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Nackt durch die Hecke springen?

Inhalt

Die meisten Saunen in privaten Haushalten fristen ein ödes Dasein im Kellergeschoss. Denn nach der ersten Euphorie nutzen Bauherren sie meist nur noch selten. Wer die Gründe kennt, kann seine Kunden entsprechend gut beraten, um diesen Fällen vorzubeugen.

Warum liegen eigentlich die meisten Saunen in Einfamilienhäusern im Kellergeschoss? Die Antwort ist ganz einfach: Da ist meist der einzige Platz im Haus. Und warum werden die meisten Kellersaunen im Alltag wenig genutzt? Hier sind mehrere Faktoren ausschlaggebend. Eine Rolle spielt zum Beispiel der Tagesablauf. Auch Art und Gestaltung des Saunaumfelds an sich üben einen entscheidenden Einfluss aus.

Im Allgemeinen steht der Saunagang nach Feierabend oder am Wochenende auf dem Programm. Ein Beispiel: Der Nutzer kommt nach Hause, entledigt sich der Berufskluft und hüpft unter die Dusche. Meistens befinden sich die entsprechenden Räumlichkeiten dazu im Obergeschoss. Liegt die Sauna also im Keller, muss vorher der Gang dahin erfolgen, um die Sauna zum Aufheizen anzuschalten. Der gesamte Ablauf führt zu einem Hin und Her: erst in den Keller, Sauna einschalten, dann ins Erd- oder Obergeschoss zum Entkleiden, eventuell duschen und abtrocknen (wenn keine Dusche im Keller vorhanden ist), wieder hinunter in den Keller zum Saunieren. Diese Ochsentour (Bild 2) hemmt.

An den Wasserablauf gedacht?

Weiter wirkt sich ein funktionsarmes Umfeld wenig förderlich auf den Saunagang aus. Damit dieser Spaß und Erholung bereitet, sind einige Punkte zu berücksichtigen. Im Keller erweist sich das allerdings als schwierig.

Saunieren läuft in der Regel in mehreren Gängen ab: mit Abkühlungsphasen mittels Frischluft und kaltem Wasser (also Kneipguss, kalte Körperdusche oder Kaltwasserbad). Dabei tritt oft ein erstes Problem im Keller auf: Ist eine ausreichende Frischluftzufuhr durch Fenster überhaupt möglich?

Das wird oft vernachlässigt. Dabei sollte das die erste Möglichkeit der Abkühlung nach dem Saunagang sein. Der Körper benötigt Sauerstoff, damit Haut und Atemwege langsam abkühlen. Kombiniert mit ein bisschen Bewegung bringt es den Kreislauf wieder in Schwung. Erst dann folgt mittels Kaltwasseranwendungen die richtige Abkühlung.

Und das nächste Problem: Lässt sich im Umfeld der Sauna überhaupt ein Wasserablauf realisieren? Ist der Saunagang beendet, steht eine Ruhephase an, ausgestreckt und in Decken gehüllt, idealerweise an frischer Luft. Aber ist überhaupt Platz für eine Ruheliege im Keller?

Bad als Aufstellort geeignet?

Wie entspannend ist also ein Saunagang im Keller, bei dem weder Frischluft noch Wasseranwendungen oder Ruhemöglichkeiten vorhanden sind? Zum Abkühlen müsste der Saunierende wieder die Kellertreppe hoch, vielleicht bis ins Obergeschoss, um zum Bad zu gelangen. Dies bedeutet eine starke Kreislaufbelastung. Eventuell hat der Ortswechsel zudem die ungewollte Begegnung mit anderen Personen zur Folge, etwa dem Besuch der Kinder. Bei dem Ablauf ist an mehrere Saunagänge kaum zu denken. Kein Wunder also, dass die Kellersauna nach anfänglich großer Begeisterung kaum benutzt wird. Selbst wenn Anschlüsse und Abläufe für Kaltwasseranwendungen und Raum für eine Liege vorhanden sind, entspricht oft der Charme des Kellers nicht gerade einem Wohlfühl-Ambiente. Das führt letztlich zum Wunsch vieler Bauherren nach einer Sauna im Bad oder in einem angrenzenden Raum, selbst wenn schon eine Sauna im Keller eingebaut ist. Dafür empfehlen sich Kompaktsaunen wie in Bild 7 als Lösung.

Als eine weitere Bremse gilt die Wartezeit. Ein Saunagang muss langfristiger geplant werden als ein Sprung unter die Dusche. Eine Sauna benötigt gewisse Aufheizphasen, bevor sie einsatzbereit ist. Diese liegen zwischen 60 bis 140 Minuten – je nach Saunatyp, Heizgerät, Saunagröße, Umgebungstemperatur und gewählter Saunatemperatur. Dabei ist nicht die Aufheizzeit der Saunaluft entscheidend, sondern die Zeit, die eine Sauna benötigt, um ein angenehmes Saunaklima zu erreichen. Die Wärme einer Sauna geht nämlich von drei gleichzeitig wirkenden Quellen aus: Saunaluft, Strahlungswärme der Decke und Wände sowie die direkte Wärmeübertragung an den menschlichen Körper durch die Bänke. Für die Durchwärmung der Decke, Wände und Bänke wird deshalb nach erreichen der passenden Lufttemperatur eine weitere Aufheizzeit von ca. 30 bis 60 Minuten veranschlagt. Mit entsprechender Technik werden Saunen aber aus der Ferne gestartet. Zum Beispiel über ein zweites Steuerungsmodul im Erdgeschoss oder Obergeschoss.

Sauna mit Zugang ins Freie?

Die Umstände vereinfacht eine Sauna mit Außenanbindung. Dabei muss sie nicht zwangsläufig hinter Hecken versteckt liegen – gemeint ist eher, dass die Sauna dem Garten angeschlossen ist. So dient nach dem Saunagang der Garten oder ein Balkon zum Frischlufttanken und Abkühlen, wie Bild 3 zeigt. Die Kaltwasseranwendungen erfolgen dabei drinnen wie draußen. Kann man dem Ursprung eines Schwitzbades näher kommen? Ergänzt durch einen Poolgang und abschließend eingehüllt in Decken auf einer Liege unter freiem Himmel ruhend? Erst das rundet die Anwendung ab und gestaltet sie entspannend und gesund.

Bei einer Gartensauna wie in Bild 1 dargestellt, also einem eigenständigen Saunahaus, sind einige Punkte zu berücksichtigen: Für die abzulegende Kleidung – und wenn es nur der Bademantel oder ein Handtuch sowie Badeschlappen sind – sollte ein überdachter Bereich oder Vorraum wie in Bild 4 vorgesehen werden, ebenso ein Platz für benötigte Utensilien, etwa ätherische Öle.

Wie sieht es mit den Kaltwasseranwendungen aus? Soll ein Pool, ein Tauchbad oder eine Kaltdusche Abkühlung verschaffen? Und wie verhält es sich mit dem Ruhebereich? Um eine zufriedenstellende ganzjährige Nutzung zu gewährleisten, ist es wichtig, mit den Kunden eingehend diese Themen zu besprechen. Oft wird nur an die schönen Tage im Jahr gedacht. Dabei dient eine Sauna gerade bei Schlechtwetter und im Winter zur Kräftigung der Körperabwehr.

Woher kommt die Frischluft?

Bleibt nur die Möglichkeit, eine Sauna im Keller unterzubringen, stellt dies meist eine Herausforderung für Planer dar. Die Saunakabine an sich vielleicht nicht – aber damit die Sauna auch langfristig genutzt wird, muss das Gesamtpaket Sauna stimmen. Das größte Problem ist, einen Ablauf für Kaltwasseranwendungen zu installieren. Auch kann wegen zu niedriger Raumhöhe oft kein Podest eingezogen werden. Ist also eine Kaltwasseranwendung im Keller nicht machbar, sollte vielleicht lieber auf eine Sauna verzichtet werden. Das Gesamtpaket Sauna ist dann nämlich nicht mehr realisierbar.

Des Weiteren ist da das Frischluftproblem. Oft stehen nur kleine Fenster mit Schacht davor zur Verfügung. Die reichen für die allgemeine Raumbelüftung aus, aber für ein ernsthaftes Frischlufttanken eher nicht.

Hinzu kommt, dass die meisten Keller nur zwischen 2,10 bis 2,30 m Raumhöhe aufweisen. Das kann beklemmend wirken – besonders wenn keine oder kaum Fensterflächen mit Ausblick vorhanden sind. Umlaufende Lichtvouten schaffen hier Abhilfe. Sie lassen den Raum optisch höher wirken und verbreiten ein angenehmes indirektes Licht.

Einen ähnlichen Effekt erreichen Fototapeten. Ob als Himmel an der Decke oder als vorgetäuschter Ausblick an einer Wand, wie in Bild 5, gleichen sie die gefühlte Enge des Raumes aus. Die in Bild 6 gezeigte naturverbundene Gestaltung des Innenraums erzeugt ebenfalls eine optische Verbesserung. Entscheidend ist auf jeden Fall der Einsatz von indirekter Beleuchtung, um niedrigen Räumen Atmosphäre zu verleihen.

Faktor Gesundheit ansprechen

Wer auf Wunsch eines Bauherrn eine Sauna einplant, sollte einiges über Saunaanwendungen und ihre Wirkung auf die Gesundheit sowie Saunaregeln wissen und diese Punkte abklären oder Unterlagen über das Saunieren bereitstellen. Das vermittelt nicht nur Kompetenz, sondern bringt auch Planungssicherheit. Umgekehrt kann das Wissen um die wirkungsvolle unterstützende Heilmaßnahme bei bestimmten Beschwerdebildern auch als Argument für eine Sauna eingesetzt werden. Zum Beispiel:

  • Vorbeugung von Erkältungskrankheiten
  • Chronische Erkrankungen der Atemwege
  • Hauterkrankungen wie Akne, Ekzeme

Bei manchen Erkrankungen gibt es ein Verbot. Oder die Sauna sollte nur unter ärztlicher Kontrolle benutzt werden:

  • Herzklappenfehler
  • Nicht therapierbarer Bluthochdruck
  • Akute und fieberhafte Erkrankungen

Im Zweifel könnte der Bauherr seinen Arzt befragen, bevor die Planung weiter vorangetrieben wird.

Fazit: Ganz oder gar nicht

Wer das alles berücksichtigt, sollte seinen Kunden klar machen: Es geht bei Verkauf und Planung nicht mehr nur um eine Sauna an sich, sondern das ganze Paket Sauna muss stimmen. Das schließt auch das technische Umfeld ein. Vom Saunaablauf über das Frischlufttanken und die Kaltwasseranwendungen bis hin zum Ruhebereich und Wohlfühl-Ambiente erstreckt sich das Aufgabenfeld bei der Planung.

Saunieren ist in seiner Summe mehr als nur der Gang in eine funktionierende Sauna. Wer langfristig zufriedene Kunden wünscht, sollte sich genau mit den Abläufen eines Saunagangs auskennen und sie in die Planung einbeziehen. Denn glücklich schwitzende Kunden sind die beste Werbung.

SBZ Checkliste

Grundlagen

  • Mindestraumhöhe in der Regel 10 bis 15 cm mehr als Kabinenhöhe
  • Wand- und Deckenabstände der Hersteller beachten
  • Zu- und Abluftöffnung der Saunatypen berücksichtigen
  • Genügend Frischluftzufuhr im Raum gewährleisten
  • Benötigte Raumhöhe für den Aufbau berücksichtigen
  • Zuwegung auf Größe der Saunabauteile prüfen
  • 230- oder 400-Volt-Anschluss?
  • Saunatüren müssen immer nach außen öffnen
  • Installationsbedarf für Frischluft- und Kaltwasseranwendungen bedenken
  • Ruhebereich einplanen

Im Badezimmer

  • Wird das Bad von mehreren Familienmitgliedern benutzt? Wenn ja, auf Intimität in der Sauna achten
  • Kaltwasseranwendungen bei der Planung der Dusche berücksichtigen – besonders auch Bodenablaufkapazität
  • Ist eine Ruheliege nicht möglich, eventuell Wanne mit Liegedeck einplanen
  • Bieten ansonsten Nachbarräume die Möglichkeit der Ruhezone zur Entspannung?
  • Haben Fremde Einblick, z. B. durchs Fenster?
  • Ist ein Ausblick lohnenswert?
  • Wenn möglich, Zonierung in Aktiv- und Ruhezone berücksichtigen.

Im Keller

  • Kann der Bodenaufbau im Vorfeld nicht eindeutig bestimmt werden, den Kunden darauf hinweisen, dass erst nach Abriss definitiv feststeht, ob ein Bodenablauf möglich ist
  • Frischluft in ausreichender Menge zuführen
  • Raumgröße: Bei Massivholzsaunen sollte im Vergleich zur Saunakabine ein zweieinhalb bis dreifaches Raumvolumen vorhanden sein
  • Beim Einbau auf die jeweiligen vorgeschriebenen Wandabstände achten
  • Mit Lichtvouten arbeiten, um den Raum optisch höher wirken zu lassen
  • Eventuell Ausblick mittels Fototapeten vortäuschen

Im Garten

Eine Wellnesszone und Ruhe-Insel außerhalb des Hauses benötigt:

  • Rückfrage beim jeweiligen Bauamt wegen möglicher Baugenehmigung
  • Eventuell einen Umkleidebereich
  • Einen Bereich vor der Sauna, wo Schuhe, Bademäntel etc. abgelegt werden
  • Anschlüsse und Platz für Kaltwasseranwendungen
  • Intimität, Umfeld bei der Planung berücksichtigen
  • Blickrichtung wählen
  • Ruhebereich je nach Lage planen, also drinnen oder auch draußen?
  • An die Nutzung im Winter denken
„Saunieren ist in seiner Summe mehr als nur der Gang in eine funktionierende Sauna. Wer langfristig zufriedene Kunden wünscht, sollte sich genau mit den Abläufen eines Saunagangs auskennen und sie in die Planung einbeziehen.“

Autorin Nicola Stammer

Info

Die Geschichte der Sauna

Saunieren ist ein fester Bestandteil der Kulturgeschichte des Menschen. In Ostasien wurde vor rund 5000 Jahren die Idee des gesunden Schwitzens geboren. Von da aus nahm das Schwitzbad seinen Siegeszug rund um den Erdball. Sowohl bei den Eskimos in Alaska als auch bei den Indianern Amerikas trifft man auf diese Art der Körperreinigung. Von Innerasien bis hin zum Ural breitete sich über Völkerwanderungen das Schwitzbad aus bis in den Mittelmeerraum.

Die Entwicklung wirft allerdings die Frage auf, warum ein solcher Kulturbestandteil im 18. und 19. Jahrhundert in Europa fast wieder verschwand. Der kirchliche Einfluss war zu dieser Zeit sehr groß, nicht zu baden und sich nicht zu waschen galt als gottgefälliges Leben. Hinzu kam, dass damals geglaubt wurde, Syphilis würde durch Wasser übertragen. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts hält das Schwitzbad, nun Sauna genannt, aus Finnland wieder Einzug in Mitteleuropa. Die Zahl der öffentlichen Saunabäder stieg nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland stark an.

Bis zum Jahr 1960 waren es in Deutschland rund 1000, 1970 schon 2500 und 1980 ca. 5000 öffentliche Saunabäder. Ab Mitte der 80er-Jahre nahm die Anzahl wieder ab.

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