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Handwerk prüft Vorschläge und lehnt weiterhin ab

Handel will Margen über Logistikpauschalen aufbessern

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Ende Oktober letzten Jahres wurde von den 58 im Fachverband SHK NRW zusammengeschlossenen SHK-Innungen in der Oberhausener Resolution gegen die von Großhändlern erhobenen Zuschläge protestiert. Trotzdem gingen zahlreiche Großhandelshäuser dazu über, Materiallieferungen mit Zuschlägen für Transport- und Energiekos­ten zu versehen. Wurden Anfang Oktober noch als offizielle Begründung die enorm gestiegenen Energiekosten, die Preise für Dieseltreibstoff, angegeben, greift diese Argumentation mittlerweile nicht mehr. In Bundesländern, wie Baden-Württemberg haben die Großhändler ihr Ansinnen schon allein deshalb bereits wieder zurückgezogen.

»Das Ansinnen einer zusätzlichen Logistikpauschale ist schon vom Grundsatz her pervers«

Norbert Borgmann, stellvertretender Landesinnungsmeister in FVSHK NRW

Ganz gleich wie die Begründungen auch lauten, derartige Transportzuschläge sind nicht praxisgerecht. Diese verdeutlichen die von verschiedenen Großhandelshäusern dem Fachverband NRW mittlerweile unterbreite­ten individuellen Modelle zur Abrechnung. Stellt man diese Vorschläge nebeneinander (Bild 2) wird deutlich, dass die unterschiedlichen Zuschlagsformen lediglich zu Intransparenz und mehr Arbeitsaufwand beim Handwerk führen. Deshalb bleibt die Forderung des Fachverbandes NRW und der Handwerksbetriebe bestehen, dass die Großhandelshäuser ihre Leistungen unisono in die Preise einrechnen sollen. Nur so bleiben die Konditionen der Großhändler vergleichbar und damit der Wettbewerb gewährleistet. Warum das Handwerk sich so energisch wehrt und ob der Großhandel gut daran tut, diese Forderung wirklich zu begraben wollten wir von Alfred Jansenberger (stv. Hauptgeschäftsführer des FV NRW) und Norbert Borgmann (stv. Landesinnungsmeister des FV NRW) wissen, mit denen wir aufgrund der dynamischen Entwicklungen am Rande des 2. Deutschen Forums für Innenraumhygiene über dieses Thema gesprochen haben.

»Mit den Modellen will der Großhandel gezielt für mehr Intransparenz bei der Preisgestaltung sorgen«

Alfred Jansenberger, stellvertretender Hauptgeschäftsführer in FVSHK NRW

SBZ: Warum wehren Sie sich jetzt wieder so vehement gegen die Transportzuschläge? Anfang des Jahres sah es so aus, als würden sich Fachverband und Großhandel einigen.

Jansenberger: Da wissen Sie mehr als wir. Wir protestieren schon seit Mitte letzten Jahres gegen die Einführung derartiger Zuschläge. In einem kurz vor Weihnachten geführten Gespräch haben die Großhändler Einlenken signalisiert und die Änderung ihrer Modelle zugesagt. Diese sollten so umgestaltet werden, dass sie für das Handwerk einen Anreiz bieten, ihr Bestellverhalten zu optimieren und damit Logistikkosten zu vermeiden. Die neuen Modelle liegen jetzt vor und wie bereits im Dezember angekündigt, wurde diese nun vom Handwerk auf Herz und Nieren geprüft. Unter Zugrundelegung der neuen Fakten haben wir unsere Mitglieder Mitte Februar noch einmal befragt und die Ablehnung ist eher größer als kleiner geworden.

»Für die fehlerhaften Abrechnungen müsste ich den Großhändlern eigentlich eine Rechnungsunfähigkeitspauschale in Rechnung stellen«

Norbert Borgmann, stellvertretender Landesinnungsmeister in FVSHK NRW

SBZ: Warum lehnen Sie einen Transportkostenzuschlag ab?

Borgmann: Das Ansinnen einer zusätzlichen Logistikpauschale ist schon vom Grundsatz her pervers. Eine der Hauptaufgaben des Großhandels liegt in der logistischen Leistung. Wofür sollen wir einen Aufschlag zahlen? Das zählt zur ureigensten Leistungsportfolio des Großhandels. Dementsprechend muss er dies auch in seiner Kalkulation berücksichtigen. Ein Eisverkäufer käme ja auch nie auf die Idee für jeden Ballen einen Kältezuschlag von 5 Cent zu fordern.

SBZ: Die Großhändler klagen über immer geringere Margen und sehen in der Transportpauschale eine gerechtere Lastenverteilung.

Borgmann: Das Problem der geringeren Margen löst der Großhandel nicht mit der Transportkostenpauschale. Kein Wunder, dass die Deckungsbeiträge pro Haus geringer werden, wenn an jeder Ecke neue Niederlassungen und Abhollager gebaut werden. Wir Handwerker können doch nichts dafür, dass es ein derartiges Überangebot gibt. Und übrigens: erst laufen die Großhändler uns die Bude ein und fahren dreimal täglich auf unseren Hof, ohne das wir das wollen und jetzt wollen sie sogar gegebenenfalls für eine einzige Anfahrt am Tag Extrageld! Das kann es doch nicht sein.

SBZ: Die Großhändler argumentierten im Oktober letzten Jahres auch mit gestiegenen Kraftstoffkosten.

Jansenberger: Wenn es wirklich darum gehen würde, wäre das Ansinnen in Anbetracht der seitdem gesunkenen Kraftstoffkosten wohl bereits wieder erledigt. Ich glaube mit den Modellen will der Großhandel gezielt für mehr Intransparenz bei der Preisgestaltung sorgen, was auch die Verweigerungshaltung bei der Durchreichung der EAN-Nummer unterstreicht.

SBZ: Wie kommen Sie darauf?

Jansenberger: Nehmen wir allein die sechs Modelle, die dem Fachverband jetzt vorliegen. Jeder Händler stellt andere Bedingungen für eine kostenfreie Anlieferung. Elmer will Transportkostenzuschläge bei Lieferscheinwerten je Liefertag unter 300 Euro. Held von 100 Euro je Anlieferstelle, Pietsch von 85 Euro je Auftrag und Mosecker spricht von 150 Euro.

»Die in Anrechnung gebrachte Logistiksicherung ist für uns eine notwendige Margenerhöhung unserer Materialerlöse … aus diesem Grund müssen wir selbst bei wieder sinkenden Rohstoffpreisen (Öl, Benzin, Strom) an dieser Sicherung unserer Marge festhalten«

Heinz und Henrik Schmidt, Großhandelshaus Heinrich Schmidt

Borgmann: Da kann ich gleich noch eine Person einstellen, der bloß für das Bestellwesen zuständig ist. In der Praxis funktioniert das nicht. Da sitzen wir doch nur noch da, um Rechnungen zu kontrollieren. Das geht doch schon damit los, dass nur ein geringer Teil der Bestellungen komplett ankommt und die Großhandels-EDV dann wohl automatisch den Mindermengenzuschlag ausweist. Ich möchte den Händler sehen, der das nach den neuen Systemen fehlerfrei abrechnet. Schon heute ist jede dritte in meinem Betrieb eingehende Rechnung fehlerhaft und muss von uns korrigiert werden. Transportkostenzuschläge würde das nur noch auf die Spitze treiben.

SBZ: Übertreiben Sie denn da nicht ein bisschen?

Borgmann: Kommen Sie einmal bei uns in Wesel vorbei, dann zeige ich ihnen in Sachen Großhandelsrechnungen was in der Praxis wirklich los ist. Von meinen 28 Mitarbeitern habe ich eine Dame beschäftigt, die fast ausschließlich Großhandelsrechnungen kontrolliert. Für die fehlerhaften Abrechnungen müsste ich den Großhändlern eigentlich eine Rechnungsunfähigkeitspauschale in Rechnung stellen. Übrigens haben die Großhandelschefs Heinz und Henrik Schmidt in einem Brief an einen Kunden zur Transportkostenpauschale wörtlich ausgeführt „Die in Anrechnung ­gebrachte Logistiksicherung ist für uns eine notwendige Margenerhöhung unserer Materialerlöse … aus diesem Grund müssen wir selbst bei wieder sinkenden Rohstoffpreisen (Öl, Benzin, Strom etc.) an dieser Sicherung unserer Marge festhalten.“ Damit gibt uns der Großhandel sogar schriftlich, dass sie mit dem Transportkostenzuschlag lediglich ihre Margen aufbessern wollen.

SBZ: Die Firmen Pietsch und Brand bieten an, dass jede Internetbestellung, ganz gleich in welcher Höhe, ohne Transportkostenpauschale ausgeliefert wird. Ist das ein gangbarer Weg?

Borgmann: Wenn ich per Internet bestelle, bekomme ich die Ware automatisch zu den hinterlegten Listenpreisen und verliere damit mal gleich 10 bis 15 % zu meinen per Telefon und Fax eingeholten Einkaufspreisen. Das kann sich heute keiner mehr leisten. Die Großhändler sollen lieber erst einmal für die Durchgängigkeit der EAN sorgen, als uns das Leben unnötig schwer zu machen.

»Die Großhändler sollen lieber erst einmal für die Durchgängigkeit der EAN sorgen, als uns das Leben unnötig schwer zu machen«

Norbert Borgmann, stellvertretender Landesinnungsmeister in FVSHK NRW

SBZ: Zahlen Sie derzeit Transportkostenzuschläge?

Borgmann: Ich bin doch nicht verrückt. Die Händler in der Region um Wesel versuchen bis auf Collin alle die Transportkostenpauschale einzufordern. Bei mir wird aber von meiner Mitarbeiterin jede Rechnung automatisch um die Transportzuschlagsposten gekürzt. Ich habe bis heute noch nicht einen Cent dafür bezahlt und werde es auch künftig nicht tun.

SBZ: Müssten Sie die Rechnungen denn nicht eigentlich unbezahlt mit dem Hinweis fehlerhaft an den Handel zurückschicken?

Borgmann: Eigentlich ja, darauf bin ich ehrlich gesagt bis jetzt noch gar nicht gekommen. Ich will mich damit nicht mehr rumärgern und werde künftig verstärkt Großhändler bei der Bestellung berücksichtigen, die mir so einen Quatsch erst gar nicht in Rechnung stellen.

SBZ: Herr Borgmann, ich verstehe Ihre Aufregung, gibt es noch weitere Argumente?

Jansenberger: Ich möchte die Fakten noch einmal kurz auf den Punkt bringen. 1. Es ist vom Grundsatz her unsinnig, eine Transportkostenpauschale zu erheben, da die Logistik zu den Kernaufgaben des Großhandels gehört. 2. Die von den Großhändlern vorgeschlagenen Abrechnungsmodelle sind allein schon wegen ihrer Komplexheit nicht zu durchschauen und schon gar nicht in der Praxis umsetzbar, ohne dass der Handwerker erhebliche Nachteile in Kauf nehmen muss. Der Fachverband lehnt eine gesonderte Berechnung von Logistikkosten allein schon aus diesen Gründen strikt ab.

SBZ: Was empfehlen Sie Ihren Mitgliedern für die tägliche Praxis?

Jansenberger: Allein schon aus kartellrechtlichen Gründen darf ich keine Empfehlung abgeben. Aber wenn ich einen Betrieb hätte, würde ich entweder die Rechnungen um die Pauschalen kürzen oder wegen Unrichtigkeit zurückschicken.

»Wenn ich einen Betrieb hätte, würde ich entweder die Rechnungen um die Pauschalen kürzen oder wegen Unrichtigkeit zurückschicken«

Alfred Jansenberger, stellvertretender Hauptgeschäftsführer in FVSHK NRW

SBZ: Wie geht es jetzt auf Verbandsebene weiter?

Jansenberger: Allein schon aus kartellrechtlichen Gründen darf ich keine Empfehlungen abgeben. Aber wenn ich einen Betrieb hätte, würde ich dem Großhändler spätestens bei jeder Bestellung mitteilen, dass ich nicht gewillt bin, Logistikpauschalen zu bezahlen. Fänden sich diese dann doch auf der Rechnung, würde ich diese entweder kürzen oder sie wegen Unrichtigkeit zurückschicken. Aus persönlichen Gesprächen mit vielen Betrieben weiß ich auch, dass selbst langjährige und gute Lieferanten­be­ziehungen vom Handwerker aufgrund dieses Themas gekappt wurden. Ich hoffe sehr, dass die Großhändler diese Reaktionen ernst nehmen.

SBZ: Herr Jansenberger, Herr Borgmann, vielen Dank für das Gespräch und Ihre Anregungen.

Ihre Meinung ist gefragt!

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