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Ganz groß rauskommen!

Die Durchschnittsgröße deutscher Bäder beträgt 7,8 m². Knapp 30 % aller Badezimmer sind sogar kleiner als 6 m². Jeder Zentimeter muss sinnvoll genutzt werden. Die Herausforderung besteht darin, den begrenzten Raum optimal zu nutzen, ohne das Badezimmer zu überladen. Bei wenig Fläche muss sich auf das Wesentliche beschränkt werden. Die Produktvielfalt in der Bäderwelt ermöglicht heutzutage auch bei räumlicher Enge eine ansprechende Badplanung.

Standard oder kompakt

Für kleine Bäder sollten die Sanitärobjekte, Armaturen, Möbelstücke und Ausstattungsteile der Raumgröße angepasst werden. Viele Produkte gibt es in kleineren Kompaktformen, die weniger ausladend sind. Auch die Produktkombinationen sollten sorgfältig ausgewählt werden. Was nützt ein kleineres Waschbecken mit einer zu großen Armatur oder ein kompaktes Wand-WC in Kombination mit einem viel zu großen Papierhalter mit Deckel. Hier sind oft einige Zentimeter entscheidend.

Hell oder dunkel

Die Farbauswahl beeinflusst das Raumgefühl. Es sollten immer helle Farbtöne favorisiert werden. Kleine Bäder mit viel weißen Anteilen, Grau- und Sandtönen oder auch Pastellfarben wirken größer als solche mit kräftigen und dunklen Farben. Es gilt, modische Trends zu vermeiden. Knallige Farben zum Beispiel erdrücken kleine Bäder. Und: So mancher Ton ist nach kurzer Zeit schon nicht mehr angesagt. Ein bisschen Farbe darf zwar sein, allerdings sollte man sich beschränken und höchstens drei Hauptfarben verwenden. Der Fußboden darf generell dunkler als die Wandflächen sein.

Eine kleine Wandfläche darf zwar schon etwas dunkler gestaltet werden, allerdings erhält man denselben Effekt eines kräftigen Farbtupfers viel einfacher mittels Textilien und Accessoires. Das hat zudem den Vorteil, dass das Badezimmer von Zeit zu Zeit farblich variiert werden kann.

Groß oder klein

Die Fliesenauswahl kann die Raumwirkung ebenfalls verändern. Große Fliesen vermitteln Weite, etwa Formate ab 30 x 30 cm. Durch den geringen Fugenanteil entsteht kein Fugen-Wirrwarr an Wand und Boden. Für die Wand sind zudem leicht glänzende Fliesen von Vorteil. Je nach Wunsch und Gefallen der Kunden kann man außerhalb des Duschbereiches auf eine raumhohe Verfliesung verzichten. Wasserabweisende, mineralische Putze stellen eine Alternative dar und bringen zudem Wohnlichkeit ins kleine Badezimmer.

Zieht man den Bodenbelag dabei noch ein Stück die Wand hoch und sieht einen Sockel von 5 bis 6 cm vor, wirkt die Bodenfläche dadurch größer. In kleinen Bädern mit bodenebener Dusche empfiehlt es sich, diese Fläche mit denselben Fliesen zu gestalten. Die einheitliche Optik des Bodens lässt ihn größer wirken, als wenn eine bodenbündige Duschwanne in der Farbe Weiß verwendet wird.

Badewanne oder Dusche

Werden Badewanne und Dusche gewünscht, sind beide aber aus Platzgründen nicht realisierbar, empfiehlt sich eine Kombiwanne. Dies ist zwar ein Kompromiss, allerdings gibt es schöne raumsparende Badewannen mit einem ausreichenden Duschbereich. In Kombination mit einer Glas-Faltwand auf dem Wannenrand kann der Kunde zwischen einem Erholungsbad und einer schnellen Dusche frei wählen.

Zusätzlicher Raumgewinn

Der Duschbereich in kleinen Bädern kommt in der Regel nicht ohne Duschabtrennungen aus. Große Walk-in-Lösungen finden kaum Platz. Deshalb sollten immer Glasabtrennungen gewählt werden. Transparente Scheiben lassen den gesamten Raum einsehen und größer wirken. Bei bodenebenen Duschen erzeugen wegklappbare Glasabtrennungen regelrechte Raumwunder. Denn der Duschbereich kann groß gewählt und zum Beispiel nah am Wand-WC platziert werden. Wenn geduscht wird, sitzt in der Regel ja niemand auf der Toilette. Sind die Glasabtrennungen eingeklappt, entsteht viel Raumfreiheit.

Der Spiegeltrick

Geschickt eingesetzte Spiegelflächen vergrößern die Grundfläche optisch. Eine clevere Lösung ist eine raumhohe Spiegelfläche mit einer Breite von etwa 30 bis 50 cm, beginnend direkt in der Ecke. Dadurch verschwindet die Eck-Kante, Kunden empfinden das Badezimmer als länger. Der Nebeneffekt: Zusätzlich erhält man einen Ganzkörperspiegel.

Vorwand in den Raum planen

Vorwandinstallationen ermöglichen nicht nur eine schnellere Renovierung, sondern bieten zusätzliche Ablageflächen im kleinen Bad. Auch Nischen als weiterer Stauraum sind leicht zu integrieren. Eine Vorwandinstallation in den Raum hineinragend geplant ermöglicht eine neue Anordnung im Badezimmer und kann somit platzsparend sein.

Platz schaffen

Ordnung ist das halbe Leben, so ein bekanntes Sprichwort. Für kleine Bäder trifft das vollkommen zu. Unordnung lässt Räume wirklich kleiner wirken. Badezimmer sollten nur mit dem bestückt werden, was wirklich gebraucht wird. Außerdem gilt: So wenig wie möglich auf den Boden stellen. Hängende Badmöbel und Wand-WCs lassen den Fußboden im Badezimmer frei, der Raum erscheint höher und breiter. Stauraum wird auch im Kleinstbad dringend benötigt. Hier kann ein raumhoher Schrank viel Platz bieten.

Zusätzlich abgeschrägte Möbelfronten können schon ausreichen, um den benötigten Schrank noch unterzubringen. Rollcontainer sind auch eine gute Lösung, denn sie sind verschiebbar, bieten Stauraum und zudem eine Sitzmöglichkeit. Auch eine Ecke kann zusätzlichen Stauraum bringen – wenn sie optimal genutzt wird. Eine Badewanne wird mit Wannenauflagen ebenfalls einfach zu einer Sitz- oder Liegefläche umfunktioniert. Zudem bringt das zusätzliche Ablageflächen für Kleidungsstücke und vieles mehr.

Türanschlag wechseln

Die Lage von Fenster und Tür können bei vielen Renovierungen nicht verändert werden. Jedoch kann das Einsetzen einer neuen Tür schon viel bewirken. Kann die Öffnung nach außen erfolgen? Oder der Wechsel des Anschlags: links statt rechts? Ist gar eine Schiebetür möglich? Beim Einbau einer Schiebetür ist zu beachten, dass diese aufgrund ihrer Bauart nicht komplett schalldicht ist.

Allein diese kleinen Veränderungen an der Tür ermöglichen oft eine neue Aufteilung im Badezimmer. Denn eine Zimmertür wird fast nie über den kompletten Winkel von 90 Grad geöffnet. Ohne es bewusst wahrzunehmen, reicht in der Regel ein Öffnungsradius von 70 Grad. Das zu berücksichtigen, kann in kleinen Bädern entscheidende Zentimeter bringen bei der Platzierung von Sanitärobjekten. Der Platz hinter der Tür kann zudem ausreichend sein für die Montage eines Badheizkörpers oder eines schmalen Regals.

Zusätzlicher Heizkörper

Zur Beheizung kleiner Bäder ist eine Fußboden- oder Wandheizung von Vorteil. Wird zusätzlich ein Heizkörper benötigt, sollte dieser eine sehr flache Ausführung aufweisen. Bewährt haben sich im Badezimmer hohe Heizkörper mit einer geringen Breite von 45 bis 60 cm. Ist der Heizkörper in der Nähe der Tür, empfiehlt sich aus optischen Gründen, diesen nicht höher als den Türrahmen zu wählen.

Quer-Denken

Über Eck zu planen kann bei der Badezimmerplanung neue Möglichkeiten eröffnen: Wie wirkt zum Beispiel eine Toilette, wenn sie im Eck sitzt? Einfach mal querzudenken führt bisweilen zu ganz neuen Ansätzen, auch wenn der Grundriss des Bades auf den ersten Blick sehr klein wirkt. Mit Geduld und etwas Mehraufwand bei der Planung sowie den passenden Produkten lässt sich eine tolle Atmosphäre schon auf wenigen Quadratmetern Fläche erzeugen.

Tipp

Auf die Details kommt es an

In dem Buch „Schöne Bäder – es lebe das Detail“ fasst der Handwerkskollege Georg Reuss aus Schönbrunn die Erfahrungen seiner fast 30-jährigen Tätigkeit als Bäderbauer zusammen. Der Autor nennt viele Praxistipps, die auch für erfahrene Bäderbauer lesenswert sind. Seine Erkenntnis: Schöne Bäder müssen nicht teuer sein und teure Bäder sind nicht immer schön. Viele Endverbraucher sind der Meinung, die Schönheit eines Bades entscheidet sich alleine am Preis der einzelnen Produkte. In seinem Buch zeigt Reuss, dass es gerade die Details und die durchdachte handwerkliche Leistung sind, die ein schönes Bad ausmachen. Der Gas- und Wasserinstallateurmeister gibt zahlreiche Anregungen, die sich in der Praxis bewährt haben. Der hier abgedruckte Beitrag ist ein Auszug aus dem Buch.

Das farbig illustrierte Werk umfasst 150 Seiten und kostet 19,80 Euro inkl. MwSt. und Versand. Es kann eingesehen und bestellt werden unter www.georgreuss.de und ist per Mail an den Autor erhältlich: buch@georgreuss.de

Checkliste

Tipps für Schlauchbäder

Schlauchbäder sind eine besondere Form kleiner Badezimmer. Sie sind typisch für Altbauten und verfügen häufig über hohe Decken. Diese langen und schmalen Grundrisse erfordern bei der Modernisierung eine besondere Herangehensweise. Mit ein paar einfachen Tricks und einer cleveren Raumaufteilung lässt sich der optische Effekt vom schlauchförmigen Badezimmer geschickt aufheben.

Wand und Decke

  • Das Bad wirkt größer, wenn in der Raummitte viel Platz gelassen wird. Das lässt das Schlauchbad breiter wirken.
  • Schon bei der Planung einfach mal querdenken und den Raum in kleine Zonen aufteilen.
  • Unterschiedliche Deckenhöhen, zum Beispiel durch einfaches Abhängen, machen den Raum interessanter und verkürzen ihn optisch.
  • Diagonal verlegte Bodenfliesen oder andere Beläge lenken ebenfalls von der Länge des Raumes ab.
  • Mit Farbe spielen! Akzente setzen oder Raumzonen entstehen lassen. Oft reichen schon geringe Farbnuancen.

Sanitärobjekte

  • Die richtige Größe der Badeinrichtung auswählen, nicht zu klein, aber auch nicht zu groß. Deshalb sorgfältig prüfen und messen, was passt.
  • Freundlicher und wohnlicher wirkt ein Schlauchbad mit weichen Formen, denn eckige Objekte mit klaren Konturen lassen nur unnötig weitere harte Linien im Bad entstehen.
  • Nicht alles einfach an eine Wand klatschen, sondern lieber mit viel Kreativität einen Gürtel einziehen.
  • Ein gut abgestimmter Materialmix lässt das Bad eindrucksvoll wirken, etwa mit Glas, Holz, Porzellan, Acryl, Putz oder Edelstahl.
„So wenig wie möglich auf den Boden stellen. Hängende Badmöbel und Wand-WCs lassen den Fußboden im Badezimmer frei, der Raum erscheint höher und breiter.“

Georg Reuss

Details

  • Spiegelflächen an der kurzen Wand vermeiden, sonst wirkt der Raum noch länger.
  • Mehrere Lichtquellen auf verschiedenen Höhen lassen schmale Badezimmer optisch größer erscheinen.
  • Den vorhandenen Platz optimal nutzen. Je nach Möglichkeit können lange Wände auch als zusätzlicher Stauraum dienen. Schöne Regale und Schränke mit geringer Tiefe sind da ideal und nehmen nicht besonders viel Raum ein. In Kombination mit offenen Fächern, in die ein Dekorationsobjekt gestellt werden kann, entsteht ein schöner Hingucker.

Autor

Unser Autor Georg Reuss ist Inhaber eines SHK-Unternehmens in Schönbrunn bei Bamberg. Er hat sich auf die Planung und Ausführung von Bädern spezialisiert.

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