Rund 550 Teilnehmer folgten dem Ruf von Landesinnungsmeister Werner Obermeier und Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Schwarz in das Konferenzzentrum auf der Maininsel in Schweinfurt. Mit den Worten „Diese Stadt ist bekannt geworden durch ihre metallverarbeitenden Unternehmen“, begrüßte Dr. Schwarz die Gäste und freute sich vor allem Berthold Sterzinger, Obermeister der gastgebenden Innung Schweinfurt-Main-Rhön sowie Vertreter der befreundeten Verbände begrüßen zu dürfen. Landesinnungsmeister Obermeier ging in seinen Ausführungen u.a. auf die jüngsten Steuer- und Sozialreformen ein. Wie er betonte, sind die Ergebnisse mehr als bescheiden ausgefallen und hätten allesamt mit Entbürokratisierung, die parallel laufen sollte, nichts zu tun. Die Steuerreform begünstige in erster Linie nur die Großen. Die kleinen Betriebe, meist Personenunternehmen, die nicht immer gleich nach staatlicher Hilfe riefen, hätten wieder einmal das Nachsehen.
Als Sanierungsfall betitelte Obermeier auch die bestehenden Regelungen für geringwertige Wirtschaftsgüter. Nach gegenwärtiger Rechtslage könne ein Unternehmen Wirtschaftsgüter im Einzelwert von bis zu 410 Euro sofort nach der Anschaffung vollständig als Betriebsausgaben absetzen. „Dies war bereits 1967 so und daran hat sich seit 40 Jahren nichts geändert. Es ist Zeit, die Wertgrenze für geringwertige Wirtschaftsgüter anzuheben“, forderte Obermeier.
Heute Top, morgen Flop
Doch nicht nur den Gesetzgeber, sondern auch die Marktpartner aus Fachhandel und Industrie nahm der Landesinnungsmeister unter die Lupe. Mit den Worten: „Heute Top und Morgen Flop. Das erleben wir immer häufiger. Unseren Marktpartnern – so stelle ich fest – ist vor allem der schnelle Umsatz wichtig“, machte Obermeier seiner Verärgerung Luft. „Früher hatten wir zwei Jahre VOB-Gewährleistung, aber 20 und 30 Jahre Funktionszeit bei den von uns eingebauten Produkten. Heute haben wir vier Jahre VOB-Gewährleistungsfrist und am liebsten keine zehn Jahre mehr bei der Funktionszeit. Doch wie sollen wir Handwerker unseren Kunden diese Kurzlebigkeit erklären“, fragte Obermeier. Anschließend nutzte er die Gelegenheit, um noch ein paar Kernsätze über die Situation der SHK-Branche in Bayern loszuwerden. Dabei bezeichnete Obermeier die Lage eher als bescheiden, aber immer noch besser als in anderen Branchen. Sorge bereite ihm allerdings der letzte frostfreie Winter, der viel Neubaugeschäft und Sanierungen ganzjährig habe durchlaufen lassen. Dadurch seien viele Frühjahrs- und Sommeraufträge bereits im Winter abgearbeitet worden. So bliebe zu befürchten, dass derzeit nur die Firmen mit gutem Kundenstamm genügend zu tun hätten. Wie der Landesinnungsmeister mitteilte, wären jedoch Innungen, Fachverband und Zentralverband permanent bemüht, Hilfestellungen bei der Kundenwerbung und bei den Fachthemen Technik und Normung zu geben.
Trojanisches Pferd
Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Schwarz berichtete von einem aus Sicht des Fachverbandes faulen Kompromiss der Koalition in Berlin zum Mindestlohn. Denn das seit Jahrzehnten tariftreue bayerische SHK-Handwerk würde seiner Auffassung nach bei Ausdehnung des Entsendegesetzes mit zusätzlicher Bürokratie überschüttet und potenziell kriminalisiert. Dabei klingt es zunächst harmlos, wenn es heißt: Das Entsendegesetz wird auf weitere Branchen ausgedehnt. Doch wer weiß denn schon, was das bedeutet? Dr. Schwarz ist sich sicher, dass nur absolute Insider und auch nicht alle Politiker verstehen, um welch trojanisches Pferd es sich dabei handelt. Oder wussten Sie:
- dass alle Mitarbeiter einer Branche unter das Entsendegesetz fallen – ab dem ersten Mitarbeiter (auch die mitarbeitende Meisterfrau!)? Das heißt auch und besonders die Inländer – wer bei Entsendegesetz nur an Ausländer denkt, liegt total daneben.
- dass ab Einführung des Entsendegesetzes alle Anwesenheitszeiten eines Mitarbeiters lückenlos aufzuzeichnen sind? Insbesondere, wann er morgens zur Arbeit kommt, den Hof verlässt, an der Baustelle oder beim Kunden ankommt und von wann bis wann er bei jedem einzelnen Arbeitsort war. Außerdem ist Buch zu führen, wann und wie lange er Pausen gemacht hat.
- dass alle diese Zeiten getrennt von den Buchhaltungsunterlagen erfasst und für mögliche Überprüfungen der Hauptzollämter bereitgehalten werden müssen?
- dass der Arbeitgeber laut Entsendegesetz verpflichtet ist, diese Aufzeichnungen für alle seine Mitarbeiter zwei volle Jahre aufzuheben?
- dass im Einzelfall und beim ersten Verstoß Bußgelder im fünfstelligen Eurobereich verhängt werden können? Derartige Bußgeld-Bescheide liegen dem Fachverband aus anderen Branchen bereits vor!
„Eigentlich wollte diese Regierung etwas gegen die Bürokratie in unserem Land unternehmen. Das Entsendegesetz leistet der Bürokratie explosionsartig Vorschub. Zu Lasten des Handwerks! Das ist unerhört“, so Dr. Schwarz abschließend.
Ehrung und Fachtagungen
Die öffentliche Kundgebung bot auch den angemessenen Rahmen, um außergewöhnliche Leistungen zu würdigen. Für seine Verdienste rund um die Berufsorganisation wurde dem langjährigen Vorsitzenden des betriebswirtschaftlichen Ausschusses im ZVSHK Erich Sauer aus dem unterfränkischen Hösbach von Landesinnungsmeister Werner Obermeier die Goldene Ehrennadel des Zentralverbandes verliehen.
Einen weiteren Themenkomplex des Verbandstages bildeten die Fachtagungen. Die Ausführungen waren auf die Belange der täglichen Praxis abgestimmt und bargen viele Tipps. Hier die Referenten und Themen im Überblick:
- Betriebliche Altersvorsorge (BAV) für Mitarbeiter und Betriebsinhaber, Werner Hirte, Fachberater BAV, Augsburg
- Forderungsmanagement – was tun bei Kunden-Insolvenz?, Rechtsanwalt Hans Christian Jung, Asbach
- Ausbildung – heute noch sinnvoll? Dr. Horst-Dieter Bunk, FV SHK Niedersachsen
- Neue Meisterprüfungsverordnung im Spenglerhandwerk, Friedrich-Wilhelm Göbel, ZVSHK
- Musterprüfung zur neuen Meisterprüfungsverordnung, Arno Fell, Spenglermeisterschule Schweinfurt
- Berücksichtigung von Schneelasten bei Metalldächern, Thomas Bühlmeyer, Rheinzink in Datteln
- Metalldach und Umwelt, Christoph Zebe, Initiative Pro Metalldach Kupfer und Zink
- Nutzung von biogenen Festbrennstoffen in Kleinfeuerungen, Dr. Hans Hartmann, Technologie- und Förderzentrum
- Technische Interessenvertretung des ZVSHK in Deutschland und Europa, Andreas Müller, ZVSHK
Ein gelungener Festabend, das attraktive Rahmenprogramm und die begleitende Fachausstellung rundeten die Informationsveranstaltung ab. Der nächste Verbandstag findet voraussichtlich am 30. und 31. Mai 2008 im Münchner Kolpinghaus statt. Wilhelm Zinoni, Obermeister der gastgebenden Innung, lud hierzu schon jetzt in die Landeshauptstadt ein, die übrigens im kommenden Jahr ihr 850-jähriges Stadtjubiläum feiert. NS