Mit dem Thema Ausbildung und Nachwuchskräftesicherung stand ein wichtiger Punkt auf der Tagesordnung – fürchtet die Berufsorganisation doch, dass aufgrund der Corona-Krise in den Betrieben weniger ausgebildet werden wird. Anlass zu dieser Sorge bietet die Umfrage des ZDH (Zentralverband des Deutschen Handwerks) zu den Corona-Auswirkungen, deren Daten der Fachverband für das baden-württembergische SHK-Handwerk spezifizieren konnte. Demnach will rund ein Viertel der Unternehmen sein Ausbildungsengagement reduzieren. Aus diesem Grund appellierte der Fachverband-Vorsitzende Joachim Butz an die Obermeister und Vertreter der Innungen: „Halten Sie Ihre Ausbildungsleistung aufrecht. Nehmen Sie das Motiv der Handwerkkampagne auf und sagen Sie: Jetzt erst recht, wir bilden weiter aus!‘“
Kurzpraktika und Ferienjobs zum Reinschnuppern
Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker betonte in einem eigens dafür eingeplanten Tagesordnungspunkt, dass es noch viel wichtiger als eine finanzielle Förderung sei, dass die Betriebe die Schüler überhaupt erreichen. Berufsorientierung und Ausbildungsmessen seien in den letzten Monaten der Corona-Krise zum Opfer gefallen. Nun müsse es darum gehen, über digitale Angebote, aber auch Kurzpraktika und Ferienjobs den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, „SHK-Luft zu schnuppern“. Zur Bewerbung entsprechender Angebote stellt der Fachverband den Betrieben verschiedene Ausbildungswerbemotive und Textbausteine zur Verfügung. Die Berufsorganisation werde sich für das Ausbildungsjahr 2021 darüber hinaus praktikable Strategien überlegen, wie Innungen und Betriebe vor Ort auf sinkende Ausbildungszahlen reagieren können.
In der Diskussion ging es um weitere Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das SHK-Handwerk. Dabei wurde offensichtlich, dass vor allem die Mehrwertsteuersenkung den Unternehmen enormen Aufwand bereitet, von möglichen Auseinandersetzungen mit den Kunden einmal abgesehen.
Klimaschutz: Gesetzgebung hält SHK-Handwerk auf Trab
Corona allein sollte die Veranstaltung nicht bestimmen. Im Fokus stand gleichermaßen die Gesetzgebung rund um die Energiewende: die konkrete Umsetzung des Klimaschutzprogramms 2030 mit der Bepreisung für CO2, das jüngst verabschiedete Gebäudeenergiegesetz und das Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg.
Besonders Letzteres lässt die SHK-Berufsorganisation aufhorchen, enthält es doch als zentralen Bestandteil die Verpflichtung für Stadtkreise und große Kreisstädte, eine kommunale Wärmeplanung einzuführen. In der Konsequenz ist davon auszugehen, dass bei der Realisierung dieser etwa 103 kommunalen Wärmepläne örtliche Wärmenetze forciert werden. Per se nichts Schlechtes, doch die anvisierte Verdoppelung der Wärmeversorgung über Wärmenetze bis zum Jahr 2030 kann mit Anschluss- und Benutzungszwängen und Verbrennungsverboten einhergehen, die das SHK-Handwerk kritisch sieht.
Der Fachverband-Vorsitzende Joachim Butz kündigte an, dass sich die Berufsorganisation über alle Ebenen hinweg gegen Angriffe in den Wärmemarkt wehren und „für individuelle Heizlösungen bei der Versorgung von Gebäuden mit Wärme und Warmwasser“ einsetzen werde. Butz bat die Innungsvertreter darum, die Mitgliedsbetriebe in den Regionen für diese Thematik zu sensibilisieren. „Nur wenn Sie vor Ort in Ihren Innungsgebieten frühzeitig Augen und Ohren offenhalten, sich informieren, sich einmischen und wir uns vernetzen, sind konzertierte Aktionen möglich, damit Verbraucher sich unabhängig für ein optimales Heizsystem entscheiden können.“
Novelle des Klimaschutzgesetzes
Jörg Knapp, Referatsleiter Technik beim Fachverband, erläuterte die Details der Gesetzesnovelle und berichtete von der vom Fachverband vorbereiteten Stellungnahme zum Gesetz, die in der Folgewoche eingereicht werde. Das Engagement der Berufsorganisation im Vorfeld habe jedoch bereits Früchte getragen, so Knapp: Die Novelle des Klimaschutzgesetzes enthält die Pflicht zur Errichtung von Photovoltaikanlagen auf Dachflächen von neugebauten Nicht-Wohngebäuden. Im Vorfeld habe man sich zusätzlich dafür eingesetzt, dass eine Solarthermieanlage als ersatzweise Erfüllung anerkannt wird.
Emotional wurde es am Schluss der Delegiertenversammlung, als der langjährige Geschäftsführer des Fachverbandes, Dietmar Zahn, nach seiner rund vierzigjährigen Tätigkeit für den Fachverband in den Ruhestand verabschiedet wurde. Lesen Sie dazu mehr auf der nächsten Seite dieser SBZ-Ausgabe.