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Jenseits der Fachregeln

Titanzink-Dach auf Stelzen

Auf einem ehemaligen Industriegelände in Frankfurt-Bockenheim ist in den letzten Jahren das Viertel „City-West“ entstanden. Neben einem neuen Wohnquartier wurden entlang der Theodor-Heuss-Allee zahlreiche Hochhäuser für Hotels, Banken und Versicherungen errichtet. Unter einem besonders eindrucksvollen Dach hat die Zentrale der Direktbank ING-DiBa ihren Platz gefunden. Über sieben, mit grünem Naturstein bekleideten Geschossen und dem voll verglasten Treppenhaus schwebt mit einigem Abstand ein weit auskragendes Metalldach, das an den Flügel eines Flugzeugs erinnert. Der Entwurf stammt von dem Frankfurter Architekten Jo. Franzke, der dem Bankgebäude mit seinem glänzenden Flügeldach einen unverwechselbaren Charakter verlieh und zugleich alle haustechnisch notwendigen Dachaufbauten gekonnt darin integrierte.

Rautendeckung mit Titanzink

Die Entwurfsidee, das Dach einem Flugzeugflügel nachzuempfinden, wurde durch eine geradezu aerodynamische Formgebung und eine glänzende Oberfläche aus Metall umgesetzt. Nach intensiven Materialstudien fiel die Entscheidung für werkseitig hellgrau vorbewitterte Rauten aus Titanzink der Marke VM Zinc. Echter Knackpunkt: Die Rauten sollten nicht nur die geneigten Flächen bekleiden, sondern ringsum angebracht werden – auch am praktisch gefällefreien Scheitelpunkt auf der Oberseite des Dachflügels. Verlegt man eine herkömmliche Rautendeckung, bei der die Titanzink-Elemente lediglich durch Einhangfalze verbunden sind, an solcher Stelle mit 0°-Neigung, bedeutet das für einen Klempnerfachbetrieb allerhand Risiko. Doch die beiden Klempnermeister Jürgen und Armin Kaupp aus Schramberg im Schwarzwald nahmen die Herausforderung an und machten sich an die Ausführung „jenseits der Fachregeln“.

Stabil und wetterfest

Das Tragwerk des schwebenden Daches besteht aus T-Trägern HEA 120, die mit 80 x 5 mm starken Rechteckrohren ausgefacht sind. Um die geschwungene Flügelform herzustellen, mussten die T-Träger bombiert werden. Der Obergurt wurde mit einem Radius von 39,85 m, der Untergurt mit einem Radius von 16,85 m gerundet. Auf die Stahlkonstruktion setzten die Monteure eine Trapezblech-Schale aus verzinktem Stahl in 0,88 mm Stärke. Als nächste Schicht verlegten sie darauf 1 mm dicke Galvalume-Stahltafeln. Die wasserdichte Dachhaut darüber besteht aus einer 1,5 mm starken NSK-Dachbahn, die traufseitig in die innen liegende Dachrinne angeschlossen wurde, um eventuell anfallendes Leckagewasser sicher ableiten zu können. Um zusätzlich auf Nummer sicher zu gehen, schlugen die Klempnerprofis für die Titanzink-Bekleidung rückseitig korrosionsgeschütztes VM Zinc Plus vor. Die patentierte Bandbeschichtung auf der Rückseite besteht aus einer zweikomponentigen, 60 µm starken Polyurethan/Polyamid-Verbindung, und in der Grundierung sind zudem Korrosionshemmstoffe enthalten. Dieses Material besitzt weiterhin seine „zinktypischen Eigenschaften“ und lässt sich in gewohnter Handwerkstechnik verarbeiten. Profilieren, Kanten, Falzen und Runden ist problemlos möglich, lediglich beim Weichlöten müssen die entsprechenden Bereiche der Beschichtung abgeschabt werden. Die Großrauten wurden vom Band aus 670 mm breiten Zinkcoils gefertigt. Aus dem Zuschnittmaß von 1,46 m x 0,67 m ergab sich ein Deckmaß von 1,35 m x 0,6 m. Vollflächig auf die Galvalume-Stahltafeln aufgelegt, konnten die Rauten mit Edelstahlhafte unabhängig vom Verlauf der Hochsicken befestigt werden.

Zusätzlich zu den Dachflächen verlegten die Schramberger Klempner noch weitere 500 m² Fassadenfläche und 500 m2 Sheddach mit vorbewittertem Quartz-Zinc im Stehfalzsystem. Alles in allem eine große Herausforderung, die mit reichlich Erfahrung und viel handwerklichem Können gemeistert wurde. Nicht zu unterschätzen ist die Verantwortung, die die Firma Kaupp für die Ausführung der Klempnerarbeiten „jenseits der Fach­regeln“ übernahm.

Bautafel

Objekt:

ING DiBa Bürogebäude in Frankfurt am Main

Architekt:

Jo. Franzke, Architekt BDA, Frankfurt

Ausführender Klempnerfachbetrieb:

Kurt Kaupp GmbH, Schramberg

Material-Hersteller:

Umicore Bausysteme GmbH, Essen

Weitere Informationen

Unser Autor Uwe Nagel leitet die Anwendungstechnik der Umicore Bausysteme GmbH, 45326 Essen, Telefon (02 01) 8 36 06 81, Telefax (02 01) 8 36 06 89, E-Mail: uwe.nagel@umicore.com

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