweiterbar um Leg Shower – eine Anwendung, die belebende Beingüsse ebenfalls auf Knopfdruck ermöglicht. Die entspannte, sitzende Körperhaltung soll Hydroanwendungen wie Kneipp-Güsse oder auch Peelings besonders angenehm gestalten. Und über die Kombination verschiedener Auslassstellen und Strahlarten entfalten vorprogrammierte Choreografien nach Wunsch eine ausgleichende, entspannende oder belebende Wirkung und sollen so für ganzheitliche Wassererlebnisse für Körper, Geist und Seele sorgen.

SBZ-Radar: Wasser ist der heimliche Super-Star im Badezimmer. Die gesundheitliche Wirkung ist etwas in Vergessenheit geraten, doch einige wenige Sanitär-Spezialisten entwickeln schon gezielte Anwendungen für den Objekt- und Privatbereich. Ja, da sind auch Produkte jenseits der ungeliebten Whirlwanne zu finden – und auch für diese gibt es interessante Weiterentwicklungen zur ISH (siehe auch SBZ-Übersicht Wannen SBZ 10/2015). Ob man Wasser im privaten Bad auch emotional inszenieren will, bleibt jedem selber überlassen. Die Zeit der simplen Nasszelle ist doch definitiv vorbei, oder?

Trend 8

Hidden Champions – im Bad wird alles versteckt

Es sind die stillen und unsichtbaren Helden im Badezimmer: Wasser verschwindet unsichtbar in der Wand, schwere Glasscheiben scheinen im Raum zu schweben und fassen eine bodenebene Dusche ein, und Armaturen sehen aus wie Steckdosen. Bodenfliesen in der Dusche bis an die Wand, ein Ablauf, der dezent in der Wand verschwindet: Im eingebauten Zustand ist von dem kompletten Advantix-Vario-Wandablauf von Viega inklusive Geruchsverschluss nur noch ein knapp 20 mm hoher Ablaufspalt zu sehen. Mit einem Stegrost kann dieser optisch nochmal reduziert werden.

Mit einer innovativen Duschabtrennung aus 10 mm starkem Glas eröffnet Koralle Architekten und Bauherren neue Gestaltungsfreiheiten im Bad: Die Walk-in-Dusche X80 Free bietet ohne Scharniere und sichtbare Profile die vollkommene Transparenz, die den Duschplatz harmonisch in die jeweilige Architektur des Raumes integriert. Das freistehende Duschwandsystem soll ohne sichtbare Befestigungen auskommen und geht scheinbar nahtlos in Wand und Boden über. Dafür ist das Einscheiben-Sicherheitsglas in speziellen Profilen verankert, die in die Wand und den Boden eingelassen sind. Weder Wandprofile bzw. -winkel noch Scharniere oder Quertraversen stören den Blick auf und durch die Duschabtrennung. Mit der Trennung von Wasseraustritt und Betätigung können Armaturen auf ein Minimum reduziert und nach individuellem Bedarf positioniert werden. Wie Steckdosen sehen die Bedienelemente aus (Hansgrohe). Auch die WC-Betätigung kann nun ergonomisch sinnvoll angeordnet werden, und selbstverständlich verschwindet auch hier die Technik versteckt hinter der Wand.

SBZ-Radar: Hier schlägt das Herz des SHK-Handwerkers höher – die innovative Technik wird diskret versteckt, reduziert das Badezimmer auf die notwendigen, tagtäglichen Handgriffe und trägt zu einem ästhetisch hochwertigen Raumempfinden bei. Damit diese versteckten Features nicht geheim bleiben, sollten sie im Kundengespräch aktiv angesprochen werden. Hier kann man schöne Geschichten erzählen, die einen Mehrwert vermitteln.

Trend 9

Wohlempfinden durch anspruchsvolle Lichtinszenierung

Geradezu eine Revolution ist im Badezimmer beim Thema Licht zu sehen. Dabei ist die Kombination von Licht und Bad noch gar nicht lange ein Herz und eine Seele. Erst mit der 12-Volt-Technologie und der innovativen LED kommt Erleuchtung ins Badezimmer. Die DIN-Normen stecken dem Bad noch allzu sehr „unter der Haut“, und zu lange musste der Planer und Installateur beim Thema Licht auf definierte Schutzzonen achten. Hier werden sich Bad und Installateur künftig ganz neuen Möglichkeiten öffnen.

Bei der Gestaltung von Bädern stehen die Nutzung und das Erleben im Mittelpunkt. Zukunftsorientierte Bäder nutzen moderne Möglichkeiten der Beleuchtung, um die Planungsansätze optimal für den Kunden umzusetzen. Licht beeinflusst und unterstützt die Architektur, die Wahrnehmung von Materialien und die Funktionen in besonderer Weise. Fast jede Produktkategorie im Badezimmer hat nun Produkte mit Lichtquellen vorzuweisen. Dabei wird unterschieden zwischen Lichtquellen mit Stimmungs- und Funktionslicht.

Der Waschtisch ist wie ein Arbeitsplatz hell erleuchtet und hilft beim Ziehen eines perfekten Lidstrichs. Und auch die Dusche ist endlich komplett ausgeleuchtet und keine dunkle Ecke mehr. Überhaupt sind Waschtisch und die passenden Möbel die Ausgangsbasis für eine moderne Lichtplanung. Hier lassen illuminierte Schattenfugen Möbel optisch schweben, und nicht nur das Innere von Spiegelschränken, sondern auch von Schubladen und Kofferschränken wird durch clever ausgetüftelte Beleuchtungssysteme von Warm- bis Kaltweiß übersichtlich und stimmungsvoll erhellt. Sicherheitslichter weisen im Halbdunkeln den Weg zum WC und bewahren den Partner beim nächtlichen Gang ins Bad vor Störungen.

Licht kann nicht nur den Weg weisen, sondern auch Funktionen anzeigen, wenn sie gebraucht werden: Der Emsdettener Haustechnikspezialist Tece bietet die vom WC-Terminal Tecelux bekannte Auslösefunktion als reine Betätigungsplatte an. Ausgestattet ist sie mit einem Sensor, der erkennt, wenn sich eine Person dem WC nähert – erst dann leuchten die Felder für die Spültasten der Zweimengenspültechnik durch die fugenlose Glasplatte auf.

Die Spülung wird durch leichtes Tippen oder im Nahbereich auch berührungslos ausgelöst. Selbst Lichtskulpturen lassen sich badgerecht realisieren: Trendige LED-Beleuchtung hebt die Laserinnengravur von Duschabtrennungen hell und energiesparend hervor.

SBZ-Radar: Vorbei sind die Zeiten, in denen die Lichtplanung eines Badezimmers nur zehn Minuten gedauert hat. Erst mit dem bedarfsgerechten Einsatz von emotionalem und funktionalem Licht wird das Bad zu einem echten Traum-Bad. Innovative Produkte erleichtern den Einsatz von Licht, doch ist dafür eine individuelle Planung (und damit das Know-how von Lichttemperatur, Einsatzbereichen und Gestaltungsmöglichkeiten beim Installateur) unabdingbar.

Trend 10

Freibad anstatt barriefrei – ein Bad für alle Lebenslagen

Das Image barrierefreier Bäder ist nicht besonders sexy. Der Gedanke an Stützen, puristische Ausstattung und Krankenhausmöbel-Charme dominiert die mehrheitliche Vorstellung einer behindertengerechten, gekachelten Kammer. Dieses Bild dürfte sich in den nächsten Jahren allerdings grundlegend ändern. Nicht nur, dass selbst normgerecht barrierefrei gestaltete Bäder längst nicht mehr so nüchtern aussehen müssen wie noch vor einigen Jahren. Barrierefreiheit fängt schon ein ganzes Stück unterhalb der Normgebung an: mit einer offenen, großzügigen Badplanung, die sich vielen Einzelinteressen anpassen lässt und künftige Pflegesituationen mit einplant, mit bodenebenen Duschen und modernen Features wie sensorgesteuerten Armaturen und Beleuchtungssystemen, programmierbaren Wasseranwendungen oder pflegeleichten Oberflächen.

Die Zukunft jedoch sieht noch wesentlich komfortabler und Lifestyle-orientierter aus. Denn selbständig älter zu werden und schön zu wohnen sind in einer Zukunft, in der 50-Jährige das Durchschnittsalter einer Gesellschaft repräsentieren, sicherlich nicht mehr als Gegensätze zu begreifen. Das Best-Ager-Bad als der für den Erhalt der Selbstständigkeit zentrale Raum wird mit genauso viel Design und Komfort ausgestattet sein wie die herkömmlichen Bäder, dabei aber wohl noch mehr technische Hilfsmittel und Assistenzsysteme integrieren. Produkte wie eine bodenebene Dusche und ergonomische Bedienelemente gefallen nicht nur gehandicapten Bad-Nutzern und helfen, möglichst lange unabhängig zu bleiben. Oft sind es Kleinigkeiten, die den Unterschied zwischen sicherem Zuhause und stationärer Pflege ausmachen – wie etwa ein Griff an der richtigen Stelle oder eine innovative Handbrause mit zusätzlichem Griff zur Erleichterung des Duschens, eine berührungslose Armatur, ein Dusch-WC oder einfach ein Notlicht, das uns auch in der Nacht den Weg zum Badezimmer zeigt.

Die Aufgabe von SHK-Profis sollte nicht nur sein, barrierefreie Bäder schöner und funktionaler zu gestalten, sondern, sie zu normalen Bädern zu machen. Die Unterscheidung in normal und barrierefrei wird in einer inklusiven Gesellschaft ohnehin immer schwächer werden. Und die Entwicklung dorthin ist keine Frage der Ästhetik und des Leistungsgedankens mehr, sondern eine des Überlebens unserer Gesellschaft. Die Zukunft ist barrierefrei – auch im Kopf: Mit dem demografischen Wandel wird sich auch das Selbstbild älterer Menschen verändern. Sie werden nicht nur länger arbeiten (müssen oder wollen), sondern sich auch länger als aktive Mitglieder bei der Gestaltung der Gesellschaft begreifen.

Um den Gedanken der Barrierefreiheit bei Designern und Herstellern genauso wie bei Badplanern und Endverbrauchern etwas zu entstauben, hat die VDS mit ihrer diesjährigen Aktion ihrer experimentellen Trendplattform „Pop up my Bathroom“ die Idee des lebensphasengerechten Bades unter dem Motto „Freibad“ zur Diskussion gestellt (siehe SBZ 06/2015). Dabei gilt dem altersgerechten Bad angesichts der neuesten Prognosen zum demografischen Wandel in Deutschland besondere Aufmerksamkeit. Barriere- und Bewegungsfreiheit im Bad wird eines der Top-Themen, mit denen sich die Sanitärbranche in den nächsten 20 Jahren auseinandersetzen wird.

Wellness-Welle verschlafen? Dusch-WC nicht verstanden? Entnahmestellen für Wasserproben schon alle montiert? Die vierte und vorerst letzte Chance, im Badbereich reelle Gewinne zu realisieren, ist der Megatrend „Freibad“. „Freibad“ ist ein Weg, das ungeliebte barrierefreie Bad attraktiv zu machen und verantwortlich in die Zukunft zu planen. Bislang haben sich nur wenige Betriebe auf das Thema „Generationenbad“ spezialisiert. Dabei ist dies ein großer Wachstumsmarkt, und gerade in der Beratungsleistung und in der handwerklichen Kompetenz liegt ein enormes Potenzial, sich gegenüber den lokalen und weltweiten Konkurrenten im Web abzugrenzen.

SBZ-Radar: Die Erkenntnis: Das Badezimmer verändert sich mit den Bedürfnissen seiner Bewohner und muss den Lebensphasen entsprechend angepasst werden. Allerdings werden Bäder im Schnitt nur alle 15 bis 20 Jahre renoviert – und dann oft in aller Gänze. Das Update: Es bietet sich daher an, nach einer erfolgreichen Badplanung den zufriedenen Kunden nach ein paar Jahren erneut zu kontaktieren und ein Update anzubieten. Schon bei der Ursprungsplanung kann man ja Erweiterungsmöglichkeiten, wie die Umrüstung mit einem Dusch-WC, ansprechen und vorsehen. Der Kunde wird sich gerne an die Renovierung erinnern.

Symbiose von Technik und Emotionen

Neben den aktuellen und realistisch umsetzbaren Trends wagt die Branche natürlich auch einen Blick in die Zukunft des Badezimmers. Und die scheint gerade dank technischer und technologischer Innovationen sehr viel menschlicher zu werden. So könnte etwa die Entkopplung der Produkte vom Leitungssystem und somit die architektonische Loslösung von der Wand dem Interior Design ganz neue Ansatzpunkte für die wohnliche Badplanung bieten. Das Dusch-WC mit Internet-Anschluss könnte gar zur diskreten Gesundheitszentrale avancieren, die per Sensoren die wichtigsten Messwerte direkt an den Hausarzt sendet – ein Sicherheitsnetz nicht nur für ältere, sondern auch für jüngere Menschen mit chronischen Erkrankungen. Auch Applikationen wie im Boden eingelassene Sensorsysteme für Beleuchtung und Sturz-Alarm sind im Badezimmer bereits umsetzbar. In der Branche werden zudem ganz neue Raum- und Standortkonzepte diskutiert, etwa für den Spa-Bereich.

Die Badekultur hat in Europa schließlich eine lange Tradition und war seit den Römern immer wieder Teil des öffentlichen Lebens. In Skandinavien ist der gemeinsame Saunagang auch heute noch gelebtes gesellschaftliches Ritual. Wo das Badezimmer so viel Bedeutung im Leben der Menschen gewinnt, da sollte nicht nur über das private Bad neu nachgedacht werden, sondern auch über neue Formen der Badekultur. So könnten halböffentliche, im Modellprojekt bereits erprobte Badehäuser einen Mehrwert für dicht bebaute Einfamilienhaus-Neubausiedlungen mit begrenztem Raumangebot darstellen – sowohl für die Nutzergemeinschaft als auch für die Attraktivität des Objekts.

Autor

Der in Köln ansässige Produktdesigner Frank A. Reinhardt hat sich als Berater auf Design und Marketing spezialisiert und publiziert in der SBZ regelmäßig rund um den Schwerpunkt Design; Telefon (02 21) 6 20 18 02, Fax (02 21) 9 62 45 39, content@far-consulting.de, www.far-consulting.de.

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