Eines vorweg: Alle getesteten Dusch-WCs reinigen unter Prüfbedingungen gut. Aber die Dauer des Reinigungsprozesses variiert doch extrem. Abhängig vom Druck und vom Volumen des Strahls sowie von der Einstellung am Testobjekt lagen die Ergebnisse zwischen 1 und mehr als 60 Sekunden (mehr dazu auf Seite 29 des Testberichts). Die maximale Sprühintensität in ml/min liegt zum Beispiel bei Toto bei gemessenen 406 ml/min, bei Tece dagegen bei 5626 ml/min. An diesen Werten lassen sich hervorragend zwei Standpunkte hinsichtlich der Sprühintensität ablesen, die die Anbieter von Dusch-WCs durchaus in zwei Lager teilen.
Auf der einen Seite steht die Fraktion, deren Produkte eher mit hohem Druck und voluminösem Strahl ausgestattet sind. Die Hersteller sprechen in diesem Zusammenhang gerne von einem „massierenden“ Effekt bei der Reinigung. Auf der anderen Seite gibt es Anbieter, die eher die Reinigungsvariante „sanft“ in den Vordergrund stellen. Und genau das ist die erste wichtige Erkenntnis des SBZ-Praxistests für das SHK-Handwerk: Diese gegenläufigen Ansätze sollten durchaus bei der Beratung der Verbraucher mit einfließen. Denn Produkt A von Hersteller X ist nicht zwangsläufig direkt vergleichbar mit Produkt B von Anbieter Y. Das Ziel, nämlich der Reinigungseffekt, wird auf unterschiedlichen Wegen erreicht. Es kann sich lohnen, diesen Umstand im Verkaufsgespräch gezielt anzubringen. Diese Tatsache dürfte den wenigsten Interessenten von vornherein einleuchtend sein.
Weiteres Thema des Praxistests war zudem das Halten einer kontinuierlichen Wassertemperatur beim Reinigungsprozess. Hier zeigen die Ergebnisse, dass Dusch-WCs mit einem Durchlauferhitzer besser in der Lage sind, ein gewisses Temperaturniveau nicht zu unterschreiten. Geräte mit Warmwasser-Speicher haben dagegen nur ein Volumen für einen gewissen Zeitraum. Bei maximalem Reinigungsdruck ist der Vorrat relativ schnell aufgebraucht (mehr dazu auf Seite 26).
Das zweite wichtige Kriterium des Praxistests stellten die hygienischen Zustände am Duschkopf bzw. an der Duschdüse dar. Die Hochschule Esslingen hat überprüft, wie gründlich dieser empfindliche Bereich in den Dusch-WCs gereinigt wird. Schließlich läuft er am ehesten Gefahr, durch Urin und Fäkalien verschmutzt zu werden. Verunreinigungen an dieser Stelle sind zum einen ästhetisch fragwürdig, aber vor allem aus hygienischer Sicht bedenklich. Von den zehn Testobjekten schafften es letztlich nur sechs mittels integrierter Selbstreinigung, den Duschkopf optisch sauber zu halten. Drei wiesen nach der Funktionsüberprüfung immer noch leichte Verschmutzungen auf, bei einem Dusch-WC förderte der Test an den Tag, dass der Duschkopf so gut wie gar nicht sauber wird (mehr dazu auf Seite 30). An diesem Punkt besteht also für einige Anbieter noch (zum Teil) erheblicher Bedarf zur Nachbesserung.
Der Praxistest lenkt den Blick zudem auf einen Bereich, der bei Dusch-WCs bisher nicht allzu weit im Vordergrund stand: die Trocknungsqualität des Föns. Die an der Hochschule Esslingen ermittelten Werte für die Trocknungsraten der geprüften Objekte mit Fön unterscheiden sich zum Teil um das 3-fache voneinander (Seite 33). Ähnliche Abweichungen ermittelte der Test zudem bei der Sitzheizung. Es fällt auf, dass teilweise die beheizte Fläche sehr schmal ist, während sie bei anderen Geräten die volle Breite des Sitzes abdeckt. Auch ist erkennbar, dass manchmal der vordere Teil des Sitzes kaum oder gar nicht erwärmt wird (Seite 32). Ja gut, das mag auf den ersten Blick trivial aussehen, doch für die Zufriedenheit des Dusch-WC-Nutzers spielen diese beiden Faktoren beim Komfort ohne Frage eine Rolle.
Merkliche Unterschiede zeigen sich auch im Stromverbrauch der getesteten Dusch-WCs. Die Hochschule Esslingen hat sich im Detail die verschiedenen Verbrauchszustände angeschaut (Seite 34). Auffällig ist zum Beispiel, dass im Standby-Modus der Energiebedarf je nach Objekt um den Faktor 3 höher liegt. Was wir getestet haben und wie wir getestet haben beschreiben die Auszüge und Ergebnisse aus dem Prüfbericht auf den folgenden Seiten. Die Reaktionen der Dusch-WC-Anbieter auf unseren SBZ-Praxistest veröffentlichen wir in der nächsten Ausgabe (Nummer 6-2017).
So haben wir getestet
Ein Dusch-WC kann am besten als eine Kombination aus Toilette und Bidet beschrieben werden. Wie ein Bidet ermöglicht es auf Knopfdruck nach dem Toilettengang eine Intimreinigung mittels eines variablen Warmwasserstrahls. Je nach Modellausstattung sind weitere Funktionen wie beheizbarer WC-Sitz, Föhn oder Geruchsabsaugung möglich. In Japan ist die Installation von Dusch-WCs sehr verbreitet und seit mehr als 30 Jahren Teil der japanischen Hygienekultur. Mehr als drei Viertel aller japanischen Haushalte sind mit diesen Toiletten ausgestattet. Auch bei uns raten Proktologen zur Reinigung mit lauwarmem Wasser nach dem Toilettengang. Besonders nützlich und angenehm erweisen sich Dusch-WCs für hilfsbedürftige Senioren oder Personen mit körperlicher Behinderung. Hierdurch entfällt die Notwendigkeit, beim Toilettengang auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen zu sein. Sie schenken somit Menschen mit eingeschränkter Mobilität Selbständigkeit und Würde beim Toilettengang. Darüber hinaus können auf diese Weise die Pflegekräfte entlastet werden.
Solche WCs erfahren nun auch bei uns in Europa eine große Nachfrage und diverse europäische und fernöstliche Hersteller beliefern den deutschen Markt. Derzeit ist von der sogenannten International Electrotechnical Commission (IEC) ein Regelwerk für verbindliche Tests zu Sicherheit, Strom- und Wasserverbrauch, Reinigungseffizienz, Hygiene und Komfort geplant. Jedoch ist dieses Regelwerk noch in der Abstimmungs- und Diskussionsphase, so dass das Fachhandwerk und vor allem aber Kunden unsicher sind, welches Produkt ihren Anforderungen am besten genügt. Aus diesem Grund hat die Hochschule Esslingen auf Anregung des Fachmagazins SBZ insgesamt zehn Dusch-WCs getestet.
Berücksichtigte Hersteller
Getestet wurden Dusch-WCs mit in der Keramik integrierten Funktionen (integriert) sowie WC-Aufsätze, bei denen sich die Features ausschließlich im WC-Aufsatz befinden (Aufsatz). Es wurden zehn Produkte von zehn verschiedenen Anbietern aufgenommen. In Tabelle 1 sind die Hersteller und das zugehörige Modell in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt.
Durchgeführte Prüfungen
Die durchgeführten Vergleichstests wurden in Anlehnung an das Papier 59L/118/CD der IEC durchgeführt. Das waren im Detail:
- Temperatur des Warmwassers am Düsenaustritt
- Wasservolumenstrom aus der Düse
- Reinigungswirkung der Duschdüse
- Selbstreinigung der Düse
- Temperaturverteilung des beheizten WC-Sitzes
- Trocknungsrate des Föhns
- Energieaufwand für Strom
Der Hauptzweck eines Dusch-WCs liegt in der Reinigungsfunktion durch die Duschdüse. Deshalb ist diesem Punkt bei den vergleichenden Tests auch eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Ein aus einer Düse austretender Wasserstrahl wird durch mehrere physikalische Merkmale charakterisiert. Dies ist zum einen die Geschwindigkeit, mit der das Wasser aus der Düse strömt. Zum anderen ist die Wassermenge je Zeiteinheit eine andere wesentliche Größe. Beides zusammen ergibt einen Impulsstrom, eine Kraft, die auf der menschlichen Haut – je nach Härte des Strahls, dem Strahldurchmesser und der Verteilung des Druckes über die Fläche des auf den Körper auftreffenden Strahls – ein angenehm weiches oder ggf. unangenehm hartes Gefühl auslösen kann.
Dies ist bei einer Körperdusche ähnlich. Dort hat der Nutzer in der Regel die Möglichkeit, die Strahlhärte nach seinen Wünschen solange anzupassen, bis er sie als angenehm empfindet. Bei einer Analdüse kommt jedoch hinzu, dass der Strahl noch eine Reinigungsfunktion zu erfüllen hat. Dabei gibt es mehrere Möglichkeiten, um ein gutes Ergebnis zu erhalten. Einerseits kann mit hoher Strahlintensität und kleinem Volumenstrom ein ähnliches Ergebnis erreicht werden, wie mit einem großen Volumenstrom, jedoch geringerem Druck. Das jeweilige Behaglichkeitsgefühl kann jedoch von Nutzer zu Nutzer unterschiedlich empfunden werden.
Derzeit vertreten die Hersteller hierbei unterschiedliche Philosophien. Während einige auf konsequentes Wassersparen bedacht sind und mit minimalen Wassermengen antreten, sind andere Hersteller der Meinung, dass ein voluminöser Wasserstrahl auch ein Gefühl von Wellness vermitteln kann. Zwar bieten alle getesteten Dusch-WCs die Möglichkeit, die Strahlintensität in einem kleinen Bereich zu variieren, jedoch besteht für den Anwender derzeit nur bei einem der getesteten Produkte die Möglichkeit, ähnlich wie bei der Körperdusche einfach einen anderen Duschkopf mit einem individuell als angenehm empfundenen Strahl zu installieren. Offenbar ist es aus technischer Sicht nicht einfach, ein variables, individuell einsetzbares Pumpe-Düse-System zu entwickeln, das eine gründliche Reinigung sicherstellt und gleichzeitig dem Nutzer die Entscheidung überlässt, ob er mit sparsamem Strahl oder Wellness-Strahl duschen möchte.
Die Überprüfung der Reinigungsqualität der Duschdüse ist nicht ganz einfach. Da jeder Mensch im Analbereich eine unterschiedliche Hautstruktur aufweist, ist es schwer, hier einen aussagekräftigen Vergleich herzustellen. Da sich in diesem Punkt auch der Regelwerksersteller noch nicht einig ist, werden im vorliegenden Vergleich drei unterschiedliche Tests durchgeführt, deren Ergebnis in der Gesamtbetrachtung eine gute Aussagekraft hat. Die Reinigungsqualität und das Empfinden des Wasserstrahls auf der Haut hängen auch maßgeblich von der Wassertemperatur ab. Weder zu hohe noch zu niedrige Temperaturen werden als angenehm empfunden. Ebenso störend sind Schwankungen der Temperatur während der Nutzung. Verschiedene Tests zeigen im Vergleich das Temperaturverhalten der Geräte.
Da die Duschdüse nach Ende der Benutzung in einem Gehäuse verschwindet, ist es aus hygienischen und ästhetischen Gründen wichtig, dass sich die Düse vor und nach Gebrauch selbsttätig reinigt. Hierbei hängt ein gutes Ergebnis von der Gestaltung des Düsenkompartements und der richtigen Materialwahl von Düse und Düsenstange ab.
Im asiatischen Raum gehört der beheizte Sitz in jedem Dusch-WC zur Standardausstattung, da z.B. in Japan die Toiletten nicht im Badezimmer untergebracht sind, sondern in einem unbeheizten, separaten Raum. Auch in Deutschland wird diese Ausstattungsvariante gerne angeboten. Bei Geräten mit beheiztem Sitz wird eine möglichst gleichmäßige Temperatur auf dem Sitz als angenehm empfunden, kühlere Flächen als störend. Im Test wird bei Geräten mit Sitzheizung die Oberflächentemperatur mithilfe einer Infrarotkamera bestimmt.
Bei Geräten mit Föhn wird die Trocknungsleistung, ausgedrückt in einer Wassermenge, die innerhalb eines festgelegten Zeitraums verdunstet, gemessen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Stromverbrauch. Hier wird im Test unterschieden nach den jeweiligen Funktionen wie Reinigung, Sitzheizung, Föhn und Geruchsabsaugung. Auch der Standby-Verbrauch der Geräte wird ermittelt.
Einige Punkte, die Hygiene und die Sicherheit betreffend, sind bisher noch nicht in den IEC-Entwurf eingeflossen, sollten jedoch in der Zukunft ebenfalls berücksichtigt werden. Dazu gehört beispielsweise der Nachweis gegen Rücksaugen oder Rückdrücken von verunreinigtem Wasser in das vorgelagerte Trinkwassernetz entsprechend DIN EN 1717.
Weiterhin unberücksichtigt ist bisher die elektrische Sicherheit der Geräte z. B. bei Vollfüllung der Keramik aufgrund einer Verstopfung des Abflusses. Der Warmluftaustritt des Föhns, ob aus einer ausfahrbaren Luftdüse oder einer an der Keramikrückseite angebrachten Auslassöffnung, ist ebenfalls immer ein hygienisch kritischer Ort, da durch Verunreinigungen und gleichzeitig höheren Temperaturen möglicherweise eine bakterielle Belastung auftreten kann. Hier sollte eine Reinigungsmöglichkeit gegeben sein, die in einer künftigen Norm zu prüfen ist.
Temperatur des Warmwassers am Düsenaustritt
Die Messung der Düsenaustrittstemperatur erfolgt mit einem Temperaturfühler direkt am Austritt des Wasserstrahls aus der Düse. Für die Prüfung der Warmwassertemperatur werden drei unterschiedliche Versuche durchgeführt. Zeitdauer zum Erreichen und Halten einer bestimmten Temperatur: Für diesen Versuch wird der Temperaturregler auf den Maximalwert gestellt. Die Wassererwärmung wird 60 Minuten vor Versuchsbeginn eingeschaltet, um sicherzustellen, dass die Temperaturbedingungen stabil sind. Dann wird über den Sitzkontaktschalter der Duschvorgang ausgelöst und die Temperatur des austretenden Warmwassers aufgezeichnet. Die Zeitdauer, bis die Warmwassertemperatur einen Wert von 3 K unterhalb des Maximalwertes erreicht hat, wird registriert. Ebenfalls wird die Zeitdauer gemessen, bis die Warmwassertemperatur wieder einen Wert von 3 K vom Maximalwert unterschreitet. Bei Geräten mit Durchlauferhitzern sinkt die Temperatur über die Versuchsdauer kaum, sodass die Schwelle von 3 K unterhalb der Maximaltemperatur nicht erreicht wird. In diesem Fall wird der Versuch nach 50 bis 60 Sekunden abgebrochen. In der Auswertung wird dann eine Zeitdauer von > 50 Sekunden angegeben (siehe Tabelle 2 und Tabelle 3).
Stabilität der Warmwassertemperatur am Düsenaustritt bei Änderung des Druckes: Bei diesem Test soll herausgefunden werden, wie sich eine Druckänderung, z. B. durch Verstellen der Sprühintensität durch den Nutzer während des Duschvorgangs auswirkt. Dazu werden zwei Messungen durchgeführt. Aufgezeichnet wird die Temperatur des Warmwassers am Düsenaustritt beginnend ab dem Zeitpunkt, an dem die Temperatur steil ansteigt. Bei der ersten Messung ist die Sprühintensität (Düsendruck) auf den Maximalwert eingestellt. Ca. 10 bis 15 Sekunden nach Beginn der Datenaufzeichnung wird die Sprühintensität auf den Minimalwert eingestellt. Bei dieser Einstellung wird nochmals für ca. 10 bis 15 Sekunden weitergemessen. In der Auswertung erkennt man den Einfluss der Druckänderung auf den Temperaturverlauf. Es wird die maximale Temperaturschwankung in Kelvin angegeben, die sich bei Änderung der Sprühintensität einstellt.
Der dritte Versuch verläuft in gleicher Weise wie der erste, jedoch beginnt er mit der minimalen Einstellung der Sprühintensität und wird 10 bis 15 Sekunden nach Messbeginn auf den Maximalwert angehoben. Die Messung wird ebenfalls nach ca. 30 bis 40 Sekunden beendet (Tabelle 4).
Wasservolumenstrom aus der Düse
Diese Messung wird bei Kaltwassertemperatur durchgeführt. Der Duschvorgang wird durch Betätigen des Sitzkontakts ausgelöst; die ersten 5 Sekunden nach Öffnen des Duschventils werden nicht berücksichtigt. Danach wird das aus der Düse austretende Wasser über einen Zeitraum von 60 Sekunden in einem Behälter aufgefangen. Über das Gewicht der aufgefangenen Wassermasse sowie der Dichte kann der Volumenstrom in Liter je Minute angegeben werden (Tabelle 5).
Bei zwei Herstellern ist die Spüldauer durch interne Voreinstellungen zeitlich begrenzt. In diesen Fällen wird der minütliche Volumenstrom proportional hochgerechnet. Das Ergebnis wird als Mittelwert aus zwei Messungen dargestellt.
Reinigungswirkung der Duschdüse
Für die Feststellung der Reinigungswirkung der Duschdüsen sind insgesamt drei unterschiedliche Versuche bei maximaler Temperatureinstellung vorgesehen. Alle Versuche werden jeweils mit maximaler und minimaler Sprühintensität und sofern vorhanden mit pulsierendem Strahl oder Softstrahl durchgeführt.
Beim ersten Versuch werden die Bohrungen einer Lochplatte vollständig mit Senf (Thomy, mittelscharf) gefüllt. Die Rückseite der Platte wird mit einer Plexiglasscheibe abgedeckt. Dann wird die Lochplatte in einer Hilfskonstruktion an der Oberkante der Keramik befestigt. Die Position des Duschstabes mit Düse wird am Bedienungselement so eingestellt, dass er bis auf Mittelstellung ausfährt. Danach wird durch Betätigen des Sitzkontaktes der Duschvorgang ausgelöst. Nach einer Zeitdauer von 16 Sekunden wird der Duschvorgang wieder unterbrochen und die Anzahl der freigespülten Öffnungen in der Lochplatte wird bestimmt.
Der zweite Versuch erfolgt mit einer 8 mm dicken Lochplatte. Diese ist im Gegensatz zur 3-mm-Platte auf der Rückseite nicht abgedeckt. Die Öffnungen der 8-mm-Platte werden ebenfalls mit Senf gefüllt. Versuchsbeginn und -dauer sind identisch wie bei der 3-mm-Platte. Als Ergebnis wird ebenfalls die Anzahl der freigespülten Öffnungen bestimmt. Beim dritten Versuch wird eine speziell gefräste, sternförmige, ovale Plexiglasform (Kavität) so an der Oberseite der Keramik angebracht, dass die Fläche dieser Form im Winkel von 90° zur Achse des austretenden Wasserstrahls steht. Die Vertiefungen dieser Form werden mit Misopaste eben gefüllt (Tabelle 6).
Durch Betätigen des Sitzkontaktes wird der Duschvorgang gestartet. Die Bewertung erfolgt durch die Angabe der Zeitdauer bis zum vollständigen Abspülen der künstlichen Fäkalien (also der Misopaste). Ist die Platte nach 60 Sekunden allerdings noch nicht saubergespült, wird als Zeitdauer 60 Sekunden angegeben.
Selbstreinigung der Düse
Dieser Versuch soll die Selbstreinigung der Düse verdeutlichen. Dies ist aus praktischer Sicht deshalb von Bedeutung, da Urin- oder Fäkalanhaftungen an der Düse ein hygienisches Problem darstellen und auch aus ästhetischer Sicht nicht akzeptabel sind.
Nach mehreren vorausgegangenen Duschzyklen wird der Duschstab samt Düse ausgefahren und abgetrocknet. Dann wird er mittels eines wasserlöslichen schwarzen Eddingstiftes (Typ: Expo vis-á-vis, fine point) mit Ringen und einer durchgezogenen Linie auf der Oberseite markiert. Danach wird die Düse wieder in ihre Ausgangsposition zurückgefahren. Der Versuch beginnt, indem der Duschvorgang für 5 Sekunden gestartet wird und anschließend die Düse wieder für 5 Sekunden zurückgefahren wird. Dieser Vorgang wird zweimal wiederholt. Nach diesem Test verbleibende Markierungen kennzeichnen eine nicht vollständige Reinigung der Düse. Diese sind in der aufgeführten Auswertung als Bildvergleich (vorher zu nachher) dargestellt (Tabelle 7).
Temperaturverteilung des beheizten WC-Sitzes
Die Temperaturverteilung auf der Oberfläche des beheizten Sitzes ist ein Behaglichkeitsmerkmal. Aus Sicht des Nutzers ist eine möglichst gleichmäßige Temperatur auf der gesamten, vom Körper berührten Sitzfläche wünschenswert. Die Oberflächentemperatur auf dem WC-Sitz wird mit einer Infrarotkamera gemessen. Diese ist oberhalb des WC-Sitzes angebracht. Mittels eines auf dem WC-Sitz platzierten PT-1000-Fühlers wird die Temperaturmessung der Infrarotkamera kalibriert. Die Infrarotbilder zeigen jeweils die Temperaturverteilung bei Maximal- bzw. Minimaleinstellung sowie Messpunkte mit Einzeltemperaturen jeweils vorne, in der Mitte und hinten im Mittelbereich des Sitzringes (Tabelle 8).
Trocknungsrate des Föhns
Zur Bestimmung der Trocknungsrate des eingebauten Föhns wird ein befeuchtetes Textilflies in den Warmluftstrom gebracht. Das runde Vlies aus standardisiertem Textilmaterial wird auf einem Kunststoffrohr mit einem Innendurchmesser auf der reduzierten Seite von 125 mm mittels Gummiband befestigt und in eine dünne Holzplatte dicht eingebaut. Der Durchmesser auf der weiten Seite des Kunststoffrohres beträgt 150 mm. Die Holzplatte wiederum wird mithilfe eines Textilklebebandes dicht auf dem WC-Sitz befestigt. Der Spalt zwischen WC-Keramik und Unterkante WC-Sitz, der sich aufgrund der Auflagenoppen des WC-Sitzes ergibt, bleibt frei. Die Position der befeuchteten Textilfläche ist 60 mm unterhalb der Oberkannte des WC-Sitzes.
Dieser Abstand wurde gewählt, weil dies in etwa der natürlichen Position des Anus eines erwachsenen Menschen beim Sitzen auf dem WC entspricht. Der Abstand von der Hinterkante der Keramik bis zur Mitte des Vlieses beträgt ca. 80 mm. Dies entspricht bei den meisten Modellen der Position der Föhndüse. Kurz vor Beginn der Messung werden 2 g Wasser gleichmäßig auf dem Vlies verteilt. Das Gewicht wird mithilfe einer Waage ermittelt. Dann wird das Rohr samt Vlies in die Holzplatte dicht eingesteckt. Der Trockner wird auf maximaler Temperatureinstellung für 120 Sekunden betrieben. Danach wird sofort das Rohr samt Vlies entnommen und wieder gewogen. Die Differenz zum Wert vor der Messung ist die Trocknungsrate. Diese wird angegeben in Gramm/Minute. Angegeben wird der Mittelwert aus zwei Messungen (Tabelle 9).
Energieaufwand für Strom
Der Entwurf von IEC 59L/118/CD sieht vor, den Energieaufwand für Strom der einzelnen Features wie Reinigung, Sitzheizung, Föhn und Absaugung jeweils für eine Stunde anzugeben. Dazu soll jeweils für eine vorgegebene Zeitdauer der Energieaufwand für die jeweilige Funktion gemessen werden. Danach soll bis zum Ende einer Stunde weitergemessen werden und der Gesamtenergieaufwand in Wh/Stunde angegeben werden. Diese Vorgehensweise führt jedoch dazu, dass der Standby-Verbrauch ebenso für die gesamte Restdauer mitgemessen wird und dadurch das Ergebnis verfälscht wird.
Bei den nachfolgend beschriebenen Messungen für den Energieaufwand wird lediglich bei der Reinigungsfunktion nach diesem Schema verfahren, da damit auch Stromverbräuche außerhalb der eigentlichen Reinigung erfasst werden, die in unmittelbarem Zusammenhang mit dieser stehen wie z. B. Vorspülen der Keramik, Reinigung der Düse oder Nachheizen des Warmwasserbehälters nach Ende der Reinigungsphase. Bei den anderen Verbrauchern wird lediglich der Energieaufwand während der eigentlichen Nutzungsdauer gemessen und anschließend auf eine Stunde umgerechnet. Zusätzlich zum Entwurf werden noch der Standby-Aufwand und der Aufwand für die Absaugung gemessen (Tabelle 10).
Energieaufwand der Reinigungsfunktion: Für die Bestimmung des Energieaufwands der Reinigungsfunktion sind alle anderen Funktionen ausgeschaltet. Die Temperatureinstellung des Warmwassers sowie die Sprühintensität sind jeweils auf den Maximalwert eingestellt. Die Position der Reinigungsdüse ist auf Standardeinstellung. Geräte mit integriertem Wassertank werden 60 Minuten vor Versuchsbeginn eingeschaltet, um stabile Temperaturbedingungen herzustellen. Der Versuch beginnt, wenn der Temperaturregler im Gerät zum ersten Mal nach 60 Minuten die Beheizung abgeschaltet hat. Der Messzyklus wird in folgender Abfolge durchgeführt:
- Start der Messung nach Abschalten des Temperaturreglers (Start)
- 60 Sekunden nach Start wird der Näherungssensor aktiviert (registriert Anwesenheit eines Nutzers), WC-Deckel wird vollständig geöffnet.
- 75 Sekunden nach Start wird der Sitzschalter aktiviert (Nutzer setzt sich auf den WC-Sitz).
- 135 Sekunden nach Start wird der Reinigungsvorgang ausgelöst.
- 165 Sekunden nach Start wird der Reinigungsvorgang beendet.
- 225 Sekunden nach Start wird der Sitzschalter deaktiviert und der Deckel wieder geschlossen.
- 250 Sekunden nach Start wird der Näherungssensor deaktiviert (Nutzer entfernt sich vom WC)
- 3600 Sekunden nach Start wird die Messung beendet.
Der Energieaufwand für die Reinigungsfunktion wird in Wh/Stunde angegeben.
Energieaufwand für den beheizten Sitz: Für die Bestimmung des Energieaufwands des beheizten Sitzes sind alle anderen Funktionen ausgeschaltet. Mindestens 60 Minuten vor Versuchsbeginn wird das Gerät mit geschlossenem WC-Deckel auf die Umgebungsbedingungen konditioniert. Es wird jeweils ein Versuch bei maximaler und bei minimaler Leistungseinstellung durchgeführt. Der Messzyklus wird mit folgendem Ablauf durchgeführt:
- WC-Deckel wird vollständig geöffnet (Start der Messung).
- 15 Sekunden nach Start wird der Sitzschalter aktiviert (Nutzer setzt sich auf den WC-Sitz).
- 165 Sekunden nach Start wird der Sitzschalter wieder deaktiviert und der WC-Deckel wieder geschlossen (Ende der Messung).
Das Messgerät registriert die Leistungsaufnahme im Sekundentakt. Die aufsummierten Werte der Energie in Ws dividiert durch 165 Sekunden ergibt die mittlere Leistungsaufnahme in W während des Betriebes der Sitzheizung. Zur Angabe des Energieaufwands für die Sitzheizung wird die aufsummierte Energiemenge durch 3600 s/h dividiert und in Wh angegeben.
Energieaufwand für den Trockner (Föhn): Der Energieaufwand für den Trockner wird während des Versuches zur Bestimmung der Trocknungsrate über den Zeitraum von 120 Sekunden bei maximaler Temperatureinstellung gemessen. Das Messgerät registriert die Leistungsaufnahme im Sekundentakt. Die aufsummierten Werte der Energie in Ws dividiert durch 120 Sekunden ergibt die mittlere Leistungsaufnahme in W während des Betriebs des Föhns. Zur Angabe des Energieaufwands für den Trockner wird die aufsummierte Energiemenge durch 3600 s/h dividiert und in Wh angegeben.
Energieaufwand für die Absaugung: Diese Messung ist vergleichbar mit der des Föhns mit dem Unterschied, dass der Betrieb der Absaugung über einen Zeitraum von 180 Sekunden erfolgt.
Energieaufwand für Standby: Der Standby-Verbrauch wird über einen Zeitraum von ca. 16 Stunden gemessen und auf 24 Stunden hochgerechnet. Die Angabe erfolgt in Wh/24h.
Info
Das IEC
Die Prüfungen aus dem Praxistest lehnen sich an eine Art Vor-Norm der sogenannten „Internationalen Elektrotechnischen Kommission“ (IEC) an. Es handelt sich eigentlich um eine internationale Normungsorganisation für Normen im Bereich der Elektrotechnik und Elektronik mit Sitz in Genf. Interessanterweise haben sich die Verantwortlichen im IEC erstmals Gedanken gemacht über Formen der Funktions- und Qualitätskontrolle von Dusch-WCs. Die IEC besteht aus Mitgliedern, genannt nationale Komitees (NC). Nationale Komitees sind unterschiedlich organisiert. Aber etwa 90 % der Mitarbeiter, welche IEC Standards vorbereiten, arbeiten in der Industrie.
Info
Beteiligte und Prüfbericht
Inhalt: Vergleichsprüfung von Dusch-WCs
Prüfstelle: Hochschule Esslingen, Fakultät Gebäude Energie Umwelt, Labor Gas-Wassertechnik, www.hs-esslingen.de
Auftraggeber: Gentner Verlag / SBZ Sanitär.Heizung.Klima und Hochschule Esslingen
Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr.-Ing. H. Messerschmid, Leiter des Labors Wasser- und Gastechnik
Fachliche Beratung: Dennis Jäger, SBZ-Chefredakteur
Praktische Durchführung: Labormeister Achim Renn, Labormeister Yilmaz Alkan
Prüfstücke: Zehn Dusch-WCs in Wandausführung mit Reinigungsfunktion und Zusatzfunktionen als Aufsatz auf der Keramik oder in der Keramik integriert
Der Testbericht steht im Original zum Download bereit unter www.sbz-online.de.
Tipp
Marktübersicht Dusch-WCs
In Deutschland werden die unterschiedlichsten Dusch-WC-Typen angeboten. Von in die WC-Keramik integrierten Modellen bis hin zu Taharet-Varianten ist die Auswahl groß. Ebenso groß sind die Unterschiede hinsichtlich der Funktionalität. Die Marktübersicht Dusch-WCs der SBZ aus dem Jahr 2016 verschafft mehr Überblick.