SBZ: Komplettanbieter sind beim Labeling im Vorteil, weil sie keine Fremdprodukte berücksichtigen müssen. In der Praxis wird das Verbundanlagenlabel dann vom Hersteller automatisch mitgeliefert. Stellt der Handwerker seine Anlage mit Produkten verschiedener Hersteller zusammen, wird es komplizierter. Hierfür hatte die VdZ zur ISH eine Software-basierte Lösung angekündigt. Nun ist die ISH da. Wo bekomme ich das Programm?
Herma: Eine herstellerneutrale Lösung für das Handwerk ist beim Inkrafttreten der neuen EU-Verordnung extrem wichtig, um eine Planungsfreiheit des Handwerks bei Angebotslegung zu gewährleisten.
Die VdZ-Projektgruppe hat hierfür in Kooperation mit der Arge Neue Medien, dem Bundesverband Bausoftware, dem Bundesverband Wärmepumpe und dem Bundesverband Solarwirtschaft die VdZ-Plattform „Heizungslabel“, entwickelt. Durch die Kooperationen wird sichergestellt, dass alle wichtigen Hersteller ins Boot geholt werden und Heizungslabel mit der gängigen kaufmännischen Handwerkersoftware verknüpft wird. Die Plattform Heizungslabel besteht aus einer zentralen Produktdatenbank und einem Berechnungstool für das Verbundanlagenlabel und das „Zusätzliche Datenblatt“, welches der Handwerker dem Kunden bereits bei Angebot mit vorlegen muss.
SBZ: Gibt es Hersteller, die mit der Lieferung ihrer Daten jetzt zur ISH noch nicht so weit sind? Welche Termine sind für die Fertigstellung zu erwarten?
Herma: Die Beteiligung der Hersteller war in der Testphase bereits sehr gut, viele haben uns hier mit ihren Daten unterstützt, wie z. B. Bosch, Vaillant, Wolf und Brötje, sowie Oventrop, Kermi, Reflex und Roth Werke und viele kleine spezialisierte Komponentenhersteller. Es gibt aber in der Tat noch viele Hersteller, die ihre Werte bisher noch nicht aufbereitet haben. Der entscheidende Stichtag ist aber nicht die ISH, sondern der 26. September 2015, an dem die Regelung Pflicht wird. Bis dahin bleibt also noch genügend Zeit, um die Datenbank zu befüllen. Ab dem Stichtag gibt es zudem eine Pflicht zur Veröffentlichung der relevanten Daten. Darauf können wir also zusätzlich zurückgreifen, sollte es noch Lücken geben.
SBZ: Wie läuft die Einbindung in die Handwerkersoftware technisch und bis wann erwarten Sie die endgültige Fertigstellung?
Herma: Die Handwerkersoftware greift via IDS Connect auf die Heizungslabel zu. Über Updates wird diese Zugriffsmöglichkeit implementiert und die Software kann ab diesem Zeitpunkt den Service nutzen.
Die Softwarehäuser testen dies momentan, einige werden bereits Beta-Versionen auf der ISH vorstellen. Voraussichtlich zum Sommer werden die Programme nach und nach die Updates fahren. Durch die Kooperation mit dem Bundesverband Bausoftware sind alle gängigen Programme eingebunden.
SBZ: Kann der Handwerker die Plattform auch ohne Handwerkersoftware nutzen? Gibt es hierfür eine Internet-basierte Lösung oder bieten Sie einen Download an?
Herma: Neben der Einbindung in die Software kann die VdZ-Plattform Heizungslabel unter https://heizungslabel.de/ genutzt werden. Der Heizungsbauer hat hier Zugriff auf die zentrale Datenbank und kann entweder einzelne Produkte suchen – und so bei Bedarf auch ein Produktlabel ziehen – oder mit wenigen Klicks das Verbundanlagenlabel und das Zusätzliche Datenblatt erstellen.
SBZ: Ist das Angebot kostenlos? Gibt es einen limitierten Zugang, zum Beispiel indem sich der Fachhandwerker oder Planer einen eigenen Account einrichten muss?
Herma: Die Nutzung von Heizungslabel ist kostenlos. Es gibt weder einen limitierten Zugang noch ist eine Registrierung notwendig. Das war uns sehr wichtig. Die Dokumente werden außerdem als PDF-Download zur Verfügung gestellt, sodass diese auch offline zur Verfügung stehen.
SBZ: Braucht der Heizungsbauer eine Schulung oder ist das Programm hinreichend einfach in der Anwendung?
Herma: Nein, bei Heizungslabel ist alles selbsterklärend. Wir wollten es so einfach wie möglich halten. Die Optik orientiert sich am Zusätzlichen Datenblatt.
Auf der ISH präsentieren wir allen Interessierten die Plattform bereits live – überzeugen Sie sich selbst am VdZ-Stand im Foyer der Halle 9.0, Stand FOY 03.
SBZ: Welche Daten muss der Handwerker noch selbst zusammentragen, um mithilfe der Software zum Verbundanlagenlabel zu gelangen?
Herma: Keine, bei der kaufmännischen Software wird die Erstellung von Label und Zusätzlichem Datenblatt ohne nennenswerten Aufwand im Hintergrund geschehen und wird in der Regel automatisch mit dem Angebot generiert. Sollte es vorkommen, dass ein Artikel noch nicht in unserer Datenbank gelistet ist, gibt es die Möglichkeit, fehlende Artikel ausnahmsweise händisch einzutragen.
SBZ: Gibt es weitere Unterlagen oder Informationsmaterialien zum Thema, die Sie dem Fachhandwerk jetzt schon als Download über unsere SBZ-Extras anbieten können?
Herma: Wir stellen Ihnen gerne den Flyer zur Verfügung, den wir auch auf der ISH an unserem Stand verteilen werden. Er bietet eine Übersicht zu den wichtigsten Fakten der VdZ-Plattform Heizungslabel.
SBZ: Und noch ein paar Fragen zur Marktentwicklung: Das Label bewertet verschiedene Technologien mit einem einfachen Maßstab. Führt das zu Verzerrungen im Markt? Und welchen Produkten wird deshalb die Zukunft gehören?
Herma: Mit unserer Lösung gibt es weiterhin die Möglichkeit für eine optimale und individuelle Planung. Gäbe es die Plattform Heizungslabel nicht, müsste das Handwerk aus Zeitgründen mehr auf Systemlösungen bauen, was aber im Gegensatz zur gängigen Praxis steht. Der faire Wettbewerb zwischen Systemanbietern und spezialisierten Komponentenherstellern bleibt weiterhin bestehen.
SBZ: Wie wird sich die ErP-Richtlinie Ihrer Meinung nach insgesamt auf die Absatzzahlen auswirken? Bitte führen Sie auch aus, in welchen Produktgruppen Steigerungen und Rückgänge zu erwarten sind.
Herma: Ich denke, es wird eine ähnliche Entwicklung wie bei der Weißen Ware geben – die energieeffizienten Produkte werden sich durchsetzen.
SBZ: Herr Doktor Herma, ich bedanke mich für Ihre Ausführungen und bin gespannt, wie die Plattform Heizungslabel in unserer Branche ankommen wird.
SBZ Extras
Den Flyer für die ISH gibt es bei den SBZ-Extras bereits jetzt zum Herunterladen:
RA Dr. Michael Herma ist Geschäftsführer des VdZ Forum für Energieeffizienz in der Gebäudetechnik e.V., 10115 Berlin, Telefon (0 30) 27 87 44 08-0, info@vdzev.de, www.vdzev.de
Logo des VdZ-Heizungslabels.
Darstellung der Möglichkeiten des Datentransfers bei der Anwendung von Heizungslabel. Auch die Planer werden über ihre Programme entsprechend versorgt.
Die Partner, die gemeinsam mit dem VdZ das Softwaretool Heizungslabel entwickelt haben.
Screenshot des Web-Portals www.heizungslabel.de, das sich grafisch an die Aufmachung des Zusätzlichen Datenblatts hält.
