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Häusliche Sprinkleranlagen

Neue Wege

Die Initiative Kupfer setzt sich seit geraumer Zeit aktiv für den Einsatz von Sprinkleranlagen in Privathaushalten ein. Während in vielen europäischen Ländern Sprinkler bereits zum Standard auch in privaten Bauobjekten gehören, wird in Deutschland dieses lebensrettende Potenzial viel zu wenig genutzt. Dabei ist es aus technischer Sicht kein Problem, Sprinkleranlagen auch in privaten Lebensräumen einzubauen. In einem Presseworkshop informierte die Initiative Kupfer Mitte Juni in Heiligenhaus nicht nur über die technischen Möglichkeiten des Einbaus von häuslichen Sprinklern und deren Einsatz bei den europäischen Nachbarn, sondern auch über bestehende bzw. zu modifizierende Regelwerke und Normen in Deutschland.

Regelwerke anpassen

Um den Einbau von Sprinkleranlagen in Deutschland auch in Privathaushalten zu ermöglichen, sind neben der entsprechenden Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung zunächst auch die notwendigen Normen sowie Planungs- und Ausführungsbestimmungen festzulegen. Heinrich Rausch, Chairman der Initiative Kupfer, erläuterte dazu in seinen Ausführungen, welche Regelwerke hier betroffen sind: „Im Bereich der Anlagentechnik sind die Regeln der eDIN 1988-60 (Technische Regeln für TW-Installationen – Teil 60: Feuerlösch- und Brandschutzanlagen), die eDIN 14464 (Löschwasseranlagen – Direktanschlussstationen) sowie die DIN EN 1717 (Schutz des Trinkwassers vor Verunreinigungen in TW-Instal­lationen und allgemeine Anforderungen an Sicherheitseinrichtungen zur Verhütung von Trinkwasserverunreinigungen durch Rück­fließen) zu beachten.“ Daneben greifen noch Regelwerke wie VdS CEA 4001, VdS 2109 S1, prEN 14816 und prEN 12845, die Planung, Einbau und Instandhaltung solcher Anlagen beschreiben. Ungeklärt ist bislang die Frage, wer eine Berechtigung erhält bzw. wie diese Zertifizierung aussehen könnte, um in Privathaushalten Sprinkleranlagen einzubauen. „Wir sind der Meinung, dass dieser Bereich durchaus von entsprechend zertifizierten Installateuren übernommen werden kann – eine Ansicht, die auch vom TÜV Rheinland mitgetragen wird. Dem Handwerk würde sich dadurch ein neues Geschäftsfeld eröffnen.“ Chancen bieten sich hier durch aktuelle Überarbeitungen des betroffenen Regelwerkes. Rausch: „Es ist geplant, in der eDIN 1988/60 erstmals den Direktanschluss von Sprinklern an die Trinkwasser-Installation unter bestimmten Voraussetzungen zuzulassen, womit sich gerade für den privaten Bauherrn eine kostengünstige Möglichkeit für den Einbau von Sprinkleranlagen eröffnen würde.“ Gleichzeitig wird die eDIN 14464 überarbeitet, die das Thema Löschwasseranlagen – Direktanschlussstationen regelt. Ziel ist es hier, eine Direktanschlussstation für Feuerlöscheinrichtungen zu ermöglichen, die direkt – ohne freien Auslauf, Vorratsbehälter und Druckerhöhungsstation – mit der Trinkwasserinstallation verbunden werden darf. „In den beiden zuständigen Normenausschüssen der Bereiche Wasserwesen und Feuerwehr­wesen sind die Arbeiten zur Umsetzung einer zugelassenen DAS in die Normentexte im Gange bzw. abgeschlossen, aber es können sich noch technische Änderungsanforderungen im Rahmen der Einspruchsverhandlungen ergeben. Wir rechnen allerdings mit einer Lösung bis Mitte 2008“, so Rausch zusammenfassend. Wie die praktische Umsetzung zum Einbau einer Sprinkleranlage in Privathaushalten aussehen kann, erläuterte Dr. Joachim Böke, Manager für Produktentwicklung beim US-amerikanischen Sprinklerhersteller Viking.

Sprinkler für jedes Einsatzgebiet

Einleitend stellte Dr. Böke die allgemeine Funktionsweise eines Sprinklers vor. Böke: „Eine automatische Sprinkleranlage ist dafür ausgelegt, einen Brand zu entdecken und diesen schon im frühen Stadium mit Wasser zu löschen oder das Feuer unter Kontrolle zu halten, so dass das Löschen mit anderen Mitteln durchgeführt werden kann. Die Sprinkler öffnen dabei bei vorbestimmten Temperaturen, um Wasser auf die vom Brand betroffenen Flächen zu verteilen. Im Allgemeinen wird die Öffnungstemperatur auf die Temperatur der Umgebung abgestimmt und reicht von 57 bis 182 °C. Im Brandfall öffnen jedoch nur die Sprinkler, die in der Umgebung des Brandes ausreichend erwärmt werden.“ Nach EN 12845 besteht eine Sprinkleranlage dabei aus einer oder mehreren Wasserversorgungen und Sprinklergruppen, wobei sich ­diese wiederum aus einer Alarmverteilstation, einem Rohrnetz und den am Rohrnetz installierten Sprinklern zusammensetzt. „Die Gesamtauslegung basiert dabei auf der Brandlast, der Art des Risikos und der Anlagenart,“ führte der Experte weiter aus. „Je nach Einsatzbereich variieren zudem die Sprinkler­arten, die verwendet werden. Neben verdeckten Sprinklern gibt es beispielsweise auch so genannte Flachschirmsprinkler, versenkte Sprinkler, Seitenwandsprinkler oder hängende Sprinkler.“ Dabei sind die Rohrleitungen in Stahl oder Kupfer auszuführen. Für den privaten Bereich lassen sich dabei viele Vorgaben übertragen. „Der Europäische Versicherungsverband CEA ist gegenwärtig dabei, einen Anhang für die Installation für Sprinkleranlagen im Wohnbereich zu entwerfen. Hier werden auch die Grenzen der Anwendung sowie Beispiele der Installation festgelegt.“

Erfahrungen liegen vor

Erfahrungen mit Sprinklern in Privatgebäuden liegen seit Jahren vor, betonte der Sprinklerexperte und verwies auf die US-Norm NFPA, wo auch die Ausstattung von Ein- und Zweifami­lienhäusern mit Sprinklern geregelt wird. „Vor ihrer Zulassung müssen die Sprinkler Brandversuche bestehen. Das Ziel von Residential Sprinklern ist es, für den Bewohner den Personenschutz sicherzustellen und im Brandfall eine sichere Flucht zu ermöglichen. Im Brandversuch darf deshalb die maximale Temperatur 76 mm unter der Decke 315 °C nicht überschreiten. Die maximale Temperatur 1,60 m über dem Boden ist 93 °C. Die Temperatur 1,60 m über dem Boden darf über einen betrachteten Zeitraum vom zwei Minuten 54 °C, die maximale Deckentemperatur 6,4 mm hinter der Deckenoberfläche darf 260 °C nicht überschreiten.“ All dies seien Vorgaben, die sicherstellen, dass im Brandfall wirklich Menschenleben durch den Sprinklereinsatz gerettet werden können.

Selbstrettung wird verbessert

Dies konnte Alan Brinson vom European Fire Sprinkler Network (EFSN) nur bestätigen: „Wenn der Einbau von Sprinklern in Wohngebäuden von Behörden unterstützt und gefördert wird, geht die Zahl der Brandtoten in diesen Gebieten sogar auf Null zurück. Und das gilt auch für Personen, die nicht in der Lage sind, das betreffende Zimmer aus eigener Kraft zu verlassen.“ Der Grund, so Brinson weiter, liege darin, dass Sprinkler auf Hitze sensibel reagieren und auslösen, bevor die Konditionen tödlich werden. In den meisten Fällen würde zudem das Feuer gelöscht. „Damit wird auch die Selbstrettung verbessert, denn oftmals vergehen wertvolle Minuten, bis die Feuerwehr am Brandort eintrifft.“ Der Experte räumte auch mit dem Vorurteil auf, dass Sprinkler nach ihrem Auslösen zwar das Feuer löschen, dafür aber verheerende Wasserschäden anrichten würden. „Da der Sprinkler nur über der Brandquelle auslöst, wird nur lokal gelöscht; das Feuer kann sich nicht so schnell ausbreiten.“

Sprinkler retten Leben

In vielen europäischen Ländern würden die Vorteile für Leben und Gut durch Sprinkler zunehmend anerkannt: „Dabei stehen nicht immer nur öffentliche Einrichtungen im Fokus; Privatwohnungen werden zunehmend mit Sprinklern ausgerüstet, da sie neben sicherheitstechnischen Aspekten auch architektonische Möglichkeiten bei der Raumaufteilung bieten. Inzwischen gibt es in zahlreichen europäischen Staaten wie Großbritannien, Luxemburg, Norwegen, den Niederlanden aber auch Österreich entsprechende Richtlinien und Gesetze. Verbunden seien diese Empfehlungen oftmals mit spezifischen Anreizen, führte Brinson weiter aus: „In Großbritannien zahlen teilweise die Gemeinden oder Feuerwehren die Kosten für den Einbau von Sprinklern.“ Hier sei übrigens auch der Anschluss der Sprinkleranlage an die Trinkwasserleitung gestattet, was die Kosten für die Ausstattung eines Einfamilienhauses auf 750 Euro (Neubau) bis 3000 Euro (Renovierung/Altbau) reduziert. „Es ist natürlich wichtig, die Anlagen richtig zu installieren. Nur ausgebildete Leute, die für anerkannte Firmen arbeiten, sollten deshalb diese Systeme anbringen. In Großbritannien geschieht dies inzwischen zunehmend von speziell dafür zertifizierten Installateuren.“ In diesem Zusammenhang verwies Brinson zu guter Letzt auch noch auf den wirtschaftlichen Aspekt, der sich durch die Öffnung des privaten Marktes bietet: „Allein in Norwegen wurden 2006 fast 48000 Wohnsprinkler eingebaut. Bei einer Annahme von 10 bis 15 Sprinklerköpfen pro Wohnung bietet sich für das Handwerk ein enormes Geschäftspotenzial.“

Die anschließende Diskussion zeigte, das der Einbau von Sprinklern in Privathaushalten auch für Deutschland ein wichtiges Thema ist, dass kurzfristig und unbürokratisch zum Wohle der Bürger gelöst werden sollte. Dass als Nebeneffekt gleichzeitig ein neues Geschäftsfeld für das Handwerk aufgebaut werden kann, wurde dabei positiv gesehen. Umfragen bei Installateuren und Planern haben zudem gezeigt, dass das Handwerk darauf wartet, hier aktiv werden zu können und durchaus auch bereit ist, Zeit und Geld für entsprechende Zertifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen zu investieren.

Initiative Kupfer

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