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Deutschland in der “Klempner-Krise“?

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So titelte die Bildzeitung neulich und versuchte, die deutschen Normalbürger in Aufruhr zu versetzen: Angeblich bis zu zwei Jahre Wartezeit, explodierende Preise und Nachwuchsmangel. Letztere Feststellung kann man als richtig bezeichnen.

Es gibt zu wenig Nachwuchs, im Handwerk und auch sonst in jedem gewerblichen Beruf. Hierfür gibt es Erklärungen. Zum einen gibt es einfach weniger junge Leute in Deutschland. Das ist dem demografischen Wandel geschuldet, der jetzt hart zuschlägt. Zum anderen nimmt die Quote derer, die nach der Regelschule eine weiterführende Schule besuchen oder eine akademische Ausbildung beginnen, stetig zu. Über die letzten Jahre lag dieser Anteil bei über 50 %. Einige nennen das auch den „Akademisierungswahnsinn“. Drittens sind die jungen Leute heute einfach bequemer und von zu Hause aus so sozialisiert, dass sie nur noch White-Collar-Berufe anstreben. Schmutzig zu werden bei der Arbeit, keinen geregelten Tagesablauf zu haben, sich auf der Baustelle immer neuen Gegebenheiten anzupassen oder eventuell eine Stunde in die Berufsschule zu fahren, ist vielen zu beschwerlich. Kann man zum Teil verstehen, muss man aber nicht.

Früher hieß es: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Jeder, der eine Lehre begann, wusste, dass aller Anfang schwer und manchmal dornig wird. Heute ist die Frustrationsschwelle vieler Jugendlicher, die von Mama oder Papa – im besten Falle von beiden gemeinsam – in Watte gepackt werden, relativ gering. Wenn man von den Ausbildungsbetrieben hört, dass viele Lehrlinge unpünktlich sind, ein furchteinflößendes Äußeres (Tattoos und Piercings an den unmöglichsten Stellen) aufweisen, kaum noch Umgangsformen mitbringen, teilweise zugedröhnt oder unwillig zur Arbeit erscheinen und ihnen obendrein das Lesen, Schreiben sowie Rechnen schwerfällt, denkt man vielleicht anders über den Sachverhalt.

Grundübel bei allen oben genannten Faktoren ist die seit Jahren rückläufige Ausbildungsfähigkeit und -bereitschaft der Jugendlichen. Seit mehr als 20 Jahren wenden sich die Berufsverbände an die Politik und beklagen, dass die Handwerksunternehmen nicht die Reparaturbetriebe der Regelschule sein können. Die Politiker zucken nur mit den Schultern und verweisen darauf, dass die Lehrer einen guten Job machen und die Gesellschaft sich gewandelt habe. Natürlich machen die meisten Lehrer einen guten Job, aber aus einem Brikett können diese auch bei größtem pädagogischen Geschick keinen Diamanten schleifen.

In Bayern hat man die Hauptschulen umbenannt und dann erwartet, dass – bei konstanter „Güte“ des Inputs – aus den sogenannten Mittelschulen eine neue Qualität an Bewerbern erwachsen würde. Leichte Besserungstendenzen sind teilweise vorhanden. Doch leider hat sich die Qualität der Schüler, nicht zuletzt durch die unkontrollierte Zuwanderung seit 2015, nicht erhöht, denn diese sprechen oftmals noch nicht mal ausreichend Deutsch, um am Unterricht teilzunehmen.

Wer also lange Wartezeiten und Preisexplosionen im Handwerk bekämpfen will, muss an der Ausbildungsfähigkeit der Jugend arbeiten. Niemand, der nicht gut Deutsch spricht, schlecht lesen, schreiben und rechnen kann, darf die Schule verlassen. Hier muss sich die Politik etwas einfallen lassen, und zwar schnell! Es ist nicht fünf vor, sondern fünf nach zwölf!

Abschließend sei angemerkt, dass das Handwerker-Bashing (neudeutsch für Schelte) endlich aufhören muss. Sowohl in den eigenen Reihen als auch von außen. Wenn wir uns intern immer schlechtreden, brauchen wir uns einerseits nicht zu wundern, wenn keiner mehr Betriebe übernehmen will. Die Medien müssen andererseits aufhören, das Handwerk schlechtzuschreiben. Wenn sich Blätter bzw. Fernsehsender gefallen, wenn sie von „Räubern in Latzhosen“ oder „Murks im Heizungskeller“ berichten, müssen wir uns nicht wundern, dass niemand mehr ins Handwerk will. Obwohl dies gerade in der heutigen Zeit goldenen Boden hat.

Das Handwerk hat eine zu geringe öffentliche Lobby. Politiker loben es vor den Wahlen, lassen es aber danach fallen wie eine heiße Kartoffel (siehe z. B. die Nichtumsetzung der Koalitionsvereinbarung im Punkt energetische Gebäudesanierung). Der schlechte Ruf des Handwerks wird von 2 bis 3 % der Betriebe verursacht. Es ist schlicht unfair, die überwältigende Mehrheit am Versagen einer Minderheit zu messen. Niemand würde sagen, dass alle Politiker in ihre eigene Tasche wirtschaften, nur weil es vielleicht 2 bis 3 % tatsächlich tun! Oder?

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Wolfgang Schwarz

Hauptgeschäftsführer

Fachverband SHK Bayern