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Sanieren mit engem Zeitrahmen

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Nach über 30 Jahren war der Evangelischen Kindertagesstätte in Reinheim in Hessen die Nutzungszeit deutlich anzusehen und sie benötigte deutlich mehr als nur einen neuen Anstrich. Allein die elektrische Fußbodenheizung verursachte jedes Jahr 13 000 Euro an Stromkosten. Dass bei der energetischen Sanierung trotz diverser Schwierigkeiten an der Fußbodenheizung festgehalten wurde, ist hauptsächlich dem Einspruch der Erzieherinnen zu verdanken.

Über zwei Jahre hinweg mussten Erzieherinnen und die Kinder so manche Belastungsprobe ertragen: Vom Dach über die Fassade bis zum Fußboden wurde die Kita einer vollständigen energetischen Sanierung und optischen Modernisierung unterzogen. Doch dank des Bauzeitenplans von Martina Michels, diplomierte Architektin des Ingenieurbüros Mauß aus Otzberg, funktionierte der Ablauf bei laufendem Kita-Betrieb erstaunlich reibungslos. Erstaunlich deshalb, weil die Arbeiten recht sportlich getaktet werden mussten und weil sich eine wesentliche Planänderung ergab: Statt, wie zunächst vorgesehen, Heizkörper zu installieren, sollte eine Fußbodenheizung in den Bestand eingebracht werden.

Um das architektonisch sehr gut für die Kinderbetreuung geeignete Objekt auf den Stand der Dinge zu bringen, sollte eine Komplettsanierung den Kindergarten auf KfW-85-Niveau heben. Neben einem neuen Dach mit EnEV-gerechter Dämmung für eingeschossige Bauten waren zudem eine Fassadendämmung (160 mm), dreifach-verglaste Fenster und eine neue Heizung vorgesehen. Die alte, elektrische Fußbodenheizung mit rund 13 000 Euro Stromkosten im Jahr sollte weichen. Vorgesehen war stattdessen eine Luft/Wasser-Wärmepumpe mit der Wärmeverteilung über großflächige Wandheizkörper. Ein neuer Estrich mit einer wirksamen Dämmung gegen das Erdreich gemäß EnEV – die Räume sind nämlich nicht unterkellert – sollte für Behaglichkeit sorgen.

Das aber rief die Erzieherinnen auf den Plan. Sie wollten auf eine Fußbodenheizung keinesfalls verzichten und konnten gute Argumente vorbringen. Kita-Leiterin Ingrid Kunz fasst diese kurz und knapp zusammen: „Kinder spielen nun einmal überwiegend auf dem Boden. Außerdem sind Heizkörper potenzielle Gefährdungspunkte. Hier können sich die Kleinen beim Herumtollen sehr schnell verletzen. Außerdem benötigen wir die Wandflächen für Regale, für Spiele und vieles mehr.“

Andererseits ließen sich die ebenfalls handfesten Gründe für die ursprüngliche Planung mit Heizkörpern nicht wegdiskutieren: Die durch Probebohrungen ermittelte verfügbare Fußbodenhöhe zwischen 11 und 12 cm reichte keinesfalls für die Installation einer konventionellen Fußbodenheizung inklusive EnEV-konformer Dämmung aus. Außerdem war der knappe Bauzeitenplan – in allen Räumen musste die Heizungsinstallation in den wärmeren Monaten von Ende März bis September erfolgen – mit den erforderlichen Trocknungszeiten für Fußbodenheizung im Nassestrich nicht machbar.

Da die Pro- wie auch die Kontra-Argumente gleichermaßen überzeugend waren, suchten Architektin und Bauleiterin Martina Michels sowie TGA-Planer Hannes Wunderlich, Inhaber des Planungsbüros Brand & Partner in Dieburg, nach einer Möglichkeit, trotz der minimalen Bodenhöhe eine Fußbodenheizung einzubringen. Als Viega-Planerberater Heiko Neukum von der Problemstellung hörte, konnte er eine bewährte Lösung präsentieren: „Bereits bei anderen Kita-Sanierungen und ähnlichen öffentlichen Bauten haben wir mit unserem Renovierungssystem Fonterra Reno die typischen Schwierigkeiten, die sich durch einen knappen Bodenaufbau im Bestand und durch ein enges Zeitkorsett ergeben, gelöst.“

Fußbodenheizung mit nur 21 mm Aufbauhöhe

Durch die Installation des Fußbodenheizungssystems konnten in der Kita Reinheim gleich zwei Hürden auf einmal genommen werden: Mit einer effektiven Aufbauhöhe von 21 mm ließ das System genug Raum nach unten für eine Schüttung zum Höhenausgleich der Bodenplatte sowie für die erforderliche Dämmung gegen das Erdreich. Zudem brachten die Fonterra-Systemplatten aus Gipsfasermaterial mit eingefrästen Nuten zur Aufnahme der Heizrohre (Polybuten, 12 x 1,3 mm) den Vorteil, dass auf einen Nassestrich verzichtet werden konnte. Damit entfielen die obligatorischen Heizphasen. Nicht zuletzt deshalb blieb man im engen Bauzeitenplan, wie Martina Michels zufrieden berichtet:

„Um die insgesamt neun Kindergruppen- und Mehrzweckräume in dem knappen, durch die Jahreszeit bedingten Zeitfenster zu sanieren, blieb uns rechnerisch pro Raum gerade mal ein Monat. Dabei durften das Ausstemmen des alten Estrichs, der neue Bodenaufbau und das Einbringen der Fußbodenheizung nicht länger als eine Woche in Anspruch nehmen. Das hat aber sehr gut funktioniert“, bilanziert die Architektin.

Und dies, obwohl die Arbeiten im Bestand so manche Überraschung mit sich brachten, wie sich TGA-Planer Hannes Wunderlich erinnert: „Was wir bei unseren Probebohrungen nicht feststellen konnten, war, dass die Bodenplatte teilweise Höhentoleranzen von bis zu 30 % aufweist. Weil uns dadurch stellenweise viel Bodenhöhe für die vorgesehene Dämmung verloren ging, haben wir dünnere Dämmplatten mit einem besseren U-Wert verlegt. Darüber kamen Gipsfaser-Ausbauplatten, auf die dann die Fonterra-Reno-Systemplatten verklebt und geklammert wurden“, beschreibt Wunderlich den Bodenaufbau weiter.

Ambitionierter Terminplan wurde eingehalten

Für Jürgen Kehr, bauleitender Obermonteur des ausführenden SHK-Betriebs Müller in Seeheim-Jugenheim, war die Verlegung des Fonterra-Reno-Systems zunächst Neuland. Doch das Verlegeprinzip wurde schnell zur Routine, sodass trotz der verwinkelten, trichterförmig zulaufenden Räume der ambitionierte Zeitplan eingehalten werden konnte. „Zu Anfang haben wir noch häufig den detaillierten Verlegeplan zuhilfe genommen. Doch schon bald war logisch, wo Kopfplatten und wo Grundplatten hingehören. Auch der Zuschnitt mit Handkreissäge war schnell gemacht“, lautet der Erfahrungsbericht des SHK-Profis.

Nachdem die Systemplatten verlegt wurden, erfolgte die Grundierung der Fläche mit einem Drucksprüher. Nach kurzer Trocknungszeit konnten dann die Rohre eingebracht werden. Anschließend erfolgten die Druckprüfung und das Auftragen der Vergussmasse. Diese Arbeitsschritte waren turnusmäßig bis Freitag abgeschlossen, damit diese letzte dünne Schicht dann über das Wochenende trocknete. So konnte direkt am folgenden Montag der Bodenbelag verlegt werden. Nach diesem Prinzip wurde Raum für Raum saniert, häufig unter den großen Augen der Kinder als faszinierte Zuschauer. Nur der Ringflur, von dem alle Räume sternförmig abgehen, wurde in den drei Wochen Sommerpause erneuert.

„Wir sind froh, wenn in unserer Tagesstätte wieder Normalität einkehrt. Doch die schönen neuen Räume entschädigen uns alle – besonders die angenehme Fußbodenheizung“, sagt Gabriele Hosemann, stellvertretende Leiterin der Kita. Zur Freude der Erzieherinnen, aber auch des Trägers konnte mit Fonterra-Reno doch noch für warme Spielflächen auf dem Boden gesorgt werden – und das zu deutlich niedrigeren Betriebskosten. Die errechneten Einsparungen beim Strom sollen bei 70 % liegen, denn die für die Luft/Wasser-Wärmepumpe prognostizierten Stromkosten betragen rund 4000 Euro jährlich.

Deutschlandweit großer Sanierungsbedarf

Das Sanierungsprojekt in Reinheim steht exemplarisch für die Mehrzahl der rund 53 000 Kindertagesstätten in Deutschland. Denn es gilt, diesen Bestand zu erhalten und vielfach kindgerecht zu modernisieren. Insbesondere der am 1. August 2013 in Kraft getretene Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab dem ersten Lebensjahr führt zu einem weiterhin steigenden Bedarf. Finanzielle Mittel dafür werden von Bund und Ländern bereitgestellt, aber auch z nehmend von der Privatwirtschaft. Planer und SHK-Fachhandwerker werden somit wohl vermehrt mit den Herausforderungen von Kitas als Spezialobjekte konfrontiert. Daher lautet die wichtige Quintessenz der Kita-Sanierung in Reinheim: Die Fußbodenheizung ist für Kindertagesstätten eine gute Lösung – und auch bei geringem Bodenaufbau machbar.