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Waschtisch als Blickfang

Auch das gibt es: ein zu renovierendes Bad, in dem nichts Erhaltenswertes vorhanden ist. Der Raum von etwa 6,5 m² Größe war, wie früher üblich, rundum raumhoch gefliest. Die Wanne ist von den Kunden ausschließlich zum Duschen benutzt worden – sie sollte ausgebaut werden. Zudem waren WC und Waschtisch an der Kopfwand nebeneinander angeordnet.

Beim Betreten des Raums fiel der Blick also zuerst auf das WC – und dann gleich nach rechts auf die Waschmaschine, die offen in einer Nische stand. Auch sie sollte aus dem Blickfeld verschwinden. Durch einen Schacht, Unterzüge und mehrere Vorwände war das Bad zudem ziemlich verbaut, trotzdem gab es kaum Stauraum. Das sollte sich aber ändern.

Überraschungen beim Abriss

Denn Bauen im Bestand ist meist mit Überraschungen verbunden. So auch hier: Beim Abriss und Entkernen stellte sich das Bad als Wundertüte heraus. Es zeigte sich, dass die Verkofferungen weitgehend hohl waren, durch den Abriss wurde sogar noch Platz hinzugewonnen! Die Detailplanung wurde daraufhin natürlich mit Freuden an die veränderten Bedingungen angepasst.

Waschtisch als Blickfang

Im neuen Bad ist der Waschtisch das bestimmende Element, er zieht beim Betreten die Blicke auf sich. Ein offenes Regal darunter vergrößert die Ablagefläche und bietet Platz für Handtücher. Der schnelle Zugriff auf die Absperrhähne und Wasseruhren blieb erhalten. Der Spiegelschrank ist vom Schreiner auf Maß gefertigt und nutzt die Tiefe der Vorwand, die über die ganze Breite geht. Er ist innen mit Steckdosen ausgestattet. So können die elektrischen Zahnbürsten am Strom bleiben. Auf eine vorgeplante integrierte Beleuchtung verzichteten die Kunden vorerst.

In der Dusche wird die Vorwand zur praktischen Ablagefläche. Darüber ist bis zum Unterzug eine großzügige Nische entstanden, die zusätzliche Bewegungsfreiheit zur Grundfläche von 100 x 100 cm bietet.

Erhöhte Duschfläche

Die Wohnung liegt im ersten Obergeschoss, die Dämmung auf der Decke war nicht besonders hoch. Daher gab es – wie so oft im Bestand – keine ausreichende Aufbauhöhe und damit keine Möglichkeit, eine bodenebene Dusche einzubauen. Wir mussten die Duschfläche also auf ein Podest setzen, hier war dafür eine Höhe von 10 cm erforderlich.

Ein Unterschreiten dieser Höhe bei einem Podest ist meiner Meinung nach normalerweise auch dann nicht empfehlenswert, wenn es technisch möglich wäre. Ein Höhenunterschied von 10 cm wird als Stufe wahrgenommen, ein Absatz von beispielsweise nur 4 cm ist eine Stolperkante! Die Duschabtrennung hat durch den Eckeinstieg eine komfortable Öffnungsbreite und verhindert zuverlässig den Wasseraustritt.

WC an neuer Position

Das WC wurde an der rechten Wand zwischen Dusche und Nische installiert und so dem direkten Blick entzogen. Dafür musste es an das Fallrohr links neben dem Waschtisch angeschlossen werden. Da kein Platz in der Dusche verloren gehen sollte, wurde das Abflussrohr des WCs kurzerhand durch den nebenliegenden Abstellraum verlegt. Bei dieser Gelegenheit wurde auch ein Stromkabel in das Unterputzelement des WCs verlegt.

Strom wird zwar momentan dort nicht gebraucht, steht so aber für spätere Anwendungen jederzeit zur Verfügung – Stichwort Dusch-WC. Im Sinne einer langfristigen Badplanung empfiehlt sich diese Investition in die Zukunft bei jeder Sanierung!

Geschlossene Nische für die Waschmaschine

Die vorhandene Nische blieb erhalten. Der Schreiner setzte einen Rahmen mit zwei raumhohen Türen davor, die geschlossen wie ein Einbauschrank wirken. Innen bieten Regalbretter über der Waschmaschine viel Platz für alles, was rund ums Waschen gebraucht wird. Nicht nur Waschmittel und der Wäschekorb sind hier untergebracht, in die 70 cm breite Nische passt sogar noch der Wäscheständer neben die Waschmaschine. Und sollten die Kunden sich später zum Kauf eines Trockners entschließen, werden die Regalbretter einfach entfernt und das Gerät wird auf die Waschmaschine gestellt.

Betonoptik und Holz als Kontrast

Passend zum Charakter der restlichen Wohnung – in einer ehemaligen Fabrik – wählten die Kunden großformatige Fliesen in Betonoptik aus. In der Dusche wurde ein Mosaik aus der gleichen Serie verlegt. Damit ist nicht nur die Rutschsicherheit gegeben, auch Diagonalschnitte zum mittigen Punktablauf konnten vermieden werden. Der warme Grauton ist neutral und lässt sich mit vielen Akzentfarben kombinieren. Vor diesem Hintergrund wirken die weißen Sanitärobjekte frisch und sauber. Die Einbauten aus dunkelrotem Holz sind ein schöner Kontrast zum eher industriellen Charakter der Fliesen und bringen Wärme ins Bad.

Tipp

Praxisnah planen

Die Renovierung eines Badezimmers bietet Möglichkeiten, die Raumaufteilung zu optimieren, es optisch aufzuwerten und praktischer zu gestalten. In dem beschriebenen Beispiel wurde Wert gelegt auf folgende Punkte:

  • Waschtisch als Blickfang
  • Große Shampoonische für mehr Bewegungsfreiheit
  • Bei einem Punktablauf durch den Einsatz von Mosaik Diagonalschnitte vermeiden
  • Podest für die Dusche mindestens 10 cm hoch
  • Waschmaschine hinter Türen „verstecken“
  • Strom am WC für zukünftige Anwendungen
  • Betonoptik und Holz als Kontrast.

Autor

Birgit Hansen betreibt in Köln ein Innenarchitekturbüro für individuelle Raumkonzepte und Materialberatung. Einen Schwerpunkt bilden Bäder und Fliesen. www.hansen-innenarchitektur.de mail@hansen-innenarchitektur.de