SBZ: Welche Form von Unterstützung werden Sie den Heizungsbauern bis zum Herbst anbieten können, damit diese ihren Kunden zum Angebot gleich ein Package-Label überreichen können?
Glock: Als Systemanbieter wird Bosch Thermotechnik den Heizungsbauern eine Reihe von Maßnahmen zur Unterstützung anbieten. Als eine der wichtigsten Maßnahmen werden wir über unsere Marken Buderus und Junkers Kataloge von definierten Systemen für die verschiedensten Anwendungsfälle bereitstellen. Der Handwerker erhält somit für die wichtigsten Anwendungsfälle optimale Systeme mit allen notwendigen Informationen, wie Systemlabel und entsprechende Datenblätter. Möchte unser Kunde mit unseren Produkten – aber auch anderen Komponenten – spezifische Systeme zusammenstellen, so stellen wir ihm ein Online-Berechnungstool zur Verfügung, mit dem Label und Datenblätter erstellt werden können. Darüber hinaus bieten wir auch intensive Beratungs- und Trainingsmöglichkeiten an.
SBZ: Das Label bewertet verschiedene Technologien mit einem einfachen Maßstab. Führt das zu Verzerrungen? Und welchen Produkten wird deshalb die Zukunft gehören?
Glock: Ökodesign wird auch in der Heizungstechnik zu effizienteren Systemen führen, das heißt aber nicht, dass die laut Label effizienteste Technologie automatisch die beste Lösung für den Kunden ist. Es gibt einen großen Austauschmarkt, auf der anderen Seite wird es im Neubau verstärkt zum Einsatz von Wärmepumpen mit höheren Wirkungsgraden kommen. Die gewählte Heiztechnik muss immer auf den Bedarf des Kunden abgestimmt werden. Die Wärmepumpe ist gut im Rating, aber für die Anwendung im Altbau nur bedingt geeignet.
SBZ: Wie wird sich die ErP-Richtlinie Ihrer Meinung nach insgesamt auf die Absatzzahlen auswirken? Bitte führen Sie auch aus, in welchen Produktgruppen Steigerungen und Rückgänge zu erwarten sind.
Glock: 2015 erwarten wir keine große Änderung der Absatzzahlen, es wird Verschiebungen bedingt durch vorgezogenen Austausch bestehender Geräte, aber auch Verzögerungen durch verstärkte Instandhaltung und Reparatur geben. Bei Gas und Öl erwarten wir aufgrund der Mindestanforderungen eine deutliche Verschiebung zur Brennwerttechnik. Leichte Steigerungen werden wir auch bei den Wärmepumpen sehen.
SBZ: Lassen Sie bis zum Stichtag Ihre Produktion für Heizwertgeräte langsam auslaufen oder produzieren Sie auf Vorrat? Schließlich ist ja durchaus noch mit einem Boom bzw. einer Torschlusspanik im Markt zu rechnen.
Glock: Wir erwarten, dass bis zum Stichtag das Interesse an Heizwertgeräten weiter steigen wird. Wir selbst haben mit unserer Marke Junkers die Installationsbetriebe bereits seit Ende 2014 darauf hingewiesen, jetzt den Gerätebestand bei den Kunden zu überprüfen und ggf. noch 1:1 auszutauschen. Zum Einen weil die Kosten für die Kaminsanierung einen erheblichen Anteil der Gesamtkosten darstellen und damit der Kunde ein großes Interesse daran hat, diese zu vermeiden. Zum Anderen gibt es Installationen im Mehrfamilienhäusern, wo der Ausfall eines einzelnen Gerätes zum Austausch des gesamten Gerätebestands und der Kaminanlage führen würde. Deshalb rechnen wir mit einem Vorzieheffekt im Markt und werden uns darauf einstellen.
SBZ: Werden Sie auch über den Herbst hinaus Heizwertgeräte produzieren, um den Markt im Rahmen der Ausnahmeregelungen weiter bedienen zu können?
Glock: Ja. Es sind in diesem Fall spezielle Lösungen für Mehrfamilienhäuser mit Heizwert-Etagenheizungen, die an einem gemeinsamen Schornstein angeschlossen sind, sogenannte B1-Lösungen. Dies ist sinnvoll, da beim Austausch eines Gerätes sonst alle Geräte ausgetauscht werden müssten. Diese Geräte werden aber alle mit Hocheffizienzpumpen ausgestattet, um die Effizienz-Anforderungen zu erfüllen.
SBZ: Auch die Ersatzteilversorgung wird ein Thema sein – insbesondere mit Pumpen, die den Effizienzanforderungen nicht mehr entsprechen, die aber aufgrund der Zulassung weiter in Heizgeräte eingebaut werden müssen. Was kann der Heizungsbauer seinen Kunden hier versprechen?
Glock: Wir werden auch zukünftig eine Ersatzteilversorgung über 15 Jahre sicherstellen, auch wenn die EU-Verordnung ein Inverkehrbringen der bestehenden Pumpen bis max. Ende 2019 vorsieht. Es gibt hier verschiedene Lösungen, die Pumpen bereitzustellen, im einfachsten Fall durch Lagerhaltung.
SBZ: Wir sind uns sicher einig, dass dem 1:1-Tausch eines Heizwertkessels aus Effizienzgründen ein Brennwertgerät vorzuziehen ist. Dennoch sollte der Kunde selbst die Wahl treffen dürfen. Stellen Sie dem Handwerk Informationsunterlagen und Marketingpakete zur Verfügung?
Glock: Ja, wir bieten unseren Kunden diverse Informations-, Verkaufs- und Argumentationshilfen in Form von Prospekten, Online-Medien und speziellen Trainings an. Dort stellen wir den Nutzen der effizienteren Brennwerttechnik in den Vordergrund, um dem Kunden seinen persönlichen Vorteil in Form von Brennstoffersparnis nahezubringen. Aufgrund der neuen Verordnung dürfen wir als Hersteller keine Heizwertgeräte mehr in Verkehr bringen (abgesehen von den Ausnahmen) und deshalb hat der Kunde zukünftig keine Möglichkeit, selbst eine Wahl zutreffen.
SBZ: Vielen Dank für Ihre Antworten.