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Interview

Die Zukunft fest im Blick

Inhalt

SBZ: Wie haben Sie das SHK-Handwerk in den ersten Monaten Ihrer Amtszeit erlebt?

Helmut Bramann: Vor allem gut beschäftigt. Es ist schon bemerkenswert, wie stabil die gute konjunkturelle Lage ist. Im Moment scheinen sich ja die ökonomischen Rahmenbedingungen national wie international etwas einzutrüben. Aber noch herrscht im Handwerk eine ausgesprochen positive Stimmung. Das hat zuletzt wieder unsere vierteljährliche Konjunkturbefragung unter den organisierten Betrieben bestätigt.

Ansonsten habe ich in den ersten Monaten als Hauptgeschäftsführer des ZVSHK sehr schnell bestätigt bekommen, was das Selbstverständnis und das Selbstbewusstsein von SHK-Unternehmern ausmacht. Das SHK-Handwerk ist wirklich der Schlüsselfaktor, wenn es darum geht, essenzielle gesellschaftliche Bedürfnisse der Zukunft zu realisieren. Es gibt keine anderen Gewerke, die so unmittelbar für die zukunftsgerechte Gestaltung des Lebens- und Arbeitsumfeldes der Menschen in unserem Land tätig sind. Das macht für mich den ganz großen Reiz aus, für dieses Handwerk mit seinen vielen beeindruckenden Unternehmerpersönlichkeiten und ihren tüchtigen Mitarbeitern zu arbeiten.

SBZ: Welche „Aufträge“ leiten Sie aus diesen Punkten ab für die kommenden Aufgaben des ZV?

Bramann: Das übergeordnet wichtigste Ziel und damit die dringlichste Aufgabe ist es, den Zentralverband – und mit ihm die gesamte Verbandsorganisation – langfristig gut aufzustellen. Eine optimale Aufstellung als Dienstleister ist die Voraussetzung, um das von uns vertretene Handwerk bestmöglich unterstützen zu können und langfristig zukunftsfähig zu machen. Was unseren Innungsbetrieben hilft, hilft auch uns.

Was bedeutet das für die Verbandsangebote einem sich dynamisch verändernden Markt? Wie sollten unsere Verbandsstrukturen 2025 ausgerichtet sein, um die Bedürfnisse des Handwerks bestmöglich bedienen zu können? Hierzu gilt es Marktentwicklungen zu antizipieren. Der Prozess ist intern angestoßen, wird künftig ein wichtiger Teil unserer Verbandsfokussierung werden und läuft kontinuierlich weiter.

Wir haben inzwischen eine relativ klare Vorstellung, welche Rolle das von uns vertretene Handwerk im Jahr 2025 spielen kann und sollte. Gemeinsam mit dem neu gewählten Vorstand werden derzeit Handlungsschwerpunkte definiert. Auf die gilt es die Verbandsorganisation einzuschwören und auszurichten.

SBZ: Können Sie die Punkte gewichten? Was sind die drängendsten Aufgaben und wie wollen Sie sie angehen?

Bramann: Nun, im Fokus stehen zweifellos Themen, die auch für Sie nicht neu sind: die fortschreitende Digitalisierung, der demografische Wandel, der Fachkräftemangel und politisch bedingte Markteingriffe. Die Frage ist ja nicht, Entwicklungen zu erkennen, sondern richtig damit umzugehen.

Die Mitglieder der Organisation erwarten von ihrer Standesvertretung zu Recht Antworten und vor allem auch Angebote auf die schon heute festzustellenden tiefgreifenden Marktveränderungen. Tradierte Rollenverteilungen und Geschäftsmodelle werden teils durch externe digitalisierte Plattformanbieter, teils durch bekannte „Marktpartner“ aufgebrochen, die ihre Wertschöpfung in Leistungsbereiche des SHK-Handwerkers ausdehnen. Das große Plus unserer Betriebe ist der Vertrauensvorsprung im Kundenverhältnis. Sie dominieren den Point of Sale im Markt. Unsere Aufgabe ist, diese Position zu stärken. Warum nicht auch mit eigenen Angeboten in Bereichen, die vom Handwerker in eigener unternehmerischer Regie dem Kunden als Mehrwert vermittelt werden können?

Wir müssen als Verbandsorganisation den Größenvorteil des SHK-Handwerks effektiver als bisher einsetzen. Dazu bedarf es entsprechender Veränderungen im Leistungsangebot, aber auch in der inneren Struktur der Verbandsorganisation. Informationen müssen zielgenau und schneller transportiert werden, Hilfestellungen marktnah entwickelt und angeboten werden. Daran arbeiten wir ebenfalls. Die digitale Vernetzung von Projekten, Produkten, Prozessen und Personen steht dabei im Mittelpunkt unserer Arbeit.

SBZ: Apropos Digitalisierung, wo steht Ihrer Meinung nach das Projekt ZV Open Datapool in fünf Jahren? Was für ein Ziel wollen Sie erreichen?

Bramann: Der Open Datapool ist ein wesentlicher Baustein unserer Digitalisierungsstrategie! Damit stehen wir derzeit erst am Start. Die Möglichkeiten sind nicht im Ansatz ausgeschöpft. In fünf Jahren wird der Open Datapool die zentrale Datenplattform für alle Beteiligten im Bereich der Haustechnik sein. Basierend auf der jetzt schon bestehenden Datenqualitätsrichtlinie der SHK-Branche und weitergehenden Qualitätsstandards für Produkt- und Softwarekompatibilitäten wird er der Ausgangspunkt sein für alle Arten von angebundenen Informationsdiensten und digitalen Services. Diese werden dem Innungshandwerker bei Beratung, Planung, Verkauf, Bauausführung und Dokumentation seiner Leistungen das Leben leichter machen. Vor dem Hintergrund dieser Idee einer gemeinsam von allen Marktpartnern getragenen und gespeisten Plattform arbeiten wir derzeit mit Hochdruck daran, sowohl die Nutzerzahlen als auch die Inhalte und Anzahl der auf der Plattform vertretenen Hersteller stetig zu erhöhen.

Ich kann nur an alle Marktpartner appellieren, diese Vision mit uns zu verfolgen und nicht nur weiter dem kurzfristigen Vorteil hinterherzujagen. Diese Plattform wird unsere einzige Chance sein, branchenfremden Onlineriesen etwas entgegenzusetzen.

SBZ: Stichwort Energiewende: Energieeffiziente Heizungstechnik ist vorhanden, das Know-how bei den Heizungsbauern auch. Warum schreitet die Modernisierung in Deutschlands Heizungskellern trotzdem nur langsam voran?

Bramann: Ich kann dazu nur das wiederholen, was ich schon zu Beginn meines Amtsantrittes gesagt habe. Der kleinsten Großen Koalition aller Zeiten scheint im Moment alles wichtiger zu sein als die Förderung von Energieeffizienz und Klimaschutz. Das galt im Sommer! Das gilt jetzt noch immer.

Bei unseren Gesprächen in Berlin betonnen wir immer wieder die Bedeutung der steuerlichen Abschreibung auf energetische Sanierungsmaßnahmen als Impuls für eine wirkliche Modernisierungswelle. Da sagen dann selbst Regierungsvertreter hinter vorgehaltener Hand, dass die Regierung in diesem Punkt ein Trauerspiel bietet. Immer wieder angekündigt, bis heute nicht realisiert. So verunsichert man potenzielle Investoren.

Ausgesprochen ärgerlich wird es, wenn dem Handwerk dann zu allem Überfluss auch noch vorgeworfen wird, es bilde wegen fehlender Fachkräfte aktuell den Flaschenhals für die Energiewende im Wärmemarkt. Solche pauschalen Vorwürfe lenken von eigenen Versäumnissen ab und werden deshalb wohl zurzeit gerne in den Mund genommen. Das besagte Trauerspiel ist eines dieser Versäumnisse, klare und verlässliche Botschaften in den Markt zu senden.

Wir lassen uns in unserer politischen Arbeit aber dadurch nicht beirren. Vor dem Hintergrund der Entwicklungen in unserem Parteienspektrum sehe ich sogar gute Chancen, mit unseren Themen durchzudringen. Kein Thema ist besser geeignet, die Klimaschutzziele der Grünen mit konservativen Sehnsüchten nach Heimat zu verbinden: Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen bedeutet Klimaschutz, regionale Wertschöpfung in Deutschland und Investitionen in die Eigenheime der Deutschen. Damit können Abgeordnete in ihren Wahlkreisen punkten.

SBZ: Welchen Einfluss kann der Zentralverband da auf die politisch Verantwortlichen im Bund überhaupt ausüben?

Bramann: Uns hört man zu und nimmt uns ernst. Das ist schon sehr viel wert, angesichts der aktuellen bundespolitischen Wetterlage. Vor allem auf der Arbeitsebene der für uns wichtigen Ministerien sieht man uns als fachlich versierten Partner. Denn wir vertreten das Handwerk, das zwei gesellschaftlich relevante und zukunftsweisende Aufgaben maßgeblich mit lösen helfen muss. Das ist die besagte Energiewende im Wärmemarkt. Das ist aber auch die Bedarfsdeckung beim Bau altersgerechter Wohnungen. Ein Thema, das wir hier jüngst gegenüber der Politik ins Spiel gebracht haben, ist das Pflegebad. Mit der von uns erstellten Studie zum Thema „Pflegebad 2030“ haben wir die Politik auf das große Problem unzulänglich ausgestatteter Bäder in Deutschland aufmerksam gemacht, die eine Pflege zu Hause erschweren.

Generell lässt sich sagen: Der Zentralverband betreibt seine politische Arbeit so transparent wie möglich. Das heißt die übergeordneten Themen und politischen Positionen werden intensiv begleitet von einer effektiven öffentlichen politischen Kommunikation. Darüber hinaus richtet sich die politische Verbandsarbeit aus an der Grundbedingung, dass politische Entscheidungsträger immer unterschiedliche Interessen zum Ausgleich zu bringen haben. Der erfolgreich agierende Verband darf sich in heutiger Zeit nicht von den politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen abkoppeln, sondern muss sich vielmehr in die dabei entstehenden öffentlichen Debatten einbringen. Das wieder macht sein Handeln transparent.

In diesem Sinne vermittelt der Zentralverband Informationen aus seinem Wirtschaftskreis, die der Politik und Administration einen deutlichen Mehrwert für die Entscheidungsfindung verschaffen. Wir sind inzwischen gelernter Ansprechpartner für die Politik und werden diese Position unter meiner Führung weiter ausbauen.

SBZ: Mit viel Energie hat der ZV in der jüngeren Vergangenheit auf Bundesebene auch Förderprogramme wie das zum Heizungspumpentausch angestoßen. Der anfänglichen Euphorie ist bald Ernüchterung gefolgt, da selbst diese minimal-invasive Maßnahme an der Heizungsanlage noch lange nicht in jedes Angebot aufgenommen wird. Was ist von Verbandsseite noch zu tun?

Bramann: Hier müssen wir ehrlicherweise zugeben, dass das Programm in einer Zeit ins Leben gerufen wurde, in dem die Auftragsbücher der Betriebe ohnehin bestens gefüllt waren. Daran hat sich bis heute auch nichts geändert. Wir werden aber auch da nicht nachlassen. Wir werden Betriebe sowie deren Kunden weiter kontinuierlich über diese tolle Möglichkeit, Energie zu sparen, informieren und wir feilen derzeit gemeinsam mit Herstellervertretern auf politischer Ebene auch daran, das Programm mit konkreten Vorschlägen noch attraktiver zu gestalten. Ansonsten gilt: Ein klares Bekenntnis vonseiten der Politik zu Klimaschutz und CO²-Minimierung würde dabei zweifelsfrei helfen. Zurzeit haben wir auf Kundenseite einfach zu viel an Verunsicherung, was Förder- und Abschreibemöglichkeiten angeht.

SBZ: Mal weg von den Details, hin zum großen Ganzen. Wie definieren Sie generell die Verbandsarbeit eines ZVSHK? Oder besser: Wie sieht in Ihren Augen erfolgreiche Verbandsarbeit im 21. Jahrhundert aus? Für Ihre Mitglieder ebenso wie für die Innungsbetriebe?

Bramann: Um die Marktstellung des SHK-Handwerks zu behaupten und auszubauen, bedarf es Veränderungen im Leistungsangebot und in der inneren Struktur der Verbandsorganisation. Ich denke, hierauf bin ich in den meisten meiner Antworten schon detailliert eingegangen Wir werden aber auch klarer als bisher abgrenzen zwischen Trittbrettprofiteuren unserer fachlichen Arbeit und der politischen Lobbyerfolge und denjenigen, die sich als Innungsbetriebe bezüglich der notwendigen Branchenarbeit ihres Verbandes solidarisch zeigen. Letztendlich sind wir Dienstleister unserer Mitglieder. Alle Verbandsaktivitäten und Verbandsdienstleistungen werden sich künftig daran messen, welchen Mehrwert sie für unsere Mitglieder bringen.

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