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Trinkwasserqualitätprüfen und sichern

Inhalt

Nach einer Einführung durch den GMS-Vorstandsvorsitzenden Alexander Dehnelt informierte Dr. Anton Klassert vom Deutschen Kupferinstitut (DKI) die 80 Fachbesucher über den aktuellen Stand der weltweiten technischen Regelwerke zum Einsatz von Messingwerkstoffen in der Trinkwasser-Installation. Der DKI-Geschäftsführer erläuterte dabei vor allem den Weg zu einer einheitlichen europäischen Lösung auf Grundlage der 4-MS-Regelung. Wissenschaftlich fundierte Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation WHO für Partikel im Trinkwasser dienten als Grundlage für die Umsetzung in den Regularien der EU und ihrer Mitgliedstaaten. Bemerkenswert: von den 49 Parametern in der Trinkwasserverordnung beziehen sich nur 13 auf Metalle. Zu den bedeutendsten gehört der Blei-Grenzwert, der laut Dr. Klassert weltweit auf ähnliche Werte begrenzt ist.

Europäische Regelung fehlt

Aufgrund des verflochtenen europäischen Sanitärmarktes mit starken Import-Export-Beziehungen der Staaten untereinander sei eine europäische Lösung bei der Regulierung von Installations-Werkstoffen absolut notwendig. Hier sei die 4-Member-States (4-MS)-Regelung von Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und des Vereinigten Königreiches (UK) ein wichtiger Schritt in Richtung einer europäischen Harmonisierung. Portugal und Österreich sind laut Dr. Klassert zum 4-MS-Kreis faktisch hinzuzuzählen und auch Italien und Spanien beschäftigten sich intensiv mit der Regelung.

Der DKI-Geschäftsführer gab auch einen Einblick in die Regelwerke in anderen bedeutenden Märkten wie den USA, Kanada oder Japan, wo ähnliche Grenzwerte gelten, auch wenn die Prüfkriterien andere seien. So werden in den USA die wasserführenden Bauteile zusätzlich zu den gesetzlichen Anforderungen hinsichtlich des zulässigen Bleigehaltes in den Werkstoffen auch auf Migration nach NSF-Standard 61 geprüft. Europa sieht Dr. Klassert auf „einem guten Weg zu einer einheitlichen Regulierung“, auch wenn neue Werkstoffe neue Herausforderungen bei der Auswahl und Verarbeitung bedeuten. In diesem Zusammenhang verwies der DKI-Geschäftsführer unter anderem auf die Zerspanungsuntersuchungen, die das DKI zusammen mit der RWTH Aachen durchführt.

Ziel einer Wasserprobe

Dr. Peter Arens, Leiter Produktmanagement bei Schell, beleuchtete anschließend die Bewertung von Trinkwasser-Installationen anhand von Wasseranalysen. Am Anfang steht laut Dr. Arens die Frage, welchen Zweck die Untersuchung erfüllen soll – und damit einhergehend die klare Definition der Analyseziele. Geht es um die Erfüllung der Pflichten nach EG-Trinkwasserrichtlinie, also die Meldung nach Brüssel anhand der Z-Probe? Oder sollen eingesetzte Produkte beurteilt werden, wie die Sanitärarmatur oder andere Installationskomponenten? Eine weitere Fragestellung wäre, ob der Versorger einwandfreies Trinkwasser liefert. Nach Festlegung des Untersuchungsgegenstandes gehe es um die richtige Probeentnahmestelle, in jedem Fall eine Zapfstelle, an der Wasser zum Verzehr entnommen wird. In diesem Zusammenhang wies Dr. Arens auf das im Internet frei verfügbare Dokument „Probeentnahmeempfehlung“ des Umweltbundesamtes hin, das allerdings nur für Kaltwasser gelte.

Der Trinkwasser-Experte ging zudem auf die Z-Probe zur Untersuchung von Blei und Nickel auf Trinkwasser ein. Wichtig sei die strikte Befolgung der vorgeschriebenen Vorgehensweise. Diese sehe vor, dass zunächst gespült werden soll, bis Wasser in der vom Versorger gelieferten Qualität aus der Zapfstelle tritt. Dann erst soll die Entnahme von einem Liter zur Probe aus dem fließenden Wasser erfolgen.

UBA-Liste für Kunststoffe geplant

Lars Neveling von der Figawa stellte gebräuchliche Kunststoffe für die Trinkwasser-Installation vor, so zum Beispiel Polyethylen (PE-X), Polypropylen (PP) und Polybuten (PB). Analog zum Segment der metallenen Installationswerkstoffe wurden laut Neveling auch für die Kunststoffvarianten umfangreiche gesetzliche und technische Regularien erlassen. Neben der EU-Trinkwasserrichtlinie ist dabei die Bauprodukte-Verordnung zur Harmonisierung von Produktnormen und Prüfmethoden zu nennen. Reglementiert würde auch über die EU-Kunststoffverordnung (VO (E) Nr. 10/2011) zur „Regelung für Kunststoffe im Kontakt mit Lebensmitteln“. Parallel zum Metall-Segment gibt es laut Neveling ebenfalls eine 4-MS-Initiative. Im Gegensatz zu den Metallen gibt es jedoch noch keine offizielle Positivliste. In Deutschland ist die Umsetzung beim UBA als „Bewertungsgrundlage für organische Materialien“ geplant. Für Kunststoffe sieht die Planung einen ersten Entwurf für Herbst 2016 vor und die Fertigstellung der ersten offiziellen Version bis Ende 2017.

Chancen für Zusatzgeschäfte

Rechtsanwalt Jens J. Wischmann von der Vereinigung Deutscher Sanitärwirtschaft (VDS) präsentierte beim Forum GMS das „Bad der Zukunft“. Er beschrieb in seiner Präsentation eine Reihe von Trends, die im boomenden Segment Bad Aufschluss darüber geben, wohin die Reise geht. Entlang der Mega-Trends Individualisierung, Demografie und Gesundheit stünden heutzutage eine authentische und originelle Badgestaltung im Vordergrund. Einfluss hierauf hätte die Entwicklung zum „Digital Bathroom“. Dies sei verbunden mit neuen Einsatzmöglichkeiten von Technik bei der Temperatureinstellung und -kontrolle sowie dem Handling von Trinkwasser-Stagnation. Der Komforttrend fördere barrierefreie Badlösungen mit nachrüstbaren Komponenten – ausgelegt auf die Nutzbarkeit für einen längeren Lebenszyklus.

Gleichzeitig steigen laut Wischmann die Qualitäts- und Design-Ansprüche, ebenso wie die Bereitschaft, im Sinne des nachhaltigen Bades natürliche und ökologisch unbedenkliche Materialien einzusetzen. Weil die Bad-Technik immer komplexer würde, sieht Wischmann auch einen klaren Trend zur industriellen Vormontage von Badkomponenten, quasi als Individualisierung mit standardisierten Maß-Konfektionen. Sein Fazit: Die Bereitschaft zur Teil-Renovierung mit häufigeren Veränderungen des Badumfeldes sei klar erkennbar. Dies sei somit auch eine Chance für Zusatzgeschäfte im SHK-Handwerk.

Fachschiene unter Druck

Einen Blick in die Zukunft der SHK-Branche wagte Hans-Arno Kloep von der Querschiesser Unternehmensberatung. Angesichts der „Erosion der Fachschiene“ und der Gefährdung des dreistufigen Vertriebsweges durch den Online-Handel rief Kloep die Branche dazu auf, mehr Kooperationen einzugehen. Die Herausforderung im Vertrieb sei die Notwendigkeit, mehr denn je emotionalisiert zu verkaufen. Im Betriebsalltag gelte es, sich durch Vernetzung und kontinuierlichen Lernwillen auf das „Smart Home“ und eine veränderte Kundenansprache einzustellen. Denn: „Das Internet macht die SHK-Märkte zu Käufermärkten – und damit die Fachschiene zu teuer“, so die Schlussfolgerung des SHK-Marktforschers. Kloep beschrieb, wie Partnersysteme im Bereich Information die herkömmliche Fachschiene ablösten. Er forderte Handwerksbetriebe deshalb auf, im Vertrieb von Produkten den Mehrwert erlebbar zu machen. Dabei seien Kooperationen und Teamfähigkeit entscheidende Erfolgsfaktoren, so Kloep.

Ein Motivationsvortrag von Alexander Huber zum Thema „die Analogie von Beruf und Berg“ rundete das Forum GMS ab. Der Profi-Bergsteiger zeigte auf locker-flockige Art und anhand vieler praktischer Beispiele, wie die Risiken, aber auch Chancen von neuen unternehmerischen Zielsetzungen realistisch einzuschätzen sind.

Fazit

Sowohl die positive Stimmung während der Veranstaltung als auch die anschließenden Gespräche mit den Teilnehmern des Fachsymposiums zeigten, dass die Gütegemeinschaft Messing-Sanitär mit ihrer diesjährigen Fachtagung wieder einmal den Nerv der Fachbesucher getroffen hat. Die sechs verständlich vorgetragenen Referate boten komprimiertes praxisnahes Wissen in anschaulicher Form, ganz so wie es sich der Veranstalter auf die Fahne geschrieben hatte.

Referenten

Dr. Anton Klassert „ Europa ist auf einem guten Weg zu einer einheitlichen Regulierung, auch wenn neue Werkstoffe neue Herausforderungen bei der Auswahl und Verarbeitung bedeuten.“

 

 

 

Dr. Peter Arens widmete sich in seinem Vortrag der Bewertung von Trinkwasser-Installationen anhand von Wasseranalysen.

 

 

 

 

Lars Neveling ging in seinen Ausführungen auf das brisante Thema Kunststoffe im Trinkwasser ein.

 

 

 

 

Jens J. Wischmann beschrieb in seiner Präsentation Trends, die im boomenden Segment Bad Aufschluss darüber geben, wohin die Reise geht.

 

 

 

 

Hans-Arno Kloep: „Das Internet macht die SHK-Märkte zu Käufermärkten – und damit die Fachschiene zu teuer.“

 

 

 

 

Alexander Huber: „Bergsteiger und Unternehmer haben viele Gemeinsamkeiten: Sie brauchen Ideen und Visionen.“