Die Landeshauptstadt war erstmalig Austragungsort für einen Verbandstag der bayerischen SHK-Handwerker. So freute sich Wilhelm Zinoni, Obermeister der gastgebenden Innung, die Kollegen im Kolpinghaus begrüßen zu dürfen. Im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Interesses stand die öffentliche Kundgebung, in deren Rahmen Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Schwarz und der Vorstandsvorsitzende Werner Obermeier die Position des Fachverbandes gegenüber Vertretern aus Politik, Handel, Handwerk und Industrie deutlich machten.
Planungssicherheit gefordert
Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Schwarz ging in seiner Begrüßungsrede auf die Klimapolitik der Bundesregierung ein. Dabei machte er deutlich, dass sich der Fachverband von der Politik mehr Planungssicherheit wünsche. Die Verunsicherung des Endverbrauchers bezüglich der Förderprogramme für erneuerbare Energien wäre groß. Fast jede Woche würde eine neue Sau durchs Dorf getrieben und, was noch viel schlimmer wäre, auch wieder zurück. Als jüngste Beispiele führte Schwarz die Diskussionen um Verbrennungsverbote, die Biosprit-Bauchlandung von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und der Rückzug bei der Umstellung der Kfz-Steuer auf Schadstoffausstoß an. Die beiden letztgenannten Themen treffen unsere Branche zwar nicht direkt, sie sorgen aber, so Dr. Schwarz, bei den Verbrauchern für eine zunehmende Verunsicherung und Investitionszurückhaltung. Dies wirke sich dann negativ auf die SHK-Gewerke aus. Der Hauptgeschäftsführer forderte daher von der Politik einfache, unbürokratische Programme, auf die man sich langfristig verlassen kann.
Schwarze Zunft im Anmarsch
Nach einem kurzen Abstecher in Richtung bayerische Staatsregierung griff Landesinnungsmeister Werner Obermeier in seiner Ansprache die neue Regelung im Schornsteinfegerwesen auf. Seinen Ausführungen zufolge steht die Politik in Berlin seit fünf Jahren gemäß einer EU-Verordnung in der Pflicht, das Schornsteinfegerprivileg abzuschaffen. Doch wie der LIM betont, wollte man die Angelegenheit zunächst aussitzen. Dann aber wurden die Verantwortlichen nach einer Abmahnung aus Brüssel mit Bußgeldandrohung doch noch halbherzig tätig. Und so habe man überlegt, die Kehrbezirke der Schornsteinfeger auf die Hälfte zu reduzieren, damit die übrigen mit den verbleibenden Sicherheitsaufgaben wie etwa der Brandschau genug zu tun hätten. „Doch das passte den Kaminkehrern nicht. Und so will man nun die ,Schwarze Zunft‘ auf Kosten der SHK-Branche in den freien Markt schicken. Doch nicht einfach so. Nein, mit einem langjährigen Schutzzaun, bis 2013. Man erklärt uns, die Heizungstechnik hat wirtschaftlich viel Luft, da können die Kaminkehrer hineinarbeiten. Aber wir Heizungsbauer nicht in deren Bereich. Und das bis 2013. Da hat die Politik ein Problem und ein anderer Handwerksbereich soll die Suppe auslöffeln“, schimpfte Obermeier.
Überzogene Bürokratie
Als unzumutbar bezeichnete der Landesinnungsmeister auch die nach wie vor vorhandene Überbürokratie. Der Mittelstand könne immer noch nicht erkennen, dass die angekündigte Entbürokratisierung schon greift. Ob bei der Technik, mit ihren Normen, Richtlinien und Vorschriften oder im kaufmännisch und verwaltungsmäßigen Bereich, alles würde mit Mehraufwand, anstatt mit Mehrwert belastet. Die neue steuerliche Regelung bei den geringwertigen Wirtschaftsgütern sei der schlagende Beweis dafür.
Doch nicht nur den Gesetzgeber, sondern auch den Festredner Staatssekretär Dr. Marcel Huber sowie die Marktpartner aus Fachhandel und Industrie ließ Obermeier nicht unermahnt, als er auf die magere Baukonjunktur und auf die Produktvielfalt von Herstellern und Zulieferern zu sprechen kam. Obermeier hierzu: „Eine umfangreiche Produktpalette brauchen wir sehr wohl, um allen Kundenwünschen gerecht zu werden. Aber es muss auch alles gehandelt werden können. Und mit euren Sonderangeboten und Paketeinheiten machen wir uns unsere nötigen Margen kaputt.“ Der Landesinnungsmeister forderte die Industrie abschließend auf, sich mehr in Geduld zu üben, statt immer nur auf Stückzahlen zu achten.
Und dann fiel der Staatsekretär um
Nach diesen Worten kam der Auftritt von Staatssekretär Dr. Marcel Huber, der als Festredner über die Entwicklungen in der Klimapolitik und die sich daraus ergebenden Chancen für die SHK-Branche berichten sollte. Allerdings war sein Vortrag nur von kurzer Dauer, da der Umweltstaatssekretär bereits nach wenigen Minuten wegen einer vorübergehenden Kreislaufschwäche regelrecht „aus den Latschen kippte“. Waren es die zuvor kernigen Worte des Vorstandsvorsitzenden Obermeier oder die Hitze, die ihm den Boden unter den Füßen wegriss? Die öffentliche Kundgebung war jedenfalls abrupt beendet und viele Besucher waren dankbar, vor dem Tagungsgebäude ein wenig frische Luft schnappen zu können.
Tagungsprogramm
Mit einem umfangreichen Tagungsprogramm bot der Verbandstag den Teilnehmern interessante und aktuelle Themen an, sowohl aus dem rechtlichen als auch technischen Bereich. So waren die Referate und Diskussionsforen gut besucht und stießen auf breites Interesse. Hier die Themen und Referenten im Überblick:
• Die Zukunft im SHK Betrieb ohne Fachkräfte? Was ist zu tun?, Friedrich-Wilhelm Göbel vom ZVSHK,
• Einkaufsmanagement im SHK- Handwerk – die ungenutzte Gewinnquelle, Niels Schellroth vom Schellroth Einkaufsmanagement in Fellbach,
• Konzept Fachbetrieb für Komplettschadensanierung von Leitungswasserschäden, Matthias Anton vom ZVSHK,
• Brände, Ursachen und Risiken im Spenglerhandwerk, Ulrich Puchner vom LKA München,
• Brandschutzvorschriften und deren fachgerechte Umsetzung im Spenglerhandwerk, Max Metzner von Saint-Gobain Isover in München,
• Haftung und Absicherung der am Bau Beteiligten, Christian Steigenberger von der Versicherungskammer Bayern,
• Brandschutz nach neuer BayBO, Josef Mayr von Feuer-Trutz
• Brandschutz in der Haustechnik nach neuer MLüAR, MLAR und Muster-Systembodenrichtlinie, Josef Mayr von Feuer-Trutz.
Rund 600 Personen reisten nach München und nahmen an den verschiedenen Tagungen und an dem unterhaltsamen Rahmenprogramm teil. Ein gelungener Festabend rundete die Veranstaltung ab. Der kommende Verbandstag findet am 19. und 20. Juni 2009 in Augsburg statt. Vielleicht ja dann in klimatisierten Räumen. NS