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KLEMPNERTREFF DIGITAL

Mehr als eine bloße Notlösung

Auch das traditionsreiche Treffen der baden-württembergischen Klempner in Titisee ist ein Opfer der Umstände der Corona-Pandemie geworden. Doch der Fachverband SHK Baden-Württemberg hat sich nicht ausbremsen lassen und den „Klempnertreff Baden-Württemberg“ am 2. Februar schlichtweg digital konzipiert. 70 Teilnehmer waren an einem lebendigen Onlinetreff beteiligt, für das der Fachverband-Vorsitzende Joachim Butz abschließend lobende Worte fand: „Unsere Klempner haben die digitale Bewährungsprobe mit Bravour bestanden.“

Zum Inhalt: Die Klempnerfachregel ist im Frühjahr 2020 überarbeitet worden – welche Änderungen darin besonders herausstechen, das arbeitete ZVSHK-Referent Michael Kober zum virtuellen Klempnertreff heraus. Er präsentierte darüber hinaus die Möglichkeiten der digitalen Versionen in Form der neuen Web- und Mobil-App, in denen die Inhalte der gesamten Klempnerfachregel beispielsweise mit eigenen Anmerkungen und Fotos ergänzt werden können.

Bundesfachgruppenleiter Ulrich Leib berichtete von der Erarbeitung des neuen Merkblatts „Abdichtung mit Kunststoff- und Elastomerbahnen in der Klempnertechnik“. Dieses Regelwerk wurde auf Wunsch der Klempnerbetriebe und in Kooperation mit dem Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) erstellt. Zusammengefasst sind darin die Regelungen für das Verlegen von Folien, Bahnen und Kunststoffabdichtungen im Flachdachbereich. „Mit Abdichtungen erweitern wir unser Tätigkeitsfeld, denn wir wollen auch weiterhin gute Aufträge generieren. Da gehört schlichtweg auch die Abdichtung dazu“, betonte Leib.

Es geht ums Geld: Schritt für Schritt hat Fachverband-Referentin Katherina Reiser anhand eines Praxisbeispiels gemeinsam mit den Klempnern den spezifischen Stundenverrechnungssatz für den Fall berechnet. Ihr Credo: „Nur wer seinen tatsächlichen Stundenverrechnungssatz kennt, kann auch was verdienen.“ Darüber hinaus widmete sich die Betriebswirtschaftlerin der Frage, wie ein Unternehmen besser gemanagt werden kann als nur durch „Steuerung by Kontoauszug“. Die Teilnehmer lernten dabei alles zu den relevanten Kennzahlen, in welchem Bereich diese sich bewegen sollten und was sie im Einzelnen eigentlich bedeuten. „Im Rahmen unserer Beratungen stellen wir häufig fest, dass die in der Praxis angewendeten Verrechnungssätze oft zu niedrig sind und häufig auch der Zuschlag auf das Material zu hoch eingeschätzt wird, um tatsächlich kostendeckend zu arbeiten.“

Ausbildung live – die Zukunft: Armin Waldbüßer, Berufsschullehrer an der Robert-Bosch-Schule Ulm, gewährte den Teilnehmern einen Einblick in den Ablauf einer Gesellenausbildung. Neben dem Status quo ging es Waldbüßer vor allem um die Aspekte, wie eine solch qualitativ hochwertige Ausbildung auch in Zukunft realisiert werden kann. Peter Mast, Vorsitzender des Gesellenprüfungsausschusses, ergänzte diese Gedanken durch Vorstellung der derzeitigen Lernfelder sowie von Ausbildungsberichten und -ordnern. Die Teilnehmer erhielten einen Einblick, welche Lerninhalte seitens des Berufsbildungsgesetzes gefordert sind und wie eine typische Gesellenprüfung abläuft.

Feuer und Flamme für den Berufsnachwuchs ist auch Jürgen Pflanz, das wurde auf dem Klempnertreff deutlich. Pflanz ist Vorsitzender des Fördervereins der Klempner, der jedes Jahr die Lossprechungsfeier für die Klempner organisiert und für jeden Auszubildenden einen Schmuckgesellenbrief anfertigt. Im Anschluss an diese mitreißenden drei Ausbildungsthemen schlug Landesfachgruppenleiter Robert Smejkal vor, einen „Ausbilderabend“ zu organisieren, an dem interessierte Ausbilder die Möglichkeit haben, sich in Ulm mit den Berufsschullehrern und den Auszubildenden zu treffen und dadurch die Kommunikation zwischen den Betrieben und der Berufsschule weiter zu verbessern.

Anschlüsse, Abdeckungen, Bekleidungen: Mit einer besonders raffinierten Ausführung eines Attika-Eckstücks konnte Zimmerermeister Thomas Weiß, Referent im Schulungswesen der Prefa-Academy, im Handumdrehen die Aufmerksamkeit der Klempner gewinnen. Dieses aus einem Stück gefertigte Eckstück besticht besonders durch seine unkomplizierte Ausführung und die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten. Besonders faszinierend: Der Experte führte die Herstellung der Attika-Ecke vor laufender Kamera aus, sodass die Webinarteilnehmer direkt und live dabei waren.

Aber auch die Theorie kam nicht zu kurz: Weiß berichtete über die theoretischen Grundlagen zu Anschlüssen, Abdeckungen und Bekleidungen – wie Attika- und Mauerecken – sowie über Metallanschlüsse an Dacheindeckungen. Dabei wurde das Thema „Bekleidungen von Schornsteinen“ vertieft, weil hier nicht nur die Befestigung, sondern auch die Unterkonstruktion hinsichtlich des Brandschutzes eine wichtige Rolle spielt. „Hut ab vor dem Mut, dies hier live zu zeigen“, konstatierte Landesfachgruppenleiter Robert Smejkal die gute Arbeit von Weiß am Ende.

Dieser startete dann auch die Abschlussdiskussion über die Ausführung von Kaminverkleidungen und die notwendigen Sicherungsmaßnahmen auf dem Dach. Interessiert zeigte er sich dabei, wie es von Bundesland zu Bundesland gehandhabt wird, vor allem, ob eine Holzunterkonstruktion zur Kaminverkleidung möglich ist und ob für den Schornsteinfeger ein Dachaufstieg bereitgestellt werden muss. Fachverband-Experte Jörg Knapp erläuterte, dass der Schornsteinfeger mit Blick auf die Rahmenbedingungen des Gebäudes und in Anlehnung an die DIN 18 160-5 festlegt, welche Sicherungsmaßnahmen für die Ausübung seiner Tätigkeit vorhanden sein müssen.

„Super Veranstaltung“, „War toll unter diesen Voraussetzungen“, „Wirklich gut und kurzweilig“ – so lauteten einige positive Rückmeldungen im Chatverlauf. Eines einte die Teilnehmer darüber hinaus: die Hoffnung und Vorfreude, sich im kommenden Jahr wieder bei einer Präsenzveranstaltung in Titisee austauschen zu können. Dann sollen auch die „verpassten“ Jubiläumsfeierlichkeiten nachgeholt werden, wie Klempnertreff-Organisator Marco Schmidt ankündigte. Denn eigentlich blickt der Klempnertreff Baden-Württemberg 2021 auf 25 erfolgreiche Jahre zurück. „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, wir feiern das Jubiläum einfach im kommenden Jahr“, versprach der Fachverband-­Technikreferent.

70 Teilnehmer waren an einem lebendigen Online-Treff beteiligt.

Bild: FV SHK BW

70 Teilnehmer waren an einem lebendigen Online-Treff beteiligt.