Mit einer Fläche von 3000 km² ist die gastgebende, drei Landkreise umfassende Innung Traunstein größer als das Saarland“, begrüßte Dr. Wolfgang Schwarz die Gäste und lobte die Innung vom gastgebenden Obermeister Josef Pflügl als positives Beispiel: „Wir brauchen schlagkräftige Einheiten, um die PS der Berufsorganisation auf die Straße zu bringen.“ Die zahlreichen Handwerkerclubs, die oft nach zwei oder drei Jahren wieder in der Versenkung verschwinden, sah der Hauptgeschäftsführer kritisch. Die Berufsorganisation müsse auch notorisch Unzufriedenen eine Heimat geben und ihnen die Möglichkeit geben, Gedanken und Vorstellungen einzubringen. Allerdings müssten diejenigen, die immer nur meckern, bereit sein, Verantwortung in der Organisation zu übernehmen und sich in Arbeitskreisen und Gremien auch einzubringen. Schwarz betonte hierzu: „Querdenken muss erlaubt sein und wird durch die Organisation aufgenommen.“
Da sprach der alte Häuptling der Indianer...
Kein gutes Haar ließ Landesinnungsmeister Michael Hilpert an den politischen Entscheidern der Energiewende: „Früher hätte man Leute, die solche Dummheiten durch hirnlose Überförderung im Rahmen der EEG-Umlage möglich gemacht haben, geteert und gefedert“, hielt der Franke mit seiner Meinung nicht hinterm Berg. „Keiner hat einen Plan und alle machen nach dem Motto mit: Wenn Du das Ziel aus den Augen verloren hast, verdopple einfach die Geschwindigkeit.“ Als frustrierend bezeichnete er, dass jeder Politiker wisse, dass die Energiewende nur auf der Wärmeseite erreicht werden könne, aber diese Erkenntnisse nicht in die Tat umgesetzt würden. Außer gestiegenen Stromkosten sei von der Energiewende nichts angekommen. „Anstatt nun endlich die Sanierung der allein in Bayern über 100000 veralteten Heizkessel mit steuerlichen Anreizen voranzutreiben, wurde die Elektromobilität als Zusatzproblembär auf den Beifahrersitz geschoben. Wenn es der Politik ernst ist mit der Energiewende, dann ist dies nur auf der Wärmeseite zu schaffen.“ Trotz aller Widrigkeiten gelte es aber für die Energiewende im Heizungskeller weiterzukämpfen, denn wer den Kopf in den Sand stecke, der knirsche schon morgen mit den Zähnen. Hilpert verwahrte sich in dem Zusammenhang energisch gegen Stimmen wie: Käme endlich die Energiewende, könnte das SHK Handwerk sie personell nicht bewältigen… „Unsere Betriebe können und werden den lang ersehnten Konjunkturaufschwung im Heizungssektor bewältigen. Wir sind flexibel, leistungsfähig und verfügen über gut ausgebildetes Personal. Zusatzaufträge werden wir dann gewohnt professionell abarbeiten können. Darauf können sich unsere Marktpartner und unsere Kunden verlassen,“ bezog Hilpert Position.
Auch weitere Themen, wie das der Internetpreise, streifte der Landesinnungsmeister und sprach damit sowohl Reuter und Co. als auch die „Streckengeschäfte“ einzelner Großhändler an. Lokale Fachkompetenz und Beratung seien unabdingbar und haben gegenüber virtueller Ware ihren entsprechenden Mehrwert, den es hervorzuheben gelte: „Ich verkaufe und montiere keine Internetware“, machte Hilpert seinen Standpunkt deutlich.
Erstklassiger Lachverstand
Auf die deutlichen Ansagen des Landesinnungsmeisters folgte ein echtes Kontrastprogramm. Der mittelfränkische Kabarettist Dr. Oliver Tissot lieferte eine maßgeschneiderte Aufheiterung und nahm unter dem Motto „Gut gelaunt durch die Energiewende!“ die derzeitigen Umstände aufs Korn. Um das so hinzukriegen, muss man derzeit wohl Wortakrobat, Kabarettist und Hofnarr wie der promovierte Soziologe sein. Statt sich das Leben durch zu große Ernsthaftigkeit zu verscherzen, nicht auf den Lachverstand verzichten, so das Motto des kongenialen Stand-up-Comedian. Wortakrobatisch brachte er die Tagungsteilnehmer zum Nachdenken und nicht minder zum Lachen. Oder haben Sie, liebe SBZ-Leser, beispielsweise schon einmal daran gedacht, dass im Wort Armatur das Wort arm steckt – bei den Preisen passt das eigentlich nicht. Oder im Wort Installateur das Wort teuer – kein Wunder, dass unsere Branche manchmal verkannt wird ;-)
Die Energiewende: Vision und Wirklichkeit
Ernsthaft mit der Energiewende wiederum beschäftigte sich in seinem Referat Prof. Dr. Gerd Ganteför von der Uni Konstanz. Kaum ein Thema erregt die Gemüter so wie die Frage, ob der Klimawandel uns alle ins Verderben stürzt oder wir nur einer Angst fördernden Kampagne hysterischer Unweltaktivisten aufsitzen. Ganz bewusst trat Ganteför der grassierenden „Lust am Untergang“ entgegen. So verweist er auf die Vorteile der Klimaerwärmung, bindet Kohle- und Kernkraftwerke in eine Strategie zum Naturschutz ein und bescheinigt den Verfechtern regenerativer Energien, einem schönen Traum nachzuhängen. Die wissenschaftliche Auswertung allgemein zugänglicher Daten habe ergeben, dass die Energiewende zwar gut gemeint sei, aber an der globalen Realität vorbeigehe.
Die Energiewende in Deutschland sieht er als wenig zielführend an, weil die Aufgabe global angegangen werden müsse. Anhand von Zahlen und Fakten verdeutlichte er, dass die deutsche Energiewende in Anbetracht des riesigen Verbrauchs und der riesigen CO2-Emissionen in Ländern wie China überhaupt keinen Sinn macht. Eine globale Energiewende werde es nicht geben. Aber alles gar nicht so schlimm – Kohle, Gas und Erdöl gibt es, so Prof. Ganteför, in riesigen Mengen und sie werden weiterhin bestimmend sein. Der CO2-Gehalt werde sich in den nächsten 500 Jahren verdoppeln oder verdreifachen, aber die Menschheit dadurch keinen Schaden nehmen. Mit Fakten statt Panikmache forderte er die Politiker auf, sich mehr an der Realität zu bewegen, und stimmte die SHK-Fachwelt nachdenklich.
Rezepte vom Wärmepumpendoktor
Bekannt als Wärmepumpendoktor beschäftigt er sich bereits seit den 70er-Jahren mit dem Einsatz von Wärmepumpen. Kaum jemand verfügt über so viele Erfahrungen wie der Schweizer Ingenieur Peter Hubacher. Er beleuchtete die in seiner Beratungspraxis am häufigsten vorgefundenen Fehler bei der Planung und Ausführung von Wärmepumpenanlagen. Dies sind:
- Überdimensionierte Sole-Umwälzpumpe (ΔT von 1,5–2,5 K).
- Zu kurze Erdwärmesonden, die mit zu tiefen Soletemperaturen laufen.
- Falsch aufgestellte Luft/Wasser-Wärmepumpen, die zu Schallproblemen, auch beim Nachbarn, führen.
- Zu klein dimensionierte Luftöffnungen bei innen aufgestellten Luft/Wasser-Wärmepumpen, die zu Sekundär-Schallgeräuschen führen, wurden vor Ort häufig angetroffen.
- Wärmeverteilungen mit Einzelraumregulierungen und falsch oder nicht eingestellte Überströmventile.
- Zu kleine Boiler-Wärmetauscher, die Hochdruckstörungen auslösen.
- Überdimensionierte Wärmepumpenanlagen, die takten.
- Fehlende Isolationen an den Heizleitungen im Heizraum und Keller.
- Zu kurze oder keine flexiblen Anschlussleitungen an die Wärmepumpe.
- Zusatzheizungen (E-Heizstab), die ungeregelt in Betrieb sind.
Die größte Schwachstelle ist eine zweitklassige Planung, die trotz erstklassiger Geräte oft zu schlechten Anlagen mit niedriger Jahresarbeitszahl führt. In der Praxis treffe er aber auch Anlagen mit 60000 Betriebsstunden an, die problemlos arbeiten, brach der Professor abschließend eine Lanze für die Wärmepumpe. Alles Wissenswerte hierzu erfahren Sie in unserem SBZ-Interview, dass wir in der Ausgabe 3/2014 veröffentlicht haben. Das PDF gibt es im Archiv auf https://www.sbz-online.de/ . Zwei Fachvorträge für die Spengler und ein Beitrag mit arbeitsrechtlichen Tipps rundeten das Fachprogramm ab.
Fachkräfte und Betriebsführung
Den zweiten Schwerpunkt des Verbandstages bildete der Themenkomplex Personalentwicklung und die erfolgreiche Unternehmensführung. „Ein Unternehmen, das noch kein Problem hat, ist noch lange nicht gesund“, wusste Hubert Spieler zu berichten und stellte die Prinzipien erfolgreicher Personalführung vor. Er motivierte die Kongressteilnehmer, sich ihre Mitarbeiter wieder einmal detailliert anzuschauen, und vermittelte den Meistern die Einteilung nach der ABC-Methode. Mitarbeiter binden, Ordnung schaffen und Kunden begeistern, so nannte er die Kernpunkte für den wirtschaftlichen Erfolg.
In einem außergewöhnlichen Festvortrag ging auch Prof. Gernot Schulz auf das Zusammenspiel der Mitarbeiter ein, das es erfolgreich zu organisieren und dirigieren gelte. „Das Orchester und sein Dirigent sind in vielerlei Hinsicht der Modellfall eines erfolgreich geführten Unternehmens: Präzision im Zusammenspiel, aufeinander hören, Leidenschaft für ein gemeinsames Ziel, Balance zwischen Individualität und Geschlossenheit – das sind entscheidende Faktoren des Erfolges“, fasste der international gefragte Dirigent zusammen. Er führte die begeisterten Zuhörer in die Kunst des Dirigierens ein und motivierte die Teilnehmer, ihre Stimm- und Sangeskunst zu aktivieren. So durften dann auch verschiedene Tagungsteilnehmer den SHK-Chor dirigieren und zu guter Letzt wurde nach der Beethoven-Melodie „Freude, schöner Götterfunken“ die neue bayerische SHK-Hymne gesungen (siehe Bild 1.)
Was es sonst noch gab
Public-Viewing des WM-Spiels Deutschland gegen USA war angesagt. Beim Damenprogramm ging es über die Grenze nach Kitzbühel zum Stangl-Wirt und alle waren wieder beim traditionellen Gala-Abend vereint.
Traunsteins Obermeister Josef Pflügl hatte für den Samstag noch ein ganz besonderes Schmankerl organisiert. Unter Anleitung der Nachwuchsathleten des im Innungsgebiet liegenden Leistungszentrums Ruhpolding wurde die (inoffizielle) SHK-Biathlon-Meisterschaft ausgetragen. Sieger wurde die Innung Augsburg, die damit als Siegprämie viermal zwei Übernachtungen im Gut Steinbach in Reit im Winkl gewann. Zweiter wurde die Innung Nürnberg/Fürth und dritter die Innung Bamberg. Und in Bamberg findet am 11. und 12. Juni 2015 auch der nächste bayerische SHK-Kongress statt.