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Koordination ist die halbe Miete

Damit eine Flächenheizung dauerhaft sicher und effizient betrieben werden kann, ist eine fachgerechte Planung und Ausführung nach den anerkannten Regeln der Technik zwingend erforderlich. Alle Beteiligten – vom Architekten über Fachplaner, Heizungsbauer und Estrichleger bis zum Bodenleger – müssen hierfür entsprechend zusammenarbeiten. Schnittstellenkoordination ist das Stichwort. Sie lässt sich dann besonders einfach umsetzen, wenn alle Arbeitsschritte detailliert protokolliert werden. Das gilt von der Planung über die Ausführung bis zur Bauüberwachung. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine Flächenheizung für Boden, Wand oder Decke im Alt- bzw. Neubau handelt. Halten sich alle an eine stringente Dokumentation, so ist die notwendige Transparenz in Bezug auf getätigte Arbeiten und Zuständigkeiten gewährleistet. So sind zum Beispiel beim Einbau einer Fußbodenheizung folgende Schnittstellen wichtig: die grundsätzlichen Voraussetzungen für den Einbau, die Eignung der Komponenten des Flächenheizungssystems, die Anordnung von Fugen, die Bauausführung und Überwachung, die Estrichherstellung, das Funktionsheizen sowie die Feuchtemessungen und Bodenbelagsarbeiten.

Eine fehlende Abstimmung bei diesen wichtigen Knotenpunkten kann zu einer mangelhaften Ausführung der Fußbodenheizung führen, was wiederum Reklamationen und Mängel nach sich zieht. Um dem entgegenzuwirken, erarbeitete der Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen e. V. (BVF) Broschüren zur Schnittstellenkoordination bei Flächenheizungs- und Flächenkühlungssystemen. Sie enthalten Schnittstellenprotokolle, die detailliert und eindeutig die auszuführenden Arbeitsschritte darlegen. Die praxisbezogenen Anleitungen zur Planung, Ausführung und Bauüberwachung von unterschiedlichen Systemen der Flächenheizung und Flächenkühlung in Boden, Wand und Decke gibt es für Neubau und Bestand.

Dämmung als wichtige Komponente erkennen

Der Systemdämmung wird, vor allem unter Fußbodenheizungssystemen, häufig zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt – zu Unrecht, ist sie doch die Basis der Gesamtkonstruktion. Sie vermindert den Trittschall, reduziert die Wärmeabgabe in den Unterbau des Bodens und ist daher wichtig für ein dauerhaft sicheres, effizientes sowie als angenehm empfundenes Flächenheizungssystem.

Deshalb spielt bei der Auswahl der richtigen Systemdämmung die Qualität eine große Rolle. So sollte das Produkt in jedem Fall die DIN 4108 zum Wärmeschutz sowie zur Energieeinsparung (EnEV) in Gebäuden bzw. die DIN EN 13163 über Wärmedämmstoffe für Gebäude einhalten. Nur so ist gewährleistet, dass kein minderwertiger Dämmstoff, zum Beispiel expandiertes Polystyrol (EPS), verwendet wird. Das eingesetzte Produkt muss der Deklaration in Bezug auf Zusammendrückbarkeit und dynamische Steifigkeit, Brandschutzverhalten und Wärmeleitfähigkeit Genüge tun.

Um sicherzugehen, dass auf eine qualitativ hochwertige Systemdämmung zurückgegriffen wird, sollten Verarbeiter daher auf eindeutige Kennzeichnungen und Gütezeichen achten. Hier ist beispielhaft das BVF-Qualitätssiegel zu nennen. Bei Unternehmen, die das BVF-Siegel tragen, stehen die Aspekte Qualität, Kompetenz und Sicherheit im Vordergrund. Sie zeichnen sich durch ihre aufeinander abgestimmten, zuverlässigen, effizienten und normgerechten Produkte aus.

Überheizung von vornherein vermeiden

Bereits bei der Planung einer Fußbodenheizung ist zu überlegen, wie durchlaufende Zuleitungen zu Fußbodenheizungskreisen fremder Räume zu führen und ggf. zu dämmen sind. Dieser Punkt birgt für Fachhandwerker und Planer erhebliches Konfliktpotenzial mit ihrem Auftraggeber. Die Zuleitungen führen unweigerlich zur Wärmeabgabe an den Raum, durch den sie verlegt wurden. Sie lassen sich nicht einfach durch Raumthermostate abschalten bzw. regeln. Eine Dämmpflicht besteht zwar nicht, jedoch darf die Regelbarkeit der Räume durch diese zusätzliche Wärmeabgabe nicht beeinträchtigt werden. Eine Überheizung ist grundsätzlich auszuschließen. Um diese mögliche Mängelquelle zu vermeiden, können prophylaktisch folgende Maßnahmen getroffen werden:

  • Wahl des optimalen Standorts für den Heizkreisverteiler
  • Verringerung durchlaufender Zuleitungen
  • Splitten der benötigten Heizkreise auf mehrere Verteiler, die sich an unterschiedlichen Standorten befinden
  • größere Rohrdimensionen und Unterverteilung
  • ggf. auch die Verringerung der Wärmeabgabe durch geeignete Dämmmaßnahmen

Bei Fußbodenheizungen der Bauart A, also mit Nassestrich, können beispielsweise gewellte Schutzrohre, die auf die Zuleitungen gezogen werden, die Wärmeabgabe bereits deutlich reduzieren. Bei Fußbodenheizungen der Bauart B, den Systemen mit Trockenestrichaufbau, kann bei der Installation der Flächenheizung an einigen Stellen auf die sonst genutzten Wärmeleitbleche verzichtet werden. Darüber hinaus lässt sich bei ausreichendem Platz die Wärmeabgabe der durchlaufenden Zuleitungen durch aufgeklebte Dämmbänder weiter reduzieren. Bei Sonderkonstruktionen mit besonders dünnschichtigem Bodenaufbau ist eine Reduzierung der Wärmeabgabe kaum zu realisieren. Ein Positionspapier des BVF zu diesem komplexen Thema steht kostenfrei auf der BVF-Website zur Verfügung.

Nachträglichen hydraulischen Abgleich durchführen

In Bestandsgebäuden kann der nachträgliche hydraulische Abgleich problematisch sein. In vielen Fällen lässt sich jedoch bei der Ermittlung der spezifischen Heizlast nach dem Baujahr des Gebäudes vorgehen. So veranschlagt man beispielsweise für ein Einfamilienhaus Baujahr 1990 einen Wert von 75 W/m2; für Badezimmer werden generell 20 W/m2 aufgeschlagen. Für die Spreizung kann ein Richtwert von 8 K (in Bädern 5 K) angenommen werden. Der Durchfluss je Kreis ergibt sich aus der jeweiligen Fläche und der Spreizung. Die Auslegung der Pumpen-Förderhöhe kann nach Ermittlung der Gesamtwassermenge und Förderhöhe erfolgen. Hierfür sollte der Druckverlust für den ungünstigsten Fußbodenheizkreis in bestehenden Anlagen mit 150 mbar bis 200 mbar angesetzt werden. Weiter zu berücksichtigen sind die Druckverluste im Rohrnetz (Verteilung) mit den zugehörigen Armaturen sowie des Wärmeerzeugers. Der BVF hat zu diesem Thema eine Broschüre herausgegeben, die das Näherungsverfahren nachvollziehbar beschreibt. Der Leitfaden besteht aus Anleitung, Heizkreistabelle und Formblatt für die Ermittlung der Pumpen-Förderhöhe. Er steht wie alle hier genannten Dokumente auf www.flaechenheizung.de unter der Rubrik „Fachinformationen, Dokumente-Download“ bereit.

Bei der Planung und Ausführung von Flächenheizungen sind einige Details zu beachten, damit ein dauerhaft sicheres und effizientes System zur Verfügung steht. Daher ist es gut, wenn sämtliche Beteiligten etwaige Probleme durch die sogenannte integrierte Planung und Ausführung quasi ausschließen. Das vermeidet Stress sowie Ärger und sorgt für zufriedene Betreiber. Konkrete Hilfe hierbei bietet der Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen e. V. aus Hagen.

Info

Verschiedene Systeme

Der Einsatz einer Flächenheizung lässt sich in fast jedem Gebäude und bei nahezu allen architektonischen Beschaffenheiten realisieren. Drei Systeme stehen dabei zur Wahl:

  • klassische Nasssysteme nach DIN EN 1264 als Rohrsysteme auf Dämmplatte im Nassestrich (NB1) oder Rohrsysteme in Dämmplatte mit Nassestrich (NB2)
  • Trockenbausysteme als Rohrsysteme in Dämmplatte mit Trockenestrich (TB1), meist verbunden mit Wärmeleitblechen; Rohrsysteme in Trockenausbauplatte (TB2) mit oder ohne zusätzliche Dämmschicht sowie Rohrsysteme auf Dämmplatte in Gussasphaltestrich (TB3), meist unter Verwendung von Kupferrohren
  • spezielle Verbundkonstruktionen aus Rohrsystemen auf Altuntergrund in Ausgleichsmasse (NB3)

Für eine Flächenheizung kann auch auf die Wände oder die Raumdecke zurückgegriffen werden. Hier steht ein Nasssystem, das Rohrsystem im Wandputz (NW1) bzw. im Deckenputz (ND1), zur Verfügung. Außerdem gibt es Trockenbausysteme: zum einen Rohrsysteme in Trockenausbauplatte (TW2 bzw. TD1) und für die Wandflächenheizung die Rohrsysteme in Unterkonstruktion mit Ausbauplatte (TW1).

Als Zusatznutzen sei noch erwähnt, dass die Systeme auch zum Kühlen und damit zur Verbesserung der sommerlichen Behaglichkeit eingesetzt werden können.

Autor

Ulrich Stahl ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Flächenheizungen und Flächenkühlungen e. V. (BVF), 58097 Hagen, Telefon (0 23 31) 4 89 19-01, www.flaechenheizung.de