Eine Bauobjekt, das seinesgleichen sucht: In Zeiten des Wohnungsmangels wurde ein Parkhaus in bester Innenstadtlage komplett in ein Wohnhaus umgewandelt. Es entstanden mehrere Mieteinheiten in unterschiedlichen Größen, die sich generell alle durch eine geschmackvolle, hochwertige Einrichtung auszeichnen. Großzügige Fensterflächen lassen nicht nur das Gebäude modern wirken, sondern sie geben den Blick frei auf einen lebendigen Stadtkern, auf ein nahe gelegenes Schloss und letztlich auch auf die Landschaft der näheren Umgebung.
Ein Aufzug sorgt für den komfortablen Zugang zu den Wohneinheiten bis hoch zum 4. OG, bereits in der Tiefgarage und in den Fluren fallen die großzügig bemessenen Bewegungsflächen positiv auf. Das Bild setzt sich in den neuen Wohnungen fort. Eine durchgehende Barrierefreiheit wurde hier bereits bei der Planung als Maxime ausgegeben. In der Folge wurden die Vorgaben der KfW-Richtlinien, die in allen Bereichen des Gebäudes ihre Anwendung finden, absolut streng eingehalten.
KfW-Vorgaben bei der Badplanung eingehalten
Natürlich sind beim Bau der Bäder diese Richtlinien ebenfalls zu 100 % eingehalten worden. Das allerdings hatte im Vorfeld viel „Hirnschmalz“ bei der Gesamtplanung des Objektes verbraucht. Bis die Raumwände letztendlich im Plan fix positioniert waren, verging mehr Zeit als üblich. Hinzu kam erschwerend, dass sich während der Planungsphase in den KfW-Richtlinien ein Wort verändert hatte. Neben der Mindestraumgröße von mind. 180 x 220 cm wurde das Wort „zusätzlich“ vor die Mindestbewegungsflächen gesetzt. In der vorhergehenden Fassung wurde das bisher lockerer gehandhabt. Da hatte es noch geheißen: „… ist das nicht möglich, dann müssen folgende Bewegungsflächen vor den Sanitärobjekten vorhanden sein …“ – hier waren also nur die Bewegungsflächen entscheidend und weniger die Mindestraumgröße.
Dennoch, der etwas trapezförmige Grundriss wurde in Ein-, Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen aufgeteilt, die jeweils mindestens ein Badezimmer mit Dusche, ab einer bestimmten Größe auch mit Bad und separatem WC ausgestattet wurden. Türweiten, Flurbreiten und Raumflächen wurden entsprechend den KfW-Richtlinien vom Architektenteam beachtet, es kamen diverse Wohnungsgrundrisse zum Tragen, die sich in den jeweiligen Stockwerken – wenn irgendwie möglich – wiederholen durften.
Die Bauherrin hat sehr viel ihrer Zeit damit verbracht, dieses Projekt auf den Weg zu bringen. Die Einhaltung der KfW-Vorgaben war ihr nicht nur aus finanzieller Sicht wichtig – sie war Bestandteil der Kreditierung –, sondern der Grundgedanke selbst hat sie begeistert. Sie wollte einen Raum schaffen, wo Menschen jedes Alters möglichst komfortabel und angenehm wohnen können. Bis hin zur Auswahl aller verwendeten Materialien – vom Bodenbelag über die Steckdose bis zu den Türgriffen – hat sie selbst viele Ideen eingebracht. Das hat im Zusammenspiel von Architekten, Fachplaner und Auftraggeber gut funktioniert – noch ein Punkt, der dieses „Parkhausprojekt“ außergewöhnlich macht.
Selbst in Gäste-WCs ist viel Platz
In allen Wohnungen wurden Fußbodenheizungen verlegt. Die Eingangstüren zu den Bädern sind alle nach außen hin zu öffnen und weisen die erforderliche Mindestdurchgangsbreite von 80 cm auf. Die Bäder sind generell so aufgeteilt, dass sowohl der Duschbereich als auch die Bewegungsflächen vor WC und Waschtisch auf mindestens 90 x 120 cm festgelegt sind. Es finden sich überall die erforderlichen 90 x 120 cm Bewegungsfläche wieder, gemessen mittig vom jeweiligen Sanitärelement. Deshalb weisen selbst die Gäste-WCs eine angenehme Größe auf. Die Verwendung der üblicherweise recht kompakt ausfallenden Handwaschbecken war somit nicht nötig.
Bodenbündige Duschzonen mit Glaswänden abgetrennt
Die Duschzonen sind bodenbündig und mit einer sehr einfach zu reinigenden Duschrinne aus Edelstahl ausgestattet. Ein Einhebelmischer mit seitlicher Bedienung – an dem kann man sich beim Duschen nicht stoßen – versorgt die verstellbare Handbrause, die an einer Duschreling eingehängt wird. Die Brausestange endet zudem in einer waagerechten Reling, die mit einem Durchmesser von 5 cm auch gut zu fassen ist, um bei Bedarf sicher duschen zu können. Sowohl senkrecht wie auch waagerecht stehen diese Systeme zum Festhalten zur Verfügung. Außerdem wurde vorgeplant: Alle Duschbereiche sind nachrüstbar mit einem passenden Einhängesitz, der auch ein Duschen im Sitzen erlaubt. Der davor angebrachte Handtuchhalter gehört ebenfalls zum gleichen System. Das Geheimnis der optisch doch ansprechenden Ausstattung ist die Doppelnutzung: Der Badetuchhalter dient auch als Griffreling, die Brausestange ist ebenfalls als Haltegriff zu verwenden. Dennoch gilt: Die Objekte sehen eben nicht nach Hilfsmitteln aus, sondern sind einfach nur hübsch anzusehen.
Jede Dusche ist mit einer Glaswand zum übrigen Bad abgetrennt, überwiegend war die Installation als feststehende Einzelwand machbar. Dort, wo sie nicht ausreichend Spritzschutz gewährt, wurde sie um ein zusätzliches, bewegliches Glasteil erweitert. Das musste wegklappbar sein, um das Einhalten der freien Bewegungsfläche sicherzustellen. Je nach Bad-Grundriss waren hier individuelle Ideen gefordert. Natürlich wurde auch an eine Ablage gedacht, etwa um Shampooflaschen griffbereit abzustellen. Auch hier gilt: Der Duschkorb hebt sich optisch positiv ab vom verpönten „Barrierefrei-Charme“.
Größtmögliche Waschtischbereiche
Die Vorwände hinter WC und Waschtisch sind in den Bädern generell stabil ausgeführt, um eine nachträgliche Montage von Stützklappgriffen zu ermöglichen. Allein bautechnische Gründe bestimmten, ob die Vorwände auf 120 cm enden oder eben deckenhoch ausgebildet wurden. Die Waschtische sind in zwei Varianten bemustert worden, da die im Raum jeweils größtmögliche Waschtischbreite zum Tragen kommen sollte. Jeder Waschtisch ist mit der Armatur eines Markenherstellers gekrönt, die sich durch seitliche Bedienung und einen hohen Auslauf auszeichnet.
Trotz der doch als „budgetbewusst“ zu bezeichnenden Planung dieses großen Objektes sollte darauf nicht verzichtet werden. Eine gute Entscheidung, letztlich stärkt das den optisch positiven Eindruck der Räume. Die größeren Waschtischmodelle sind neben dem feststehenden seitlichen Handtuchhalter zusätzlich mit einer Handtuchreling unter dem Porzellan bestückt. So kann ein locker hängendes Handtuch die notwendigen Wasserzähler unterhalb der Waschtische zumindest optisch verdecken. Siphon und Eckventile wurden ebenfalls in einer Designvariante gewählt – der Siphon kann dabei sogar unterfahrbar ausgeführt sein, falls der Nutzer es wünscht. Ein großzügiger Lichtspiegel spendet mit ausgereifter LED-Technik wertvolles Funktionslicht. Die erforderliche Bewegungsfläche von 90 cm Breite und 120 cm Tiefe (wie immer: mittig vor dem Objekt gemessen) ist berücksichtigt und auch bestimmend bei der Positionierung im Raum.
Höhenverstellbare WCs in allen Bädern
Das WC ist in allen Bädern höhenverstellbar montiert. Eine kleine Edelstahlplatte hinter dem Porzellan fällt dem aufmerksamen Betrachter allenfalls beim zweiten Hinsehen auf. Falls aber eine Höhenverstellung nötig oder gewünscht wird, muss das Porzellan lediglich gelöst und nach vorne geneigt werden. Mittels zweier Stellschrauben ist es möglich, die Höhe um 5 cm zu variieren. Eine sehr sinnvolle Ergänzung, die zudem aus Sicht der Kosten ebenfalls „budgetbewusst“ zu nennen ist – vor allem mit Blick auf eine langfristige Nutzung und künftige (ältere) Bewohner.
Natürlich handelt es sich bei allen WC-Keramiken um spülrandlose Varianten, das ist zeitgemäß und führt zudem auch zu einer leichteren Pflege. Die Drückertasten mit der üblichen Zweimengenspülung wurden in schlichtem Weiß gehalten. Neben dem WC sorgt in jedem Bad eine bodennah integrierte Wandleuchte für ein komfortables Nachtlicht oder einen schönen Willkommensgruß. Auch die Kleinigkeit des Papierhalters wurde bedacht – natürlich hängt er jeweils um 90 Grad gedreht an der Seite des WCs, um ein unangenehmes „Verrenken“ auf der Suche nach Toilettenpapier zu meiden. Vorsorglich wurden zu allen Toilettenplätzen bereits Stromanschlüsse gelegt, um das Nachrüsten eines Dusch-WCs mit weniger Aufwand angehen zu können.
Fensterlose Bäder mit Ventilator und Feuchtesensor
Die Badezimmer sind ausnahmslos im fensterlosen Bereich der Wohnungen angeordnet. Der dadurch erforderliche Ventilator ist mit einem Feuchtesensor versehen. Er beginnt automatisch seine Arbeit, wenn zu viel Feuchtigkeit im Raum auftritt. Das ist nicht nur für den Mieter sehr komfortabel, sondern auch für den Vermieter eine sehr sinnvolle und sichere Zusatzeinrichtung, um Feuchtigkeitsschäden auszuschließen.
Einen modernen, zeitlosen Touch geben den Badezimmern große Fliesen in Betonoptik. Im Format von 60 x 60 cm wurden sie wie geplant mit einem durchlaufenden Fugenbild an Wänden und Boden verlegt. Sie weisen am Boden die Rutschhemmungsklasse R10B auf. In den Duschbereichen noch deckenhoch verlegt, reduziert sich der Fliesenspiegel hinter Waschtisch und WC auf das Minimum von 120 cm. An den übrigen Wänden ist lediglich neben einem „Wischsockel“ am Boden die Wand in wisch- und abriebfester Farbe bemalt. Eine Wahl, die übrigens sehr gut zu dem angrenzenden Parkettboden in den anderen Wohnungsbereichen passt. Außerdem räumen die fliesenfreien Wandflächen den Bewohnern ausreichend Freiraum für eine individuelle Gestaltung mit Accessoires ein.
Highlight: Lichtplanung im Bad
Zur Lichttechnik im Bad: Der Lichtspiegel wurde durch getrennt schaltbare Deckenspots ergänzt. An den richtigen Punkten angebracht – also eben nicht über dem Kopf der Nutzer – sorgen sie für ein angenehmes, blendfreies Licht im Raum. Dimmbar ausgeführt, verwandeln sie das Bad in ein helles Lichtszenario am Morgen – quasi zum Aufwachen – oder aber ergänzen durch abgedimmte Lichtstärke die täglichen Rituale gegen Abend, ganz nach den Bedürfnissen und Wünschen der jeweiligen Badnutzer.
Noch ein Highlight: In den Duschen sorgt ein LED-Lichtband als „Wallwasher“ an der Längsseite der Duschzone für einen echten Hingucker. Der Lichtschein, der an den Betonfliesen entlang nach unten schwebt, begeistert sofort und sorgt dafür, dass ausnahmslos alle Nutzer die Badgestaltung für besonders gelungen halten. Setzt man diese Wahrnehmung ins Gesamtbild der hochwertigen Wohnungen, dann hat das schon etwas zu bedeuten. Nämlich, dass die Begeisterung für ein Heim immer auch stark davon abhängt, mit wie viel „Herzblut“ das Bad gestaltet wurde.
Das Fazit
Dem Anspruch, den Geschmack vieler unterschiedlicher Menschen gleich gut zu treffen, wird dieses anspruchsvolle Objekt gerecht. Die komfortable Ausstattung erhält umgehend die Akzeptanz der Bewohner. Denn was sich so gar nicht einstellt, ist der Beigeschmack einer altbackenen und als unangenehm empfundenen Einrichtung für Senioren oder hilfsbedürftige Personen – trotz der allgegenwärtigen Barrierefreiheit. Die wurde eben gut in die Planung integriert bzw. „versteckt“, auch in den Bädern. Das ist einfach schön – und praktisch. Das Gesamtprojekt spiegelt eine perfekte und zudem sehr schöne Umsetzung des KfW-Gedankens wider.
INFO
Barrierefreiheit: Was zu beachten ist
Die aktuellen Forderungen der KfW-Förderung im Badumbau nach 455-B:
• Mindestgröße des Raumes 180 x 220 cm. Zusätzlich müssen folgende Bewegungsflächen eingehalten werden:
- Vor den einzelnen Sanitärobjekten muss jeweils bezogen auf das Sanitärobjekt mittig eine Bewegungsfläche von mindestens 90 cm Breite und 120 cm Tiefe vorhanden sein, wobei sich die Bewegungsflächen überlagern dürfen
- Der Abstand zwischen den Sanitärobjekten oder zur seitlichen Wand muss mindestens 25 cm betragen
• Vorkehrungen zur späteren Nachrüstung mit Sicherheitssystemen vorsehen
• Innentüren, die schiebbar sind oder nach außen aufschlagen und von außen entriegelbar sind, Durchgangsbreite mindestens 80 cm
• Duschplätze müssen bodengleich ausgeführt werden. Ist dies baustrukturell nicht möglich, darf das Niveau zum angrenzenden Bodenbereich um nicht mehr als 20 mm abgesenkt sein. Übergänge sollten vorzugsweise als geneigte Fläche ausgebildet sein
• Duschplätze mit rutschfesten oder rutschhemmenden Bodenbelägen versehen, Rutschklasse R10B plus für Fliesenbelag. Achtung bei handelsüblichen Duschtassen – hier bitte Rutschfestigkeit überprüfen
• Waschbecken müssen mindestens 48 cm tief und in der Höhe entsprechend den Nutzern montiert sein
• Kniefreiraum zur Nutzung im Sitzen bieten
• WCs/Dusch-WCs und Urinale einschließlich Einrichtungen müssen in ihrer Sitzhöhe entsprechend dem Bedarf der Nutzer angebracht oder in der Höhe flexibel montierbar sein
• Badewannen dürfen eine Höhe von maximal 50 cm aufweisen. Alternativ können Badewannensysteme mit seitlichem Türeinstieg verwendet werden oder Badewannen sind so einzubauen, dass sie mit mobilem Liftsystem unterfahrbar sind
Generell gilt außerdem: Die zusätzlich förderfähigen Nebenarbeiten sind auch nicht zu verachten und beinhalten viele weitere Materialien und Tätigkeiten, die eine Badsanierung so mit sich bringt. Dafür steht unter Umständen zusätzlich Fördergeld zur Verfügung.
Dieser Artikel ist eine Überarbeitung des Artikels „Schlicht, elegant und barrierefrei“ von Andrea Stark, erschienen in SBZ 15-2020.
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