Die Gründung der Innung SHK Berlin geht auf einen lockeren Zusammenschluss von acht Klempnermeistern im Jahre 1617 zurück. Sie wollten eine stärkere Stimme haben gegen obrigkeitliche Reglementierungen und erdrückende Materialverteuerungen. Die Innung durchlebte dann eine wechselvolle Geschichte mit diversen Namensänderungen, Innungszusammenschlüssen und gesetzlichen Grundlagen, die sich als Spiegel der Berliner Stadtgeschichte und der Handwerksgeschichte liest. Die Entwicklung Berlins während des Dreißigjährigen Kriegs, als Residenzstadt im 18. Jahrhundert, nach den Preußischen Reformen um 1810 und schließlich als Reichshauptstadt hatte immer auch Einfluss auf die Anforderungen an die Leistungsangebote der Innung. Eine Festschrift arbeitet heraus, welche Maßnahmen jeweils die amtierenden Innungsverantwortlichen ergriffen, um die Klempner bestmöglich zu vertreten. Obermeister Andreas Schuh erklärte: „Die Verpflichtung war immer, sich jeweils vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftspolitischer Herausforderungen für die Interessen der Mitglieder einzusetzen.“
Die Katastrophen im 20. Jahrhundert beginnend mit dem Ersten Weltkrieg, dann der Inflation und schließlich dem Zivilisationsbruch während des Dritten Reiches hinterließen ebenso tiefe Spuren in der Innung und dem Berliner Klempnerhandwerk. Die Festschrift spart diese schwierigen Kapitel der Innungsgeschichte nicht aus, sondern benennt die Verantwortung, die aus der Kenntnis des Vergangenen abzuleiten ist. „Um die Zukunft zu gestalten, müssen wir unsere Geschichte ernst nehmen“, bekennt Andreas Schuh.
Der technologische Fortschritt, aber auch die Abschaffung des Zunftwesens und die Einführung der Gewerbefreiheit trugen schließlich schon um 1800 zu einem Wandel des Klempnerberufes bei. Aus dem Klempner, der zunächst zuständig war für die Herstellung von Lampen und anderen Alltagsgegenständen, wurden der Gas- und Wasserinstallateur, der Zentralheizungs- und Lüftungsbauer sowie der Bauklempner. Die Berliner Innung begleitete diese Prozesse mit der Entwicklung von Beratungsangeboten, Schulungen und dem ständigen Dialog mit den Mitgliedern. Besonders die Abteilungen Weiterbildung und Ausbildungsberatung sowie die technische Beratungsstelle wurden nach der Wende und der Wiedervereinigung der Ost- und West-Betriebe aufgebaut und personell verstärkt.
Heute hat die Berliner Innung 670 Mitglieder, beschäftigt 40 Mitarbeiter und betreut 1000 Azubis. Neben dem Geschäftssitz in Tiergarten gibt es das SHK-Ausbildungszentrum in Wedding. Es ist eine Ausbildungsstätte für das SHK-Handwerk und wird derzeit in ein Kompetenzzentrum für energieeffiziente Haustechnik und Barrierefreiheit weiterentwickelt. Zwölf Werkstatträume und acht Schulungsräume ermöglichen die Verzahnung von Theorie und Praxis und machen dank der räumlich-fachlichen Ausgestaltung Lerninhalte praktisch erlebbar. Insgesamt können täglich bis zu 480 Auszubildende und Lehrgangsteilnehmer geschult werden. Das Zentrum verzeichnet inzwischen mehr als 3000 Lehrgangsteilnehmer pro Jahr. Das Kompetenzzentrum kann passgenaue Lösungen und Qualifizierungslehrgänge entwickeln und schnell auf den aktuellen Bedarf und neue Technologien reagieren. Die Innung als Träger des Kompetenzzentrums trägt somit zur Effizienzsteigerung, Spezialisierung und Gebäudeoptimierung bei und ist Ansprechpartner bei Fragen zu barrierefreien Bäderumbauten und Energieeffizienzmaßnahmen.
Mit einem Festakt, einem Tag der offenen Tür für Berliner SHK-Betriebe und mit der Veröffentlichung einer Festschrift hat die Innung SHK Berlin ihr 400. Gründungsjubiläum begangen. Geladene Gäste aus Politik, Handwerk, Verbänden, Industrie und Großhandel feierten mit.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, aber auch ZVSHK-Vizepräsident Michael Hilpert und der Vizepräsident der Berliner Handwerkskammer Erwin Kostyra hielten Grußworte. Der Regierende Bürgermeister dankte ausdrücklich den Betrieben für ihr Engagement bei der Ausbildung junger Menschen und für den verlässlichen Kundendienst. Für ihn ist das Handwerk die tragende Säule der Berliner Wirtschaft.
Die Gäste an beiden Festtagen zeigten sich bei den Führungen durch das Haus beeindruckt. Tradition und Moderne schließen sich eben nicht aus, vielmehr zeigte die Verknüpfung von Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft im Konzept der Jubiläumsfeierlichkeiten die ganze Bandbreite der Berliner Innung.
Die Festschrift „400 Jahre Innung SHK Berlin“ liegt zum Download bereit unter: