Unter der Überschrift „Oma testet Installateur-Betriebe“ zeigt die etablierte WISO-Redaktion des ZDF einen Check von Handwerkerleistungen aus der SHK-Welt (Ausstrahlung war am 10. September). Zunächst einmal ist es ganz sicher löblich, dass auch öffentlich-rechtliche Fernsehsender, wie das ZDF, einen seriösen Test unserer SHK-Betriebe initiieren und zeigen. Die oft reißerischen Filmchen der privaten Sender sind da nicht hilfreich und diffamieren gerne und schnell, um letztlich Quote zu machen.
Der SHK-Kollege und Meister Detlef Poullie bildete den fachlichen Rahmen und bürgt daher für die fachliche Ausgewogenheit. Das mit dem Bürgen ist hier ernst gemeint: Wenn jemand sich als Gas- und Wasserinstallateurmeister, Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister sowie Energieberater an einem solchen Film beteiligt, geht der WISO-Zuschauer und auch wir von der Redaktion einer Fachzeitschrift von einem ausgewogenen Test aus. Um es vorwegzunehmen: Eigentlich sind die betrachteten Betriebe aus Sicht unserer Redaktion korrekt bewertet worden. Es bleiben allerdings auch Wermutstropfen.
Zum TV-Test
Der Film-Oma wurden kleine Manipulationen ins Bad gebastelt. Es wurde die Silikonfuge zwischen Badewanne und gefliester Wand zerstört und zusätzlich das Silikon unter der Rosette der Badewannenarmatur entfernt. Die dann neu montierte Rosette zwischen Armatur und Wand ist zu kurz und schließt daher nicht bündig ab. Diese drei Manipulationen allein können zu einem allmählichen Feuchteproblem in der Wand hinter den Fliesen führen. Zusätzlich werden Bohrlöcher im Bereich kurz über der Wanne erstellt. Beim Duschen in dieser Wanne könnte also durchaus Wasser ins Mauerwerk eindringen. Auf der Rückseite der Wand, also im Nachbarraum des Bades, befindet sich das Wohnzimmer und dort wird der vermeintliche Feuchteschaden durch Einsprühen an einer dann aufgequollenen Tapete und durch Einschwärzen simuliert. Die schwarzen Flecken sollen einen bereits eingetretenen Schimmelbefall nachstellen.
Handwerker vor Ort
Die einbestellten Handwerker reagierten sehr unterschiedlich. Im besten Fall wurden sämtliche Schäden sofort gesichtet und repariert. Die Anerkennung vonseiten des Beobachters und Prüfers Poullie ist hier eindeutig. Analyse und Lösung des Problems werden von ihm sehr gelobt. Ein weiterer SHK-Profi findet messtechnisch und aufgrund gesammelter Erfahrungen zwei der drei Schwachpunkte und kann diese aber nicht während des gleichen Termins beheben. Einer der herbeigerufenen Notdienste rückt mit zwei Handwerkern an, findet nicht die Schwachstellen und möchte aber gerne die Wand aufstemmen, also eine sogenannte Bauteilöffnung vornehmen. Die mündliche Kostenschätzung dieser Herren bewegt sich zwischen 400 bis 1500 Euro. Diese beiden Kandidaten fallen bei der Poullie-Prüfung durch.
Ein weiterer Handwerker diagnostiziert einen Rohrbruch, möchte oder kann diesen aber nicht mit einer einfachen Druckmessung unter Beweis stellen. Auch dieser Kandidat möchte die Wand aufklopfen. Er fällt ebenso durch.
Ohne große Umschweife kommt auch ein weiterer „Fachmann“ zu dem Ergebnis, dass die Wand aufgeschlagen werden muss. Aufgrund von wiederholten Nachfragen der Film-Oma fühlt sich dieser Kandidat anscheinend in die Ecke getrieben und gibt sehr lustlos auf. Er verlässt allerdings auch ohne eine Kostenforderung die Wohnung. Letztlich sind zwei Betriebe fachlich gut aufgestellt, zwei schießen über das Ziel hinaus und ein Betrieb verweigert eine kompetente Arbeit.
Realitätsnähe der Tests
Aus Sicht unserer Redaktion handelte es sich bei den Manipulationen im Test um Fehler, die erst allmählich zu einer Durchfeuchtung der Wand führen. Voraussetzung für eine Durchfeuchtung in dem gezeigten Film ist dann aber auch ein häufiges Duschen.
Zumindest das fehlende Silikon hinter den dann auch noch zu kurzen Rosetten der Badarmatur führt üblicherweise nicht zu einem Feuchteschaden in der Wand, der dann auch noch auf die andere Seite durchschlägt. Dazu müsste man schon den Strahl während des Duschens immer wieder auf diese kritischen Stellen richten. Die undichte Silikonfuge der Wanne ist auch aus Sicht unserer Redaktion realistisch, führt aber nicht zu einem Problem auf gleicher Höhe. Vielmehr läuft das Wasser hinter einer undichten Silikonfuge zuerst nach unten und sammelt sich auf dem Betonboden unter der Wanne. Von dort zieht es, oder besser kriecht es dann wieder hoch in die Wand. Ein massiver Schaden mit Wasseraustritt und Schimmel wie im Filmbeispiel ist absolut nicht charakteristisch für einen Schaden an Silikonabdichtungen. Damit sollen nicht die drei Betriebe vom Vorwurf freigesprochen werden, sie hätten unfachmännisch gearbeitet. Nur die äußeren Zeichen waren ganz sicher nicht eindeutig.
Zur Bewertung
Wer sich aufschwingt, andere zu bewerten, der sieht auch immer seine eigene Professionalität auf dem Prüfstand. Seine Tipps für die Verbraucher waren aus unserer Sicht insgesamt angemessen und seriös. Auch die Bewertung der Betriebe blieb innerhalb eines ernsthaften und nicht reißerischen Rahmens.
Offen bleibt für unsere Redaktion die Frage, wie man denn wohl mit einer Thermografiekamera die selbst inszenierten Feuchtequellen hätte aufspüren können. Wasser, das allmählich in eine Wand eindringt, nimmt nun mal allmählich die Temperatur der Wand an und lässt sich thermografisch nicht durch einen Farbunterschied auf dem Display nachweisen. Das war pseudowissenschaftliches Geschwurbel und sollte wohl den Anschein von Hightech-Erfahrenheit vermitteln.
Noch schlimmer und schlichtweg falsch ist dann sein Einsatz eines Feuchtemessers auf Basis einer Widerstandsmessung. Er hält tatsächlich die beiden Messspitzen eines Widerstandsmessers an die feuchte Wand und will damit anscheinend belegen, dass man sehr einfach eine solche Messung vornehmen kann. Das eingesetzte Messgerät misst aber nur den elektrischen Widerstand zwischen den beiden Messelektroden. Ein solches Gerät ist beispielsweise für Holzfeuchtemessungen geeignet, aber für den hier gezeigten Einsatz nicht relevant. Einer der später hinzugezogenen Kollegen hingegen setzt ein geeignetes Messgerät ein, ein sogenanntes kapazitives Messgerät.
Fazit unserer Redaktion
Man wird das Gefühl nicht los, dass man keinen objektiven Test sieht. Es werden Ausschnitte zusammengeschnitten, die letztlich zeigen, wie vermeintlich einfach es doch sei, eine Leckage zu lokalisieren. Schon dieser Zusammenschnitt weist sichtbare Fehler auf. Dann werden Fachbetriebe gezeigt, die aufgrund der inszenierten Fehlerquellen zum Teil falsche Schlüsse ziehen. Auch aus unserer Sicht hätte man nicht mit dem Aufstemmen von Wänden beginnen dürfen, ohne eine Druckprüfung der Kalt- und Warmwasserleitungen. Die von Detlef Poullie oft zitierten elektronischen Helferlein waren zum Teil ungeeignet. Unsere Rangfolge:
1. Platz: Monteur findet und beseitigt sämtliche Fehler. Seine persönlichen Erfahrungen sind Gold wert. Der Einsatz der von Detlef Poullie viel zitierten elektronischen Helfer ist daher nicht notwendig.
Schulnote: sehr gut
2. Platz: Professioneller Leckage-Orter findet zwei der drei Fehler. Setzt aber, im Gegensatz zum Beobachter Poullie, aussagekräftige Messtechnik ein und kann deshalb die mangelhafte Abdichtung der Rosetten als Fehlerquelle ausschließen.
Schulnote: gut +
3. Platz: Herr Poullier lässt sich auf den Test seiner Kollegen ein und verlässt sich gerne auf elektronische Helfer, die er selber nicht immer korrekt einsetzt.
Schulnote: befriedigend
4. und 5. Platz: Zwei Betriebe halten aufgrund des Schadensbilds eine Bauteilöffnung für unumgänglich. Eine alternative und sehr einfache Druckprüfung hätte mit angemessenem Aufwand ein klares Ergebnis geliefert.
Schulnote: mangelhaft –
6. Platz: Monteur fühlt sich durch Nachfragen belästigt und stellt falsche Diagnosen. Er verlässt den Ort des Geschehens allerdings auch ohne Rechnungsstellung.
Schulnote: ungenügend
Umfangreiche Untersuchung
Eine sichtbare Undichtigkeit, also beispielsweise ein Rohrbruch, kann leicht diagnostiziert und behoben werden. Das zählt gewissermaßen zum Tagesgeschäft. Man sollte sich als SHK-Betrieb gut überlegen, ob man zweifelhafte Fälle übernimmt. Der eigene Betrieb und die Monteure sind nicht immer ausreichend gut aufgestellt, um schwierige Entscheidungen zu treffen und zu verantworten. Und klar: Einer aufwendigen Bauteilöffnung geht immer eine umfangreiche Untersuchung voran. Konkret meinen wir, auch mit Blick auf den WISO-Film: Bevor man Omas Bad in Schutt und Asche legt, wird es doch wohl möglich sein, ein Manometer anzuschließen.
Meinungen und Kommentare dazu auf der nächsten Seite.
MEINUNG
Daumen hoch oder runter?
Wir haben den TV-Fall (von Seite 12) unserer SBZ-Facebook-Gemeinschaft vorgestellt. Es gab unterschiedlichste Reaktionen und Kommentare darauf:
„Es ist erschreckend, wie Fachhandwerker arbeiten. Wie soll da ein Kunde die guten Handwerker von den schlechten Handwerkern unterscheiden? Ich habe bei uns im Betrieb alle Messgeräte, sogar eine Thermografie-Kamera, und bin daran vom TÜV ausgebildet. Die Kunden sollten bei der Terminvereinbarung fragen, wer kommt als Monteur mit welcher Technik, und welche Erfahrung hat er. Danach sollte der Kunde erst die Entscheidung für das Unternehmen treffen. Meist geht der Kunde zu dem Handwerker, den er schon immer kennt, unabhängig ob, er die technischen Voraussetzungen hat oder nicht!“
Jürgen Reimann per Facebook
„Der Beitrag zeigt wieder einmal: Berufserfahrung geht über alles. Da soll man Ausrüstung für über 5000 Euro zu einem Wasserrohrbruch mitbringen und dann will der Kunde nur 100 Euro für den Einsatz zahlen.“
Matthias Korn per Facebook
„Ich kann nur sagen, dass dieser Meister ein elendiger Nestbeschmutzer ist. Nicht der erste Test, der meiner Meinung nach fingiert ist. Ich möchte auch gern wissen, wie viele Kollegen gut waren, aber das kann man ja nicht zeigen. Reine Stimmungsmache! Nehmen wir 1000 SHK-Firmen, ich wette, keine 5 haben solche Geräte. Ich habe einen Feuchtigkeitsmesser und ich finde damit in der Regel jeden Schaden. Da, wo es knifflig wird, bestellen wir Ortungsfirmen. Das ist für den Kunden die bessere Lösung.“
Frank Michels per Facebook
„Ich sage nur, dass der letzte Monteur ein Mann von einer normalen, bodenständigen Fachfirma war. Denn jeder Monteur, der was auf dem Kasten hat, findet diesen Fehler ohne Elektro-Schnickschnack. Besonders, wenn man eine Wasserleitung anbohrt, sieht und hört man das. Es gibt genug schwarze Schafe, aber das ist doch nicht die Regel.“
Jörg Dietz per Facebook
„Neutral betrachtet liegt die Wahrheit wahrscheinlich in der Mitte. Die Frage ist aber doch, was soll mit so einem Bericht erreicht werden? Es erweckt den Eindruck, dass die meisten Fachhandwerker wenig kompetent sind. Das lässt sich für die Medien vielleicht super vermarkten, aber den guten Fachhandwerkern wird – gerade in Zeiten von Fachkräftemangel – damit massiv geschadet. Wir Fachhandwerker investieren extrem viel Zeit in die Akquise unseres Nachwuchses bzw. das Fachpersonal von morgen. Die Eltern, die ihre Kinder in der Berufswahl unterstützen (vielleicht auch beeinflussen) sagen den Kindern nach diesem Bericht doch „mache bloß nicht so einen Job“. Natürlich gibt es in unserem Job auch schwarze Scharfe, aber die gibt es in allen anderen Berufen in gleicher Anzahl auch. Unter anderem auch beim Fernsehen. Was hier leider verloren geht, ist die neutrale Bewertung (sofern es eine sein soll) und die Verantwortung bezüglich der Strahlkraft, die so ein Bericht auslösen kann. Diese Verantwortung kann und muss man von einem Sender wie dem ZDF erwarten! Hier ist dieser Leistung/Verantwortung aus meiner Sicht leider nicht ausreichend nachgekommen worden.“
Steffen Röhrs per Facebook
„Der Installateur von heute soll alles kennen und jede denkbare Technik im Auto haben. Vom Endoskop bis zum Feuerungsautomaten-Prüfgerät. Und dabei nicht mehr als 10 Euro die Stunde nehmen und am besten mehrere Ersatzgeräte von allen Herstellern dabei haben. Von den anderen Ersatzteilen und Werkzeugen mal ganz abgesehen. Das ergibt einen 25-jährigen Monteur mit 60 Jahren Berufserfahrung, der mit einem 60-Tonner unterwegs ist und drin wohnt, weil er sich ja keine Wohnung leisten kann.“
Alex Koch per Facebook
Wie ist Ihre Meinung dazu? Schreiben Sie der SBZ: leserforum@sbz-online.de.