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Das bietet die IFH/Intherm 2024 in Nürnberg

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SBZ: Wer die Zu- und Absagen einiger Aussteller zur IFH/Intherm verfolgt, der kann doch nur zu einem Schluss kommen. Die Fachmesse wird eine reine Heizungsmesse, oder?

Wolfgang Becker: Der Fokus der öffentlichen Wahrnehmung in den vergangenen Jahren lag auf dem Thema Heizung. Als Fachverbände und Messeveranstalter war es uns daher besonders wichtig, bereits bei der letzten Messe in einem „World-Café“ viele wichtige Hersteller aus der Sanitärbranche zusammenzubringen. Dort haben wir mit ihnen über ihre allgemeinen Bedürfnisse und deren Relevanz auf der IFH gesprochen. Die SHK-Branche steht nicht nur auf dem Standbein Heizung. Wir wollen weiterhin auch sanitäre Anlagen einbauen. Unser Ziel ist es, dass sich dies auf der wichtigsten Messe des Jahres abbildet. Dass einige prominente Hersteller der Sanitärbranche abgesagt haben, spiegelt die Entwicklung in der Branche mit Umsatzeinbrüchen und Kurzarbeit. Die Erfahrung zeigt, dass sich das auch wieder ändert. Erfreulicherweise gibt es viele Sanitärhersteller, die weiterhin auf der IFH präsent sind. Die Handwerker, die die IFH besuchen, werden die gesamte Leistungskette zu sehen bekommen.

SBZ: Was werden Messebesucher denn rund um Sanitär und Bad an Ausstellern in Nürnberg vorfinden?

Becker: Als Mitveranstalter tue ich mich schwer damit, einige Namen zu nennen und dabei andere wegzulassen, die genauso relevant wären. Wer sich über unsere rund 400 Aussteller konkret informieren möchte, findet das Ausstellerverzeichnis unter ifh-intherm.de. Leider wird über diejenigen, die seit Jahren immer präsent sind, viel zu wenig gesprochen, sondern mehr über die, die mal fehlen oder jetzt wieder dabei sind. Einer der Marktführer vor der Wand hat bei der Messe 2022 leider gefehlt, und zumindest in der Branche wurde besonders über ihn berichtet. Umso mehr freut es mich, dass diese Firma nun wieder präsent ist und beispielsweise auch bei der Qualitätszeichen-Rallye teilnimmt. Rund um das Thema Sanitär finden Messebesucher in den Hallen 6, 7 und 7A inhaltlich das komplette Spektrum, hinter der Wand, Bad und Installationstechnik, vor der Wand, Bäder, Duschen, Toiletten, Armaturen, Duschabtrennungen und vieles mehr.

SBZ: In welcher Form nimmt das Fachprogramm „IFH/Intherm Forum“ die Themen auf?

Becker: Neben Themen wie Trinkwasserhygiene oder Nachhaltigkeit im Bad bietet die Messe weitere, gezielt auf den Sanitärbereich ausgerichtete Forenvorträge an, beispielsweise einen Influencer-​Talk zur „Bedeutung von Social Media im ­Rahmen der Badgestaltung von morgen“. Mit Spannung sehe ich auch dem Vortrag von Jens Wischmann entgegen, der sich genau dieser Herausforderung mit dem omnipräsenten Thema Heizung stellt: „Bad statt GEG – Badtrends im Jahr 2024“. Lassen Sie mich noch einmal betonen: Wir tun gut daran, als SHK-Handwerk das Thema ­Sanitär nicht zu vernachlässigen! Im Heizungsbereich hängen wir inzwischen wie ein Junkie an der Nadel der Förderung. Dagegen hilft, sich breit aufzustellen – sowohl in der Ausbildung als auch als Betrieb. Und im IFH/Intherm Forum geben wir Anregungen, damit das so bleibt.

SBZ: Gut, Sanitär und Bad erhalten damit ein deutliches Schlaglicht. Aber der Messeschwerpunkt dürfte auf erneuerbaren Energien und effizienten Heizungssystemen liegen, oder?

Becker: Kein anderes Thema hat die SHK-Branche in den vergangenen Jahren so stark geprägt und verändert wie die Themen Energie und Klima­schutz. Sowohl politisch als auch gesamtgesellschaftlich stellt der notwendige Wandel in der Energiegewinnung, -versorgung und -nutzung unser Land vor gewaltige Herausforderungen. Gerade vor dem Hintergrund des damit verbundenen Transformationsprozesses einer gesamten Branche liegt es auf der Hand, diesem Thema auch auf der IFH/Intherm 2024 einen besonderen Stellenwert beizumessen.

SBZ: Warum ist es wichtig, zu gerade diesen Themen als Besucher nach Nürnberg zu kommen?

Becker: Wenn sich die Rahmenbedingungen so tiefgreifend ändern wie jetzt, ist das Wichtigste der Austausch miteinander: Wie gehen andere mit der Veränderung um? Welche Produkte und Lösungen bieten die Hersteller, die zu den neuen Rahmenbedingungen passen? Was macht der ­eine Hersteller, was machen andere? Ein Branchen­treff, wo Hersteller, Großhandel, Handwerk und Experten zusammenkommen, ist der ideale Ort, um sich Orientierung und Anregungen zu ­holen. Da kommt die IFH/Intherm 2024 zum idealen Zeitpunkt. Die Politik hat mit dem Gebäudeenergiegesetz und der Förderung BEG-EM neue Rahmenbedingungen gesetzt, die seit Anfang des Jahres gelten. Wer sagt, das interessiere ihn nicht, handelt fast schon fahrlässig.

SBZ: Welche Bereiche – zusätzlich zu den bereits erwähnten – bietet die Messe dieses Jahr noch an?

Becker: Neben Produktinnovationen gerade auch im Heizungsbereich bietet die Messe durch das umfangreiche Forenprogramm praxisnahe Informationen auch zu anderen Herausforderungen wie beispielsweise der zunehmenden Digitalisierung von Produkten und Prozessen in den SHK-Betrieben. Wir stellen das weiterentwickelte Serviceportal der Berufsorganisation vor. Die Messe kooperiert mit zahlreichen Influencern aus der Branche. Start-ups stellen ihre digitalen Angebote vor. Wie immer sind die Softwareanbieter der Branche vertreten. Auch dem Themenkomplex Nachhaltigkeit haben wir bewusst eine breite Plattform gegeben. Neu im Programm ist in diesem Jahr auch die QZ-Rallye, die Teilnehmer speziell zu den Ausstellern führt, die den Zertifizierungsprozess des ZVSHK-Qualitätszeichens durchlaufen haben.

Die Handwerker, die die IFH besuchen, werden die ­gesamte Leistungskette zu ­sehen bekommen.

Wolfgang Becker ist Hauptgeschäftsführer des Fachverbands SHK Baden-Württemberg

SBZ: Welche Rolle wird das Themenfeld „Elektro“ zur IFH/Intherm spielen?

Becker: Die Gewerke SHK und Elektro wachsen insbesondere im Bereich ganzheitlicher, zukunftsfähiger Energiesysteme mehr zusammen. Dies wird beispielsweise bei Komplettlösungen bestehend aus Wärmepumpe, Photovoltaikanlage, Energiespeicher, Wallbox und Energiemanager mehr als ersichtlich. Hier ist sowohl das technische Expertenwissen eines Heizungsbauers als auch das eines Elektrikers zwingend notwendig, wenn das Optimum aus dem jeweiligen System herausgeholt werden soll.

SBZ: Auf welche Art spiegelt sich das im Messegeschehen?

Becker: Messebesucher finden hier sowohl einen eher theoretisch-informativen Zugang als auch ein praktisches Produktangebot an den Ständen der Hersteller. Denn die neuen Produkte und Lösungen der Aussteller sind immer das Highlight einer Messe. Im IFH/Intherm Forum können sich die Besucher informieren, die Experten befragen oder bei den Diskussionsrunden zur Mittagszeit die verschiedenen Meinungen selbst einordnen. Nehmen wir zum Beispiel einen Vortrag zu netzdienlichen Anforderungen an die Wärmepumpe – Stichwort § 14 ENWG. Kunden haben plötzlich Angst, sie müssten frieren, weil der Netzbetreiber die Wärmepumpe drosseln kann. Um solche unnötigen Ängste auszuräumen, hilft es, die Hintergründe zu kennen. Und diese erfahre ich beispielsweise in einem Vortrag. Man könnte diese Beispiele fortführen: „Wärmepumpensysteme mit photovoltaisch-thermischen Kollektoren“, „Beschleunigter Einbau von Wärmepumpen durch Gewerkekooperationen“ oder „Transformation im Wärmesektor: Wärmepumpe, PV und Elektromobilität wachsen zusammen“ sind weitere Vorträge von Branchenexperten. Und den Input des Tages kann man dann bei der abendlichen Netzwerkparty vertiefen.

SBZ: Messen an sich stehen in der SHK-Branche ja ein Stück weit in der Kritik. Was entgegnen Sie eigentlich Firmen, die nicht ausstellen?

Becker: Ich gehöre nicht zu denjenigen, die Hersteller beleidigt keines Blickes würdigen, die in diesem Jahr nicht zu einer der Regionalmessen kommen. In einer Zeit, in der selbst in der Heizungsindustrie über Kurzarbeit berichtet wurde, habe ich Respekt vor jedem Firmenverantwortlichen, der eine solche Entscheidung trifft, die durchaus dem Ruf des Unternehmens schaden kann. Die Vor- und Nachteile muss hier jeder selbst abwägen. Ich glaube aber, der ein oder andere verpasst auch eine Chance, sich zu profilieren. Bei unseren Messegesprächen 2022 hatten wir Firmenchefs, die nicht traurig waren, dass der Konkurrent nicht da war. Zumindest nicht als Aussteller. Denn präsent waren auch die meisten Nichtaussteller.

Die Kritik, die mich erreicht hat, war oft eher unbestimmt und allgemein. Für die IFH/Intherm wurden wir bezüglich der inhaltlichen Ausgestaltung oder der Vorbereitung sogar oft gelobt. Die Zahl von mehr als 30.000 Besuchern hat 2022 regelrecht begeistert. Das hatte so niemand erwartet.

Aussteller messen heute mehr als früher jeden ausgegebenen Euro in Besucherkontakten, auch im Vergleich zu anderen Marketingkanälen. Daran ist nichts Verwerfliches. Und doch trifft diese vermeintlich rationale Entscheidung die Logik der Branche nur zu einem Teil. Handwerk lebt von Haptik, also dem Anfassen und Erleben von Produkten, und von persönlichem Austausch. Das hat die Begeisterung auf der IFH 2022 gezeigt, als Menschen sich endlich wieder persönlich treffen konnten. Geschäfte werden im Handwerk immer zwischen Menschen gemacht. Dies betrifft sowohl die Geschäfte im Lieferanten- als auch im Endkundenbereich. Wer seitens der Hersteller glaubt, den persönlichen Kontakt und das Live-Erlebnis einsparen zu können, setzt am Ende wertvolle Kundenbeziehungen aufs Spiel.

SBZ: Warum werden Messen wie die IFH/Intherm heute und in Zukunft wichtig sein?

Becker: Ich bin der Meinung, Messen wie die IFH/Intherm sind eine perfekte Plattform für das bestmögliche Verhältnis von Aufwand und Nutzen für alle Beteiligten. An vier Tagen treffen sich alle wesentlichen Beteiligten aus der Branche, zeigen, was sie haben. Man kann vergleichen, sich orientieren, Neues entdecken und sich persönlich austauschen. Einen besseren und effizienteren Zeiteinsatz gibt es kaum. Ich bekomme zahlreiche Einladungen zu Roadshows, zu Herstellern direkt oder zu anderen kleineren Treffen. Selbst wenn ich wollte, ich kann nicht so viele Tage aufwenden und teilweise weite Strecken fahren, um mir bei einem einzelnen Hersteller Neuigkeiten anzuschauen und Gespräche zu führen. Und der Handwerker, der nebenbei auch noch ein paar Produkte installieren soll, schafft das genauso wenig. Eine Messe wie die IFH lebt auch von Zufallsbegegnungen auf den Gängen und Zufallsfunden von Herstellern, die ich nicht auf dem Schirm hatte. Dass die IFH/Intherm bei aller Breite dennoch durch eine überschaubare Größe glänzt, stimmt mich optimistisch, dass sie auch in diesem Jahr gut angenommen wird und auch in Zukunft ein Erfolgsmodell ist. Wir Fachverbände geben gemeinsam mit der GHM alles, die Messe auch in Zukunft so attraktiv zu gestalten – sowohl für die Aussteller als auch fürs Handwerk.

SBZ: Herr Becker, besten Dank für die Einblicke.

Wolfgang Becker ist Hauptgeschäftsführer des
Fachverbands SHK Baden-Württemberg