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Weg von der Wand

Ganzheitliche Konzepte

Inhalt

Bei der Ausstattung können Badausstatter auf eine Fülle an unterschiedlich gestalteten Objekten und Serien von der bodengleichen Duschwanne über tapetenähnliche Fliesen bis zur keramischen Wasch­be­cken­skulptur zurückgreifen. Doch wohin führt das und wo sind die Entwicklungspotenziale für Baddesign und Sanitärprodukte? Antworten darauf soll die ISH im März 2011 in Frankfurt geben. Die Weltleitmesse stellt ihren Besuchern die wichtigsten Entwicklungen vor. ­Eine davon heißt „Bathroom Interior: Weg von der Wand“, der Trend hin zu ganzheitlichen Einrichtungskonzepten. Hier schon einmal vorab die wichtigsten Tendenzen.

Spiel mit dem Raum

Denn die Zukunft des Bades liegt im Spiel mit dem Raum. Dabei geht es nicht einmal mehr so sehr um stilistische Kategorien wie „Landhausbad“, „Urban Style“ oder „Retro-Chic“, sondern um den Entwurf unterschiedlicher Raumkonzepte. Nicht mehr, wie ich den Raum bestücke, sondern wie ich ihn räumlich auffasse und funktional aufteile, ist dann die entscheidende Frage, die sich der Hausbauer und Badplaner stellen muss. Nicht nur die Inneneinrichter, auch die Industrie wird andere Ansätze verfolgen, denn es werden weniger klassische Badobjekte sein, die entwickelt werden, sondern Räume. Räume, die eine ganz bestimmte Funktion und eine individuell zu gestaltende Nutzungsqualität enthalten. Da werden nicht nur die Dusche, sondern auch das Waschbecken oder die Toilette zu einem Raum im Raum – alleinstehend, in Kombination mehrerer zusammengefasster Ausstattungselemente oder als bewusst hintereinander geschaltete Stationen täglicher Routinen und ritueller Entspannungsstunden.

Was früher ein Badezimmer war – nämlich ein übersichtlicher, klar definierter geschlossener Raum, in den eine bestimmte Anzahl funktionaler Ausstattungsobjekte installiert wurden, wird zu einer gestalteten Raumfolge ineinander übergehender Raumeinheiten. Denn der Badnutzer will keine Funktionsbox mehr, die auf möglichst kleinstem Raum seine Grundbedürfnisse in ergonomischer Weise erfüllt, sondern einen Raum für vielfältige Aktivitäten in einem intimen Rahmen: ein Zimmer mit unterschiedlichen Zonen, die der Hygiene, der lustvollen Körperpflege, der Fitness, dem Styling oder der geistigen und körperlichen Regeneration dienen können.

Bad als Wohnraum – WC extra

Das Bad wird zu einem eigenständigen Wohnraum. Wie Küche und Wohnzimmer werden heute Bad und Schlafbereich als zusammengehörend empfunden und immer häufiger als ineinander übergehende Räume realisiert. Nicht nur der Trend zum Homing ist dafür verantwortlich, auch die Hotelkultur mit ihren oftmals originellen Designlösungen für wohnlich-behagliche Arrangements hat die Erwartungshaltung an das private Bad geprägt. Moderne Programme sind heute auf die individuelle Umsetzung von Raumkonzepten ausgerichtet. Mit ihnen lässt sich das Bad in verschiedene Zonen unterteilen, etwa in einen mit Dusche und WC ausgestatteten Bereich zur Reinigung und einen zur Entspannung. Letzterer kann etwa die Badewanne zum Mittelpunkt nehmen und eine großzügige, komfortable Waschtischlösung anbieten, sodass eine gestalterisch wie auch klimatisch günstige Verbindung zum Schlafbereich gegeben ist. Immer öfter wird das WC gänzlich ausgegliedert oder zumindest deutlich abgesetzt.

Möbel als differenzierendes Element

Möbel übernehmen immer mehr die Aufgabe, Zonen und Funktionen zu differenzieren. Das ist im Bad nicht anders. Daher wird modernes Baddesign Produkte bevorzugen, die diese architektonische Qualität besitzen; mit ihnen lässt sich eine eigene Atmosphäre generieren, Intimbereiche lassen sich abtrennen. Neben umfangreichen und modular aufgebauten Programmen, die alleine schon durch ihre Vielfalt an Schrankelementen, Oberflächen, Maßen und Ausstattungsvarianten von der Stand-, Wand- oder Decken- bis zur Aufsatzarmatur zu raumbildenden Arrangements kombiniert werden können, fallen auch Produktkonzepte auf, die ganz allein den Schritt von der Wand weg wagen und ­ihren eigenen Raum bilden.

Badprofi als Regisseur

Ursprünglich wollte Design die Produktwelt menschlicher machen – mit Hilfe der Ergonomie. Sie versucht die Gegenstände dem menschlichen Körper anzupassen. Bei den Raumkonzepten für das Bad wird nach individuelleren Lösungen gesucht – hier wird die Raumaufteilung den Gewohnheiten und Idealvorstellungen Einzelner angepasst. Die professionelle Planung des Bades wird daher weiter an Bedeutung gewinnen. Der Bad­profi wird zum Regisseur, der die Objekte ins­zeniert und vorgibt, wie der Mensch sich zwischen ihnen bewegt und wie er das Bad nutzen kann. Die räumliche Qualität des Bades wird dabei durch zwei gleichwertige Parameter bestimmt: zum einen durch die Gestaltung des Ambientes und die dramaturgische Wirkung von Formen, Farben, Materialien und Licht; zum anderen durch die räumliche Strukturierung mittels gezielt platzierter Sanitärobjekte. Um diese herum bildet sich aufgrund des benötigten Bewegungsspielraums, durch optische Differenzierung und/oder bauliche Elemente und Raumteiler ein „Hof“ – eine Nutzungszone.

Körperpflege sorgt für Genuss und Entspannung

Auch im Bad werden heute die Wege zwischen den einzelnen Stationen analysiert. Aber es geht dabei nicht in erster Linie um Effizienz, sondern um Aufenthaltsqualität und eine bedarfsabhängige Zonierung des größer gewordenen Platzangebots. Körperpflege wurde in unserem Lebensstil aufgewertet, da sie nicht nur der Hygiene dient, sondern auch dem Genuss und der Entspannung. Als wertvoller Bestandteil unserer Kultur wird die Körperpflege ausdifferenziert in unterschiedliche Teilfunktionen – wie Toilette, Reinigung und Erfrischung, Gesichts- und Schönheitspflege, Tagesroutinen, Abschalten und Entspannen, Ankleiden und sogar Fitness oder Geselligkeit. Da kann der Badprofi schon jetzt gespannt sein, wie sich diese Entwicklungen produkt- und konzepttechnisch auf der ISH auswirken werden.