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Chancen ergreifen

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SBZ: Herr Roth, was, glauben Sie, ist leichter zu führen: ein Industrieunternehmen oder ein Handwerksbetrieb?

Manfred Roth: Beide Fälle basieren auf dem gleichen Prinzip: Man muss als Unternehmer eine Vision haben, immer innovativ sein und dann vernünftig diversifizieren. Wenn man zusätzlich die Kunden in den Mittelpunkt seines Denkens und Handelns stellt sowie ein Potenzial an fähigen Mitarbeitern aufbaut, hat man die größten Erfolgsgaranten auf seiner Seite. Das ist unabhängig von der Größe eines Unternehmens.

SBZ: Welche Erfahrungen aus der Gründungsphase, als Roth noch als Handwerksbetrieb existierte, zahlen sich heute noch aus?

Roth: Man darf seine Vision nicht aus den Augen verlieren und sollte für ihre Realisierung die Rahmenbedingungen genau untersuchen. Diese beinhalten den Markt insgesamt, aber insbesondere das Erfolgspotenzial von Innovationen, die Nachfrage, den Wettbewerb sowie die wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten. Zu guter Letzt muss man Chancen ergreifen und das unternehmerische Risiko für seine Entscheidungen eingehen.

SBZ: Was können Sie umgekehrt mit Blick durch die Brille des Industriellen heute einem Handwerker mit auf den Weg geben?

Roth: Sich selbst treu zu bleiben. Überzeugungen motivieren zu unternehmerischem Handeln. Von mir kann ich sagen, dass mich meine berufliche Bestimmung voll und ganz erfüllte. Ich hatte die beste Aufgabe meines Lebens erhalten, nämlich das eigene Familienunternehmen zu entwickeln.

SBZ: Nach welchen Grundsätzen sollten Unternehmer generell handeln, egal ob in der Industrie oder im Handwerk?

Roth: Dauerhafte, solide und erfolgreiche Geschäftsbeziehungen sind das Resultat wertebasierter Unternehmensführung. Bereits Ende der 1970er-Jahre habe ich unsere Unternehmensgrundsätze erarbeitet und festgehalten. Sie verankern unsere Werte und Ausrichtung, haben unverändert bis heute Bestand und sind Grundlage unseres Handelns. Das Familienunternehmen Roth steht für verantwortungsvolles Handeln und die Schaffung nachhaltiger Beziehungen.

SBZ: Was fällt Ihnen als international erfahrenem Unternehmer eigentlich beim Stichwort „Globalisierung“ zum deutschen SHK-Handwerk ein?

Roth: Die Globalisierung löst viele wirtschaftliche Strukturveränderungen aus, die auch den Handwerker berühren und Anpassungsstrategien von ihm erfordern. Seine Kunden können sich heute schneller und umfassender informieren, sodass sich auch die Nachfragestruktur verändert. Mit dem Ausbau seines Dienstleistungsangebots und einer hohen Qualifizierung seiner Mitarbeiter kann er aber weiterhin seine Marktposition behaupten. Im Rahmen der Globalisierung ist die Stärke des Handwerks, nah am Kunden zu sein. Diese Chance gilt es zu nutzen.

SBZ: Stichwort qualifizierte Mitarbeiter: Industriebetriebe wie auch Handwerksunternehmer treibt das große Thema Fachkräftenachwuchs um. Wie könnte die SHK-Branche das Problem angehen?

Roth: Die Verschiebung im Altersaufbau der Bevölkerung ist nur ein Grund für den Mangel an Fachkräftenachwuchs im Handwerk. Mit dem Rückgang an Schulabgängerzahlen ist in der Wirtschaft insgesamt ein Wettbewerb um gut vorgebildete Jugendliche für die betriebliche Ausbildung entstanden und leider bleiben viele Ausbildungsplätze unbesetzt. Unsere Branche ist gefordert, die Ausbildung deutlich aufzuwerten und attraktiv zu machen.

Umso wichtiger sind die eigentlichen Leistungsträger in den Handwerksunternehmen. Es sind die erfahrenen, älteren Mitarbeiter. Sie sind quasi der „Schatz“ des Unternehmens, der gehütet werden muss. Hier gilt es, ihr Potenzial zu fördern, in ihre Weiterbildung und Gesunderhaltung zu investieren.

SBZ: Stichwort Onlinevertrieb und die Möglichkeiten, die sich z. B. auch der herstellenden Industrie eröffnen: Können die Handwerksbetriebe in einem Markt mit neuen digitalen Geschäftsmodellen auch künftig bestehen oder werden sie überflüssig?

Roth: Handwerksbetriebe werden ganz und gar nicht überflüssig. Überall da, wo der echte Mensch mit seinem physischen Einsatz und seinem besonderen Vermögen vor Ort gefragt ist, bleibt er unersetzlich. Die digitalen Geschäftsmodelle hingegen muss der Handwerksunternehmer sich in vielerlei Hinsicht zunutze machen. Etwa um seine Arbeitsprozesse, Verwaltungsaufgaben und Dokumentationsaufwand effizient zu gestalten. Auch im Marketing und Vertrieb bietet die Digitalisierung zahlreiche Möglichkeiten, ein Unternehmen innovativ zu präsentieren und seine Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten. Ein moderner Internetauftritt, digitale Angebote und Anwendungen bieten große Chancen für die Kundengewinnung und Kundenbindung.

Immer dann, wenn es um kommunikative Kompetenzen geht, um echte persönliche und individuelle Beratung, Problemlösung und Dienstleistung, hat der Handwerker einen Vorsprung und das begleitende digitale Geschäftsmodell ist „nur“ ein Zusatznutzen.

SBZ: Zum Abschluss ein Gedankenspiel: Mal angenommen, der „Handwerksunternehmer Manfred Roth“ würde mit dem „Industrieunternehmer Manfred Roth“ über ein neues Produkt verhandeln – wer ginge als Sieger aus dieser Begegnung hervor?

Roth: Es gibt einen Gleichstand, vorausgesetzt, beide haben die notwendige Stärke, die zu dem gewünschten gemeinsamen Erfolg führt, den Bauherren zufriedenzustellen. Dann sind beide gleich wichtig, sie brauchen sich gegenseitig und arbeiten auf Augenhöhe zusammen. Der Handwerksunternehmer Manfred Roth muss sich darauf verlassen können, dass er vom Herstellerunternehmer das richtige Produkt bekommt und der Hersteller Manfred Roth muss sich darauf verlassen können, dass der Handwerker es gut vermarkten und einbauen kann.

SBZ: Herr Roth, vielen Dank für das interessante Gespräch.

Info

Seiten einer Erfolgsstory

Anlässlich des 70-jährigen Roth-Firmenjubiläums stellte der Unternehmer Manfred Roth sein Buch „Vom Handwerksbetrieb zum Weltmarktführer – ein Leben für das Familienunternehmen“ vor. Er beschreibt darin die Entwicklung von der Gründung des Handwerksbetriebs im Jahr 1947 bis hin zum heutigen dynamischen Industrieunternehmen mit führenden Technologien und Marktpositionen. Das Buch legt dar, wie Innovationen und strategische Weichenstellungen die positive Entwicklung von Roth bis zur Weltmarktführerschaft in Kernsegmenten begründet haben. Es zeigt ebenfalls, wie die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den einzelnen Jahrzehnten die unternehmerischen Entscheidungen beeinflusst haben. Roth ist mit rund 1250 Mitarbeitern und weltweit 28 Produktions- und Vertriebsunternehmen in der Gebäude- und Industrietechnik tätig. Das rund 300 Seiten umfassende Buch ist zum Preis von 20 Euro erhältlich per Telefon (0 64 66) 9 22-1 16 und per E-Mail: buch@roth-industries.de Der Erlös kommt einem ambulanten Hospizdienst zugute.