Die klempnertechnische Verarbeitung zeitgemäßer Baumetalle nach individuellen Entwürfen liegt im Trend. Für praktisch alle Gebäude, vom Wohnhaus bis zum Flughafen, vom Kindergarten bis zur Messehalle. An der Metallanwendung interessierte Handwerker und Architekten haben interessante Beispiele dafür geschaffen. Sie variieren die zur Auswahl stehenden metallischen Werkstoffe und deren zahlreiche Oberflächenvarianten. Dazu kommen unterschiedliche Ausführungstechniken, die verschieden strukturierte Flächen und Bauteile ergeben. Außer bleibendem Nutzwert und langzeitsicherem Schutz vor schädigenden Witterungseinflüssen bieten metallische Gebäudehüllen sehenswerte Architektur mit hohem Aufmerksamkeitswert.
Handwerkliche Lösungen
Von traditionellen Vorbildern und handwerklichen Praktiken der unterschiedlichen Metallbedachungen stammen die häufig ausgeführten Falz- und Leistendeckungen. Dazu kommen Deckungen mit kleinen, schuppen- oder schindelförmigen Elementen. Ihre technischen Details hinsichtlich Scharbreiten und -längen, Befestigung mit Haften, praxisgerechten Metalldicken und vielem anderen sind vorrangig in den Fachregeln des Klempnerhandwerks und in den Verarbeitungsempfehlungen der Werkstoffhersteller festgelegt. Die bekanntesten Verlegetechniken sind die Doppelstehfalz-, Winkelstehfalz- und Leistendeckung sowie für kleinformatige Deckungen, die Rautentechnik und ihre Abwandlungen. Verbesserte Werkzeuge und Maschinen haben die traditionellen Verlegetechniken immer mehr perfektioniert. Nützlich waren auch Optimierungen im Bereich der Metalle und Oberflächenvarianten verschiedener Art, die zu erstklassigen Arbeitsergebnissen beitragen. Nicht zuletzt findet auch immer exaktere Detailplanung, unterstützt durch Computerprogramme, und objektbezogene Vorfertigung ihren Niederschlag in der Qualität kontemporärer Klempnertechnik.
Dach- und Fassadensysteme
Im Gegensatz zu traditionellen handwerklichen Ausführungen stehen neuere Bedachungs- und Fassadensysteme in Metall. Sie werden von verschiedenen Herstellern in unterschiedlichen Formen und Materialien industriell vorgefertigt. Charakteristische Beispiele hierfür sind mit Rollformern hergestellte, in Richtung Traufe-First verlaufende, lange Klemmfalzprofilbahnen mit erhöhten und ausgesteiften Falzen. Auch die bekannten klassischen Trapezprofile gehören zu diesen Systemen. Ein weiteres typisches Beispiel sind treppenförmig angeordnete, parallel zur Traufe verlaufende Dachelemente, zum Beispiel das „Quick Step-Treppendach“ des Dattelner Herstellers Rheinzink. Auch im Fassadenbereich und für Giebel-, Erker- und Brüstungsbekleidungen finden immer mehr Systemlösungen Anwendung. Zum Beispiel Paneelsysteme, Kassetten- und Wellprofile, wiederum nach exakter Planung herstellerseitig objektbezogen oder in Serie vorfabriziert.
Verlegetechnik beeinflusst Aussehen
Das jeweils gewählte Metall und die objektspezifische Ausführungsart beeinflussen das Aussehen derartiger Dächer und Fassaden. Die verschiedenen Verlegetechniken bewirken eine charakteristische Gliederung der Oberfläche sowie typische Strukturierung und Farbgebung. Die häufig ausgeführten Verbindungen in Falztechnik ergeben schlank gegliederte Flächen mit sehr lebhafter Licht-/ Schattenwirkung. Dagegen erzielt man mit der Leistentechnik optisch stärker betonte, kräftig gerasterte Flächen. Bekleidungen oder Deckungen in Rautentechnik erinnern prinzipiell an Schindel- oder Schieferdächer. Mit Großrauten wird eine abwechslungsreiche, auf den Grundformen der Bekleidungselemente beruhende Flächengliederung erzielt, die auch an Natursteinmauerwerk erinnert. Interessante Variationen hierzu werden mittels Diagonal- und Vertikalverlegung erzielt. Bedachungen und Fassaden aus vorgefertigten metallischen Systemelementen wirken im Gegensatz zu handwerklichen Verlegungen strenger und gleichmäßiger, da Profilstrukturen, Kanten, Ecken, Anschlüsse und Übergänge durch die maschinelle Vorfertigung insgesamt exakter, flächenbündiger und perfekter anmuten. Auch bringt die unterschiedliche Profilgestaltung bei Wellen, Paneelen, Kassetten und Bändern mit Schattenfugen und reliefartigen Vor- und Rücksprüngen eine gewisse Dreidimensionalität in Deck- oder Bekleidungsflächen. Ein typisches Beispiel dafür ist das Quick Step-Treppendach mit seinen stufenförmig abgetreppten Deckelementen.
Vielfalt bei den Metallen
Zur Ausführung von Metallbedachungen, Fassaden, Außenwand- und Giebelbekleidungen steht eine Vielzahl unterschiedlicher Werkstoffe zur Verfügung. Die Entscheidung für ein bestimmtes Metall wird von verschiedenen Faktoren bestimmt. Neben regionalen Vorlieben und eingeführten Verarbeitungsgepflogenheiten für bestimmte Metalle sind vor allem auch die architektonischen Ideen der Planer und Vorstellungen der Bauherren zu berücksichtigen. Ist doch die Materialauswahl entscheidend für das Erscheinungsbild des Bauwerks und für Nutzungsdauer, Wirtschaftlichkeit und Gestaltungspotenzial der metallischen Gebäudehülle. Unter den zur Verfügung stehenden Materialien bieten sich insgesamt sechs praxisbewährte Metalle zur Auswahl. Klempnertechnisch eingesetzt bzw. objektspezifisch vorgefertigt werden sie als Bänder, Tafeln und Profile, so genannte Dünn- oder Feinbleche. In alphabetischer Reihenfolge sind es: Aluminium, Blei, Edelstahl, Kupfer, Titanzink und kontinuierlich bandverzinktes Stahlblech. Diese „Basismetalle“ werden entsprechend den Anforderungen des Marktes jeweils durch mehrere unterschiedlich oberflächenbehandelte Varianten ergänzt, so dass schon allein vom Material her eine Vielzahl verschiedener Einsatzmöglichkeiten gegeben ist. Beispiele für gängige Oberflächenbehandlungen sind, je nach Basismetall, farbige Beschichtungen, Metallüberzüge, Vorbewitterung, anodisches Oxidieren und mechanische Maßnahmen wie beispielsweise Walzmattieren und Strukturieren. Als ein eher „exotisches“ Material wird seit einigen Jahren gelegentlich auch Titan, ein sehr leichtes, zähes Metall, für Gebäudehüllen oder Bedachungen verwendet.
Dach- und Fassadenaufbau in der Praxis
Unterschiedliche Verlegungsarten haben sich in der Baupraxis durchgesetzt. Prinzipiell dient die äußere metallische Hülle als langlebiger Wetterschutz, der mittels Trage- oder Haltekonstruktionen positioniert und in Dach- und Fassadenunterkonstruktion integriert wird; nach dem Aufbau wird zwischen belüfteten und unbelüfteten Ausführungen unterschieden. Nach der Verlegeart zwischen vollflächig unterstützten und selbsttragenden Konstruktionen. Für die Unterkonstruktion bieten sich verschiedene Lösungen an: traditionell in Holz oder Holzwerkstoffen, Metallprofile/Konsolsysteme oder in Form massiver, wärmegedämmter Bauteile. Aufbau und Funktionsschichten müssen so beschaffen sein, dass die Forderungen nach Wetter- und Standsicherheit, Brandschutz, Wärme- und Feuchteschutz erfüllt werden. Die dauerhafte Funktionssicherheit der sehr wichtigen Luftdichtungsebene zum Rauminneren hin muss gewährleistet sein. Ausführliche Einzelheiten und Hinweise für unterschiedliche Metalle, Verlegetechniken, Tabellen und Normen finden sich in den bekannten Regelwerken, zum Beispiel in den Klempnerfachregeln des ZVSHK. Aber auch die Verarbeitungsempfehlungen der Metallhersteller und ihre weiterführende Fachliteratur, je nach verwendetem Metall, bieten nützliche Informationen.
Die Metallverarbeitung zählt zu den wichtigsten Arbeitsbereichen des Klempners. Insbesondere bei Bedachungen und Fassaden. Dies geht auch aus der Tatsache hervor, dass im aktuellen Bauen immer öfter Metalle als schützende Wetterhaut und zugleich als architektonisches Gestaltungsmittel eingesetzt werden; bei neu errichteten Gebäuden ebenso wie in der Altbauerneuerung. Anhand aktueller Bildbeispiele unterschiedlicher Bauwerke und einer Schilderung ausführungstechnischer Möglichkeiten, zeigt dieser Beitrag einen Querschnitt des aktuellen Baugeschehens und der klempnertechnischen Ausführung zeitgemäßer Metallarbeiten.
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Unser Autor Leo Felix ist in den Bereichen Klempnertechnik und Metallverarbeitung seit vielen Jahren fachpublizistisch aktiv. Er berichtet über aktuelle Bauwerke, Fachmessen, Produktneuheiten und Branchen-Events. Kontakt bitte nur über die SBZ-Redaktion.