Für die Deutschen soll das Badezimmer vor allem in jeder Lebensphase bequem nutzbar sein. Wie sie ihre sanitären Befindlichkeiten sonst noch schildern, weiß die Nation jetzt ebenfalls. Denn: Zum inzwischen siebten Mal ließ die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) umfangreiche Basisinformationen zur Badsituation der Bundesbürger ermitteln.
Die für ca. 62 Millionen Deutsche ab 18 Jahren repräsentative Studie, bei der das forsa-Institut rund 3000 Personen im Rahmen einer Online-Erhebung befragte, liefert nicht nur eine aktuelle Bestandsaufnahme. Sie bietet auch konkrete Einblicke in badbezogene Erwartungen, Meinungen und Wünsche der Verbraucher. Die Analysen machen Überraschungen ebenso aktenkundig, wie sie langfristige Tendenzen bestätigen. So lautet das Resümee des Branchendachverbandes, der das Material aufbereitete und Mitte September 2017 in Hamburg der Öffentlichkeit vorstellte.
Was bei der neuen „Durchleuchtung“ der Badszene von Aachen bis Zwickau herauskam und welche Konsequenzen bzw. Ansatzpunkte sich daraus für die Profiarbeit ergeben, fasst Jens J. Wischmann in einer Top-Ten-Liste zusammen. Sie enthält nach Aussage des VDS-Geschäftsführers im Einzelnen:
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In ihrem durchschnittlich 9,1 m2 großen – und damit moderat gewachsenen – Bad halten sich die Deutschen 40 Minuten am Tag auf. Dabei liegen Frauen über und Männer unter dem Mittelwert. Auch generell zeigt sich: Das weibliche Geschlecht ist oft badaffiner als die „Herren der Schöpfung“. Das stelle eine wichtige Information u. a. für die künftige Zielgruppenansprache dar.
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Über Potenzial und Arbeitsmangel könne sich die Sanitärbranche auch künftig nicht beklagen. Das resultiere schon aus dem mit knapp 20 Jahren hohen Durchschnittsalter der 17,7 Millionen noch nicht renovierten Erstbäder.
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19 % und damit rund zwölf Millionen Bundesbürger ab 18 Jahren sind mit ihrem vorhandenen Bad nicht zufrieden. Zu klein, renovierungsbedürftig und nicht altersgerecht, geben sie als häufigste Kritikpunkte zu Protokoll. Auch das sei letztlich „Wasser auf die Mühlen“ kundenorientierter Badexperten.
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Die Deutschen kaufen Badprodukte nach wie vor überwiegend im Geschäft und vor allem bei Sanitärfachhandwerk/-handel. Das Internet spielt hier insgesamt trotz steigender Tendenz (noch) eine relativ geringe Rolle, dürfe jedoch als Wettbewerber natürlich keineswegs bagatellisiert werden. Gleiches gelte im Übrigen ausdrücklich für Baumärkte und – zumindest in Teilsegmenten – für Möbel- und Einrichtungshäuser.
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Die Kosten einer kompletten Badrenovierung schätzen die Deutschen im Durchschnitt auf 9200 Euro. Und: 33 % können die erforderliche Investitionssumme nach eigenem Votum gar nicht beurteilen. Hier müsse die Sanitärbranche intensiv, gezielt und nachvollziehbar aufklären.
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Die Verbraucher attestieren den Badprofis von Handwerk und Handel eine sehr hohe Informations- und Beratungsqualität. Das hat der Studie zufolge entsprechende Auswirkungen auf die Kaufentscheidung. Besonders bei Spezialthemen wie „Komplettrenovierung“ und „Altersgerechtes Bad“ verfügen Sanitärfachbetriebe über einen deutlichen Vertrauensvorsprung. Er sei ein wichtiges Element der „ganzheitlichen Kernkompetenzen“, die man konsequent festigen müsse.
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Badezimmer sollen für die Deutschen primär in jeder Lebensphase bequem nutzbar, praktisch und funktional, zum Entspannen und Wohlfühlen geeignet sowie qualitativ hochwertig sein. Die Empfehlung etwa für das professionelle Badmarketing könne nur lauten, sich an diesen zentralen Kriterien zu orientieren.
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Das altersgerechte Bad bleibe ein Geschäftsfeld mit ausgezeichneten Perspektiven. Die Kombination aus hohem Bedarf, starker Nachfrage und ausgeprägtem Profitrend sei ebenso selten wie für die Branche prädestiniert.
9
Die Studie liefere konkrete Indizien dafür, dass das gesundheitsorientierte Bad zum nächsten realen Markttrend avancieren könne. Die von der VDS vor einigen Jahren gestartete Informationsoffensive treffe offenkundig ins Schwarze und habe so für die Branche ein weiteres „Erfolgsthema“ besetzt.
10
Per saldo komme es entscheidend darauf an, sich von der unverändert florierenden Badkonjunktur nicht „einlullen“ zu lassen. Das engagierte „Ran an die Verbraucher“ sei daher auf Dauer ohne Alternative. Denn: „Die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht.“
Nach Überzeugung von Hartmut Dalheimer ist die Studie die in Tiefe und Breite wohl umfassendste Grundlagenerhebung in Sachen Bad. Sie dokumentiert damit zugleich die „systematische, seriöse und fundierte Aufklärungsarbeit unserer Branche“, betonte der VDS-Vorsitzende während der Pressekonferenz in der Hansestadt. Insofern stehe die Sanitärwirtschaft für das „Original empirisch abgesicherter Badinformationen“. Die sich in jüngster Zeit häufenden, bei näherer Betrachtung „aber sehr verengten“ Umfragen etwa von Onlineportalen werte man letztlich als weiteren Beweis für die steigende Popularität des Bades insgesamt.
Info
Fachschiene hält Vorsprung
Die Meinungsforscher von forsa untersuchten auch, wo sich die Bundesbürger bei seit 2015 angeschafften Badprodukten vorher informierten und wo sie schließlich kauften. Dabei zeigte sich zunächst, dass Baumärkte zwar die am häufigsten genutzten Informationsquellen waren, jedoch nur eine Minderheit die Qualität der dort erhaltenen Informationen positiv bewertete. Im Gegensatz dazu stiegen die Zufriedenheitsgrade der Käufer bei Sanitärfachbetrieben und bei einer Beratung in Badfachausstellungen signifikant auf 75 % bzw. 51 % an. Baumärkte (32 %) und Onlineshops (27 %) kamen danach auf wesentlich geringere Werte.
Analog dazu hatten die Profis bei der Frage, wie relevant die (genutzten) Informationsquellen für die tatsächliche Kaufentscheidung waren, klar die Nase vorn. Installateure (60 %) und Badfachausstellungen (47 %) übten danach den entscheidenden Einfluss auf die spätere Investition aus. Baumärkte (31 %) und Onlineshops (25 %) folgten in dieser Kategorie mit deutlichem Abstand.
Bei den seit 2015 getätigten Badanschaffungen spielte das Internet als Kaufort in den meisten Produktgruppen nur eine relativ geringe Rolle. Demgegenüber erwarben vier von fünf Deutschen etwa bodengleiche Duschen, Badmöbel, Toiletten, Armaturen, Handtuchheizkörper und Badewannen im stationären Geschäft. Dabei entfielen die Kaufanteile mit Spitzenwerten von fast 90 % überwiegend auf Sanitärfachhandwerker und -händler. Zu den Ausnahmen zählten Badmöbel, bei denen u. a. Möbel- und Einrichtungshäuser überproportionale Quoten erzielten. Trotzdem warnt die VDS die Branche insgesamt „eindringlich“ vor einer Unterschätzung der vielfältigen Wettbewerber.
tipp
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