Eine andere Kombination: Im Unterschied zu anderen leichten Nutzfahrzeugen wählt der Kompakttransporter Ford Custom PHEV einen anderen Weg hin zur alternativen Antriebstechnik. Denn dafür haben die Hersteller bislang den Diesel aus dem Motorraum verbannt und statt eines Verbrenners einen Elektromotor mit dem Antriebsstrang kombiniert. Hier jedoch kommt beides unter die Haube.
Der entscheidende Unterschied bei dieser Technik ist, dass ausschließlich der 93 kW/ 125 PS starke E-Motor seine Kraft auf die Vorderachse leitet (Drehmoment 355 Nm). Der Dreizylinder-Ottomotor mit 1 l Hubraum hat dagegen keine Verbindung mit dem Antrieb, sondern dient ausschließlich dazu, als Range-Extender den E-Antrieb mit Strom zu versorgen und die Lithium-Ionen-Batterie mit 13,6 kWh zu laden. Im reinen Batteriebetrieb reicht dies für weniger als 50 km, wie die Praxis gezeigt hat, doch dank Range-Extender kann der Custom PHEV seine Reichweite um etwa 500 km ausdehnen (Werksangabe), bevor Benzin nachgefüllt bzw. das Ladekabel angeschlossen werden muss.
Unterschiedliche Fahrprogramme
Seit einem Jahr steht der Hybridtransporter zum Netto-Basispreis von etwa 48 000 Euro in der Liste der Ford-Nutzfahrzeughändler (plus MwSt., Förderung noch nicht berücksichtigt). Inzwischen ist auch das länger angekündigte Geofencing-Modul optional verfügbar. Über diese Navigationssoftware lässt sich erreichen, dass der Custom PHEV in einer Umweltzone oder in einem anderen definierbaren Bereich automatisch in den „EV Jetzt“-Modus wechselt – vorausgesetzt, das Electric Vehicle hat noch eine ausreichende Batteriepower, um auch ohne Generator seinen Weg machen zu können. Das kann der Fahrer erreichen, indem er beispielsweise zu Beginn seiner Tour weit außerhalb der City trotz voller Batterie zunächst mit dem Range-Extender startet, um der Batteriefahrt erst in der emissionsbelasteten Innenstadt den Vorrang geben zu können.
Ende 2020 wurde ein zwölfmonatiger Feldversuch mit zehn Fahrzeugen in der Kölner Region abgeschlossen und über die 62 000 Gesamtkilometer Daten gesammelt. Zu 58 % wurde dabei rein elektrisch gefahren, bei einer täglichen Strecke von 20 bis 65 km. Nach Eingewöhnungszeit und intensiver Schulung gewöhnten sich die Fahrer an die Reichweite ihres Custom PHEV und konnten den Anteil der elektrisch gefahrenen Strecke um 7 % erhöhen. In Umweltzonen betrug die Steigerung 13 %.
Durch Rekuperation lässt sich der Energiehaushalt der Batterie günstig beeinflussen. Nachladen kann man über die 230-V-Steckdose (bei 10 A ca. 4,3 Stunden) oder über eine Wallbox mit Typ 2-Ladestecker in 2,7 Stunden (Werksangabe).(TD)
SBZ-Eindruck
Ford Custom PHEV
Stärken
Schwächen