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Wenn Astronauten und Ärzte hilflos sind

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Könnte ich noch einmal von vorn anfangen, ich würde einen Mann heiraten, der imstande ist, meine Toilette zu reparieren.

Die ganze Geschwätz, dass Mütter sich wünschen, ihre Töchter mögen Ärzte heiraten, ist Unsinn. Wie ich bereits zu meiner Tochter sagte: Mit einem Mann verheiratet zu sein, der zwei Aspirin in ein sprudelndes Zahnputzglas fallen lässt und dann sagt: „Rufen Sie mich morgen noch einmal in der Praxis an“, kann jede Leidenschaft aus einer Ehe vertreiben.

Gewiss, es hat eine Weile gestimmt, dass Ärzte – besonders auf dem Land – eine Art gehobene Stellung einnahmen. Sie fuhren große Wagen, waren Mitglieder im Club, machten im Winter Kreuzfahrten und hatten hochstämmige Bäume im Vorgarten. Doch das war vor der Versicherung gegen ärztliche Kunstfehler. Heute sind Installateure die Lieblingsvorstellung besorgter Mütter.

Sie sind wahrscheinlich die letzten unabhängigen Unternehmer. Es sind die einzigen mir bekannten Männer, die mit drei Tagen Verspätung erscheinen und dennoch unter einem Baldachin im Villenvorort einziehen können, während die Menge Hosianna singt. Sie verdienen 50 Euro dafür, dass sie einen ermahnen, man solle nie Besteckteile in den Müllzerkleinerer werfen. Wir alle lernen das offenbar zu spät.

In einem unserer früheren Häuser wurden wir von einer Leitungskatastrophe nach der anderen heimgesucht. Der Badewannenabfluss war verstopft. Der Wasserdruck der Dusche war zu niedrig. Eins der Rohre brach und überflutete das Zimmer. Der Küchenausguss lief nicht ab. Der Installateur war wie der Arzt. Ich gewann ihn auf besondere Art lieb. Ich sah ihn öfter als meinen Mann.

Eines Tages rief ich in seiner Firma an und sagte: „Könnte Herbert wohl auf Hausbesuch kommen? Wir haben überall im Haus nur kochendes Wasser! Unser Rasen wird überbrüht, und wenn wir im Klo ziehen, steigt Dampf auf und macht es zu einem mystischen Erlebnis.“ „Das ist kein Notfall“, beschloss die Firmensekretärin. Ich konnte es nicht glauben. Nach allem, was wir einander bedeutet hatten? Damals hegte ich die Wunschvorstellung mit einem Mann verheiratet zu sein, der wusste, wie man den Deckel vom Toilettenspülkasten abnimmt.

Kürzlich war ich bei einer Feier in einem großen Ballsaal. Unmittelbar bevor wir zusammenkamen, um zu essen und unser Programm zu absolvieren, gab es oberhalb der Saaldecke einen Rohrbruch und überall floss Wasser. Alle waren wir hilflos: sieben Physiker (vier von ihnen Nobelpreisträger), ein weltberühmter Schauspieler, eine berühmte Schauspielerin, sieben Bestseller-Autoren (drei von ihnen mit Pulitzer-Preis), drei berühmte Sportler, ein bekannter Arzt, ein Politiker, zehn Wissenschaftler (sechs davon Nobelpreisträger), zwei Generäle, ein ehemaliger Boxweltmeister, ein Inhaber von olympischem Gold, vier Astronauten, eine Popsängerin, eine Operndiva, ein früherer Botschafter, ein klassischer Filmemacher Hollywoods und ein Mann, der auf dem Mond gewesen war. Wir hätten sie alle gern eingetauscht – gegen einen Installateur.

Erma Bombeck – Erstveröffentlichung in SBZ 11/1987.

Zeitlos

Diese Glosse der 1996 verstorbenen Humoristin und Autorin Erma Bombeck haben wir bereits im Jahr 1987 in der SBZ veröffentlicht. Die Thematik hat nichts an Aktualität verloren – ganz im Gegenteil, das Nachwuchsproblem ist heute aktueller als je zuvor. So gibt es viele Dinge, die unsere Branche schon lange begleiten und wohl noch länger begleiten werden, ohne dass die Problematik sich entschärft. Aber wie heißt es doch so treffend: nur den Kampf, den man aufgibt, hat man verloren.DS