Was hat das SHK-Handwerk mit dem Klimaschutz zu tun? Eine ganze Menge. Zur Weltklimakonferenz in Paris Ende November sollen verbindliche Einsparziele für die Begrenzung von Treibhausgasen festgeschrieben werden. Energieexperten in Brüssel und Berlin haben Konzepte aufgestellt, die zumindest auf dem Papier darlegen, welche Effizienzmaßnahmen dafür geeignet sind. Dabei gewinnt der Wärmemarkt in der Wahrnehmung seitens der Politik endlich an Bedeutung. Denn bei der Umsetzung der Energieeffizienzziele kommt dem SHK-Handwerk eine bedeutende Position als Vermittler zu. Dieses und weitere Themen bestimmten das Programm der Bufa-Tagung in Potsdam.
Aktionsplan Energieeffizienz
Als Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz in Deutschland sind an erster Stelle zu nennen das kommende Fördergeld für den Heizungs-Check und die beabsichtigte Vergütung beim Austausch alter Pumpen. Diese Themen sind jedoch nur ein Teil des Nationalen Aktionsplanes für Energieeffizienz (Nape), der weit mehr Punkte enthält. Thematisch eng damit verbunden ist beispielsweise die Ende September in Kraft getretene Pflicht zur Verbrauchskennzeichnung für neue Heizungsanlagen und deren Komponenten. Die Kennzeichnung alter Wärmeerzeuger mit einem Effizienzlabel soll ebenfalls in den kommenden Wochen starten – dem SHK-Handwerk wird dabei eine Sonderrolle übertragen. Es trägt die Boschaft zu den Endkunden.
Altanlagenlabel startet 2016
Die sieht im Detail so aus: Vor 1986 installierte Heizgeräte stehen ab Januar 2016 im Fokus des Altanlagenlabels. Dem Bundeswirtschaftsminister ist daran gelegen, dass der Heizungsbauer Betreiber über die Ineffizienz aufklärt. Ausschließlich für Heizgeräte im Alter von mindestens 30 Jahren ist dieses Vorgehen zunächst beabsichtigt. Eine Datenbank über Altgeräte und deren Einstufung ist in Vorbereitung.
Für den SHK-Betrieb eröffnet sich dadurch ein Beratungsansatz, um seinen Kunden ein Modernisierungspaket für eine höhere Energieeffizienz anbieten zu können. Der bevollmächtigte Bezirksschornsteinfeger wird im Jahr 2016 auf diesem Feld nicht aktiv. Erst ab dem Folgejahr darf er tätig werden und Altgeräte im Zuge der Feuerstättenschau mit einem Label versehen, sofern nicht schon vom Heizungsbauer im Rahmen einer Inspektion geschehen.
Bis Ende 2015 wird die SHK-Organisation für seine Mitgliedsbetriebe ein Merkblatt zum Altanlagenlabel verfassen. Momentan sind die Rahmenbedingungen noch nicht bis ins Detail festgelegt. Gleichzeitig entwickelt das Bundeswirtschaftsministerium eine Informationsschrift, die sich an Endverbraucher richtet und vom Heizungsbauer ausgehändigt wird.
Weiterbildung einplanen
Den Umgang mit dem Altanlagenlabel vermittelt eine Präsenzschulung für den Heizungs-Check 2.0. SHK-Fachbetriebe, die sich erstmalig für den Heizungs-Check schulen lassen, erhalten von ihrem Landesverband ein entsprechendes Angebot. Ein solcher Kurs kann unter Umständen allerdings erst im neuen Jahr starten.
Wer schon am Schulungskonzept zum Heizungs-Check 1.0 teilgenommen hat, benötigt nur ein Update seiner Fachkenntnis. Sonst erhält auch er von der Bafa (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) keine Autorisierung für das Förderprogramm. Die Weiterbildung ergibt Sinn, denn wichtige Komponenten der Anlagentechnik wie Biomasse, Wärmepumpe oder die Trinkwarmwasserbereitung wurden beim alten Heizungscheck ausgeklammert. Sie sind inzwischen integriert. Für die Neuauflage erhalten Personen aus diesem Kreis noch vor Jahresende ein Angebot zum E-Learning. Dieses Zusatzwissen wird durch einen Abschlusstest überprüft. Erst mit dem erfolgreichen Abschluss gibt es eine Autorisierung für den Heizungs-Check 2.0. Und damit Zugriff auf die Maßnahmen.
Pumpentausch einbeziehen
Das Thema Energieeffizienz bringt den Fachbetrieben weitere Marktchancen: Zum Beispiel mit dem geförderten Austausch stromfressender Pumpen (siehe letzte Ausgabe). Hinter den Bestrebungen zur Energieeinsparung steht die EU-Vorgabe, dass hocheffiziente Pumpentechnik bis 2018 für alle freiliegenden Bauformen zur Verfügung stehen muss. Auch die in Heizgeräten integrierten Umwälzpumpen sollen im Nachgang einbezogen werden. Argumente von Herstellern, dass dies nicht möglich sei, gelten als vorgeschoben, hieß es auf der Bufa-Sitzung. Im Markt befinden sich etwa 22 Millionen Umwälzpumpen, die nach einer Betriebszeit von rund zehn Jahren zum Austausch anstehen.
Blei im Trinkwasser
Themenwechsel: Auf der Tagesordnung der Bundesfachgruppe SHK stand erneut die Verwendbarkeit von Werkstoffen in der Trinkwasserinstallation mit Blick auf die Einhaltung des Blei-Grenzwertes. Eine Reihe technischer Referenten beklagte, dass einige Hersteller bislang ignorierten, dass durch den Einbau bestimmter Komponenten Probleme entstehen können. Während bei gesundheitlich bedenklichen Lebensmitteln fast zwangsläufig eine Rückrufaktion ausgelöst wird, sei man bei Komponenten für die Trinkwasserinstallation davon weit entfernt. Die Ursache: Es gibt keine rechtliche Grundlage dazu. Denn es gelten Übergangsfristen für die Verwendung von Produkten, die beispielsweise zulässige Kleinstmengen von Blei ans Trinkwasser abgeben können.
Die Auswirkungen zeigen sich allerdings nicht durch die minimale Bleiabgabe eines einzelnen Produktes. Wie die Praxis zeigt, kommt es möglicherweise erst dann zu einer unzulässigen Überschreitung des Bleigrenzwertes, wenn sich minimale Abschwemmraten bei mehreren Komponenten innerhalb der Trinkwasserinstallation summieren. Erst diese Addition führt dazu, dass nicht der Hersteller von Rohr oder Armatur ein mangelhaftes Produkt erstellt, sondern der Errichter der häuslichen Installation – dadurch steht der Handwerksbetrieb am Pranger.
Dieser Zusammenhang erklärt, warum aus juristischer Sicht eine Scheinsicherheit entstehen kann: Das Blei-Problem lässt sich nicht dadurch lösen, dass der einzelne Sanitärbetrieb oder der Zentralverband von Herstellern eine Konformitätserklärung dahingehend fordert, ob das jeweilige Produkt den Vorgaben der Trinkwasserverordnung entspricht. Eine solche Beteuerung würde das Problem nicht ausräumen. Das Risiko für den Sanitärbetrieb lässt sich allenfalls minimieren. Denn es gibt für alle Materialien innerhalb der Installation derzeit keine absolute Sicherheit, dass aus der Kombination heraus nicht doch erhöhte Bleiwerte im Trinkwasser festgestellt werden könnten.
Rechtliche Absicherung lässt sich dadurch gewinnen, dass die Handwerksunternehmer innerhalb der SHK-Berufsorganisation als Mitgliedsbetriebe Hersteller wählen, die eine Haftungsübernahmevereinbarung (HÜV) abgeschlossen haben. Alle Informationen dazu, einschließlich der Liste der HÜV-Herstellerpartner, stehen zum Download unter www.zvshk.de bereit (Suchwort: Quicklink QL1011599).
Partikel in Gasleitungen
Weiteres Bufa-Thema: Gasleitungen aus Kupfer, die in einigen wenigen Regionen Probleme bereiten. Dabei sorgt Schwefelwasserstoff dafür, dass es auf den Innenflächen des Kupfers zu einer Belagbildung kommt (Sulfid). Partikel können sich daraus ablösen und Gerätefilter zusetzen, sodass die Gasanlage mangels Fließdruck abschaltet.
Erstmalig wurde das Problem 2002 dokumentiert. In den vergangenen zehn Jahren haben zwei Feldversuche im Auftrag des DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches) Details über Ursache und Wirkung ermitteln können. Dennoch ist bislang nicht klar, warum dieses Phänomen nur in einigen Regionen sporadisch auftritt. Vermutungen haben sich nicht bestätigt, dass es mit Unregelmäßigkeiten bei der Einspeisung verschiedener Gasqualitäten zu tun haben könnte.
Die Bufa rät Fachbetrieben, bei Störungen nicht gleich Bauteile auszutauschen, sondern zunächst abzuklären, ob Filter verstopft sind. Wenn ja, sollte der Fachbetrieb dem Betreiber einen Wartungsvertrag anbieten. Erst wenn eine Verstopfung zum wiederholten Mal auftritt, empfiehlt sich ein Ausblasen der Gasleitung – mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen. Die Installation eines etwa faustgroßen Gasfilters ist ebenfalls möglich. Nach TRGI (Technische Regel für Gasinstallationen) kann der Gasfilter entweder vor dem Gasdruckregelgerät oder nach der Geräteanschlussverschraubung gesetzt werden.
Aktuelles in Kürze
Darüber hinaus beschäftigten die Teilnehmer der Bundesfachtagung folgende Themen:
- Handwerk und Heizungsindustrie hatten sich vor fünf Jahren auf eine gemeinsame Fachinformation geeinigt, um Steinbildung in Umlaufwasserheizern abzuwenden. In Anlehnung an die VDI 2035 sollten praxisgerechte Vorgaben bestehen, falls ein besonderes Füll- oder Ergänzungswasser nötig wird. Wie die Praxis zeigt, löst die Fachinfo das Thema Steinbildung noch immer nicht befriedigend. Sicherheit für den Handwerksbetrieb gibt es erst, wenn ihm der Hersteller für das jeweilige Gerät in der jeweiligen Einbausituation eine Freigabe erteilt. Die Bufa kommt zu dem Schluss, dass erst eine weitere Überarbeitung der Fachinfo eine Verbesserung bringen kann.
- Mit dem VDI wird ein Kooperationsvertrag abgeschlossen, um die Weiterbildung für Fachbetriebe in Zukunft miteinander zu koordinieren. Das erste Projekt betrifft das gemeinsame Schulungsangebot zur Gefährdungsanalyse (VDI 6023, Hygiene in der Trinkwasserinstallation). Der Start ist für das Jahr 2016 geplant.
- Wissenswertes zur Gaswärmepumpe vermittelt Fachbetriebe ein Weiterbildungstag. Dazu machen die Landesverbände ab dem ersten Quartal 2016 ein Schulungsangebot. Die Initiative Zukunft Erdgas sowie die Hersteller Broetje, Vaillant und Viessmann sind Partner.
- Stichwort Gasbeschaffenheit: Wegen der Liberalisierung des Gasmarktes sowie wegen erschöpfter Vorkommen kommt es in den Regionen, in denen derzeit noch L-Gas angeboten wird, zur Umstellung auf H-Gas. Das kann je nach Versorgungsgebiet in den Jahren 2016 bis 2018 oder 2019 bis 2023 erfolgen. Vier bis fünf Millionen Gasgeräte werden von der Umstellung betroffen sein, vor allem in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Der DVGW prüft derzeit in Zusammenarbeit mit Fachhandwerk und Geräteherstellern, mit welchem Störpotenzial durch schwankende Gasqualität während der Umstellungsphase zu rechnen sein könnte.
- Stichwort Wohnungslüftung: Die DIN 1946-6 befindet sich in der Überarbeitung. Zur Diskussion steht, dass es nicht allein um den Feuchteschutz in Gebäuden gehen darf. Vielmehr sei der Erhalt der Gesundheit das höher zu bewertende Schutzziel. Die bedarfsgerechte Steuerung soll in die DIN 1946-6 aufgenommen werden, um auf Feuchte und CO<sub>2</sub>-Gehalt Einfluss nehmen zu können. Das Forum Wohnungslüftung am 24. November 2015 in Berlin behandelt das Thema genauer.
- Zur Verbrennungsluftversorgung von Gasgeräten soll bis Mitte 2016 eine Fachinfo herauskommen, die neue verlässliche Vorgaben beinhaltet. Der Hintergrund: In vielen Fällen zeigt sich, dass der Rauminhalt des Aufstellraumes als Bemessungsgröße untauglich ist. Vielmehr kommt es auf den erforderlichen Mindestluftwechsel an.
- Die Ursache für Schäden an Trinkwasserinstallationen aus Kupfer im Versorgungsgebiet Dorsten-Holsterhausen konnte bislang nicht ermittelt werden. Die Untersuchungen gehen weiter.
- Korrosionsschäden an emaillierten Warmwasserbereitern wurden dem Landesverband Sachsen-Anhalt gemeldet. In den Fällen bildeten sowohl auf der Heizschlange als auch am Email Blasen. Die Ursache wird laut Bufa in dem sehr weichen Wasser der Rappbodetalsperre vermutet. Eine Aufhärtung des Trinkwassers findet seit einigen Jahren nicht mehr statt, lediglich wird der pH-Wert von den Harzwasserwerken mit Natronlauge eingestellt. Die Korrosionsschäden zeigen sich in Liegenschaften nördlich bis Bremen und östlich bis Eisleben.
- Noch mal das Thema Schäden: Seit Jahren sind Probleme wegen abgerissener selbstdichtender Eckventile dokumentiert. Die Schadensbilder zeigen meist dasselbe Ergebnis: den Abriss des Gewindes im Bereich des Dichtringes. Selbst dann, wenn die Einbau- und Montagehinweise beherzigt wurden. Die Ursache liegt in der mangelnden Kompatibilität der Eckventile unterschiedlicher Hersteller und den Hahnverlängerungen. Gespräche mit Anbietern führten zu einer Lösung: Das Problem beheben soll ein Eckventil aus einer bleifreien und hochfesten Kupfer-Zink-Legierung.
Referenten