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Mit Farben Akzente setzen

Mehr Mut zur Farbe

Inhalt

Mit Weiß kann man nichts falsch machen, denken wohl viele und wähnen sich so in Geschmacksfragen auf der sicheren Seite. Kunden und Planer sind beim Umgang mit Farbe oft gleichermaßen unsicher und gehemmt. Leider verbauen sie sich damit ­tolle Möglichkeiten. Farbe verändert die „Aussage“ eines Raumes, sie ist so individuell wie ihr Betrachter. Und je mehr das Bad individuell auf den Benutzer abgestimmt ist, umso woh­ler fühlt er sich darin.

Klassisch oder Trend?

Der Bauherr (Nutzer) ist also genauestens unter die Lupe zu nehmen: Wie ist sein Einrichtungsstil? Wie konservativ oder mutig ist er? Sieht er sein Bad als langlebige Investition oder will er „en vogue“ sein? Ein eher konservativer, auf Langlebigkeit ausgerichteter ­Kunde wird sich in einem Bad in gedeckten Farben, klassischem schwarz/weiß oder ­Naturfarben und Materialien am ehesten wiederfinden. Neigt man in jungen Jahren eher zu mutigen kräftigen Inszenierungen, sind im Alter meist schlichte gedeckte Töne angesagt.

Beschränkt man sich bei Farbe auf Wandanstriche und Accessoires, lässt sich dem Raum auch nach Jahren leicht eine neue Atmosphäre geben. Wandelndem Zeitgeist oder Geschmack kann so einfach entsprochen werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass bei Unsicherheit – seitens Kunde oder Planer – der Anstrich ganz zum Schluss erfolgen kann, wenn der Raum fertiggestellt ist. So können alle Einflussfaktoren (Licht, Flächenverhältnisse etc.) berücksichtigt und die genaue Farbnuance ausprobiert werden. Gefällt das Ergebnis gar nicht, kann ohne große Investitionen umgestrichen werden. Fest eingebaute Materialien und Objekte dagegen sind nur mit großem Aufwand veränderbar.

Grundlegendes

Farbe ist nie alleine zu betrachten, sondern steht in direktem Zusammenhang zum Raum und allen in ihm befindlichen Gegenständen. Raumgröße, Deckenhöhe und Oberflächen beeinflussen maßgeblich, ebenso die gewählte Größe der Fläche und zu was sie in Bezug gesetzt wird. Die Lichtverhältnisse müssen mit einbezogen werden: Am Tag bzw. im Sonnenlicht entfaltet Farbe eine andere Wirkung als am Abend oder in der Nacht bzw. bei künstlicher Beleuchtung.

Als Erstes steht die Überlegung an, welche Stimmung geschaffen werden soll und welche Farbwelt(en) und Materialien diese vermitteln. Zum Beispiel wird Romantik gleichgesetzt mit Rosatönen, floralen Mustern, Stuck und verspielten Elementen. Ist die Entscheidung gefallen, geht es an die Verteilung, welche Flächen welche Farbe oder Materialien erhalten sollen. Grundrisse und Ansichten spiegeln leider immer nur eine Ebene wider und nie das Zusammenspiel von Boden, Wänden und Decke. Perspektiven oder Isometrien sind hier das beste Mittel – sie bringen die Ebenen in Bezug und verdeutlichen die Flächenverhältnisse zueinander. Zur Unterstützung dienen Material- und Farbcollagen, da diese die reelle Wirkung und Farbigkeit 1:1 zeigen, besonders auch in Bezug auf deren Haptik und Oberflächenbeschaffenheit (matt, glänzend oder strukturiert). Denn eine rot gestrichene Wand wirkt anders – eher samtig – als eine Wand aus rotem Glas mit ihren Lichtreflexen.

Wie viel Farbe darf‘s sein?

Einfarbige Arrangements bestehen aus nur einem oder verschiedenen Tönen derselben Farbe. Wenn Farben zu stark harmonieren wird es eintönig – Kontraste müssen her. Sie erzeugen Spannung und garantieren, dass es nicht langweilig wird. Hell-Dunkel-Kontraste oder die Verwendung einer zweiten Farbe als Akzent helfen hier ab. Jeder Raum verträgt einen Blickfang, aber selten mehr. Eine rot akzentuierte Wand ist noch kein Farbkonzept. Damit diese den Raum nicht zu sehr beherrscht, ist es wichtig die Farbe in Accessoires aufzugreifen. Eine Vase, ein Bild oder Handtücher in denselben Farben runden das Ganze ab.

Grundsätzlich gilt: Kräftige Töne lassen sich am besten mit neutralen Farben wie Weiß, Beige und Grau kombinieren. Es empfiehlt sich, nicht mehr als drei unterschiedliche Farben miteinander zu kombinieren – sonst wirds zu bunt. Entscheidend ist auch die Farbzusammensetzung (Mischungsverhältnis), sie bestimmt die Wirkung einer Farbe: mehr Gelb im Grün kann zu einem frischen Eindruck, Schwarz im Grün zu einem introvertierten oder als trüb empfundenen Farbton führen. Um diese komplexen Zusammenhänge deutlich zu machen, erläutern wir nun verschiedene Farbwelten und Stimmungen anhand mehrerer Beispiele.

Natürlich entspannen

Alle Farbabstufungen von Braun sorgen für ein entspannendes Ambiente. Sie erzeugen eine elegante, vornehme und solide Atmos­phäre und erinnern an ein schickes Kaffeehaus. Geschickt eingesetzt lassen einen diese Farben den heißen Kaffee oder Cappuccino förmlich schmecken. Creme- und Sahnetöne wie Cashmere und Mango tragen ihr Übriges zur „schmackhaften” Vision bei. Schokolade wirkt nobel, Mocca sinnlich und edel. Die Kombination mit Cremetönen erzeugt eine wohlig leichte Spannung. Ebenfalls spannend und doch niemals unruhig wirken große Kontraste zwischen Mocca- und Sahnetönen oder zwischen Schokolade- und Cremetönen. Schon seit Urzeiten werden erdige Brauntöne bei der Gestaltung von Innenräumen verwendet und erzeugen eine erdverbundene, schützende Atmosphäre. Zusätzlich wirken Brauntöne mit Rotanteil lebendig und warm, ein nicht zu unterschätzender Effekt, den man sich bei der Gestaltung psychologisch zunutze machen kann. Diese Farbharmonie ermöglicht ein weites Farbspektrum in den Accessoires: von gedecktem Grün über Grau bis hin zu gedecktem Rot und Pink. So können je nach Jahreszeit, Lust und Laune mit minimalem Aufwand immer neue Spannungen und Atmosphären erzielt werden. Langeweile kommt so nie auf.

Wohlige Spannung entsteht also durch Kontraste innerhalb einer Farbwelt. Ein dunkler Holzboden wie im Beispiel (Bild 3) schafft die richtige Basis. Zum einen als natürliches Material, zum anderen sorgt er dafür, dass die eingestellte Wand in einem dunklen gedeckten Braunton (mit Grün- und Schwarz-Anteil) Halt bekommt. Diese Wand bestimmt maßgeblich den Raum und gibt den weißen wandhängenden Schränken einen Hintergrund. Um den starken Kontrast aufzufangen, wurde die lange Wand mit dem Waschtisch in einem hellen Beige gestrichen – der Rest bleibt weiß. Accessoires aus der Natur runden das Konzept ab. Noch kontrastreicher wird es durch eine eingestellte schwarze Wand (Bild 4), kombiniert mit Boden und Wandverkleidungen aus dem gleichen hellen Holz. Allein durch die horizontale Wandstrukturierung und ihr Schattenspiel wirkt der Raum nicht eintönig und greift so indirekt (durch die dunklen Schattenfugen) das Schwarz der Wand in abgeschwächter Form auf und sorgt für Harmonie. Intensive oder dunkle Farben sollten also als Akzent eingesetzt werden und einen Gegenpart erhalten. Grundsätzlich gilt: je größer die Wandfläche, desto heller sollte die Farbe sein. Aber es muss nicht immer mit starken Gegensätzen gearbeitet werden.

Reine Ruhe strahlen Natur-Farben und Materialien in sanften Farbabstufungen aus. Sie haben sich als Grundstock in der Gestaltung bewährt. Sie sind schlicht, elegant und niemals laut. Modische Trends lassen sie unbeeindruckt. Sie sind unkompliziert, nicht aufdringlich und vermitteln echte Wohlfühlatmosphäre. Sand- und Steintöne harmonieren untereinander und lassen sich perfekt mit Hölzern kombinieren. Es entsteht ein Rückzugsort der Ausgeglichenheit. Wie in unserem Beispiel (Bild 5) mit einer Natursteinwand in zarten Farbabstufungen von Sand bis Steingrau. Das helle Grau wird im Boden aufgegriffen und sorgt für eine warme Grundatmosphäre. Auch der Sandton findet sich in dem hellen Holz der Waschtischplatte und einem dekorativem Baumstamm wieder. Die natürliche Schönheit der Natursteinwand mit ihren unterschiedlich großen Steinen und Farbvarianten zaubert eine lebendige aber nicht aufdringliche Atmosphäre. Hier liegt das Geheimnis in der Verwendung sanfter, heller Farbnuancen mit wenig Kontrast.

Ein ähnliches Konzept finden wir in Bild 6 mit Sandstein an Wänden und Boden. Trotz der Verwendung nur eines Materials, sorgt die natürliche Maserung der matten Steinplatten für dezente unaufdringliche Lebendigkeit. Eine Farbkomposition aus der Natur mit einem Sandgrundton und rotbraunen Adern. Zusätzliche Spannung entsteht durch das gestalterische Element des eingestellten Kubus mit seinem Höhenunterschied. Gepaart mit dem Lichtspiel entstehen natürliche Hell/Dunkel-Kontraste.

Pure Energie

Rot ist die Farbe des Feuers und symbolisiert daher Energie. Seit jeher werden ihr die gegensätzlichsten Bedeutungen zugeschrieben: Liebe, Wärme und Leidenschaft gegenüber Macht, Krieg und Gefahr. So zählt sie auch in der Raumgestaltung zu den schwierigsten Farben. Denn schon kleinste Nuancierungen entscheiden über ihre Ausstrahlung. Klare helle Rottöne wirken auf großen Flächen kalt und grell. Gebrochene Rottöne dagegen wärmen, da sie einen großen Braunanteil haben. Gekonnt eingesetzt, ist Rot ein echter Hingucker. In einer Gestaltung mit gedeckten Farben aus der Naturwelt (Bild 7) wird ein Akzent durch die rote Waschtischplatte (Keuco) gesetzt. Ener­gie scheint zu fließen. Ein Pendant bildet der Teppich im offenen Schlafbereich und rundet das Ganze harmonisch ab. Rot macht dem langweiligen Alltag förmlich „Feuer unterm Hintern”. Setzt man es wie in unserem Beispiel (Bild 8) als komplette Wandgestaltung in Glas ein, ist die Wirkung umwerfend und gleicht einer Theaterinszenierung. Die Solisten sind zwei Waschsäulen (Alape) und stehen hier im Vordergrund. Bei diesem massiven Einsatz von Rot dämpfen ein dunkler Boden und hoher Sockel die aggressive Wirkung. Das Ganze lebt vor allem durch den Lichtschlitz, der wie ein weißer Balken zum Dreiklang mit den Waschsäulen wird. So eine Gestaltung ist wohl eher etwas für mutige Bauherren, meist wird Rot im Bad nur partiell an einer Wand und für Accessoires eingesetzt. Komplett in Rot getauchte Räume haben aber einen positiven Nebeneffekt: Die empfundene Raumtemperatur liegt bis zu vier Grad höher als in einem blau gehaltenen Raum.

Lass die Sonne rein

Heiter bis sonnig sorgen Gelb und Orange für gute Laune und strahlen Wärme aus. Sie erinnern an heiße Sandstrände und die warme Mittagssonne. Dieses vermittelt Orange am besten, da es sehr kräftig ausfällt. Am besten setzt man viel Weiß dazu (Bild 9), denn Orange beeinflusst die umliegenden Farben oder Materialien stark. So kann helles Holz oder Beige schnell selber orangestichig wirken. In den 60ern war es eine der beliebtesten Einrichtungsfarben und wurde gerne mit dunk­lem Braun kombiniert. Gelb dagegen bietet eine größere Farbvielfalt – von Pastell bis zu intensivem Sonnengelb. Meist wird es als Wandanstrich (vor allem in Wohnräumen) eingesetzt. Aber es geht auch anders, wie das Beispiel Bild 10 zeigt: eine pflegeleichte pas­tellgelb lackierte Glasscheibe in Kombination mit mattierten Spiegeln an den übrigen Wänden wird zu einer sanften Farbkomposition. Pastelltöne lassen kleine Räume größer erscheinen, da sie luftig und leicht sind und so nicht einengen.

Frühlingsgefühle

Frisch und frei startet man mit hellen Grüntönen in den Tag. Wie junge Triebe eines Baumes verkörpern sie die Erneuerung und Jugend. Sie wirken besänftigend aber zugleich anregend und sorgen für ein vitales Gefühl. Wählt man dagegen dunkle Grüntöne, ist der Effekt beruhigend und ausgleichend. Aber Vorsicht: Es kommt auf die richtige Beleuchtung an, sonst schlägt die Wirkung ins Gegenteil um und lässt uns eher fahl und krank aussehen. Daher vom Fachmann bezüglich Leuchtmittel beraten lassen. Kombiniert werden kann Grün mit hellem und dunklem Holz, Grau, Weiß und Sandtönen sowie seinen Grundfarben Gelb und Blau. Es kann nur zur Betonung von einzelnen Wänden und Accessoires verwendet werden oder mutig, wie in unserem Beispiel (Bild 11), den ganzen Raum in Grün tauchen. Damit die Intensität nicht erschlägt, werden der Boden und das Wannenpodest mit dunklem Holz zur Milderung belegt. Durch die Platzierung einer gräulichen Wandscheibe mitten im Raum, wird eine optische Unterbrechung der grünen Wandflächen erreicht. Ihre gesprenkelte Optik lässt diese nicht zu massiv und wuchtig erscheinen.

Leichtigkeit

Die Farben für gute Laune sind kühle Ice- und Türkis-Farben, sie sorgen für ein positives und optimistisches Gefühl. Je höher der Grünanteil, umso wärmer die Ausstrahlung. Verwendet man Türkis-Pastelltöne, zieht Leichtigkeit ein. Sie bieten zudem den Vorteil, kleine Räume größer erscheinen zu lassen. Je nach dem Mischverhältniss von Blau und Grün sowie dem Weißanteil werden Assoziationen von südlichen Meeren oder Gletscher­eis hervorgerufen. Durch die Kombination mit anderen Farben und Materialien kann die jeweilige Wirkung verstärkt werden. Setzt man viel Weiß dazu, wie in unserem Beispiel (Bild 12), werden Frische und Leichtigkeit betont. Türkis kommt hier als Boden und Wandbelag zum Einsatz. Das Besondere ist die Wahl der farbigen Flächen: Der türkisfarbene Boden geht in die Stirnwand über wie eine sich überschlagende Welle. Die weißen Objekte davor scheinen wie Schaumkronen.

Meerestiefe oder himmelsnah

Blau gilt zu Unrecht als unangenehm kühl. Zwar ist sie die kälteste Farbe des Farbkreises, doch je dunkler, umso beruhigender. Vor allem lässt Blau Räume größer erscheinen, da der Farbton optisch zurückweicht. Daher wird er auch gerne mit Sehnsucht und Ferne in Verbindung gebracht. Nicht verwunderlich, dass die meisten Nuancen Namen wie Himmelblau oder Marine tragen. Je heller also die Farbe ist, um so eher schweben wir auf Wolke 7 – je dunkler der Ton gewählt wird (Bild 13), desto eher tauchen wir in Meeres­tiefen ab. Stille und unendliche Weite scheinen uns hier zu umgeben. Durch das Mosaik wirkt die Fläche lebendig und gleicht bewegtem Wasser. Die weißen Objekte dümpeln wie Boote im Meer und das Holzpodest des Waschtisches erinnert an einen Steg. Durch die komplette Verspiegelung der Stirnseite wird die Tiefenwirkung noch verstärkt.

Romantik gefragt

Violett, Rosa, Pink und Lila werden mit Plüsch und vor allem mit Romantik in Verbindung gebracht. Seit jeher ein Begriff für Wärme und Geborgenheit. Je dunkler die Nuancen, umso eleganter die Ausstrahlung. Bei Violett gibt es auch sogenannte Grenzfälle, die wir je nach Lichtverhältnissen eher dem Blau zuordnen. Wie im Beispiel (Bild 14), wo das ganze Bad in dunkles Blau-Violett getaucht wird. Hier paart man die Vorteile der optisch vergrößernden Wirkung von Blau und die wärmende Wirkung von Rot. Ein Hauch von Eleganz und Romantik ohne verspielte Stil­elemente (sieht man von dem hinterleuchteten Glasboden mit Kieselsteinen ab). Bei minimalistischerem Einsatz kann auch ein puris­tisches weißes Bad mit Lila aufgepeppt werden (Bild 15). Die farbige Waschtischwand wirkt wie ein Magnet und erhält ein Pendant im Sessel. Man könnte meinen, dass hier eine Betonung der Kommunikationsbereiche erfolgt. Durch die großflächigen hellen Holzjalousien wird die Kühle des sonst weißen Raumes dezent gebrochen. Soll es romantischer werden, kann Pink oder Rosa verwendet werden. Gepaart mit dunklen Farbakzenten, eher rustikalen Materialien wie Holz und Stein oder viel Weiß und verspielten Mustern wird daraus ein Mädchentraum.

Schattenspiel

Schwarz/Weiß-Inszenierungen gehören zu den Klassikern der Badgestaltung. Obwohl es keinen größeren Kontrast gibt. Ihr Reiz liegt wohl gerade darin, denn meist werden sie in oder zu Mustern verarbeitet. Ob klassisch im Schachbrett oder floral. Im Allgemeinen überwiegt Weiß, und Schwarz wird als Akzent dazugesetzt. Im Beispiel (Bild 16) wird die eingestellte Wand mit einem floralen weißen Muster auf schwarzem Grund betont. Wie schwarze Streifen fügen sich die Einbauelemente von Emco in das Bild ein. Da die Objekte ebenfalls meist weiß sind (daher oft auch als Weißware bezeichnet), tauchen sie komplett in diese Farbwelt ein. Es geht aber auch anders – wie Bild 17 beweist. Hier überwiegt der Schwarzanteil. Doch auch hier werden die Flächen durch Muster in der Tapete (matt-glänzend) und der Holzstruktur im Dielenboden aufgelockert. Gepaart mit dem weißen luftigen Stoff der Vorhänge, entsteht ein behagliches Empfinden trotz starker Kontraste. Warum ist diese Farbkombination so beliebt? Vielleicht liegt der Schlüssel in der Symbolik, die selber nicht gegensätzlicher sein könnte: Weiß ist die Farbe der Reinheit und des Guten. Sie steht für Unschuld, aber auch für Neutralität. Schwarz dagegen ist die Farbe der Trauer und des Bösen. Sie steht für Macht, Individualismus und Exklusivität. Vielleicht ist es der Wunsch beides – Reinheit und Macht – zu verkörpern, der diese Kombina­tion zum Klassiker gemacht hat. Die Mischfarbe Grau finden wir häufig in der Raumgestaltung, obwohl sie zu den kalten Farben zählt. Der Trick ist, dass Grau eine hervorragende Grundlage zur Kombination mit anderen Farben bietet. Vor allem mit warmen Farben wie Braun oder Rot lässt sich Grau zu einem Warmton wandeln und bleibt dennoch neutral. Man bezeichnet das auch als gedeckte Farben. Sie eignen sich besonders gut zum Kombinieren und passen in jede Farbwelt.

Was ist also das Wichtigste im Umgang mit Farbe? Zum einen die Berücksichtigung der jeweiligen Wirkung und Symbolik, zum anderen die richtige Kombination unter Berücksichtigung aller Faktoren und Gegenstände des Raumes. Farbe beeinflusst unsere Psyche und unser Wohlempfinden. Bei gestiegenem Bewusstsein, das Bad als regenerativen Ort für Körper und Seele zu nutzen, sind Farben und Materialien der Schlüssel zum perfekten Wohlfühlbad.

Farbenlehre

Primärfarben sind „reine“ Farben. Insgesamt gibt es nur drei Primärfarben: Rot, Gelb und Blau.

Sekundärfarben entstehen, wenn man die drei Primärfarben in verschiedenen Verhältnissen miteinander mischt. Zahllose Farben können so kreiert werden. Grundlegend werden aus Rot und Blau Lila-Töne. Aus Blau und Gelb entstehen Grüntöne und mischt man Gelb und Rot bekommt man Orange.

Komplementärfarben können sowohl Primär- als auch Sekundärfarben sein. Sie liegen sich im Farbkreis direkt gegenüber. Verwendet man diese nebeneinander bilden sie einen starken Kontrast und erhöhen die Leuchtkraft der jeweiligen Farbe (zum Beispiel Rot und Grün).

Harmonierende Farben liegen im Farbkreis direkt nebeneinander und sind nicht so kontrastreich. Sie können ineinander übergehen bzw. verschmelzen.

RAL-System

Das RAL-Farbregister nummeriert Farbtöne – mittlerweile über 1900 gelistete Nuancen. Dieses System hilft dank Farbkarten (Farbfächern) beim Auswählen oder Identifizieren eines Farbtons und gewährt eine Nachmischgarantie. Jeder Farbenhersteller bietet seinen eigenen individuellen Farbfächer an. Besonders gut sind Farbkarten auf mattem Papier, da bei diesen der Farbton am ehesten der Farbe auf Tapete oder geputzter Wandfläche entspricht.

Kontraste

Wenn Farben zu stark harmonieren, müssen kleine „Brüche“ geschaffen werden. Dabei unterscheidet man:

Farbliche Kontraste sind komplementäre Farbpaare – solche, die sich im Farbkreis gegenüberliegen (zum Beispiel Rot und Grün, Blau und Orange, Gelb und Violett…)

Hell-Dunkel-Kontrast dagegen bedeutet, eine Farbe in unterschiedlichen Helligkeitsgraden im Raum zu verwenden.

Farbmix ist die Kombination von Unis in Streifen und Karos. Diese sollten dezent und minimalistisch eingesetzt werden, denn sie brauchen Fläche und Abstand, um zu wirken.

Materialmix spielt mit den verschiedenen einsetzbaren Materialien in einer Farbwelt. Die unterschiedlichen Oberflächen lassen eine Farbe jeweils anders wirken und sprechen durch verschiedene Haptik den Tastsinn an.

Tipp

Nuancen von Wandfarbe vor Ort bestimmen

Da Farbe in direktem Zusammenhang zu den Lichtverhältnissen steht, empfiehlt es sich bei Wandanstrichen, den genauen Farbton vor Ort zu bestimmen. Denn je nach Lichteinfall, kann der ausgesuchte Farbton ein bis zwei Nuancen dunkler oder heller wirken. Am besten die vorher ausgesuchte Farbe in drei Farbabstufungen auf je ein DIN-A3 Blatt auftragen und an die zu gestaltenden Wandflächen halten.

Checkliste

Farbe für kleine Räume

Mit Farbe kann das Raumempfinden positiv beeinflusst werden:

Helle Farben sorgen für Weite.

Dunkle Stirnwände lassen Räume optisch kürzer wirken und können den Schlauchcharakter nehmen.

Vertikale Streifen an Wänden lassen Räume höher wirken.

Kalte Töne (Blau & Türkis) lassen Räume größer erscheinen, da sie optisch zurückweichen.

Schrille Farben sollten besser vermieden werden – sie verkleinern optisch und sind aggressiv.

Farben und ihre Wirkung

Farben rufen Gefühle hervor und können psychologisch unterstützend wirken:

Helles Grün gibt sich freundlich und anregend, dunkles Grün wirkt ausgleichend und beruhigend.

Rot steht für Vitalität und regt den Kreislauf an. Es kann sinnlich, aber auch aggressiv wirken. Positiver Effekt: Ein roter Raum erscheint ca. vier Grad wärmer als ein blauer.

Gelb wirkt heiter und positiv aufs Gemüt.

Blau als die kälteste Farbe verlangsamt den Puls und beruhigt.

Erd- und Natur-Töne vermitteln Geborgenheit.

Rosa steht für Romantik und Verspieltheit.

Farbkombinationen

Die Kombination von Farben lässt Eintönigkeit verschwinden.

Farbkontraste sorgen für Spannung.

Farben einer Farbfamilie sorgen für ein ausgeglichenes Ambiente.

Komplementärkontraste geben den Farben mehr Leuchtkraft ( z.B. Rot und Grün).

Eine Farbe sollte sich im Raum wiederholen. Dabei muss es nicht der gleiche Ton sein, sondern es können Nuancen der Farbe sein.

Nie mehr als drei Farben verwenden. Bei Farbnuancen gehen auch mehr.

Zur Farbkombination gehören alle Gegenstände des Raumes.

Farbe im Zusammenhang

Farbe steht in direktem Zusammenhang zum Raum und all seinen Gegenständen.

Farbe kann nie allein betrachtet werden.

Farbe wirkt bei Tageslicht anders als bei Kunstlicht.

Die gleiche Farbe wirkt auf unterschiedlichen Materialien verschieden.

Naturmaterialien bieten Farbnuancen und geben Flächen Lebendigkeit.

Farbe und Ihre Symbolik beachten.

Farbe wird von jedem anders wahrgenommen und empfunden. Was Sie vielleicht als dunkles Blau sehen, kann für die Bauherren Schwarz sein.

Seminare

Folgende Hersteller bieten spezielle ­Seminare zum Thema Farbe an:

Duravit, Hornberg/­Meissen: „Licht und Farbe – Stimmungsmacher im Bad“ und „Kleine Bäder individuell gestalten“ Termine unter http://www.duravit.de

Hansgrohe, Schiltach: „Sicherer Umgang mit Farben, Material und Collagen“ Termine unter https://www.hansgrohe.de/

Villeroy & Boch, Mettlach: „Farben helfen verkaufen“ Termine unter http://www.villeroy-boch.com

Extras

Farbenkunde

Weitere Praxis-Infos zu den einzelnen Farben und was in ihnen steckt finden Sie auf http://www.sbz-­online.de/aktuell/extras. Näher erläutert werden:

Symbolik

Wirkung

Geschichte

Autor

Nicola Stammer, Dipl.-Ing. Innen­architektur, übernimmt die Gestaltung von Hotels, ­Büros und Privathäusern. Obwohl ihr Repertoire bis zum Ladenbau reicht, hat sich das Bad als eigentliches Steckenpferd herausgestellt. Schon zwei Mal konnte sie als Siegerin des SBZ-Bad-Kreativ-Wettbewerbs überzeugen.

Nicola Stammer

21365 Adendorf

Telefon (0 41 31) 18 88 19

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