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OBERMEISTERVERSAMMLUNG

Auf gravierende Veränderungen einstellen

Selbst vom EM-Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft (das sich anschließend auch noch als deren letzter Auftritt herausstellen sollte) haben sich die Obermeister der Innungen nicht abhalten lassen, an der digitalen Obermeisterversammlung teilzunehmen. Der Fachverband hielt Wort und kam trotz ausführlicher Tagesordnung und einer großen Themenvielfalt pünktlich zum Ende, sodass zum Anpfiff alle bereit waren.

Der Fachverbandvorsitzende Joachim Butz schilderte zu Beginn die klimapolitischen Entwicklungen der letzten Wochen und Monate, die zu eklatanten Veränderungen in der Branche führen werden. Er appellierte an die Obermeister, trotz ihres vollgepackten Arbeitsalltags die Aufmerksamkeit darauf zu richten, was auf europa- und bundespolitischer Ebene passiert, denn es bestehe Handlungsbedarf: „Wer sich nicht bewegt, der wird bewegt. Andere Player krempeln schon die Ärmel hoch.“

Der Klimaschutz und dessen Herausforderungen sollten dabei positiv angegangen werden, denn in den Veränderungen lägen Chancen. „Wir als SHK-Handwerk sind für die Zielerreichung eines klimaneutralen Gebäudebestandes ein entscheidender Faktor. Wir sind die Schnittstelle zwischen Kunden, Gebäuden, Technik und energiepolitischen Zielen. Das ist etwas, worauf wir stolz sein können, was uns aber auch in die Verantwortung nimmt, unsere Kompetenzen immer wieder zu beweisen und dort, wo wir sie nicht haben, das entsprechende Know-how aufzubauen“, betonte Butz.

Und in Richtung Öffentlichkeit und Politik müsse deutlich gemacht werden, dass in Sachen Klimaschutz nicht alles in Richtung Fernwärme oder „All Electric“ gehe. „Wir müssen klarmachen, dass es Alternativen gibt, CO2 einzusparen. Regenerative Energietechnik lässt sich nicht wie ein enges Korsett über die Gebäude stülpen – jedes Gebäude ist anders, jeder Nutzer und Bewohner hat andere Bedarfe und Voraussetzungen. Die Ansätze müssen technologieoffen gestaltet werden und finanzierbar sein, nur so findet die Wärmewende Akzeptanz in der Bevölkerung.“ Der Fachverband kündigte an, bis zum Verbandstag im September 2021 eine Positionierung zum Klimaschutz auszuarbeiten.

Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker berichtete über die Digitalisierungsanstrengungen innerhalb des Fachverbandes, aber auch in Richtung der Betriebe. Sowohl bei den Weiterbildungsangeboten als auch in der Interessenvertretung gelang der Corona-­bedingte Mix aus digitalen Lösungen mit Präsenzterminen, um im Sinne der Betriebe gute Leistungen zu bieten.

Becker zeigte sich froh, dass das SHK-Handwerk das vergangene Jahr 2020 insgesamt wirtschaftlich deutlich besser überstanden hat als viele andere Wirtschaftsbereiche, und rechnet 2021 mit ähnlich guten Zahlen. Auch im Ausbildungsbereich konnte das baden-württembergische Handwerk 2020 mit einem Plus von knapp 8 % glänzen. Becker zeigte sich optimistisch, dass aufgrund der Zurückhaltung der Industrie durchaus eine gute Chance besteht, erneut zahlreiche und gute Auszubildende zu finden. Dafür spreche auch, dass insbesondere die SHK-Handwerker bislang nicht, wie manch andere Gewerke, von Einschränkungen bei der Ausübung ihrer Tätigkeiten betroffen waren. Er appellierte an die Obermeister und Innungen, in ihren Anstrengungen nicht nachzulassen und die Materialien der Ausbildungsinitiative „Zeit zu starten“ zu nutzen.

Klimaschutz bringt verschärfte Anforderungen

Ausführlich diskutierten die Teilnehmer den Koalitionsvertrag der grün-schwarzen Landesregierung, denn das Regierungsprogramm lässt zumindest mittelfristig gravierende Folgen für das SHK-Handwerk erkennen. Viele Obermeister sprachen die Schwierigkeiten an, die ein „postfossiles Zeitalter“ ohne Öl, Gas und Holzverbrennung in der geplanten Geschwindigkeit mit sich bringt, insbesondere in ländlichen Regionen.

Technik-Referatsleiter Jörg Knapp informierte über die Verschärfung der Klimaziele, die im Rahmen eines Klimapakets „fit for 55“ noch in diesem Herbst konkretisiert werden sollen. Insoweit ist mit einer Verschärfung des deutschen Klimaschutzgesetzes und auch mit weiteren Anpassungen im Gebäudebereich, zum Beispiel durch Änderungen im Gebäudeenergiegesetz, zu rechnen. In der Folge müsse die Sanierungsrate bei Gebäuden mindestens verdoppelt werden, so Knapp. Darüber hinaus werde die Wärmepumpe der Nummer-eins-Wärmeerzeuger, sowohl im Neu- als auch im Altbau. Zusätzlich ist mit einem massiven Ausbau von Wärmenetzen zu rechnen.

Im bereits beschlossenen Klimaschutz-Sofortpaket 2022 sieht die Bundesregierung zudem zum Beispiel eine Verschärfung des Neubaustandards, eine Anpassung im Bereich der Förderung des BEG sowie eine umfassende Fortbildungskampagne unter anderem für das Handwerk vor. Aufgrund der politischen Vorgaben drängen immer mehr Energieversorger sowie Hersteller in den Handwerksbereich vor. Das bedeutet, das Handwerk bekommt in seinem angestammten Markt zunehmend Konkurrenz.

„Wir müssen Wege finden, raus aus dem Althergebrachten, rein in eine Zukunft, die klar von erneuerbarer Energie- und Wärmeerzeugung geprägt ist“, so Knapp. „Der zunehmende Bedarf an Regelung und Management von gebäudetechnischen Anlagen erfordert eine massive Weiterbildung und -entwicklung im SHK-Bereich“, prognostizierte der Experte.

So ging es dann im Anschluss auch um neue technische Weiterbildungen, wie die zur neuen VDI 2035, zur Planung von Wärmepumpenanlagen und der TROL 2021, ebenso wie im Bereich der Digitalisierung mit einem „Digitalen Herbstprogramm“ (dazu mehr Informationen demnächst in der SBZ oder unter www.fvshkbw.de/digitaler-herbst).

Austausch mit den Geschäftsführern der Innungen

Wenige Tage zuvor hatte der Fachverband bereits mit den baden-württembergischen SHK-Innungs-Geschäftsführungen ­digital getagt. Gemeinsam wurde ebenfalls auf die kommenden Herausforderungen für die Handwerksbetriebe geblickt und Problemlösungen diskutiert. Die Themen reichten von der Klimaschutzpolitik und deren Auswirkungen auf die Haus- und Gebäudetechnik über die aktuelle Ausbildungssituation bis hin zu den leidlichen Materialpreissteigerungen.

Der Fachverbandvorsitzende Joachim Butz schilderte zu Beginn die klimapolitischen Entwicklungen der letzten Wochen und Monate, die zu eklatanten Veränderungen in der Branche führen werden.

Bild: FV SHK BW

Der Fachverbandvorsitzende Joachim Butz schilderte zu Beginn die klimapolitischen Entwicklungen der letzten Wochen und Monate, die zu eklatanten Veränderungen in der Branche führen werden.