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Für die meisten Planer einer Trinkwasserinstallation ist es gängige Praxis, dass man am Ort des zukünftigen Bauprojektes Erkundigungen über die Beschaffenheit des Trinkwassers einholt und die Analysewerte zu den Akten nimmt. Schließlich geben Härtegrad, ph-Wert & Co. grundlegend Aufschluss darüber, welche Werkstoffe für das Leitungssystem in Betracht gezogen werden können.

Was jedoch bislang kaum aus hygienischer Sicht beachtet wird, ist die Kaltwassertemperatur, die beim Eintritt ins Gebäude an der Übergabestation herrscht bzw. herrschen wird. Als alarmierend erweisen sich Erkenntnisse, die eingehende Untersuchungen im Stadtgebiet Mainz gebracht haben. Dort wurde in einzelnen Stadtbezirken über einen längeren Zeitraum dokumentiert, dass die Bodentemperatur im Netz des Versorgers vor allem in den Monaten Mai bis August nicht unter 20 °C sank. Lagen Leitungen weniger als zwei Meter unter Straßenniveau, konnte sich Kaltwasser in einigen Straßen sogar noch stärker als 20 °C erwärmen.

Die Diskussion innerhalb der Bundesfachgruppe zeigte, dass dieses Problem nicht allein auf Mainz oder andere flussnahe Gebiete beschränkt ist, sondern auch in anderen Versorgungsgebieten auftritt. Die Erörterungen über Ursachen, Wirkungen und Maßnahmen zur Verbesserung stehen allerdings erst am Anfang.

Kühles Trinkwasser strömt nicht nach

Klar ist, dass die in der DIN 2000 stehende Formulierung „Trinkwasser muss kühl sein“ unter diesen Umständen nicht realisierbar ist. Auch die geforderte Höchsttemperatur des Kaltwassers von 25 °C im System des Gebäudes wird man durch Ablaufenlassen nicht verbessern können, wenn die Temperatur an der Übergabestation bereits fast dieses Temperaturniveau erreicht hat.

Was bedeutet das für die Praxis? Für den Planer eines Trinkwassersystems hat bereits seit Jahren hohe Priorität, dass Kaltwasser im Gebäude möglichst kalt bleiben muss. Wie selbstverständlich wurde bislang davon ausgegangen, dass bei der Einspeisung ins Gebäude eine ausreichend kühle Wassertemperatur vorhanden ist. Schließlich gilt es, mithilfe dieser Grundvoraussetzung zahlreiche widrige Umstände, die sich innerhalb des Gebäudes ergeben können, in den Griff zu bekommen. So ist es beispielsweise möglich, durch zyklischen Wasseraustausch der Temperaturbeeinflussung im Kaltwasser entgegenzuwirken. Benachbarte Warmwasserleitungen in engen Versorgungsschächten oder hohe Umgebungstemperaturen in Stockwerksverteilungen und Zwischendecken begünstigen diesen negativen Effekt sonst binnen kurzer Zeit. Wie aber soll Kaltwasser kalt bleiben, wenn Ablaufenlassen nicht hilft und entlang der Leitungswege zahlreiche Wärmequellen bestehen?

Die Option, das Frischwasser bereits an der Übergabestation zu kühlen, wurde als technisch möglich angesehen. Doch blieb in der Diskussion offen, wer in solchen Fällen für die Energiekosten aufzukommen hat.

Möglichst geringe Stagnation erreichen

Untersuchungen zeigen, dass im Wasser oberhalb der kritischen Marke von 25 °C der bis dahin geringe Anteil von Keimen deutlich ansteigt, eine Stagnation über Stunden vorausgesetzt. Lauwarmes Wasser mit 30 bis 48 °C gilt als besonders förderlich. Das Problem verschärft sich zusätzlich dadurch, dass ungenutzte oder falsch genutzte Trinkwassereinrichtungen Refugien bilden, in denen Biofilme im Kalt- und Warmwasser Nährböden finden. Deshalb hat der kontinuierliche Wasseraustausch hohe Bedeutung. Vor allem in weitläufigen Gebäuden galt bislang als Problemlöser, eine automatisch betriebene Hygienespülung an den am weitesten entfernten Punkten der Kaltwasserversorgung einzubauen.

IR-Thermometer hilft bei der Fehlersuche

Die entfernteste Entnahmestelle sei kaum das Problem, sondern vielmehr die kaum genutzte, gab Dr. Peter Arens (Schell) zu bedenken. In seinem Vortrag zu vernetzten Armaturen erläuterte er zahlreiche Erkenntnisse, die er aus Untersuchungen in größeren Trinkwasseranlagen gewonnen hat. Ob sich die Kaltwassertemperatur in einzelnen Gebäudeabschnitten im kritischen Bereich befindet, lasse sich bereits durch ein preisgünstiges Infrarotthermometer herausfinden.

So hat Arens unter anderem einen offenbar häufiger vorkommenden Schaden leicht ermitteln können: Ein Eckventil war ohne Armaturennutzung ungewöhnlich warm, obwohl die Zirkulationsleitung ca. 90 cm entfernt war. Die Ursache lag in einem fast bündig in einem Eckventilthermostaten positionierten Rückflussverhinderer, der beim Anschließen eines Flexschlauches zerstört worden war. Dadurch kam es zum Überströmen von Warm- zum Kaltwasser.

Auch hier gibt es eine Lösung: Es gibt Thermostate, in denen der Rückflussverhinderer nicht nahezu bündig mit dem Schraubanschluss abschließt, sondern tiefer sitzt und dadurch von einem Schraubanschluss nicht tangiert werden kann.

Flexschläuche kritisch betrachten

Dem Thema Anschlussschläuche mit flexibler Metallarmierung widmete die Bundesfachgruppe einen eigenen Tagesordnungspunkt. Oftmals werden die Produkte vom Installateur oder vom Verbraucher als Teil der Wasserleitung angesehen. Doch Versicherer sind offenbar aus Schäden klug geworden und nehmen solche Flexschläuche zunehmend aus der Haftung heraus. In diesem Zusammenhang ist aber nicht nur das Kleingedruckte in einer Versicherungspolice von Bedeutung, auch die Angaben des Herstellers lassen darauf schließen, dass sie das Risiko eines Defektes nicht lange tragen wollen. In den Formulierungen – wenn sie überhaupt dem Produkt beigelegt sind – geht es oftmals um einen nicht näher beschriebenen „bestimmungsgemäßen Gebrauch“ oder an anderer Stelle um die Anmerkung, dass die Garantie für den Flexschlauch lediglich ein Jahr beträgt.

Auch machen viele Hersteller die Vorgabe, den Flexschlauch mittels Drehmomentschlüssel anzuschrauben. Aufgrund zahlreicher kritischer Punkte und nicht zuletzt wegen der Gefahr einer Kontamination des Inliners an sich lautete der Tenor der Wortmeldungen in Potsdam, bei der Verwendung von Flexschläuchen mit großer Vorsicht zu agieren und das Haftungsrisiko im Blick zu behalten.

Funktionsprüfung mit Wasser birgt Gefahr

Es wurde ein weiterer hygienischer Gefahrenpunkt angesprochen. Ob Armatur, Warmwasserbereiter oder eine andere Komponente, die in der Trinkwasserinstallation Verwendung finden soll: In den allermeisten Fällen werden solche Geräte bei der Endkontrolle mit Wasser auf Funktion geprüft. Doch dieses Prüfwasser muss so aufbereitet sein, dass im stagnierenden Restwasser bei Lagerhaltung oder Versand keine Verseuchung durch Legionellen bzw. Pseudomonaden entstehen kann.

Daher kommt es vor der Inbetriebnahme solcher Komponenten darauf an, dass der Sanitärprofi über die mögliche Gefahr Bescheid weiß und beispielsweise durch Spülen bzw. Desinfizieren vorsorgt.

Dr. Peter Arens berichtete zudem von massiven Problemen in einem Krankenhausneubau. Bei der Inbetriebnahme zeigten Wasserproben, dass ganze Etagen binnen kurzer Zeit durch Pseudomonaden verseucht waren. Es waren allerdings nur höher gelegene Stockwerke, die stets durch Druckerhöhungsanlagen versorgt wurden. Diese waren, wie die Ursachenforschung ergab, vor der Inbetriebnahme nicht gespült worden – während des Transportes und der Montage auf der Baustelle hatte sich Restwasser aus der Funktionsprüfung in den Geräten jedoch stark kontaminiert.

Info

Auf einen Blick

Die Bundesfachgruppe SHK behandelte am 25. Oktober 2017 in Potsdam wichtige Aspekte zum Thema Trinkwasserhygiene. Die Ursache für Probleme kann liegen: im bereits zu warmen Trinkwasser am Hauseingang und im Restwasser nach der Funktionsprüfung. Weitere Themen der Bufa-Sitzung kommen in den nächsten Ausgaben zur Sprache.

ZITATE

Bufa-Vorsitzender Fritz Schellhorn : „Wenn wir unsere Fachkompetenz und Servicebereitschaft pflegen und sogar ausbauen, haben wir gute Chancen im Markt.“
Jakob Köllsch (stellvertretender Bufa-Leiter): „Netzbetreiber sind ambitioniert, die Wertschöpfung aus Dienstleistungen stärker abzuschöpfen – zulasten des Handwerks.“
Dr. Peter Arens (Schell): „Pseudomonaden brauchen nur 20 Minuten bis zur Verdoppelung. Um die Übersicht zu behalten, trägt man Befunde am besten in ein Strangschema ein.“
Andreas Braun (ZVSHK): „Wenn Trinkwasser an der Übergabestation im Gebäude mehr als 20 °C warm ist, müsste man es eigentlich kühlen. Aber wer soll für diese Kosten aufkommen?“
Marco Jungnickel (Innung SHK Berlin): „Manche Versicherer begrenzen ihren Leistungsumfang am Eckventil. Versagt der daran angeschlossene Flexschlauch, zahlen sie den Wasserschaden nicht.“